Cosimo de' Medici

Cosimo de' Medici

Cosimo der Alte (ital. Cosimo il Vecchio; * 27. September 1389 in Florenz; † 1. August 1464 ebenda) war der eigentliche Begründer des späteren Einflusses seiner Familie, der Medici.

Cosimo de’ Medici

Inhaltsverzeichnis

Leben

Cosimos Vater Giovanni di Bicci de’ Medici (1360–1428), der 1393 in Rom das später so erfolgreiche Bankgeschäft gründete und die Zentrale der Medici-Bank 1397 nach Florenz verlegte, ließ seinen Sohn Cosimo eine Ausbildung in der eigenen Bank zukommen, so dass er sich ein umfangreiches Wissen über die Praktiken des Geldgeschäfts aneignen konnte.

Nachdem sein Vater gestorben war, übernahm Cosimo die Führung der Familie. Florenz war zu jener Zeit eine Republik, die jedoch nur noch auf wackeligen Füßen stand. Die Familie der Albizzi und die Medici stritten sich um die Vorherrschaft. 1433 wurden bei der „Wahl“ zur neuen Signoria überwiegend Anhänger der Albizzi ausgelost, so dass Cosimo zuerst inhaftiert, dann nach Urbino verbannt wurde, nachdem ein Mordversuch auf ihn misslungen war. Er widersetzte sich jedoch dem Urteil und ging nach Venedig ins Exil, wo er die Geschäfte seiner Bank weiterführte.

Unter anderem wegen ungerechter Steuerpolitik der Albizzi und päpstlicher Interventionen wurde Cosimo 1434 nach Florenz zurückgerufen. Die Anhänger der Albizzi mussten nun ihrerseits in die Verbannung gehen, aber ohne dass es zu Mordanschlägen oder Todesurteilen kam. Diese Art der Rache war damals ungewöhnlich. Der Vorteil dieser Art sich seiner Feinde zu entledigen war, dass der Staat so zu Geld kam (das Vermögen der Verbannten wurde eingezogen) und dass es keine Erben und damit auch keine neuen Feinde gab.

In der Folgezeit veränderte Cosimo die Verfassung von Florenz dergestalt, dass zwar oberflächlich gesehen die republikanische Staatsform fortexistierte, tatsächlich aber Cosimo indirekt die Geschicke der Stadt leitete. Er bediente sich dabei seines im Bankgeschäft gewonnenen Reichtums, den er zum Aufbau eines großen Klientelverbands nutze und sich eine große Zahl von Bürgern persönlich verpflichtete. Dieses System der indirekten Machtausübung wurde von seinen Nachfolgern erfolgreich fortgeführt.

Mit seiner Frau, der Contessina de Bardi, hatte Cosimo zwei Söhne, Piero (* 1416) und Giovanni (* 1421; nicht zu verwechseln mit dem Giovanni, der später Papst Leo X. wurde). Hinzu kam der uneheliche Sohn Carlo (* 1430). Giovanni sollte ursprünglich das Erbe übernehmen, verstarb aber bereits 1463. So kam es, dass Piero, der stark an der Familienkrankheit Gicht erkrankt war, die Führung der Familie und auch der Stadt Florenz nach dem Tod des Cosimo übernehmen musste.

Cosimo Pater Patriae (Uffizien, Florenz)

Cosimo selbst zeichnete neben den genannten Gaben vor allem sein außerordentliches finanzielles Geschick aus, das die Grundlage für seine Macht bildete. Durch seine Darlehen konnte er mit Leichtigkeit Freunde an sich binden und Feinde ruinieren. Beides tat er ausgiebig. Er war sich aber auch nicht zu schade, Leuten aus dem einfachen Volk, die er für begabt genug hielt, den Aufstieg in hohe Ämter zu ermöglichen. Für Cosimo war nicht die Herkunft, sondern Fähigkeit und Loyalität ausschlaggebend. Der Pragmatiker Cosimo lebte zudem, in Anbetracht seines großen Reichtums, relativ bescheiden und nicht ausschweifend. Auch er blieb nicht vom Familienleiden der Medici, der Gicht, verschont und starb 1464. In seinen Grabstein in der Krypta von San Lorenzo wurde auf Beschluss der Stadt Florenz die Inschrift „Pater Patriae“ (Vater des Vaterlandes) eingemeißelt.

Politik

Das politische Handeln Cosimos war allgemein geprägt von seinem Patriotismus, mit dem er den Wohlstand und die Sicherheit der Republik Florenz zu mehren gedachte, und seiner Zurückhaltung seine Macht offen zu zeigen. Er richtete sein Augenmerk nicht vorrangig auf die territoriale Größe der Republik Florenz, sondern sorgte erfolgreich für die Sicherheit, die der Staat brauchte, um seine wirtschaftliche Macht und kulturelle Stellung weiter auszubauen.

