Cordoba (Argentinien)

Cordoba (Argentinien)

Córdoba ist mit 1,3 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Argentiniens. Sie liegt etwas nördlich des geografischen Zentrums des Landes, ist Hauptstadt der Provinz Córdoba, größte Stadt der Región Centro sowie industrielles und kulturelles Zentrum Zentralargentiniens mit einer der bedeutendsten Universitäten des Landes, der 1613 gegründeten Universidad Nacional de Córdoba. Wegen vieler Bauten aus der Kolonialzeit wird sie auch von zahlreichen Touristen besucht.

Die Stadt befindet sich im Übergangsgebiet zwischen den Sierras de Córdoba im Westen und einer geografisch zwischen Pampa und Chaco aufgeteilten Ebene im Osten, die eines der produktivsten Landwirtschaftsgebiete Argentiniens ist. Sie nimmt für einen weiten Teil des Umlandes sowie in Teilen auch für Nordwestargentinien die Funktion des wichtigsten Verkehrs- und Dienstleistungszentrums ein.

Der vollständige Name lautet Córdoba de la Nueva Andalucía (Córdoba von Neu-Andalusien) und wurde von der andalusischen Stadt Córdoba abgeleitet. Córdoba wird im Volksmund wegen der Universitäten und anderen Lehrinstitute auch als La Docta („die Gelehrte“) bezeichnet, ebenfalls als ciudad de las campanas („Stadt der Glocken“) wegen der vielen Kirchen. Heute wird sie von den Bewohnern der Provinz und besonders der Vororte oft nur Capital (Hauptstadt) genannt.

Stadtwappen

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Córdoba liegt im Tal des in Ost-West-Richtung verlaufenden Río Suquía (alternativ Río Primero), der im Stadtgebiet zahlreiche Kehren schlägt und das Zentrum am Südufer vom sogenannten Oberen Córdoba (Alta Córdoba) im Norden abgrenzt. Westlich des Zentrums mündet der einzige andere Wasserlauf von Bedeutung, der heute weitgehend kanalisierte Bach Arroyo de La Cañada, in den Suquía.

Satellitenbild

Die Umgebung von Córdoba gehört zum Schnittraum zweier Großlandschaften: den Sierras de Córdoba als östlichste Bergkette der Sierras Pampeanas im Westen sowie der Ebenen im Osten, einem Übergangsgebiet zwischen Pampa und Gran Chaco. Das Stadtgebiet selbst ist wellig und liegt auf einer Höhe von 370 bis 520 Meter. Das Zentrum und die Stadtviertel nahe dem Río Suquía liegen dabei in einem bis zu vier Kilometer breiten Talkessel etwa auf Flusshöhe, die weiter entfernten Gebiete liegen zwischen 50 und 150 Meter über diesem Niveau. Abgesehen von einigen niedrigen Hügeln im Nordwesten wie dem Cerro de las Rosas gibt es keine nennenswerten Erhebungen; was sich jedoch schon wenige Kilometer weiter westlich, in den Gebieten der Vororte Villa Allende, Mendiolaza, Unquillo, La Calera und Saldán ändert, wo die ersten Ausläufer der Sierras de Córdoba zu finden sind. Höchste Erhebung des Großraums Córdoba ist der Cerro Pan de Azúcar (Zuckerhut) (1.290 m) westlich von Unquillo.

Natur und Umwelt

Flächennutzung im Stadtgebiet: gelb - bebautes Gebiet, grün: für Landwirtschaft reserviert, rot: öffentliche und militärische Einrichtungen

Die ursprüngliche Vegetation in der Umgebung von Córdoba war Trockenwald, der bis Mitte des 19. Jahrhunderts die gesamte Provinz Córdoba mit Ausnahme des extremen Südostens bedeckte. Mit der landwirtschaftlichen Erschließung des Gebiets wurde diese Vegetation stark zurückgedrängt, sie ist heute nur noch in den Sierras de Córdoba sowie im Nordwesten der Provinz vorherrschend. Man spricht in diesem Kontext oft vom Vordringen der feuchten Pampa, da heute die Umgebung von Córdoba landschaftlich kaum noch von der Region der feuchten Pampa (z. B. Provinzen Buenos Aires und Santa Fe) zu unterscheiden ist. Ausnahme sind einige Gebiete im Nordwesten des Stadtgebietes, in dem noch Trockenwald zu finden ist. Von den 562 km² des Stadtgebietes sind heute etwa 300 bebaut, 180 sind für landwirtschaftliche Aktivitäten reserviert. Der Rest verteilt sich auf ungenutzte Flächen und Parkanlagen.

Wie jede Großstadt hat auch Córdoba mit Umweltproblemen zu kämpfen. Im Zentrum und einigen Stadtvierteln ist die Luftverschmutzung hoch, auch wenn es wegen des relativ windigen Klimas kaum nennenswerten Smog gibt. Dennoch sorgt der Straßenverkehr trotz Modernisierung des Fuhrparks für hohe Schadstoffraten an den Hauptverkehrsachsen, und in einigen Stadtvierteln gibt es besonders viele Krebsfälle, vermutlich durch die Nähe zu Feldern, auf denen Insektizide ausgebracht werden,[1] sowie bis 2002 durch die Verwendung krebserregender Stoffe in Transformatoren des Stromnetzes.[2] Auch die Wasserverschmutzung, vor allem des Río Suquía, stellt trotz mehrerer Kläranlagen immer noch ein großes Problem dar und mindert die Qualität des Trinkwassers in den unterhalb von Córdoba gelegenen Ortschaften.

Ein wachsendes Problem ist die Zersiedelung des Stadtraums vor allem an der nordwestlichen Peripherie sowie im Valle de Punilla westlich von Córdoba, wo weite Räume mit Wochenendhauskolonien, neuen Stadtvierteln und Country Clubs (geschlossene Wohnanlagen) zugebaut worden sind und der Bestand mehrerer Tierarten, wie etwa des noch vor kurzem weit verbreiteten Puma, in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert wurde. Eine weiträumige Fläche zwischen Córdoba und Villa Carlos Paz gehört derzeit noch dem Militär und wird nur zur Viehzucht genutzt. Es gibt Bestrebungen, das Gebiet in ein Naturreservat umzuwandeln, um zu verhindern, dass die Stadt sich in diese wichtige Pufferzone ausdehnt. Ein ebenfalls mit dem Wachstum der Stadt verbundenes Problem ist die Flächenversiegelung durch die immer höhere Gebäudedichte und Ausdehnung des bebauten Gebietes, die den Wasserkreislauf in der Stadt behindert. Daher kommt es bei stärkeren Niederschlägen, insbesondere bei den im Sommer häufigen Gewittern, fast immer zu Überschwemmungen in zahlreichen Stadtvierteln. Diese negativen Auswirkungen werden durch den Ausbau der Kanalisationssysteme schrittweise gelindert.

Nachbargemeinden und -departamentos

Das Departamento Capital (rot) und die weiteren Departamentos der Provinz Córdoba

Die Stadt bildet nicht nur eine eigene Gemeinde (municipio), sondern auch ein eigenes Departamento Capital („Hauptstadt-Departamento“, vergleichbar mit einem Stadtkreis), das die Form eines Quadrats mit 22 km Seitenlänge hat. Dieses Gebiet grenzt im Nordwesten, Norden und Nordosten an das Departamento Colón, in dem sich die größten Vororte der Stadt befinden, und im Südosten, Süden und Westen an Santa María.

Im Uhrzeigersinn grenzt die Stadt im dichtbesiedelten Norden an folgende Gemeinden (municipios und comunas) des Departamento Colón: im Nordwesten an La Calera, den ältesten und heute größten direkt angrenzenden Vorort, Dumesnil, Saldán, Villa Allende und Mendiolaza, allesamt wohlhabende Schlafstädte, im Norden an das fast als Elendsviertel anzusehende Villa Los Llanos – Güiñazú Norte sowie das ländlich geprägte Colonia Tirolesa und im Nordosten an den schnell wachsenden Arbeitervorort Malvinas Argentinas an der Ruta Nacional 19, der Verbindung nach Santa Fe.

Im deutlich weniger dicht besiedelten Süden grenzen folgende Gemeinden des Departamento Santa María an Córdoba (im Uhrzeigersinn): die schnell wachsende Schlafstadt Toledo im Südosten an der Ruta Nacional 9, die kleinen Orte Lozada, Bouwer (Sitz des wichtigsten Gefängnisses) und Los Cedros im Süden sowie das von geschlossenen Wohnanlagen geprägte Malagueño an der Autobahn Córdoba – Villa Carlos Paz, dem wegen der strategisch günstigen Lage ein sehr schnelles Wachstum prognostiziert wird.

Klima

Klimadiagramm Córdoba

Das Klima in der Stadt ist warmgemäßigt mit einer Durchschnittstemperatur von 17,6 °C im Jahr; die durchschnittlichen Tagesextreme liegen bei 24,5/10,6 °C und die Niederschlagsrate bei 678 Millimeter im Jahr.[3]

Es gibt eine ausgeprägte Regenzeit im Sommer (November bis März) mit einem Maximum der Niederschläge im Dezember. Der Winter ist dagegen so trocken, dass im Spätwinter in einigen Vororten der Stadt häufig Wasserknappheit herrscht. Von der Art der Niederschläge überwiegen im Sommerhalbjahr Gewitterregen, während im Winterhalbjahr leichte Nieselregen dominieren und die Gewitteraktivität deutlich zurückgeht.

Charakteristisch sind das ganze Jahr über starke Temperaturschwankungen. Diese rühren zum einen aus der von Gebirgen relativ ungeschützten Lage der zentralargentinischen Region her, was dazu führt, dass sich sowohl tropische als auch polare Luftmassen je nach Wetterlage schnell großräumig ausbreiten können; dies geschieht in Form von Windsystemen wie dem Pampero (trockener Südwestwind), Sudestada (feuchter Südostwind) und Norte (feuchter Nordostwind). Zweitens ist der maritime Einfluss durch die relativ große Entfernung vom Atlantischen Ozean begrenzt, was weit höhere und niedrigere Extremtemperaturen als etwa in der Region um Buenos Aires zulässt; so liegt das absolute Maximum von Córdoba mit 45,6 °C deutlich über dem von Buenos Aires (37,8 °C) und nur wenig unter dem Wert des südamerikanischen Hitzepols (48 °C). Zum dritten prägen lokale Winde das Klima. Der bedeutendste ist der Zonda, ein dem Föhn vergleichbarer Fallwind, der von den Anden her vor allem im Spätwinter und Frühling für extrem niedrige Luftfeuchtigkeit und sehr hohe Schocktemperaturen teilweise über 40 °C sorgt, die oft nur wenige Stunden lang anhalten und dann wieder drastisch abfallen.

Besonders nachts ist die Temperatur im Talkessel des Zentrums bis zu 5 °C höher als in den höhergelegenen Außenbezirken. Wegen des angenehmeren, kühleren Klimas und der geringeren Luftverschmutzung liegen die reicheren Stadtviertel vornehmlich auf den Hügeln der Nordweststadt.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und Regentage für Córdoba (Argentinien)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 32 31 28 25 21 19 19 20 23 26 28 31 Ø 25,3
Min. Temperatur (°C) 17 16 14 11 7 4 4 5 8 11 13 16 Ø 10,5
Regentage (d) 8 9 9 6 4 2 2 1 3 7 9 10 Σ 70
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Quelle: [4]

Stadtgliederung

CPC-Zonen

Die Stadt ist seit 1994 in zehn Zonen eingeteilt, die den sogenannten CPC (Centros de Participación Comunal – Kommunale Beteiligungs-Zentren) unterstehen. An den CPC können die Bürger der Stadt bis auf wenige Ausnahmen alle Formalitäten erfüllen. Die meisten CPC und ihre abhängigen Zonen sind nach den Stadtvierteln benannt, in denen sie stehen, jedoch nicht mit ihnen identisch. Andere CPCs wurden nach der Straße, in der sie sich befinden, oder einer markanten Einrichtung in der Nähe benannt.

Nr. CPC-Zone Gebiet Einwohnerzahl Karte (dunkelgrün: bebautes Gebiet)
1 Centro América Norden 135.267
2 Monseñor Pablo Carrera Norden 87.242
3 Argüello Nordwesten 137.730
4 Avenida Colón Westen 105.702
5 Ruta 20 Südwesten 117.265
6 Villa El Libertador Südwesten 127.668
7 Empalme Südosten 210.154
8 Pueyrredón Osten 69.805
9 Rancagua Nordosten 80.298
10 Mercado de la Ciudad Zentrum 130.632

Das CPC Centro América hat inzwischen ein Unter-CPC im abgelegenen Stadtviertel Guiñazú.

Stadtviertel

Córdoba ist weiterhin in 401 Stadtviertel eingeteilt, von denen einige wiederum in verschiedene Sektionen unterteilt sind. Sieht man diese ebenfalls als eigenständige Viertel, so erhöht sich die Zahl auf 456.[5] Die hohe Anzahl erklärt sich damit, dass größere Baugebiete an der Peripherie meist als neue Viertel gelten, deswegen erhöht sich deren Anzahl ständig. Viele dieser Stadtviertel haben nur wenige hundert Einwohner, nicht in dieser Zahl eingeschlossen sind dagegen die etwa 100 informellen Siedlungen (Villas Miserias).

