Coripp

Coripp

Flavius Cresconius Corippus (* um 500, † um 570) war ein spätantiker lateinischer Dichter. Er gilt als der letzte bedeutende lateinische Poet des Altertums.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Über Coripps Leben ist wenig bekannt, doch sind zwei seiner Werke erhalten, die ihn als den wohl letzten großen lateinischen Dichter der Antike ausweisen. Seine fundierte rhetorische und literarische Ausbildung erfuhr Coripp, der aus Nordafrika stammte, (ebenso wie Fulgentius und Luxorius) noch in der Zeit, als das Gebiet um Karthago von den Vandalen beherrscht wurde. 533 hatte der oströmische Kaiser Justinian I. dann ein Heer entsandt, das die Provinz Africa zurückeroberte; doch blieb das Gebiet noch über Jahre unruhig, bis es 548 von dem kaiserlichen magister militum Johannes Troglita endgültig befriedet werden konnte. Es ist dieser Feldherr, dem Coripp um 550 sein großes, an Vergil orientiertes Epos Iohannis widmet. Es schildert in acht Büchern vor allem die Kämpfe der Römer gegen die Mauren und wurde erst 1820 wiederentdeckt. Zwar erreicht Coripp keineswegs das Genie seines Vorbildes, dennoch zeigt das Epos, zu welch beachtlichen künstlerischen Leistungen auch die ausgehende Spätantike noch imstande war. Auch als historische Quelle ist die Iohannis von Wert.

Das zweite erhaltene Werk Coripps ist die Lobrede In laudem Iustini Augusti Minoris in vier Büchern (wobei das vierte Buch nur unvollständig erhalten ist), die Justinians Neffen und Nachfolger Justin II. gewidmet ist und wohl aus dem Jahr 566 oder 567 stammt. Ob sich Coripp zu dieser Zeit selbst vor Ort in Konstantinopel befand, ist nicht ganz sicher; ebenso ist es aufgrund der Überlieferungslage möglich, dass das Werk noch in Africa entstand.[1] Coripp war wohl in wirtschaftliche Not geraten, so dass er versuchte, die Gunst des neuen Kaisers zu erringen, indem er dessen (nicht unumstrittenen) Thronanspruch rechtfertigte. Auch dieses Werk spiegelt Coripps Gelehrsamkeit und rhetorische Begabung wider. Er liefert vor allem sehr wichtige Informationen zum spätrömischen Hofzeremoniell sowie zum Leben der hauptstädtischen Bevölkerung.

Bemerkenswert ist daneben übrigens auch der Umstand, dass, wie Coripps Beispiel zeigt, noch in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts hochsprachliche lateinische Werke im Oströmischen Reich verfasst und rezipiert wurden – die Gräzisierung des Reiches schritt damals zwar rasch voran, war aber noch nicht abgeschlossen.

Literatur

Ausgaben und Übersetzungen

  • Averil Cameron: Flavius Cresconius Corippus: In laudem Iustini Augusti minoris (in praise of Justin II). London 1976 (Übersetzung und knapper Kommentar).
  • George W. Shea: The Iohannis or de Bellis Libycis of Flavius Cresconius Corippus (Studies in Classics 7). Lewiston/NY 1998 (Übersetzung).
  • Monumenta Germaniae Historica, Auctores antiquissimi 3,2: Corippi Africani grammatici Libri qui supersunt. Herausgegeben von Josef Partsch. Berlin 1879 (Digitalisat).

Sekundärliteratur

  • Averil Cameron: Corippus' Poem on Justin II. A Terminus of Antique Art?. In: Annali Scuola Norm. Sup. Pisa, Ser. III. 5 (1975), S. 129-165.
  • Thomas Gärtner: Untersuchungen zur Gestaltung und zum historischen Stoff der Johannis Coripps. Berlin 2008.
  • Heinz Hofmann: Corippus, Flavius Cresconius. In: Der Neue Pauly. Bd. 3 (1997), Sp. 165f.
  • John Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire IIIa. Cambridge 1992, S. 354f.
  • Ulrich-Justus Stache: Flavius Cresconius Corippus. In Laudem Justini Augusti minoris. Ein Kommentar. Diss. Berlin 1976.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. DA Rezension

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