Innenpolitik

Obwohl Cosimo eindeutig der Herrscher über Florenz war, ließ er den Florentinern ihre Republik und übte seine Macht unauffällig, aber beständig aus. Bezeichnend ist, dass Cosimo selbst insgesamt nur dreimal das Amt des Gonfaloniere, des obersten Priors der Signoria (1435, 1439, 1445) bekleidete.

Auch wenn er sich immer auf seine Popularität beim Volk stützen konnte, hatte auch Cosimo heikle Situationen zu überstehen. Da die Florentiner gegen die Mailänder eine tiefe Abneigung hegten (und umgekehrt) war Cosimos Mailand-Politik (siehe unten) sehr unpopulär. Wegen seiner Unterstützung für den Mailänder Francesco I. Sforza und des gewaltsamen Tods eines Gegners Cosimos 1441, in den er Gerüchten zufolge verwickelt gewesen sein soll, regte sich vermehrt Widerstand gegen seine Politik. Dieser Gefahr begegnete er, indem er 1444 durch einen offenen Verfassungsbruch eine ihm genehme Volksversammlung (Balia) zusammenstellen und sich 1445 zum dritten Mal zum Gonfaloniere (Chef des Stadtrates) wählen ließ. Dadurch konnte er seinen Plan, Sforza in Mailand an die Macht zu bringen, weiter verfolgen. Dass Cosimo dafür ganz offen einen Verfassungsbruch beging (was für ihn absolut nicht typisch war), zeigt, wie wichtig ihm das Bündnis mit Mailand war. Der Widerstand gegen diese Allianz wurde dennoch immer stärker.

Außenpolitik

Vorrangiges Ziel seiner Außenpolitik war eine Stärkung und Sicherung von Florenz durch ein Bündnis mit dem Konkurrenten Mailand. Da er aber wusste, dass ein Bündnis mit dem Herrscherhaus der Visconti auf keinen Fall möglich war, plante er den Sturz von Filippo Maria Visconti. Er wollte die Visconti durch Francesco Sforza, einen mächtigen Söldnerführer, ersetzen, mit dem ihn eine aufrichtige Freundschaft verband. Diesen Plan verfolgte Cosimo seit 1435 äußerst ausdauernd, wenn auch im Ergebnis erfolglos. 1447 starb Filippo endlich, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen und Sforza ging, von Cosimo unterstützt, 1450 als Sieger aus den Kämpfen um den Thron hervor. Damit hatte Cosimo eine tiefgreifende Änderung der politischen Landkarte Italiens herbeigeführt. Die Koalition mit Venedig war durch ein Bündnis mit dem ehemaligen Erzfeind Mailand ersetzt worden. Jetzt standen sich die zwei Parteien Mailand-Florenz (unterstützt von Frankreich und dem Papst) und Venedig-Neapel gegenüber. In dieser Konstellation konnte sich Florenz relativ sicher fühlen und seine wirtschaftliche Macht und kulturelle Vormachtstellung weiter ausbauen.

Kulturelles Engagement

Andrea del Verrocchio: Cosimo de’ Medici, Marmorporträt, um 1464 (Bode-Museum, Berlin)

Cosimo war zwar kein Intellektueller, aber lebhaft an kulturellen Dingen interessiert. Dieses Interesse schlug sich in seinem umfangreichen Mäzenatentum nieder, mit dem er namhafte Künstler und Gelehrte nach Florenz zog, und so zu dem geistigen und künstlerischen Glanz der Stadt beitrug. So förderte er z. B. Brunelleschi, Michelozzo, Filippo Lippi und Donatello.

1436 stiftete er das Kloster San Marco, das Fra Angelico mit meisterhaften Fresken schmückte. Michelozzo erweiterte gleichzeitig den Bau. Zum Kloster und der Kirche stiftete Cosimo auch eine Bibliothek.

1444 rief Cosimo mit der Biblioteca Medicea Laurenziana die erste für jeden zugängliche Bibliothek der Welt ins Leben. Michelozzo gab er den Auftrag, den Palazzo Medici zu bauen. Benozzo Gozzoli malte die Fresken in der Kapelle des Palazzo Medici.

Jahrhundertelang hat man geglaubt, Cosimo habe die Florentiner Platonische Akademie gegründet und deren Leitung Marsilio Ficino übertragen. Moderne Forschung hat dies als Legende erwiesen. Cosimo schenkte Ficino ein Landhaus, aber die Florentiner „Platonische Akademie“ hat als Institution nicht existiert; es handelte sich nur um den Schülerkreis Ficinos, den dieser als die Akademiker bezeichnete.

Literatur

  • James Cleugh: Die Medici. Macht und Glanz einer europäischen Familie. 4. Auflage, Piper, München 2002, ISBN 3-492-23667-7.
  • Volker Reinhardt: Die Medici. Florenz im Zeitalter der Renaissance. 3. Auflage, Beck, München 2004, ISBN 3-406-44028-2.
  • Nicolai Rubinstein: The Governement of Florence under the Medici. 2. Auflage, Oxford University Press, Oxford 1998, ISBN 0-19-817418-7.

Weblinks

Siehe auch: Geschichte von Florenz


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