Nueva Córdoba mit der Kapuzinerkirche und dem Paseo del Buen Pastor

Südlich vom Zentrum liegt das heute besonders als Studentenviertel bekannte Nueva Córdoba, in dem versucht wurde, Hochhäuser und Altbauten aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert harmonisch miteinander zu integrieren. Nueva Córdoba ist eines der Zentren des Nachtlebens und der Gastronomie der Stadt. Südlich schließt die Universitätsstadt (Ciudad Universitaria) an, die etwa fünf Quadratkilometer umfasst und parkähnlich gestaltet ist. Dahinter befinden sich die für argentinische Städte typischen Peripherie-Viertel.

Alberdi ist ein traditionelles Stadtviertel westlich des Zentrums, südlich des Río Suquía. Es erlangte besondere Berühmtheit beim Cordobazo-Aufstand 1969, als es gemeinsam mit dem südlich davon gelegenen Viertel Bella Vista das Zentrum der Unruhen und Demonstrationen war. Alberdi ist ein Studenten- und Arbeiterviertel mit einigen nachts recht gefährlichen Bereichen.

Alta Córdoba, ebenfalls ein traditionsreiches Viertel mit vielen Altbauten, liegt fünf Kilometer nördlich des Zentrums und hat ein eigenes Leben entwickelt. Vor allem ist es als Künstlerviertel bekannt, mit vielen Bars und Kulturzentren. Ähnliches gilt für das östlich des Zentrums gelegene Viertel San Vicente, in dem ein traditionsreicher Karneval gefeiert wird, der heute wegen des gestiegenen Publikumsinteresses im Park Parque Sarmiento südwestlich dieses Viertels stattfindet.

Der Cerro de las Rosas (span. für Rosenberg) und die angrenzenden Viertel Villa Belgrano und Argüello sind zwar relativ neu, haben sich jedoch zu den Szenevierteln der Oberklasse der Stadt entwickelt. Cerro de las Rosas, meist nur mit Cerro bezeichnet, liegt auf einem Hügel im Nordwesten der Stadt acht Kilometer vom Zentrum entfernt und hat sehr viele Restaurants und Diskotheken sowie ein eigenes Einkaufszentrum. Die ausgeprägte Identität dieses Viertels wird daran deutlich, dass dort eine eigene Boulevardzeitschrift (Las Rosas) herausgegeben wird. Die Gegend ist von Villen mit weitläufigen Grundstücken geprägt.

Ballungsraum Gran Córdoba

Der Ferienort Villa Carlos Paz ist nach Córdoba selbst der größte Ort im Ballungsraum

Da das Departamento Córdoba Capital, das offizielle Stadtgebiet, von der Fläche her mit 562 Quadratkilometern großzügig bemessen ist, begann die Stadt anders als die meisten anderen argentinischen Großstädte erst seit den 1970er-Jahren allmählich, an ihren Ausfallstraßen über die Stadtgrenzen hinauszuwachsen. Seitdem hat sich das Wachstum der Vororte des sogenannten Gran Córdoba, des Ballungsraums um die Stadt, deutlich beschleunigt, während Córdoba selbst nur noch relativ langsam wächst. Dennoch werden die Leerräume im Stadtgebiet schnell von neuer Bebauung bedeckt, insbesondere durch die Umsiedlung von Elendsvierteln in Sozialwohnungsviertel an der Peripherie.

Das schnellste Wachstum erlebte ein weitläufiges Gebiet nordwestlich der Stadt, das Sierras Chicas genannt wird und sich bis etwa 50 Kilometer außerhalb der Stadt an der Bergkette Sierra Chica entlang erstreckt. Die meisten Orte dieser Region waren lange touristisch geprägt, haben sich jedoch heute in Wohnvororte gewandelt. Die größten Städte dieser Region sind La Calera, Villa Allende, Río Ceballos und Unquillo. Ihr Charakter ist geprägt von durchgängiger, aber lockerer Bebauung, Country Clubs, Sportgeländen, Badestränden und nächtlichen Vergnügungsstätten sowie etwas Industrie und Landwirtschaft.

Erst seit den 1980er-Jahren wuchs Córdoba auch nach Norden und Osten, wo insbesondere ärmlichere Ansiedlungen entstanden, wie etwa Güiñazú, Juárez Celman, Malvinas Argentinas und Monte Cristo. Diese Orte erlebten in den Krisenjahren 1989–91 und 1998–2003 ein starkes Bevölkerungswachstum vor allem wegen der niedrigen Grundpreise.

Weiterhin rechnet man zum Gran Córdoba noch weitere Städte, die zwar nicht durch durchgängige Bebauung, aber durch Pendler und ein engmaschiges Transportnetz mit Córdoba verbunden sind. Die bedeutendsten sind Villa Carlos Paz, Cosquín und das südliche Valle de Punilla, Alta Gracia, Jesús María und Río Segundo. Insgesamt umfasst der Ballungsraum etwa 10.000 Quadratkilometer.

Geschichte

Kolonialzeit und Unabhängigkeit

Gründungsurkunde

Bereits vor dem Eintreffen der Spanier befand sich im Nordwesten der heutigen Stadt am Río Suquía die Siedlung Quisquisacate, die von Comechingones-Indianern bewohnt war. Wie die anderen Siedlungen dieser Volksgruppe bestand auch Quisquisacate aus halb eingegrabenen Häusern, um die herum Landwirtschaft betrieben wurde. Quisquisacate ist heute ein Stadtviertel von Córdoba, Reste der Indianersiedlung sind jedoch nicht erhalten.

Die Stadt selbst wurde von Jerónimo Luis de Cabrera am 6. Juli 1573 gegründet und nach der Stadt Córdoba in Spanien Córdoba la Llana de la Nueva Andalucía benannt. Die ursprüngliche Stadt befand sich nördlich des Río Suquía im heutigen Stadtviertel Yapeyú, wo eine Festung erbaut wurde und heute ein Denkmal an dieses historische Datum erinnert.

Historischer Stadtplan, 1577

1577 wurde nach dem Rückzug der Indianer aus Quisquisacate das Stadtzentrum an den heutigen Standpunkt der Plaza San Martín südlich des Río Suquía verlegt. Gleichzeitig wurde das Stadtgebiet festgelegt, das im Wesentlichen genauso groß wie das heutige Departamento Capital – das heutige Stadtgebiet – war. Es war aufgeteilt in den Ejido, die zum Wohnen bestimmte Zone, sowie in militärische und landwirtschaftliche Gebiete.

Um 1600 hatte die Stadt etwa 500 Einwohner. Bereits in dieser Anfangszeit wurde eine Reihe religiöser Institutionen gegründet, deren Aufgabe es war, die Einwohner zu missionieren. Von besonderer Bedeutung waren zunächst die Jesuiten, die sich Anfang des 17. Jahrhunderts ansiedelten. Sie gründeten im Jahr 1608 den Kolleg Colegio Máximo und 1613 die erste Universität Argentiniens, die heutige Universidad Nacional de Córdoba, die zugleich die zweitälteste Universität Südamerikas ist. Damit begann der Aufstieg von Córdoba zum Zentrum der Region. 1622 wurde eine Zollstation errichtet, und 1699 wurde die Stadt zum Sitz des Bischofs von Tucumán; Tucumán war damals die Bezeichnung für den gesamten Nordwesten des heutigen Argentinien. 1767 wurden die Jesuiten allerdings wieder vertrieben.

Denkmal von Rafael de Sobremonte

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war die Stadt die wichtigste Argentiniens, sie prosperierte vor allem wegen der günstigen Bedingungen für die Landwirtschaft in der Umgebung sowie ihrer Lage an der wichtigen Handelsroute zwischen Buenos Aires und der Silberstadt Potosí. Nach der Gründung des Vizekönigreiches des Río de la Plata im Jahr 1776 verlor die Stadt diese Rolle, da nun die Hafenstadt Buenos Aires als Hauptstadt des Vizekönigreiches zunehmend an Bedeutung gewann. Córdoba wurde 1782 zur Hauptstadt des Teilgebietes Intendencia Córdoba del Tucumán, die etwa die heutigen Provinzen Córdoba, La Rioja, Mendoza, San Juan und San Luis umfasste.

Der spanische Markgraf Rafael de Sobremonte wurde zwischen 1784 und 1797 Gouverneur und Bürgermeister. In seiner Regierungszeit entstanden zahlreiche bedeutende öffentliche Bauten wie der Cabildo sowie der erste Freizeitpark, der heute noch erhaltene Paseo de Sobremonte, weiterhin gründete er im Umland zahlreiche Siedlungen.

Nach der Mairevolution 1810, dem Start Argentiniens in die Unabhängigkeit, erkannte die Stadt die neue Regierung erst an, nachdem die neue Regierungsjunta Truppen in die Gegend entsandt hatte. Der erste Gouverneur und Bürgermeister der Stadt im autonomen Argentinien war Juan Manuel de Pueyrredón. Es folgte eine Zeit blutiger Auseinandersetzungen zwischen Unitariern und Föderalisten. Der Gouverneur von Córdoba war traditionell föderalistisch. 1831 wurde jedoch nach einer für Córdoba verlorenen Schlacht ein hauptstadttreuer, unitarischer Gouverneur eingesetzt. Für eine detaillierte Beschreibung des Konfliktes siehe Geschichte Argentiniens.

Aufstieg und Industrialisierung

Manifest der Universitätsreforms-Bewegung 1918

Nachdem sich die Verhältnisse um 1860 wieder beruhigt hatten, ging es mit der Stadt und ihrem Umland wieder aufwärts. 1857 wurde das heutige politische System, das des municipio (vergleichbar mit einer Gemeinde), eingeführt und 1870 der Stadtrat gegründet. Im selben Jahr wurde Córdoba ans Eisenbahnnetz angeschlossen; dies hatte einen starken Zustrom von Einwanderern und Binnenwanderern zur Folge. In dieser Zeit wurden die sogenannten traditionellen Stadtviertel Alberdi, Alta Córdoba, General Paz und San Vicente gegründet.

Der Liberalismus triumphierte Ende des 19. Jahrhunderts als neues Dogma in der Wirtschaftspolitik und brachte der Stadt eine rasche Modernisierung. Eine Reihe von wissenschaftlichen Institutionen wurde gegründet, zum Beispiel die Sternwarte, die Escuela Normal (Oberschule) und die Wissenschaftsakademie, so dass Córdoba bald zum technologischen und wissenschaftlichen Zentrum des Landes wurde. So wurde 1871 die erste Messe argentinischer Produkte und Kunstwerke veranstaltet.

1886 wurde die Stadt am Reißbrett nach Süden ausgedehnt. Der französische Landschaftsarchitekt Carlos Thays entwarf den Parque Sarmiento, den damals größten Park der Stadt, und unter der Leitung von Miguel Crisol wurde integriert in dieses Projekt das Stadtviertel Nueva Córdoba angelegt, heute das am dichtesten besiedelte Gebiet der Stadt.

Flugzeugbau in der Fábrica Militar de Aviones, 1950er Jahre

Nach der Gründung des staatlichen Flugzeugbauunternehmens Fábrica Militar de Aviones 1927 dehnte sich die Stadt vermehrt nach Westen aus. Diese Tendenz verstärkte sich in der Zeit nach 1936, als unter Gouverneur Amadeo Sabattini die Stadt umfassend modernisiert und industrialisiert wurde.

In den 1950er-Jahren siedelten sich infolge der Wirtschaftspolitik der damaligen argentinischen Regierung unter Juan Domingo Perón mehrere in- und ausländische Großunternehmen wie das später von Renault übernommene Industrias Kaiser Argentina (IKA) und Fiat an; Córdoba wurde so zum zweitwichtigsten Industriestandort nach Buenos Aires.

Straßensperren beim Córdobazo-Aufstand 1969

1969 leitete ein Volksaufstand in der Stadt, der sogenannte Cordobazo, das Ende der Regierungszeit des Diktators Juan Carlos Onganía ein. Nach dem Bruch der Tarifverträge durch den regierungstreuen Provinzgouverneur kam es zu Ausschreitungen, an denen mehrere Hunderttausende beteiligt waren. Die Aufständischen übernahmen die Kontrolle über die Stadt, und erst nach drei Tagen konnte die Polizei die Ordnung wieder herstellen. Nach wenigen Wochen trat Onganía zurück, die Diktatur blieb jedoch zunächst bestehen. 1971 kam es zu einem weiteren Volksaufstand, dem Viborazo, der das endgültige Ende dieser Diktatur einleitete und sie dazu zwang, sich demokratisch gegenüber dem Peronismus zu öffnen.

Wirtschaftskrisen und Erholung

Bis in die 1970er-Jahre hinein war das Wachstum der Industrie in der Stadt ungebrochen, dann brach sie nach den neoliberalen Maßnahmen der Militärdiktatur des Nationalen Reorganisationsprozess (1976–1983) allerdings deutlich ein; ein weiterer Einbruch geschah nach der Wirtschaftskrise 1989.

