Coupe de France 1939/40

Coupe de France 1939/40

Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1939/40 war die 23. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 778 Vereine.

Vorjahressieger Racing Club de Paris konnte seinen Titel in diesem Jahr verteidigen; dies war bereits Racings dritter Pokalgewinn. Endspielgegner Olympique Marseille hatte die Trophäe bis dahin allerdings schon fünfmal in Empfang nehmen können, zuletzt 1938.

Die Austragung wurde stark von den politischen Umständen des Kriegsausbruchs beeinflusst. Im September 1939 kam es auch in Frankreich zur Mobilmachung, wovon Fußballspieler nicht ausgenommen waren. Dies beeinträchtigte den Spielbetrieb der französischen Meisterschaft derart, dass die erste Division in drei regionale Gruppen mit insgesamt 21 Mannschaften aufgeteilt wurde. So konnten Anreisewege verkürzt und die Zahl von Spielen reduziert werden.

Die Coupe de France war von den Rahmenbedingungen gleichfalls stark betroffen; selten spielte eine Mannschaft zwei aufeinanderfolgende Begegnungen in identischer Aufstellung. Immer wieder kamen freigestellte Spieler erst unmittelbar vor Anpfiff – oder sogar erst danach – aus ihrem Garnisonsstandort zum Stadion. Dies erklärt auch manch überraschend hohe Niederlage selbst von Erstligisten (siehe bspw. das Halbfinale), wenngleich diese solche Ausfälle meist besser wegstecken konnten als kleine Vereine.[1] Der RC Paris beispielsweise hatte insgesamt 24 Spieler eingesetzt; lediglich der erst 20-jährige René Roulier bestritt Racings sämtliche Pokalbegegnungen.[2] Der Wettbewerb allerdings wurde noch landesweit ausgetragen und Anfang Mai 1940, unmittelbar vor dem deutschen Einmarsch in Frankreich (Westfeldzug, „Fall Rot“) – am 14. Juni, keine sechs Wochen nach dem Endspiel, besetzte die Wehrmacht Paris –, regulär abgeschlossen. Die Pokalwettbewerbe von 1939 bis 1945 und deren Sieger zählen deshalb, anders als die sogenannten „Kriegsmeisterschaften“, bis heute auch als offizielle Titel.

Nach Abschluss der von den regionalen Untergliederungen des Landesverbands FFF organisierten Qualifikationsrunden griffen die Erstligisten ab dem Zweiunddreißigstelfinale in den Wettbewerb ein. Eine Pokalkommission setzte für Zweiunddreißigstel- und Sechzehntelfinale sämtliche Begegnungen fest; die Privilegierung, dass Erstligisten in der ersten Runde nicht aufeinandertreffen konnten, wurde ab dieser Saison wieder aufgehoben. Bis zum Achtelfinale wurde auch das Heimrecht festgelegt; in Viertel- und Halbfinale fanden die Spiele auf neutralem Platz, das Endspiel traditionsgemäß in Paris statt. Ab dem Achtelfinale wurden die Paarungen frei ausgelost; allerdings war die FFF in einem Fall vom Losverfahren abgewichen und hatte die Paarung Marseille gegen Nizza festgesetzt, was bei diesen Klubs zu erheblicher Verstimmung führte.[3]. Endete eine Begegnung nach Verlängerung unentschieden, kam es zu einem oder mehreren Wiederholungsspielen.

Inhaltsverzeichnis

Zweiunddreißigstelfinale

Spiele am 17., Wiederholungspartien am 24. Dezember 1939; da es in diesem Jahr keine offizielle Landesmeisterschaft gab, wird mit Ausnahme der Erstligisten (mit D1 gekennzeichnet) auf die Angabe der Ligazugehörigkeit der Vereine verzichtet.

(a) Zahlreiche Spieler der Ligamannschaft von Strasbourg hatten unmittelbar nach Kriegsausbruch das Elsaß verlassen und waren im zentralfranzösischen Périgueux untergekommen. Dort trug Racing auch dieses Heimspiel aus.[4]

Sechzehntelfinale

Spiele am 7. bzw. 14. Januar, Wiederholungspartien am 14. Januar bzw. 4. Februar 1940

(b) Zahlreiche Spieler der Ligamannschaft von Strasbourg hatten unmittelbar nach Kriegsausbruch das Elsaß verlassen und waren im zentralfranzösischen Périgueux untergekommen. Dort trug Racing auch dieses Heimspiel aus.

Achtelfinale

Spiele am 4., 11. und 18. Februar 1940

Viertelfinale

Spiele am 3. März 1940, auf neutralem Platz

Halbfinale

Spiele am 7. April 1940, auf neutralem Platz

Finale

Spiel am 5. Mai 1940 im Pariser Prinzenparkstadion vor 25.969 Zuschauern

Mannschaftsaufstellungen

Auswechslungen waren damals nicht möglich.