Die 1990er-Jahre waren geprägt von einer Modernisierung des Stadtbildes sowie der Privatisierung zahlreicher städtischer Betriebe in der anfänglichen wirtschaftlichen Euphorie der Menem-Regierung. 1994 wurde die Struktur der Stadtgemeinde reformiert und dezentralisiert. Es entstanden die sogenannten CPC (Centros de Participación Comunal), zehn relativ autonome Zweigstellen der Stadtregierung in außerhalb gelegenen Stadtvierteln. Ihr gemeinsames äußerliches Merkmal ist eine äußerst moderne, von kubischen Formen dominierte Architektur.

Die Wirtschaftskrise um die Jahrtausendwende hinterließ auch in Córdoba starke Spuren. Am 19. und 20. Dezember 2001 kam es wie auch in Buenos Aires zum Cacerolazo, einer Großdemonstration, die von auf Töpfen schlagenden Hausfrauen der Mittelklasse getragen wurde. Gleichzeitig kam es in einigen Stadtvierteln zu Plünderungen von Supermärkten, die jedoch nicht das Ausmaß der Tumulte in der Landeshauptstadt Buenos Aires erreichten.

Als Nachwirkung der Wirtschaftskrise und der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Verschlechterung zahlreicher städtischer Dienstleistungen, insbesondere der Verkehrsinfrastruktur, kann es zur Gründung der Regionalpartei Partido Nuevo unter der Leitung von Luis Juez, die in ihrer Anfangszeit eine reine Protestpartei gegen die Politik der peronistischen Provinz- und Stadtregierung unter Gouverneur José Manuel de la Sota (seit 1998) und dem menemistischen Bürgermeister Germán Kammerath (1999–2003) war. Juez gewann 2003 erdrutschartig mit einer absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang die Bürgermeisterwahl und etablierte damit die neue Partei endgültig in der politischen Landschaft der Stadt.

Seit dem Ende der Wirtschaftskrise geht es mit der Stadt wie auch im übrigen Argentinien wieder wirtschaftlich aufwärts. Am 26. Dezember 2003 verwüstete allerdings ein Tornado einen großen Teil des Südwestens des Stadtgebietes. Es wurde jedoch mit städtischer Hilfe relativ schnell wieder aufgebaut.

Bei den Wahlen 2007 gewann der Kandidat des Partido Nuevo, Daniel Giacomino, den Posten des Bürgermeisters. Er trat das Amt am 10. Dezember des Jahres an.

Politik

Der ehemalige Bürgermeister Luis Juez (links) mit Ex-Präsident Néstor Kirchner

Der amtierende Bürgermeister der Stadt ist seit 2007 Daniel Giacomino von der Regionalpartei Partido Nuevo, einer Abspaltung der peronistischen Partido Justicialista, die sich als Oppositionsplattform zur traditionellen Führung des PJ gegründet hatte. Das PN ist in der Stadt Córdoba seit ihrem ersten Antritt zu Wahlen 2003 stärkste politische Kraft und stellte auch mit Luis Juez den Bürgermeister, in der Provinz Córdoba befindet sie sich jedoch in der Opposition und hat in vielen Regionen nur untergeordnete Bedeutung. Zweitstärkste Kraft ist die PJ selbst, gefolgt von der Unión Cívica Radical, die seit 2005 in Stadt und Provinz mit der gemäßigt sozialistischen Partei Partido Socialista eine Allianz bildet.

In der Regierungszeit von Luis Juez bestand zwischen Stadt- und Provinzregierung ein politischer Konflikt, der zum großen Teil sehr polemisch von den Protagonisten, Juez selbst und dem peronistischen Ex-Gouverneur José Manuel de la Sota ausgetragen wurde. Er brachte der Stadt auch Nachteile, da die Provinzregierung in der Regierungszeit von Juez nach Meinung der PN-Anhänger in ihrem Haushalt und der Kreditvergabe die Gemeinden des Landesinneren bevorzugte. De la Sota erwog 2005 als weitere Konsequenz, die Provinzhauptstadt von Córdoba ins nahe Alta Gracia, eine Stadt mit etwas mehr als 40.000 Einwohnern, zu verlegen. Die Nachfolger von Juez und De la Sota, Giacomino und Juan Schiaretti (PJ), haben diese Streitigkeiten beigelegt.

Politisches System

Für Córdoba gilt wie für alle anderen Städte der Provinz das Gemeinde- und Stadtrecht der Provinz Córdoba, das das politische System regelt. Oberhaupt der Stadt ist der Bürgermeister, der Intendente. Er wird alle vier Jahre direkt von der Bevölkerung gewählt. Die Legislative ist der Stadtrat, dessen Zusammensetzung vom Ausgang der Bürgermeisterwahl abhängt.

Zusammensetzung des Stadtrates

Der Stadtrat (consejo deliberante oder consejo municipal) hat 31 Sitze, die nach dem Ergebnis der Kommunalwahlen, die auch den Bürgermeister bestimmen, auf die antretenden Parteien aufgeteilt ist.

In der aktuellen Wahlperiode (2007–2011) ergibt sich folgende Sitzverteilung[6] im Stadtrat nach den Wahlen 2007:

  • Frente Cívico y Social (Allianz aus Partido Nuevo und einigen Kleinparteien): 16 Sitze (2003: 20)
  • Unión Cívica Radical: 6 Sitze (2003: 2)
  • Agrupación Eva Duarte de Perón (Regionaldivision der PJ, zu UPC dissident): 5 Sitze (2003: nicht angetreten)
  • Unión por Córdoba (Regionaldivision der PJ): 4 Sitze (2003: 6)

Die Parteien Córdoba en Acción und Partido Socialista schieden wegen zu geringem Stimmenanteil 2007 aus dem Stadtrat aus.

Städtepartnerschaften

Córdoba unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Weiterhin existiert ein Kooperationsabkommen mit der spanischen Region Andalusien.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Córdoba hat eine bedeutende Kulturszene, die sich vor allem wegen der über 150.000 Studenten, die in der Stadt leben, ständig erneuert. Im Jahr 2006 trug die Stadt den Titel der Kulturhauptstadt Amerikas. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind hauptsächlich gut erhaltene Bauten aus der Kolonialzeit im Zentrum, es gibt aber auch eine große Anzahl von Museen.

Bildende Kunst

Die Skulptur Hombre Urbano von Antonio Segui

Es gibt mehrere bedeutende Maler und Bildhauer in der Stadt, deren Werke meist in den Museen Emilio Carraffa (von der Provinzregierung abhängig) und im städtischen Kunstmuseum Genaro Pérez sowie im Zentrum für moderne Kunst Chateau Carreras ausgestellt sind. Besonders bekannt, aber auch umstritten ist der der Pop-Art zuzurechnende franko-argentinische Bildhauer Antonio Segui, der für die Skulpturen Los Immigrantes, Mujer Urbana und Hombre Urbano in einem eigentümlichen kindlichen Stil, aufgebaut auf zwei wichtigen Kreisverkehren und am Flughafen der Stadt, verantwortlich ist.

Literatur

Der Literaturbetrieb in Córdoba ist in Argentinien relativ wenig bekannt. Die Stadt Córdoba ist zwar Sitz von einigen Verlagen, die aber in ihrer Bedeutung nicht mit denen aus Buenos Aires konkurrieren können, weshalb Schriftsteller mit Ambitionen meist Verträge mit Verlagen aus der Hauptstadt abschließen. Ein bekannter Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Córdoba war der Romancier Hugo Wast, der auch vom Konservativismus beeinflusste Sachbücher schrieb. In den 1960er- und 1970er-Jahren hatte Córdoba eine sehr bekannte Comic-Tradition, die sich um die Zeitschrift Hortensia gruppierte, die als eines der wenigen Publikationen des Landesinneren in ganz Argentinien erfolgreich war.

In neuerer Zeit war der meistverkaufte Bestseller aus Córdoba das Buch Sin Tapujos – La vida de un cura (span. für Ohne Tabus – Das Leben eines Priesters) des katholischen Priesters Guillermo Mariani von 2003, in dem dieser autobiografisch den Alltag eines Priesters beschreibt. Es wurde in weiten Teilen Lateinamerikas bekannt und zum Skandal, da es auch sexuelle Erfahrungen von Mariani zum Thema hat.

Theater und Kino

Das Theater Libertador San Martín

Córdobas größtes Theater ist das Teatro del Libertador General San Martín, ein Opernhaus im italienischen Stil der Zeit um 1900. Es hat eine Opernsaison, es finden jedoch auch andere Theaterveranstaltungen diverser Art statt. Weitere bekannte Theater sind das traditionelle Teatro Real, ebenfalls ein neobarockes Opernhaus, und das Teatro Comedia, in denen neben ernsten Theaterstücken auch humoristische Veranstaltungen stattfinden. Daneben gibt es etwa 30 weitere kleinere Theater. Es gibt viele unabhängige Theatergruppen, die oft in Pubs oder auf Kunsthandwerkermärkten auftreten. Das Festival de Teatro del Mercosur, eines der wichtigsten Theaterfestivals Lateinamerikas, findet alle zwei Jahre in Córdoba statt.

Córdoba hat eine relativ große Filmhochschule, die von der staatlichen Universität UNC abhängt. Die lokale Produktion hat jedoch große Schwierigkeiten, aus dem Schatten von Buenos Aires und selbst Rosario zu treten, da in den Filmbereich wenig investiert wird und Talente meist in diese Städte abwandern. Die Kinos der Stadt, zum großen Teil Multiplexe, zeigen hauptsächlich die argentinischen und internationalen Kassenerfolge. Daneben gibt es einige Filmklubs, von denen der bedeutendste der von der Stadt abhängige Cineclub Municipal Hugo del Carril ist und in denen auch lokale Produktionen gezeigt werden.

Musik

Die Stadt hat mehrere bedeutende Orchester, das wohl bekannteste ist die Orquesta Sinfónica de la Universidad Nacional de Córdoba, das zur Universität gehört. Bekannt ist die Stadt aber im Bereich der klassischen Musik vor allem für ihre Chöre. Jeden Winter findet das Internationale Chorfestival Coricor statt.

In der Popmusik ist in den 1940er-Jahren in der Stadt eine eigene Musikrichtung, das Cuarteto, entstanden, ein schneller, fröhlicher Tanz, der etwas an den karibischen Merengue erinnert und sich inzwischen auch mit diesem vermischt hat. Das Cuarteto wird neben Diskotheken vor allem auf oft sehr gut besuchten Bailes (Bällen) getanzt, auf dem die Bands live mehrere Stunden lang in Turnhallen oder großen Sälen spielen. Diese Bailes finden meistens von Mittwoch bis Sonntag jeden Tag statt und werden vor allem von der Jugend der Unterschicht besucht; Ausnahme ist die Band La Barra, die auch bei der Jugend der Oberschicht beliebt ist. Bekanntester Cuarteto-Sänger und eine der am meisten mit Córdoba verbundenen Persönlichkeiten ist Carlos Jiménez, bekannt als „La Mona“; ein weiterer bekannter Sänger war bis zu seinem Tod im Jahr 2000 Rodrigo Alejandro Bueno, der die Musik auch in Buenos Aires bekannt machte und einen regelrechten Cuarteto-Boom im ganzen Land in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre auslöste.

Im Bereich der Rockmusik existiert zwar eine große und vielfältige Szene, zu landesweiter Berühmtheit haben es aber nur wenige Bands (z.B. Juan Terrenal und Armando Flores) gebracht. Gleiches gilt für andere Bereiche der Popmusik wie Latin Pop (Los Caligaris, Los Cocineros) und Synthie Pop/Britpop (Enhola, Esporádica). De Boca en Boca, eine Ethno-Pop/Weltmusik – A Capella – Vokalband, sind in ganz Lateinamerika mit ihrer Mischung aus Gesängen verschiedener originärer Kulturen der Welt in einem modernen Gewand bekannt.

Die Elektronische Tanzmusik hat in Córdoba seit Ende der 1980er-Jahre eine Szene, die besonders nach 1995 zu einer Massenbewegung geworden ist. Einige DJs aus Córdoba sind inzwischen landesweit bekannt (z. B. Simbad Segui, Paul Nova, Cristóbal Paz, Martín Huergo, Facu Carri und Andrés Oddone). Es gibt mehrere Bands, die experimentelle elektronische Musik machen, die bekanntesten sind Zort, die bereits mehrmals in Europa auftraten.

Kulturinstitute und Kunsthochschulen

In Córdoba gibt es mehrere Hochschulen, in denen man akademische Grade in mehreren Kunstrichtungen (Musik, bildende Kunst, Literatur, Kino) erlangen kann. Die meisten hängen von der staatlichen Universität ab. Ebenfalls gibt es in der Stadt mehrere ausländische Kulturinstitutionen, zum Beispiel ein Goethe-Institut und ein argentinisch-spanisches Kulturzentrum.

Am 30. April 2005 wurde auf einem ehemaligen Militärgelände in der Nähe des Parque Sarmiento die Ciudad de las Artes eingeweiht, ein riesiges Kulturzentrum mit mehreren Kunstakademien und Veranstaltungsorten. Es beherbergt die Kunstschulen Escuela Lino Enea Spilimbergo, Figueroa Alcorta (Bildende Kunst), Roberto Arlt (Theater), Fernando Arranz (Keramik) und Félix Garzón (Konservatorium).

Gastronomie und Nachtleben

Es gibt in Córdoba Restaurants aller Preisklassen mit einer großen Vielfalt an Speisen. Im Vergleich zu anderen argentinischen Städten findet man viele einfache arabische Lokale, da viele Einwohner der Stadt arabische Vorfahren haben. Auch in den Familien werden oft arabisch-argentinische Spezialitäten wie die charakteristischen dreieckigen arabischen Empanadas mit einer Füllung aus Hackfleisch, Paprika und Zwiebeln, Niños envueltos (in Mangoldblätter eingewickelter Hackfleisch-Reis) und Quepi (Hackfleischbällchen mit Burgol-Weizen gemischt) gekocht, arabische Sandwiches wie der Döner Kebap sind dagegen weniger bekannt und werden meist in ihrer arabischen Form (Shawarma) serviert. Besonders viele Restaurants ballen sich im Gebiet Nueva Córdoba, im Viertel Cerro de las Rosas und im zentral gelegenen Alberdi.

Das Nachtleben der Stadt ist vielfältig. Typisch sind die Arte Bars, in denen neben Livemusik diverser Richtungen auch Theater geboten wird oder Werke lokaler Künstler besichtigt werden können. Daneben hatte in Córdoba die argentinische Homosexuellen-Bewegung ihren Ursprung; hier gab es auch die erste speziell auf diese Zielgruppe zugeschnittene Diskothek des Landes.

Die Vergnügungsstätten konzentrieren sich im Studentenviertel Nueva Córdoba, im Oberklasseviertel Cerro de las Rosas, im Parque San Martín nahe dem Chateau Carrera im Nordwesten der Stadt sowie am zentralen Ufer des Río Suquía in einem Gebiet, in dem sich bis 1990 der große Markt Mercado de Abasto befand. Dort wurden zahlreiche Markthallen in Diskotheken umfunktioniert. Im Rest der Stadt sind die Diskotheken und Pubs spärlicher gesät. Einige Clubs finden sich auch außerhalb der eigentlichen Stadt in den Vororten, besonders in Villa Allende, La Calera und Saldán. Im Sommer verlagert sich zudem ein Teil der Szene in den Ferienort Villa Carlos Paz, in dem es viele Großraumdiskotheken gibt.

Bauwerke

Der Cabildo von Córdoba an der Plaza San Martín

Viele der sehenswerten Bauten aus der Kolonialzeit befinden sich in der Umgebung des zentralen Platzes der Stadt, Plaza San Martín. An dieser Plaza, von deren Nordwestecke alle Hausnummern in der Stadt berechnet werden, ändern alle Straßen auch ihren Namen.

An der Plaza selbst liegt die 1782 erbaute Kathedrale (Iglesia Catedral), deren Inneres bedeutende indianische Schnitzereien enthält und 1914 vom Künstler Emilio Carraffa neu gestaltet wurde. Direkt neben der Kathedrale liegt der Cabildo, das historische Ratsgebäude, das in der Zeit zwischen 1610 und 1784 erbaut wurde. Heute beherbergt es ein Museum mit wechselnden Ausstellungen.

Die Kathedrale

Etwas abseits der Plaza liegt das Kloster Santa Teresa, ein sehenswerter rosafarbener Bau. Die Kirche stammt von 1717, die anderen Teile wurden später hinzugefügt. Heute beherbergt es das Museum Religiöser Kunst Juan de Tejeda. Einer der prächtigsten Bauten der Jahrhundertwende ist der Bau des Banco Provincia de Córdoba, erbaut 1889.

Die Kirche Sagrado Corazón in Nueva Córdoba

100 Meter südlich der Plaza San Martín befindet sich die Manzana de los Jesuitas, der Block der Jesuiten mit mehreren Bauten aus Kolonial- und Nachkolonialzeit, unter anderem der ältesten noch erhaltenen Kirche Argentiniens, die Compañía de Jesús von 1671. Er wurde 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.

Das Regierungsviertel um den Kanal La Cañada beherbergt zahlreiche öffentliche Gebäude, von denen einige sehenswert sind. Das größte ist der Palacio de Justicia (Justizpalast), ein prächtiger neuklassizistischer Monumentalbau von 1936. Eine sehenswerte Kirche der Gegend ist die Basilika Santo Domingo, erbaut 1861. Im Inneren werden englische Fahnen aus der Zeit der Invasion 1806 ausgestellt (siehe zu diesem Thema: Geschichte Argentiniens).

Eine der attraktivsten Plätze der Stadt ist der schon 1785 erbaute, 1957 renovierte Paseo Sobremonte, ein runder, etwas vertiefter Platz mit Springbrunnen in der unmittelbaren Umgebung des Justizpalastes.

Die Compañía de Jesús, die älteste erhaltene Kirche Argentiniens

Das Stadtviertel Nueva Córdoba stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist heute wegen seiner Nähe zum Campus der Universidad Nacional de Córdoba das bedeutendste Studentenviertel der Stadt. In diesem Gebiet findet sich die neogotische Kirche Sagrado Corazón, erbaut 1929 von den Kapuzinern. Ein sehenswertes Schloss ist der Palacio Ferreyra nahe der Plaza España, einem modernen, verkehrsreichen runden Platz, der im rationalistischen Design gestaltet wurde.

Im Barrio Güemes in der Nähe der Cañada liegt der Paseo de las Artes, ein alter Sozialwohnungskomplex im neokolonialen Stil, der heute mehrere Galerien, Antiquitätenläden und einen ausgedehnten Kunsthandwerkermarkt beherbergt. Die Gegend wird manchmal San Telmo von Córdoba nach dem touristischen Stadtviertel von Buenos Aires genannt.

In Alberdi, etwa einen Kilometer westlich des Zentrums, stehen ebenfalls einige sehenswerte Bauten: die Iglesia María Auxiliadora, eine monumentale, weithin sichtbare Kirche im neoromanischen Stil, und die Casa Emiliani, ein Bau im Stil des Art Nouveau.

In den alten Vierteln San Vicente (östlich des Busbahnhofs) und General Paz (nördlich des Busbahnhofes) gibt es mehrere traditionelle Bauten aus der Zeit um 1900. Die meisten von ihnen sind heute private Residenzen.

Museen

Das Kloster Santa Teresa, heute ein Religionsmuseum

Das bedeutendste Kunstmuseum ist das Museo Provincial de Bellas Artes Emilio E. Carrafa mit wechselnden Ausstellungen. Das sehenswerte, neobarocke Gebäude liegt im Stadtviertel Nueva Córdoba an der Plaza España. Hier war 2005 eine der drei Versionen des Experimentellen Hauses des japanischen Architekten Hiroshi Hara ausgestellt, ein Versuch, günstige Baumaterialien mit moderner Ästhetik zu verbinden.

Wegen des Erbes der Jesuiten sind die Museen für religiöse Kunst der Stadt bedeutend, vor allem das Ekklesiastische Museum Déan Funes und das Museum der Religionskunst Juan de Tejeda. Weiterhin bedeutend ist das im Zentrum gelegene Museo Municipal de Bellas Artes Dr. Genaro Pérez, und das Museum Obispo Salguero, in dem Kunst und historische Dokumente zu besichtigen sind. Zu erwähnen sind außerdem das Theater- und Musikmuseum Cristóbal de Aguilar im Theater El Libertador und das Zentrum für zeitgenössische Kunst Chateau Carreras im Parque San Martín im Westen der Stadt.

Weniger bekannt als die Kunstmuseen sind die naturwissenschaftlichen Museen. Das bedeutendste ist das Paläontologische Museum der Universität von Córdoba, dessen Sammlung unter anderem das Fossil der weltweit größten Spinne der Vorgeschichte enthält, weiterhin erwähnenswert sind das Anatomiemuseum Dr. Pedro Ara und das Naturwissenschaftliche Museum Dr. Bartolomé Mitre im Stadtviertel Nueva Córdoba, das geologische, paläontologische und zoologische Fundstücke aus der Region bietet. In Córdoba liegt außerdem das bedeutendste Museum Argentiniens für Meteorologie, das Nationale Museum der Meteorologie Dr. Benjamin Gould.

Der Palacio Ferreyra, seit 2007 ein Kunstmuseum

Wegen der industriellen Vergangenheit und Gegenwart der Stadt gibt es mehrere technische Museen in der Stadt. Im Südwesten der Stadt (Barrio Santa Isabel) liegt das Automobilmuseum im Industriekomplex CIADEA. Das Industriemuseum liegt im Parque General Paz und beherbergt neben diversen Fahrzeugen und Maschinen auch das erste drehbare Haus Amerikas (erbaut 1951), das bis 2004 im Viertel Nueva Córdoba stand und von dort aus mit einem Spezial-Lastwagen ins etwa 4 km entfernte Museum transportiert wurde, um einem Hochhausbau Platz zu machen.

Einige historische Museen geben Aufschluss über die Vergangenheit der Stadt, der Schwerpunkt liegt dabei in der Kolonialzeit. Es gibt zwei bekannte historische Museen: das Historische Museum Marqués de Sobremonte, und das Museum Obispo Fray José Antonio de San Alberto in der Manzana de los Jesuitas. Für Numismatiker interessant sind das Bankmuseum der Provinzbank (Museo Banco de la Provincia de Córdoba) und das Numismatische Museum der Nationalbank, das Münzsammlungen ausstellt.

Das Museo de la Ciudad im Cabildo hat wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen Themen wie Musik, Geschichte, Kunst und Kultur in Córdoba und Argentinien allgemein. Weiterhin gibt es im Ausstellungszentrum José Malanca, im Ausstellungszentrum Obispo Mercadillo und im Kulturmuseum General Paz im gleichnamigen Stadtviertel wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Ein weiteres Ausstellungszentrum ist der zur staatlichen Universität UNC gehörende Pabellón Argentina.

Parks und Grünanlagen

Künstlicher See im Parque Sarmiento

Córdobas zentralster und bei der Bevölkerung beliebtester Park ist der Parque Sarmiento östlich des Stadtviertels Nueva Córdoba. Er umfasst etwa sechs Quadratkilometer und hat unter anderem einen Rosengarten, Zoo, Sportanlagen und den Vergnügungspark Super Park integriert. Mitten im Park gibt es außerdem einen künstlichen See mit zwei Inseln, südlich davon steht der große Kulturkomplex Ciudad de las Artes. Der Park ist an Wochenenden bei schönem Wetter oft von wahren Menschenmassen überfüllt. Westlich schließt direkt der ebenfalls parkähnlich gestaltete Campus der Universidad Nacional de Córdoba, die Ciudad Universitaria, an.

Ein weiterer Park im Zentrum ist der kleine Parque Las Heras, er liegt am Río Suquía, nördlich des Zentrums und in einem der bekanntesten Nachtlebenvierteln der Stadt, dem sogenannten Ex Mercado de Abasto (benannt nach einem bis Mitte der 1990er-Jahre hier betriebenen Markt). Auf dem Park findet an Wochenenden ein Kunsthandwerkermarkt statt, und in der Umgebung gibt es seit 2006 einen größeren Vergnügungspark. Die Umgebung am Fluss ist nach Westen hin ebenfalls zum Teil parkähnlich gestaltet. Nach Osten hin schließt der kleine Parque General Paz im gleichen Stadtviertel an, in dem das Industriemuseum steht.

Im Süden der Stadt befindet sich am Bach La Cañada der Parque de la Vida in einer hügeligen und reizvollen Gegend. Auch er beinhaltet Sportanlagen und Erholungsgebiete mit Stellen zum Grillen. Der Park ist allerdings seit der Wirtschaftskrise 2002 etwas heruntergekommen.

Im Westen befindet sich der Parque San Martín, der auch Parque del Oeste (Westpark) genannt wird. Er ist der größte und naturbelassenste Park der Stadt (ca. 15 Quadratkilometer). Ein Großteil des Parks steht seit 2003, als er von einigen Elendsvierteln „bereinigt“ wurde, unter Naturschutz, ein weiterer großer Teil ist Weideland, jedoch wird der Park von meist privaten, eingezäunten Stadtvierteln umschlossen. Des Weiteren gibt es einen Campingplatz, ein Messegelände (Predio Feriar), das Zentrum für moderne Kunst Chateau Carreras und daneben das gleichnamige Fußballstadion, das direkt am Río Suquía liegt. Daneben liegt eine Nachtlebenmeile mit mehreren Großraumdiskotheken. Nahe dem Chateau Carreras liegt auch der Botanische Garten in unmittelbarer Nähe des Río Suquía.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Die Sternwarte Córdoba, gelegen nur etwa 1 km südwestlich des Zentrums der Stadt, war eine der bedeutendsten Sternwarten im 19. Jahrhundert. An der Sternwarte Córdoba wurde 1892 der Sternenkatalog Córdoba-Durchmusterung, das südliche Gegenstück zur Bonner Durchmusterung erstellt. An ihr waren jedoch keine astrophysischen Messungen möglich. Nach der Sternwarte wurde das Stadtviertel, in dem sie liegt, genannt: es heißt Barrio Observatorio.