Racing Paris: Rudi Hiden – Maurice Dupuis, Raoul Diagne – Ramón Zabalo, August Jordan, Christian Rouellé – Jules Mathé, Heinrich Hiltl, René Roulier Mannschaftskapitän, Oscar Heisserer, Edmund Weiskopf
Trainer : E. Roux

Olympique Marseille: Jacques Delachet – Joseph Gonzalès Mannschaftskapitän, Camille Malvy – Jean Bastien, Max Conchy, Raymond Durand – Georges Dard, Wilhelm Heiss, Emmanuel Aznar, József Eisenhoffer, Friedrich Donnenfeld
Trainer :József Eisenhoffer Schiedsrichter: Charles Delasalle (Calais)

Tore

0:1 Aznar (16.)
1:1 Roulier (25.)
2:1 Mathé (70.)

Besondere Vorkommnisse

Das Endspiel fand vor der niedrigsten Zuschauerzahl seit 1929 statt; ein Jahr zuvor hatten noch doppelt so viele (über 52.000) Besucher Eintritt für das Finale bezahlt. Diejenigen, die kommen konnten, wurden Zeugen einer Premiere: zum ersten Mal in einem Pokalendspiel musste der Schiedsrichter einen Platzverweis aussprechen. Racings Weiskopf, ein Ex-Olympique-Spieler, und Max Conchy lieferten sich ein sehr intensives Duell voller Nickeligkeiten; beide Mannschaften mussten das Finale zu zehnt beenden.

Die eingangs benannten Probleme, Soldaten für ein Spiel freigestellt zu bekommen, galten für dieses Finale – anders als noch in der Vorschlussrunde – nur in einem bekannteren Fall: Racings „StürmerdenkmalÉmile Veinante durfte seine Truppeneinheit nicht verlassen. Dagegen bekam Olympiques deutscher Torjäger „Willy“ Heiss, bis 1938 Fremdenlegionär in Algerien, ab Kriegsausbruch naturalisierter Soldat in der französischen Armee, Sonderurlaub.[5] Ein anderer prominenter Spieler bei Marseille verpasste das Endspiel hingegen aus Leistungsgründen: Ahmed Ben Bella, gut zwei Jahrzehnte später Algeriens erster Staatspräsident, kam in dieser Saison für OM nur in einem Punktspiel zum Einsatz.[6]

Literatur

  • Hubert Beaudet: La Coupe de France. Ses vainqueurs, ses surprises. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003 ISBN 2-84253-958-3
  • L'Équipe/Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L'Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007 ISBN 978-2-915-53562-4
  • Alain Pécheral: La grande histoire de l'OM. Des origines à nos jours. Éd. Prolongations, o.O. 2007 ISBN 978-2-916400-07-5

Weblinks

Anmerkungen

  1. Beaudet, S. 44-46
  2. laut Verbandsseite
  3. L’Équipe/Ejnès, S. 332/333 und 356
  4. Pécheral, S. 111
  5. Heiss kam bald nach dem Endspiel in Kriegsgefangenschaft, spielte im deutsch besetzten Straßburg wieder für einen Klub und wurde erneut Soldat (diesmal in der Wehrmacht), der bald zum Afrikakorps nach Tunesien versetzt wurde. – Pécheral, S. 106-108
  6. Einsätze für OM 1939/40

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Coupe de France 1938/39 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1938/39 war die 22. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften und die letzte vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. In diesem Jahr meldeten 727 Vereine. Titelverteidiger… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1944/45 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1944/45 war die 28. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten lediglich 510 Vereine; der bisherige Rekord lag bei 778 Teilnehmern (1940). In der …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1940/41 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1940/41 war die 24. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften; mit Rücksicht auf die Besatzungsmacht Deutschland wurde er wie bei seinen allerersten Austragungen wieder… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1941/42 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1941/42 war die 25. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 469 Vereine; das waren nahezu doppelt so viele wie im Vorjahr, die Zahl lag aber… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1942/43 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1942/43 war die 26. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften; dieser trug während der Kriegs und Besatzungsjahre wieder seinen anfänglichen Namen Coupe Charles Simon.… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1945/46 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1945/46 war die 29. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 811 Vereine – ein deutlicher Zuwachs gegenüber den vorangegangenen Spielzeiten… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1946/47 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1946/47 war die 30. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 922 Vereine. Vorjahressieger war der Lille Olympique SC, der die Trophäe… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1948/49 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1948/49 war die 32. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 981 Vereine. Titelverteidiger war Lille Olympique SC, der auch in diesem Jahr… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1917/18 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1917/18 war die erste Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. Sie fand mitten während des Ersten Weltkriegs statt; deshalb nahmen Mannschaften aus dem zu Deutschland… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1918/19 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1918/19 war die zweite Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. Er begann wenige Wochen vor Ende des Ersten Weltkriegs; deshalb nahmen Mannschaften aus dem zu… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”