Die modernere Sternwarte Bosque Alegre ersetzte ab 1941 die alte Sternwarte Córdoba und war bis etwa 1980 eine der bedeutendsten Sternwarten der Südhalbkugel. Sie liegt etwa 25 Kilometer südwestlich von Córdoba in der Nähe der Stadt Alta Gracia. Mit ihrer 18 Meter breiten Kuppel kann man hier bis zu 600 Millionen Lichtjahre entfernte Objekte beobachten. In Bosque Alegre werden astrophysische Messungen zur Zusammensetzung und Ermittlung der Struktur von Sternen unternommen. Zudem wurde hier das System erfunden, polierte Spiegel zur Beobachtung des Weltraums einzusetzen.

Das Raumfahrtzentrum Teófilo Tabanera ist das Steuerungszentrum der argentinischen Raumfahrt, die sich bisher auf Satelliten beschränkt. Es liegt in Falda del Cañete, etwa 15 Kilometer südwestlich von Córdoba. Weithin sichtbar ist seine große Steuerungsantenne. Das Gebäude beherbergt auch ein Museum, in dem Modelle der argentinischen Satelliten ausgestellt sind.

Feste und Veranstaltungen

In Córdoba lehnen sich die meisten Feste an den christlichen Kalender an. Die Stadt hat außerdem zwei eigene Feiertage: den Gründungstag oder Día de Córdoba am 6. Juli und den Tag des Schutzpatrons der Stadt, dem heiligen Hieronymus (San Jerónimo auf Spanisch) am 30. September.

Im Sommer konzentrieren sich die Festlichkeiten auf die nahegelegenen Vororte und Touristenresorts in den Sierras de Córdoba. Dort werden bekannte Festivals ausgetragen, wie das Folklorefestival von Cosquín, das direkt danach anschließende Cuarteto-Festival Cosquin Cuarteto und das Rockfestival Cosquín Rock am Lago San Roque bei Villa Carlos Paz.

Der Karneval beginnt Ende Januar und wird mit traditionellen Umzügen gefeiert. Er hat in Córdoba ein eigenes Gepräge, denn anders als in den meisten anderen Gegenden Argentiniens gibt es keine Umzugswagen, sondern der Schwerpunkt liegt auf den Tänzen, die dargeboten werden. Charakteristische Kostüme sind Teufel und Indianer bei den Männern, während die Frauen und Mädchen sowie zahlreiche Transvestiten spärlich bekleidete Tanzkleider tragen. Es gibt mehr als 100 Murgas (Tanzgruppen), die an den Umzügen teilnehmen und meist jeweils ihr eigenes Stadtviertel repräsentieren, das Epizentrum des Karnevalsbetriebs liegt jedoch im traditionellen Viertel San Vicente, in dem mehrere Murgas ihren Sitz haben. In letzter Zeit nehmen auch Murgas aus anderen Städten und aus den Nachbarländern an den Hauptumzügen, die im Parque Sarmiento stattfinden, teil. Eine Jury bewertet die verschiedenen Murgas und wählt diejenigen aus, die an der größten Veranstaltung am Karnevalssonntag auftreten dürfen. Zusätzlich wird eine Karnevalskönigin gewählt. Neben diesem Hauptumzug gibt es jedoch noch einige alternative Karnevalsumzüge in anderen Stadtvierteln, zum Beispiel in Villa El Libertador.

Besonders viele Touristen ziehen die Festlichkeiten an Ostern in die Stadt. Am Karfreitag wird in der Stadt ein in ganz Lateinamerika bekanntes Passionsspiel von Theatergruppen ausgetragen, bei dem die verschiedenen Stationen des Kreuzwegs an verschiedenen Orten im Zentrum und im Viertel Nueva Córdoba dargestellt werden. Am Ostersonntag wird nach der traditionellen Messe in der Kathedrale auf dem zentralen Platz Plaza San Martín ein überdimensionierter Osterkuchen, die rosca gigante, verzehrt. Auch in vielen der touristisch orientierten Vororte der Sierras stehen an diesen Tagen zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm.

Etwa zeitgleich im März oder April wird die Feria Internacional de Artesanías, die Internationale Kunsthandwerkmesse, veranstaltet. Sie findet auf dem Messegelände statt und hat Kunsthandwerker aus der ganzen Welt, hauptsächlich aus Lateinamerika, zu Gast.

Sportlicher geht es beim argentinischen Teil der Rallye-Weltmeisterschaft zu, der jedes Jahr im Spätherbst bis Winter (zwischen Mai und Juli) in Córdoba und Umgebung stattfindet. Seit 2006 beinhaltet diese Veranstaltung, die bis zu einer Million Besucher anzieht, auch einen Geschicklichkeitstest im Fußballstadion Estadio Córdoba.

Im September und Oktober wird die bedeutendste Industriemesse in Córdoba und dem gesamten Landesinneren, die FICO Mercosur (Feria Internacional Córdoba), auf dem Messegelände Predio Feriar veranstaltet. Auf der FICO, die mehrere Branchen von der Lebensmittel- bis zur Automobilindustrie umfasst, präsentieren sich hauptsächlich Unternehmen aus Argentinien und den Nachbarländern.

Im Oktober und November findet dann das Fest der Einwanderer, die Fiesta de las colectividades, statt. Die Hauptveranstaltung wird im Messegelände Feriar im Westen der Stadt ausgetragen, bei der die traditionellen gastronomischen Spezialitäten der verschiedenen Einwanderergruppen sowie kulturelle Einlagen dargeboten werden.

Ebenfalls zu dieser Zeit im Frühling wird die Feria del Libro (Buchmesse) auf der Plaza San Martín in mehreren Zelten veranstaltet. Dort präsentieren vor allem argentinische Verlage ihre Neuerscheinungen.

Bevölkerung

Die Einwohner der Stadt sind zum größten Teil Nachkommen von Einwanderern. Die Ureinwohner der Region, die Comechingones und Sanavirones, wurden dagegen schon im frühen 19. Jahrhundert von den Spaniern und danach von den Argentiniern deportiert und nahezu ausgerottet. Heute rechnen sich in der Provinz Córdoba 2,1 Prozent der Haushalte dieser Bevölkerungsgruppe zu.[7]

In der ersten Einwanderungswelle Ende des 19. Jahrhunderts kamen insbesondere Italiener, Spanier und Deutsche sowie Menschen aus dem arabischen Kulturraum, die sogenannten Turcos. Dies bedeutet wörtlich zwar Türken, die meisten von ihnen sind jedoch Nachkommen von Syrern und Libanesen; die Bezeichnung kommt daher, dass alle diese Länder früher Teil des Osmanischen Reiches waren. Die zweite Einwanderungswelle im 20. Jahrhundert, die bis heute anhält, brachte der Stadt einen großen Zustrom von Bolivianern und Peruanern, die heute gemeinsam etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen. Es gibt jedoch auch einen hohen Anteil Binnenwanderer aus dem Norden und Nordosten Argentiniens, von denen viele indianischer Abstammung sind. Eine weitere signifikante Binnenwanderergruppe sind Studenten aus dem Landesinneren, die sich nach ihrem Studium in den Universitäten der Stadt dauerhaft dort niederlassen.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahl von Córdoba wuchs in drei Phasen besonders schnell an: zunächst beim Aufstieg der Stadt im 17. Jahrhundert, dann infolge der Einwanderungswelle 1870–1920, in der die Stadt zur Großstadt wurde, und in den Jahren 1940 bis 1970 parallel zum Wachstum der Industrie, das viele Binnenwanderer aus dem Landesinneren anzog.

Seit den 1990er-Jahren wachsen vor allem die Vororte der Stadt schnell an, während die Stadt selbst relativ langsam wächst (ca. 1 % im Jahr). Während die zur Agglomeration im engeren Sinne (durchgängig bebautes Gebiet ohne Satellitenstädte) gerechneten Vororte 1980 noch gerade 34.459 Einwohner hatten, waren es 1991 51.047 und 2001 100.780; für 2010 wird mit einer weiteren Verdopplung gerechnet.

Dies geht einher mit dem allgemein zur Zeit in Argentinien verbreiteten Phänomen der Stadtflucht, das wirtschaftliche und soziokulturelle Gründe hat: die deutlich niedrigeren Grundpreise in der Umgebung und der Hang besonders der Oberschicht, sich in grüne, oft geschlossene Stadtviertel (z. B. Country Clubs) zurückzuziehen, um der Hektik und der Kriminalität zu entfliehen und „unter sich“ zu sein. So ist der Zwischenraum zwischen Córdoba und dem 35 Kilometer nordwestlich gelegenen Salsipuedes in den Sierras Chicas bereits zugebaut. Die Stadt zeigt inzwischen trotz weiter freier Flächen sogar Tendenzen, in wenigen Jahrzehnten mit der 40 Kilometer westlich gelegenen Stadt Villa Carlos Paz und damit mit einer ausgesprochen touristischen Gegend zusammenzuwachsen, was gerade am Neuanlegen von zahlreichen Country-Clubs in dieser Gegend liegt.

Probleme dieses Wachstums an der Peripherie sind zum einen die Zerstörung der Natur, da insbesondere landschaftlich attraktive Gebiete bei den Hausbauern sehr begehrt sind und Baugenehmigungen meist schnell erteilt werden. Zum anderen führt besonders in ärmeren Gegenden das explosive Wachstum einiger Vororte, deren Infrastruktur nicht Schritt halten kann, zur Bildung von Elendsvierteln, wie etwa Juárez Celman, das zwischen 1991 und 2001 seine Einwohnerzahl beinahe verzehnfachte.

Entwicklung des bebauten Gebiets von 1573 bis 2007
Einwohnerentwicklung
1573 25 vecinos fundadores (Gründungsbürger)
1600 ca. 500
1810 9.080
1870 36.223
1900 72.500
1960 589.153
1980 970.570 (Agglomeration: 1.004.929)
1991 1.157.507 (Agglomeration: 1.208.554)
2001 1.267.521 (Agglomeration: 1.368.301)

Wirtschaft und Infrastruktur

Industriegebiet im Süden der Stadt

Córdoba ist das wichtigste Industrie- und Dienstleistungszentrum Zentral- und Nordwestargentiniens.

Die meisten der Betriebe (77 %) sind im Dienstleistungssektor beheimatet. Davon sind 24 % im Einzelhandel, 10 % im Großhandel, 8 % im Transport, 5 % im Gesundheitsbereich sowie jeweils 1 % in Technologie, Finanz- und Versicherungswesen und in der Bildung angesiedelt. Auf die Industrie entfallen 18 % der Betriebe, davon 25 % in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken, 22 % im Baugewerbe, 16 % auf die Metallindustrie, 7 % auf die Textilindustrie, 5 % auf Möbel- und Holzindustrie sowie 2 % auf die Chemieindustrie. Auf den Primärsektor entfallen 5 % der Betriebe.[8]

Zu beachten ist bei diesen Zahlen, dass die jeweils größten Sektoren auch diejenigen mit den meisten Kleinbetrieben sind; daher wird bei dieser Art der Zählung die tatsächliche Wichtigkeit der Sektoren verzerrt.

Wirtschaftliche Situation

Im innerargentinischen Vergleich gilt Córdoba als relativ wohlhabende Stadt. Der Durchschnittslohn liegt allerdings ebenso wie die Lebensunterhaltungskosten etwas unter dem Landesdurchschnitt und deutlich unter den entsprechenden Werten aus Buenos Aires. Dafür sind die sozialen Indikatoren wie die Arbeitslosigkeit (8,7 %, 4. Quartal 2005[9]) und die Armutsrate positiver als die Werte der Hauptstadtregion, was auf eine günstigere Verteilung des Volkseinkommens hindeutet.

Das Stadtgebiet wird in der Marktforschung in verschiedene Zonen oder Korridore eingeteilt, die die sozio-ökonomische Lage der Stadtviertel darstellen: Zentrum, Nordwesten, Nordosten, Südosten, Süden (Nueva Córdoba) und Südwesten. Am wohlhabendsten ist dabei der Nordwesten, die landschaftlich und klimatisch attraktivste Gegend, gefolgt vom Zentrum, Nueva Córdoba, dem Südosten, dem Südwesten und dem Nordosten als ärmster und am meisten von Umweltproblemen (vor allem Wasserverschmutzung) geplagten Gegend der Stadt.

Ansässige Unternehmen

Die Ecipsa Tower, Sitz von Motorola, bei Nacht

Zahlreiche bedeutende nationale und internationale Unternehmen haben ihren Sitz oder eine Filiale in Córdoba.

Historisch bedeutend sind die in den 1950er-Jahren angesiedelten Unternehmen der Automobilindustrie. Industrias Kaiser Argentina (IKA) im Stadtteil Santa Isabel im Südwesten gehört heute zum Renault-Konzern. Es war lange Zeit bedeutendster Automobilhersteller der Stadt und stellte unter anderem bis in die 1980er-Jahre das bekannteste rein argentinische Automodell, den Torino, her. Fiat Argentina produziert im Stadtteil Ferreyra im Südosten der Stadt Automobile und Einzelteile; die Produktion von PKW wurde im Krisenjahr 2002 vorübergehend eingestellt, 2006 aber wieder aufgenommen. Volkswagen produziert Getriebe und Automobile im Stadtteil San Carlos im Süden. Daneben gibt es das argentinische Unternehmen Materfer, das landwirtschaftliche Maschinen, Eisenbahnwaggons und seit 2006 Omnibusse herstellt.

Der bedeutendste Flugzeughersteller Argentiniens ist die lange Zeit dem Militär angehörige Fábrica Militar de Aviones im Südwesten der Stadt, die heute zum Teil Lockheed Martin gehört. Hier wird heute das Aufklärungs- und Schulflugzeug Pampa hergestellt.

Seit den 1990er-Jahren und insbesondere seit der Abwertung des Peso 2002 profiliert sich Córdoba zunehmend als wichtiges Zentrum der Hard- und Software-Industrie Argentiniens. So ist seit Ende der 1990er ein Software-Entwicklungszentrum des Konzerns Motorola hier beheimatet, 2006 siedelte sich Intel an, das Software in der Stadt produziert. Seit 2006 wird in unmittelbarer Umgebung des Flughafens ein Technologiepark errichtet, der laut Plänen der Stadtregierung zum argentinischen Silicon Valley werden soll.

Des Weiteren gibt es zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen, die in den verschiedensten Branchen angesiedelt sind. Viele davon wurden von ehemaligen Studenten gegründet; sie sind oft in den Bereichen Software, Medien und Design angesiedelt und haben besonders wegen der Universität gute Standortvorteile.

Einzelhandel

Alter Sektor der Fußgängerzone mit Bauten im Kolonialstil

Der Einzelhandel ist wegen der Funktion der Stadt als Dienstleistungszentrum weiter Teile Zentralargentiniens die umsatzstärkste Branche der Wirtschaft, der Markt gilt allerdings als sehr umkämpft, da die Dichte von Unternehmen in diesem Bereich sehr hoch ist. Er konzentriert sich im Zentrum der Stadt und einigen peripheren Gebieten.

Im Zentrum befindet sich ein Großteil der Geschäfte im Bereich der Fußgängerzonen rund um die Plaza San Martín, wo sich besonders viele Modegeschäfte befinden. Im Bereich um den Mercado Norte, dem wichtigsten Lebensmittelmarkt des Zentrums etwa einen Kilometer weiter nördlich ballen sich Fachgeschäfte verschiedenster Branchen. Das gleiche gilt in geringerem Maße für den Mercado Sur einen Kilometer südlich des Zentrums nahe dem Viertel Nueva Córdoba. Dieses gilt gemeinsam mit dem Cerro de las Rosas als In-Shoppingzentrum, wo besonders auf eine junge Klientel ausgerichtete Modeläden angesiedelt sind.

Seit den 1980er-Jahren haben sich zahlreiche Großmärkte und Shoppingzentren im US-amerikanischen Stil in Córdoba angesiedelt. Die wichtigsten Shopping-Malls sind im Zentrum der Patio Olmos und der Garden Shopping, im Westen das Nuevocentro Shopping und im Norden das Córdoba Shopping und der Dinosaurio Mall.

Stadtbild, Architektur und Wohnsituation

Kolonialer Barockstil: Innenhof in der Manzana Jesuítica im Zentrum

Das Stadtbild von Córdoba ist uneinheitlich, da es Elemente verschiedener architektonischer Stilepochen weitgehend übergangslos in sich vereint.

Das Zentrum wurde ursprünglich von den barocken Bauten der Jesuiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert dominiert. Dazu kamen mehrere neobarocke Gebäude aus der Zeit zwischen 1870 und 1930, als die Stadt ihre erste große Wachstumsphase hatte. Zahlreiche Neubauten aus dem 20. Jahrhundert haben den architektonischen Charakter jedoch nachhaltig verändert, so dass große Teile der Stadt heute einen modern-funktionalen Charakter haben. In einigen Ecken hat sich die Kolonialarchitektur jedoch noch erhalten, die betroffenen Bauten stehen unter Denkmalschutz.

In einigen ans Zentrum angrenzenden Stadtvierteln befinden sich ebenfalls noch zahlreiche Altbauten. Sie werden barrios tradicionales, traditionelle Stadtviertel, genannt. In diesen Vierteln, insbesondere in San Vicente, Alta Córdoba, General Paz, Pueyrredón und Juniors siedelten sich die wohlhabenden Einwandererfamilien ab Mitte des 19. Jahrhunderts an und bauten ihre villenhaften Residenzen in verschiedensten Baustilen. Ähnliches gilt für den neueren Cerro de las Rosas (ab den 1920er-Jahren), das heute bekannteste Villenviertel, in dem man ebenfalls in der Architektur Remniszenzen an die Herkunft der Familien findet, so gibt es etwa Residenzen im Fachwerkhaus-Stil oder nachgebaute englische Landhäuser. Einige wenige Stadtviertel wurden nach den Einwandergruppen benannt, die sich dort ansiedelten, etwa das Barrio Inglés (Englisches Viertel) und das Barrio Armenio (Armenisches Viertel), beide im Stadtteil Pueyrredón; dort ballen sich die Wohnhäuser mit Elementen aus dem Herkunftsland der Einwanderer.

Nueva Córdoba, mit einer Mischung aus Vergangenheit und Moderne

Einige Stadtviertel sind nicht natürlich gewachsen, sondern wurden auf dem Reißbrett geplant. Dies gilt insbesondere für Nueva Córdoba (Neu-Córdoba) südlich des Zentrums, das im Jahr 1886 vom Architekten Carlos Thays in das Projekt des Parque Sarmiento eingeplant wurde. Dort wurden die Häuser ebenfalls größtenteils im spanisch beeinflussten neobarocken Stil errichtet, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden diese Bauten jedoch von Hochhäusern verdrängt, die heute das Bild dieser Gegend dominieren.

Die Mittelklasse- und Arbeiterviertel der Außenbezirke sind architektonisch ähnlich uneinheitlich wie die der meisten anderen argentinischen Städte, ein urbanistisches Konzept fehlte hier oft völlig. Schlichte, funktionelle Flachbauten wechseln mit einigen wenigen aufwändiger errichteten Wohnhäusern ab.

Seit den 1990er-Jahren wurden einige Wolkenkratzer im futuristischen Glasbeton-Stil in Córdoba errichtet. Das bekannteste ist die Torre Ecipsa (auch als Edificio Inteligente, intelligentes Gebäude, bezeichnet) in Nueva Córdoba, daneben ist das Sheraton-Hotel Córdoba westlich des Zentrums zu nennen. Die Tendenz setzte sich nach der Jahrtausendwende fort, zahlreiche ähnliche Bauten befinden sich in Bau oder in Planung. Dabei werden jedoch bei den Wolkenkratzern bei weitem nicht die Höhen wie etwa in den USA erreicht; das höchste Bauwerk, die Torre Ángela, misst nur 115 Meter.

Insgesamt hat Córdoba für eine Großstadt eine relativ niedrige Bevölkerungsdichte. Dies liegt daran, das in der Vergangenheit unkontrolliert an der Peripherie ständig neue Baugründe erschlossen wurden und dabei weite ungenutzte Flächen in relativ zentralen Teilen der Stadt übrig blieben. Erst seit wenigen Jahren wird mit gezielten Urbanisierungsplänen versucht, dieser Tendenz entgegenzuwirken, da die Zersiedlung zu hohen Kosten für die Infrastruktur führt. Außerdem werden die ungenutzten Flächen als Verstecke und Rückzugspunkte für Kriminelle angesehen, da sie nicht oder nur schlecht beleuchtet sind.

Wie viele andere südamerikanische Städte hat auch Córdoba zahlreiche Elendsviertel, die meist auf informeller Basis, also durch illegale Landnahme, entstanden. Etwa 110.000 Menschen, acht Prozent der Stadtbevölkerung, wohnten laut dem argentinischen Statistikamt INDEC 2001 in einer dieser Siedlungen, in Argentinien Villa Miseria genannt, je nach Schätzung gibt es zwischen 103[10] und 158[11] dieser informellen Siedlungen. Das größte Elendsviertel Villa La Tela liegt im Südwesten der Stadt und hat mit etwa 15.000 Einwohnern eine der höchsten Einwohnerzahlen aller argentinischen Elendsviertel überhaupt.

Die Wohnsituation hat sich in den letzten Jahren wegen einer vielfältigen Bautätigkeit sowohl seitens des Staates wie seitens von unabhängigen Kooperativen verbessert. Seit 2002 geht wegen neuer Programme des sozialen Wohnungsbaus die Zahl der Elendsviertel zurück. Allerdings entgegnen Kritiker, dass die Viertel selbst einen Verdichtungsprozess durchmachen und daher die Einwohnerzahl der Elendsviertel insgesamt nur wenig abgenommen habe.

Das bekannteste, aber auch umstrittenste Programm des sozialen Wohnungsbaus ist das von der Provinzregierung und der Interamerikanischen Entwicklungsbank finanzierte Nuevos Barrios – Mi Casa, Mi Vida (seit 2001), das die Elendsviertel gezielt in neugebaute, großflächige Wohngebiete umsiedelt. Das Programm, dessen Arbeiten vermutlich 2008 fertiggestellt sein werden, umfasst 11.100 Wohnungen[12] (ursprünglich sollten es 12.000 werden), damit soll laut der Provinzregierung die Zahl der Elendsviertel bis 2005 um 70 gegenüber der Zahl von 2001, also auf deutlich weniger als 100, gesunken sein.[13] Bei diesem Programm wurde von Kritikern allerdings bemängelt, dass die Viertel weit außerhalb des Stadtzentrums angelegt wurden und die zu den untersten sozialen Schichten gehörenden Bewohner daher weite Wege zu ihren Arbeitsplätzen zurücklegen mussten. Außerdem wurde die Monumentalität des Projektes als nicht mehr zeitgemäß betrachtet, da so nach Meinung vieler Experten die Bildung von ghettoartigen Gesellschaften und deren Ausgrenzung durch den Rest der Stadtbevölkerung favorisiert wird.[14] Einen Hinweis auf den Wahrheitsgehalt dieser Kritiken lieferte im Jahr 2005 ein regelrechter Volksaufstand im Mittelklasseviertel Matienzo, wo tausende Anwohner mit Straßenblockaden wochenlang gegen die Ansiedlung eines dieser neuen Viertel in seiner unmittelbaren Umgebung protestierten.[15]

Von einem anderen Standpunkt geht das vom Bundesstaat angeleitete Programm Promeba (Programa de Mejoramiento de Barrios) aus, das vom brasilianischen Favela-Bairro inspiriert wurde. Es sieht die gezielte Urbanisierung der Elendsviertel selbst vor. Integriert ins Promeba ist das Unterprogramm Arraigo, das die Legalisierung der Grundstückstitel vorsieht, wenn sich die Elendsviertel auf Territorium des Staates befinden. Mehrere Viertel von Córdoba werden derzeit nach diesem Modell urbanisiert.

Die Kooperativen wiederum werden von den Nichtregierungsorganisationen SERVIPROH und SEHAS mit Rechtsbeistand betreut. Sie bauen billige Wohnungen in kleinen Mengen in der Nähe der ursprünglichen Ansiedlungen, mit dem Ziel, die Integration der Bewohner in ihrem Siedlungsgebiet beizubehalten. Des Weiteren werden einige Sozialwohnungskomplexe auch von Gewerkschaften erbaut, wie das im Süden von Córdoba gelegene Hochhausviertel Barrio SEP.

Die Bautätigkeit ist aber auch in wohlhabenderen Gebieten der Stadt sehr aktiv. So ist das Viertel Nueva Córdoba südlich des Zentrums, das früher eine regelrechte Altstadt war, seit den 1990er-Jahren zu einem Boomviertel mit vielen Hochhäusern und hohen Quadratmeterpreisen geworden. Auch in weiter außerhalb gelegenen Vierteln werden immer mehr Wohnblocks und Hochhauskomplexe gebaut. Ebenfalls seit den 1990er-Jahren boomt der Bau von geschlossenen, großflächigen Wohnanlagen für die Oberklasse in der Peripherie, die in Argentinien als Country Clubs bezeichnet werden. Neuere Erscheinungsformen sind eingezäunte bewachte integrierte Hochhauskomplexe in zentraleren Gegenden sowie geschlossene Wohnanlagen mit kleineren Grundstücken für die Mittelklasse.

Panorama von Córdoba vom Río Suquía aus: links Nueva Córdoba, in der Mitte die Torre Angela, rechts das Sheraton-Hotel

Medien

Die bedeutendste Tageszeitung der Stadt ist die 1904 gegründete La Voz del Interior. Sie ist politisch uneinheitlich positioniert und mit teilweise hochwertigem Journalismus versehen und gehört respektive ihrer Auflage zu den zehn bedeutendsten Tageszeitungen Argentiniens, wird jedoch praktisch nur in der Provinz Córdoba verkauft. Sie gehört einer spanisch-argentinischen Unternehmensgruppe. La Mañana de Córdoba ist die zweitwichtigste Zeitung, ihr Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Wirtschaft, was vor allem daran liegt, dass die Zeitung lange zur Gruppe des führenden argentinischen Wirtschaftsblattes Ámbito Financiero gehörte. Día a Día, Hoy Día Córdoba und Reporte 15 decken das Niedrigpreis-Segment ab. Zusätzlich erscheint die Wirtschaftszeitung Comercio y Justicia sowie die Gratiszeitung El Diario del Bolsillo. Zeitschriften, die in der Stadt herausgegeben werden, sind unter anderem das Politikmagazin Orillas, das Veranstaltungsblatt Aquí, die Boulevard- und Szenezeitschrift Las Rosas und die Musikzeitschrift Todo Cuarteto.

Es gibt in der Stadt eine Vielzahl von privaten und staatlichen Radiosendern. Der bei weitem bekannteste ist der landesweit auf UKW und MW sendende Cadena 3 (LV3), gefolgt von LV2 und dem kultur- und wissenschaftlich orientierten Radio Universidad der Universität UNC. Die meisten Sender spielen reine Musikprogramme mit nur sporadischen textorientierten Sendungen, viele sind der Cuarteto-Musik gewidmet.

Die landesweiten Fernsehsender Telefe und Canal 13 senden in Córdoba über die Partnersender Teleocho und Canal 12 ein Regionalprogramm mit eigenen Produktionen. Der von der UNC abhängige Canal 10 sendet neben eigenen Produktionen auch Formate des staatlichen Canal 7 und der Privatsender América TV und Canal 9 aus Buenos Aires. Er gilt als Sender mit dem anspruchsvollsten Programm und zeigt auch Nischenthemen und alternative Produktionen. Zudem gibt es einige Kabelsender wie Suquía, der sich größtenteils aufs Ausstrahlen von Cuarteto-Musik beschränkt.

Tourismus

Die Stadt wird jährlich von mehreren Hunderttausend Touristen besucht. Ziel sind vor allem die kolonialen Bauwerke im Zentrum, sowie die Museen und kulturellen Institutionen. Das westliche Umland der Stadt um Villa Carlos Paz, aber auch in den Vororten Río Ceballos und Alta Gracia gehört zu den bekanntesten Touristengebieten des Landes, nach der Atlantikküste und den Südanden.

Verkehr

Fernverkehr

Terminal des Flughafens Ambrosio Taravella

Der Flughafen der Stadt, Ingeniero Taravella (IATA-Code COR), auch als Pajas Blancas bekannt, ist der drittwichtigste des Landes nach den zwei Flughäfen von Buenos Aires. Er wurde 2006 erneuert und ausgebaut und hat seitdem eine Kapazität von drei Millionen Fluggästen im Jahr. Seit der Luftfahrts-Krise ab 2002, als Folge der Abwertung in der Argentinien-Krise die Passagierzahlen stark zurückgingen, sind die Verbindungen im Vergleich zu den 1990er-Jahren stark ausgedünnt worden. Internationale Direktverbindungen gibt es zur Zeit (2008) nach Brasilien, Chile, Panama, Paraguay und Uruguay.

Zentrum des Mittelstreckenverkehrs sowie des inländischen Fernverkehrs ist der Busbahnhof (Terminal de Omnibus), von dem aus es Verbindungen in beinahe alle wichtigen Städte Argentiniens gibt, ebenso internationale Verbindungen nach Chile, Uruguay und Brasilien (direkt) sowie nach Bolivien, Peru, Ecuador und Paraguay (mit Umsteigen). Obwohl der Busbahnhof bei seiner Erbauung Ende der 1980er-Jahre der modernste des Landes war, wird seit 2005 über seine Erweiterung oder Verlegung diskutiert, da seine Kapazität an Wochenenden und in den Ferien nicht mehr für die ständig steigenden Passagierzahlen ausreicht und es häufig zu vom wartenden Bussen verursachten Staus in seiner Umgebung kommt.

Die Stadt hat mehrere Bahnhöfe und war bis 1992 ein bedeutendes Zentrum des Schienenverkehrs, bis die Privatisierungspolitik der Regierung Carlos Menem zur Stilllegung fast aller Passagierlinien des Landes führte. Nur zwei der Bahnhöfe sind derzeit (2008) in Betrieb, die Estación Mitre im Zentrum unweit des Busbahnhofs und die Estación Rodríguez del Busto im Nordwesten, der nur für den Nahverkehrzug Tren de las Sierras genutzt wird. Von dort aus fährt ein Nahverkehrszug täglich nach Villa María und ein Fernzug zwei- bis dreimal wöchentlich nach Rosario und Buenos Aires. Im Mai 2006 wurde mit den konkreten Planungen für einen Hochgeschwindigkeitszug (TAVe) begonnen, der auf derselben Strecke bis Buenos Aires und später bis Mar del Plata verkehren soll.

Das Fernstraßennetz der Region ist sternförmig auf Córdoba ausgerichtet. Von besonderer Bedeutung ist die Ruta Nacional 9, die die Stadt mit Buenos Aires und Rosario im Südosten und mit Santiago del Estero, San Miguel de Tucumán, Salta und San Salvador de Jujuy im Nordwesten verbindet. Sie ist streckenweise autobahnähnlich ausgebaut, die Fertigstellung bis Buenos Aires wurde durch die Krisen in den 1990ern und 2000ern oft zurückgeworfen und ist derzeit für 2008 geplant. Auch nach Santa Fe soll die Ruta Nacional 19 autobahnähnlich ausgebaut werden. Die Ruta Nacional 20 nach San Juan verbindet Córdoba mit dem Cuyo und ist bis Villa Carlos Paz eine Autobahn, während die Ruta Nacional 36 die Stadt mit Patagonien verbindet.

Öffentlicher Personennahverkehr

Alter Straßenbahnwaggon
Trolleybus
Busse des öffentlichen Personennahverkehrs

Der öffentliche Personennahverkehr der Stadt hat seine Ursprünge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt wegen des Zustroms von Einwanderern schnell zu wachsen begann. Im Jahr 1879 wurde als erstes öffentliches Nahverkehrsmittel der Stadt eine Pferdestraßenbahn installiert. Wegen des warmen, aber auch wechselhaften Klimas waren ein Teil der Bahnen in offener Bauweise gebaut. 1909 wurde das System elektrifiziert, wobei die offene Bauweise beibehalten wurde, indem die Waggons mit sehr großen, aufklappbaren Fenstern ausgerüstet wurden. Ab 1930 begannen nach dem Vorbild von Buenos Aires zunehmend Busse (colectivos) zu verkehren. In den 1940er- und 1950er-Jahren geriet die Betreibergesellschaft der Straßenbahn vor allem wegen dieser neuen Konkurrenz zunehmend in wirtschaftliche Probleme, die nicht behoben werden konnten. Dies führte 1962 zu einer drastischen Maßnahme: der kompletten Stilllegung des Netzes. Seit diesem Jahr wird der öffentliche Personennahverkehr ausschließlich auf der Straße bewältigt.[16]

Die heute etwa 60 innerstädtischen Buslinien (urbanos) sind in einem Farbschema organisiert, wobei jede Farbe einen von sechs Korridoren repräsentiert; zusätzlich gibt es zwei Ringlinien (Anillo Interior und Anillo Exterior) sowie drei Trolleybus-Linien. Für die Zahlung werden spezielle Münzen, cospeles genannt, und Magnetkarten verwendet. Das Stadtbussystem wird zum Teil von der Stadtregierung im Staatsbetrieb TAMSE (Transportes Automotores Municipales Sociedad del Estado), zum Teil von privaten, von der Stadt subventionierten Firmen (Coniferal und Ciudad de Córdoba) betrieben. Es ist oft Zielpunkt von Kritik, da die Frequenzen niedrig und die Busse daher fast immer überfüllt sind; seit 2004 wird die Flotte allerdings um neue Busse erweitert, auch weil eines der zentralen Wahlversprechen des amtierenden Bürgermeister Luis Juez die Verbesserung des Nahverkehrssystem war.

Die Stadtlinien werden von etwa 30 Vorortlinien (interurbanos) ergänzt, die alle von privaten Trägern betrieben werden. Jede Firma hat ein eigenes Tarifsystem, es gibt jedoch einen Rahmen, der von der Provinz diktiert wird und deren Preise nicht überschritten werden dürfen. Einige Vorortlinien, vor allem die Linien nach Villa Carlos Paz, haben höhere Frequenzen als die Stadtbusse.

Seit den 1990er-Jahren wird immer wieder ein System von Vorortzügen nach dem Vorbild der Stadt Resistencia, ferrourbano genannt, ins Gespräch gebracht, da es in der Stadt zahlreiche Schienenwege gibt, die zur Zeit kaum genutzt werden, allerdings auch stark renovierungsbedürftig sind. Nachdem sich das Projekt wegen der Argentinienkrise mehrmals verzögert hatte, wurde im Juni 2008 von der Bundesregierung die Eröffnung einer Linie zwischen Quisquisacate im Nordwesten und dem Bahnhof Mitre angekündigt, die Ende 2008 nach der Renovierung der Strecke ihren Betrieb aufnehmen soll und auf derselben Strecke wie der Tren de las Sierras (s.o.) verkehrt. In einer zweiten Phase sollen die Stadtteile Ferreyra im Südosten und Flores im Südwesten angebunden werden.[17] Ebenfalls existiert ein Projekt zum Bau von zwei U-Bahn-Linien.[18]

Ergänzt wird das Verkehrssystem von Taxis und Remises, einer Art Funktaxis. Während die Taxis gelb gestrichen sind, sind die Remises grün. In den Krisenjahren 2002 und 2003, als das Bussystem besonders schlecht funktionierte, nahmen die Taxis und Remises Fahrgäste für die Busmünzen mit, fungierten also als Sammeltaxis, auch wenn die sehr strengen gesetzlichen Regelungen für diese Art des Verkehrs dies nicht erlaubten. Zudem gab es zeitweise private, nicht genehmigte Busse und Kleinbusse, sogenannte piratas, die oft in sehr schlechtem Zustand waren und Fahrgäste für denselben Preis wie die normalen Busse mitnahmen. Für Aufsehen sorgte 2003 ein Projekt, diese illegalen Unternehmen zur Erhöhung der Frequenzen de facto zu legalisieren,[19] das aber unter anderem wegen der sich bessernden wirtschaftlichen Situation, die die Modernisierung des Fuhrparks erlaubte, nicht umgesetzt wurde.

Städtisches Straßennetz

Plan des Hauptstraßennetzes
Der Boulevard Chacabuco auf seinem Teilstück in Nueva Córdoba

Die Straßen von Córdoba sind fast ausnahmslos nach dem Schachbrettmuster angelegt. In der Innenstadt, aber auch in den meisten Stadtvierteln, sind die Straßen fast alle Einbahnstraßen, die zum Teil mehr als fünf Spuren aufweisen (Spitzenreiter ist der Boulevard Chacabuco/Avenida Maipú, eine achtspurige Einbahnstraße).

Umgeben wird Córdoba von der Avenida Circunvalación, einer Ringautobahn, von der allerdings noch ein Teilstück im Nordwesten der Stadt fehlt. Derzeit wird außerdem ein inneres Ringsystem gebaut, das das Zentrum umgeben soll. Weiterhin gibt es den Anillo del Gran Córdoba, die Ruta C-45, ein äußeres Ringsystem um den Vorortgürtel der Stadt, der sie in einem Radius von etwa 50 km umfährt. Es fehlt jedoch noch ein umfangreiches Teilstück im Osten.

Bildung und Wissenschaft

Ehemaliges Rektorat der Universität Córdoba

Das Bildungsniveau der Bürger der Stadt ist überdurchschnittlich. Von den Einwohnern über 15 Jahren haben 12,23 % eine universitäre Ausbildung (Landesdurchschnitt: 8,73 %), 33,13 % eine abgeschlossene Oberschulausbildung (24,49 %), 42,60 % die abgeschlossene Grundschulbildung ohne Oberschule (48,87 %) und nur 12,04 % keine abgeschlossene Grundschulausbildung (17,90 %). 1,33 % sind Analphabeten.[20]

Die Stadt hat mehrere Universitäten. Die größte und bekannteste ist die 1613 gegründete Universidad Nacional de Córdoba (UNC) mit etwa 118.000 Studenten (2005), sie ist die älteste Universität Argentiniens überhaupt sowie die zweitgrößte nach der Anzahl der Studierenden. Es folgen die auf Ingenieurwissenschaften spezialisierte Universidad Tecnológica Nacional (UTN), die im Land mehrere Filialen betreibt, das ebenfalls staatliche Instituto Universitario Aeronáutico, die Studiengänge rund um die Luftfahrt anbietet, und die von der katholischen Kirche abhängige Universidad Católica de Córdoba, weiterhin gibt es die privaten Universidad Blas Pascal und Universidad Empresarial Siglo 21 sowie zahlreiche nicht als Universitäten geltende, staatliche und private Hochschulen, die sogenannten Terciarios, vergleichbar in etwa mit Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Die von der Stadtregierung abhängige Universidad Libre del Ambiente ist keine Universität im herkömmlichen Sinne, sondern ein wenig formelles Institut, das Kurse und Kampagnen zum Thema Umweltschutz anbietet.

Der Wissenschaftsbetrieb findet hauptsächlich in den Fakultäten der UNC und dort insbesondere in der medizinischen Forschung, in der Robotik und Bionik sowie im Centro de Estudios Avanzados (Zentrum für fortgeschrittene Studien) statt, das in den Sozialwissenschaften aktiv ist. Weiterhin gibt es eine Reihe privater Forschungseinrichtungen in diversen Gebieten.

Die Schulen der Stadt sind von mehreren, meist staatlichen Trägern organisiert, die meisten hängen von der Stadt (municipio) und der Provinz Córdoba ab, es gibt aber auch zahlreiche private und kirchliche Schulen. Die bekanntesten Einrichtungen sind die von der UNC abhängigen Colegio Nacional de Montserrat und Escuela Manuel Belgrano, daneben gibt es auch unter anderen auch eine deutsche Schule (Colegio Alemán).

Sicherheit und Kriminalität

Der Polizeidienst der Stadt steht auf drei Pfeilern. Die Policía Federal (Bundespolizei) hängt vom Staat Argentinien ab und kümmert sich um die Einhaltung der Bundesgesetze, beispielsweise der Bekämpfung des Drogen- und Waffenhandels. Die Policía de Córdoba hängt von der Provinz ab und stellt den bei weitem größten Teil der Sicherheitskräfte. Sie kümmert sich um die Einhaltung der Provinzgesetze und übernimmt auch die Aufgabe der Bewachung und Sicherung privater und öffentlicher Einrichtungen. Ihre bekannteste Division ist das Comando de Acción Preventiva (C.A.P., deutsch Präventives Aktionskommando), das in geländegängigen Fahrzeugen die Aufgabe des präventiven Patrouillierens durch Stadt und Umgebung sowie die Vornahme von Polizeikontrollen übernimmt. Daneben gibt es die Policía Municipal, die Gemeindepolizei, die allerdings mit weit weniger Befugnissen als Provinz- und Bundespolizei ausgestattet ist, sie darf zum Beispiel keine Festnahmen vornehmen. Sie kümmert sich um die Einhaltung der Gemeindenormen, ihr unterstehen die Policía de Tránsito (Verkehrspolizei) und zahlreiche weitere Divisionen, die die Einhaltung der Normen für die Betriebe und Einrichtungen der Stadt, etwa Brandschutzbestimmungen, kontrollieren.

Offizielle Statistiken zur Kriminalität gibt es in Córdoba nur auf Provinzebene. Im Jahr 2003 wurden in der gesamten Provinz Córdoba 136.892 Delikte gezählt, dies ergibt eine Kriminalitätsrate von 4464 Delikten pro 100.000 Einwohner. Davon waren 139 Tötungsdelikte, die Mordrate liegt bei 4,6 (Totschlag eingeschlossen) pro 100.000 Einwohner.[21] Im Jahr 2007 publizierte die Zeitung La Voz del Interior Zahlen zur Mordrate für die eigentliche Stadt; danach wurden im Jahr 2006 74 Tötungsdelikte in Córdoba gezählt (Mordrate 5,8 / 100.000 Einwohner), von denen nur 26 aufgeklärt werden konnten.[22] Der Wert liegt damit höher als im Provinzdurchschnitt und auch über dem Wert von Buenos Aires (4,6). Das größte Gefängnis des Ballungsraums Córdoba liegt nahe dem Ort Bouwer, etwa 25 Kilometer südlich des Stadtzentrums.

Es gibt einige Gebiete in der Stadt, die in den Medien als sogenannte Rote Zonen bezeichnet werden, um zu signalisieren, dass sie eine deutlich höhere Kriminalitätsrate aufweisen als andere. Die meisten dieser Gebiete liegen an der südlichen Peripherie nahe der Ringautobahn Avenida Circunvalación, vor allem das große Arbeiterviertel Villa El Libertador wird immer wieder als Kriminalitätsschwerpunkt genannt, ebenfalls die großen Elendsviertel im Südwesten (La Tela) und Nordosten (General Savio-La Escuelita). Offizielle statistische Daten zur Verteilung der Delikte auf die Stadtviertel gibt es allerdings bisher keine.

Sport

Fußball

Das Estadio Córdoba, auch Chateau genannt

Die populärste Sportart in Córdoba ist wie in ganz Argentinien Fußball. Es wird außer auf den offiziellen Sportplätzen auf unzähligen Bolzplätzen und auf der Straße gespielt.

Es gibt vier Profi-Vereine, die jeweils aus verschiedenen Stadtvierteln stammen und somit eine bestimmte sozio-ökonomische Schicht repräsentieren. In der Saison 2007/08 befindet sich keiner von ihnen in der ersten Liga Primera División, nachdem Club Atlético Belgrano (genannt „Los Piratas“) aus dem Arbeiterviertel Alberdi, 2007 in die Nacional B abstieg. Talleres („Los Tallarines“ oder „El Matador“) aus dem von der Mittelschicht geprägten Barrio Jardín (Gartenviertel) gilt als Erzrivale von Belgrano. Obwohl der Verein zur Zeit ebenfalls nur in der zweiten Liga spielt, kann Talleres einen internationalen Erfolg aufwiesen: den Gewinn der südamerikanischen Copa Conmebol 1999. Weiterhin spielt Instituto („La Gloria“) aus dem Viertel Alta Córdoba in dieser Spielklasse. Belgrano, Talleres und Instituto waren bisher mehrmals erstklassig.

In der dritten Liga, dem Torneo Argentino A, findet sich der etwas weniger bekannte Verein Racing de Nueva Italia („La academia cordobesa“, als Abgrenzung zum bekannteren Racing Club Avellaneda), dessen Fans mit Instituto rivalisieren. Eine Liga tiefer, im Torneo Argentino B, befindet sich mit General Paz Juniors die einzige Profimannschaft der Stadt aus einem Viertel der Oberschicht. Neben diesen landesweit aktiven Vereinen und weiteren im Torneo Argentino C (5. Liga) gibt es zahlreiche Stadtteilklubs, die nur um die Meisterschaft in der Provinz Córdoba spielen.

Das größte Fußballstadion ist das 1978 zur Weltmeisterschaft erbaute Estadio Córdoba im Parque San Martín, das auch Chateau (wegen des nahen Schlosses und Kulturzentrums Chateau Carreras) oder Olímpico (Olympiastadion) genannt wird, obwohl in ganz Argentinien bisher noch nie Olympische Sommerspiele stattgefunden haben. Es hat eine Kapazität von 45.000 Zuschauern. Weitere bedeutende Stadien sind das von Instituto in Alta Córdoba und das von Belgrano (genannt El Gigante) in Alberdi. Die sogenannte Boutique, das Stadion von Talleres in Barrio Jardín wurde wegen seiner geringen Kapazität und Sicherheitsmängeln bis zu seiner Reaktivierung im April 2008 nur zeitweise und zum Training genutzt, Talleres spielte deshalb in dieser Zeit oft im Estadio Córdoba.

Im Estadio Córdoba fand bei der Fußball-WM am 21. Juni 1978 das bisher letzte offizielle Spiel statt, bei dem die Österreichische Fußballnationalmannschaft gegen die deutsche Nationalmannschaft gewinnen konnte. Das Spiel endete 3:2. Zwar war dies für den Ausgang der Weltmeisterschaft aus österreichischer Sicht bedeutungslos, dem österreichischen Fußball brachte es aber einen Schub an Selbstvertrauen. „Córdoba“ wird in Österreich geradezu als Synonym für Erfolg im Fußball verwendet. In Deutschland gilt die Schmach von Córdoba (in Österreich Wunder von Córdoba) dagegen als eine der schlimmsten Niederlagen aller Zeiten, zudem schied die deutsche Nationalmannschaft als noch amtierender Weltmeister nach München 1974 durch die Niederlage aus dem Turnier aus. Das Spiel begründete den Ruf von Hans Krankl, der zwei Tore schoss.

Andere Sportarten

Rallye-Sonderveranstaltung im Stadion Chateau Carreras, 2006

Im Basketball residiert in Córdoba der Rekordmeister der argentinischen Liga, Atenas (bisher 8 Titel seit 1987). Er gilt als einer der besten Vereine der Welt außerhalb der US-amerikanischen NBA und gewann bisher sechsmal eine südamerikanische Meisterschaft.

Tennis ist ein beliebter Sport in der Mittel- und Oberschicht der Stadt. Der Profi David Nalbandian, der in der Weltrangliste zeitweise in den Top 10 stand und damit der bestplatzierte Argentinier war, kommt aus dem Cordobeser Vorort Unquillo. Weiterhin ist in dieser sozialen Klasse Hockey besonders bei Mädchen und jungen Frauen sehr beliebt.

Das Hallenstadion Orfeo Superdomo

Pferdesportarten wie Pferderennen und Polo sind in Córdoba weit weniger beliebt als in Buenos Aires. Nur etwa zehnmal im Jahr wird ein Rennen im Hipódromo, der Pferderennbahn in Barrio Jardín im Süden der Stadt ausgetragen. Die Polo-Mannschaften Córdobas spielen meist ohne Publikum.

Relativ beliebt ist dagegen Boxen. Die Kämpfe werden meist im Hallenstadion Orfeo Superdomo im Nordwesten der Stadt ausgetragen. Der bekannteste Boxer ist Fabio Moli (Schwergewicht), bekannt als „La Mole“. Moli wurde in Deutschland im Jahr 2003 bekannt, da er bei einem Kampf gegen Wladimir Klitschko schon nach 109 Sekunden in der ersten Runde k.o. geschlagen wurde.

Persönlichkeiten

In Córdoba wurden zahlreiche berühmte Argentinier geboren. Daneben haben viele Politiker und Wissenschaftler, insbesondere in der Kolonialzeit und im 19. Jahrhundert, an der Universität von Córdoba studiert, die lange Zeit die größte und bedeutendste des Landes war.

Geboren wurden in Córdoba unter anderem:

Literatur

  • María del Carmen Angueira: Historia de la ciudad de Córdoba. Biblos, Buenos Aires 1991, ISBN 950-9316-87-3
  • Raúl Mercado, Mirta Moore: Geografía de Córdoba. Troquel, Buenos Aires 2001, ISBN 950-16-6502-X
  • José María Rettaroli (Hrsg.): Los Barrios Pueblos de la Ciudad de Córdoba. Eudecor, Córdoba 1997, ISBN 987-9094-29-8
  • Vera de Flachs, María Cristina: Las colectividades extranjeras Córdoba 1852–1930: identidad e integración. Junta Provincial de Historia de Córdoba, Córdoba 1999
  • Beatriz Moreyra, Félix Converso u. a.: Estado, mercado y sociedad: Córdoba, 1820–1950. Centro de Estudios Históricos, Córdoba 2000, ISBN 987-9064-43-7

Weblinks

Quellen

  1. http://www.lavozdelinterior.net/nota.asp?nrc=421816
  2. http://www.lavozdelinterior.net/nota.asp?nrc=103089
  3. Geoklima 2.1
  4. South American Handbook 1988, nach den Primärquellen H.M.S.O. Meteorological Reports und K.L.M. Climatic Data Publication
  5. Daten von der Internetpräsenz von Córdoba
  6. Website des Stadtrates
  7. Sonderzensus des INDEC, 2004
  8. Daten von der offiziellen Internetpräsenz von Córdoba (http://www.cordoba.gov.ar) für das Jahr 2004, nach Daten des Statistikamtes INDEC
  9. Zeitung La Voz del Interior nach der Umfrage EPH (Encuesta Permanente de Hogares) des Statistikamt INDEC
  10. Offizielle Schätzung, Quelle: Internetpräsenz von Córdoba
  11. Studie der Nichtregierungsorganisation Sehas 2003, siehe Artikel in La Voz del Interior
  12. Siehe Artikel in La Voz del Interior
  13. Artikel in La Voz del Interior
  14. Eine beispielhafte Kritik findet sich hier
  15. Artikel in La Voz del Interior
  16. Freunde der Straßenbahn von Córdoba
  17. El ferrourbano estaría en marcha a fines de este año, La Voz del Interior, 5. Juli 2008
  18. Córdoba: La misma empresa del 'tren bala' construirá una red de subtes, derf, 18. Mai 2008
  19. http://www.lavoz.com.ar/nota.asp?nrc=152719
  20. Argentinisches Innenministerium
  21. Daten: INDEC
  22. Monitor Ciudadano (Service von La Voz del Interior)



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