Creditanstalt-Bankverein AG

Creditanstalt-Bankverein AG
Creditanstalt-Bankverein AG
Creditanstalt Logo
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gründung 31. Oktober 1855
Unternehmenssitz Wien
Branche Universalbank
Website

http://www.ba-ca.com/

Der Creditanstalt-Bankverein war eine österreichische Bank.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

ehem. Zentrale der Creditanstalt in der Schottengasse
Bronzener Haupteingang mit den Ortsnamen der Filialen am Bogen
Blick in die Kassenhalle in der Wiener Zentrale

Der Gründung der Creditanstalt ging die Gründung eines Bankhauses in Wien durch Salomon Meyer Freiherr von Rothschild im Jahre 1820 voraus. Dessen Bank hatte maßgeblichen Anteil an der Finanzierung von Industrialisierungsprojekten in Österreich. So finanzierte das Kreditinstitut beispielsweise den Ausbau der Nordbahn ab 1830, die Fabrikation von Eisenbahnschienen und den Bau von Kokshochöfen. Neben guten Beziehungen zum damaligen Staatskanzler Clemens Fürst Metternich und seinem Mitarbeiter Friedrich von Gentz hielt die Bank auch den böhmischen und westungarischen Adel als große Kreditnehmer.

Aus dieser Bank ging die k. k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe hervor, die am 31. Oktober 1855 von Anselm Salomon Freiherr von Rothschild gegründet wurde. Diese Wirtschaftsbank war sehr erfolgreich und wurde zur größten Bank Österreich-Ungarns.

Albert Salomon Anselm von Rothschild übernahm die Geschäfte im Jahr 1872 und konnte aufgrund der guten Ertragslage in den Jahren 1909 bis 1912 in der Wiener Schottengasse ein Bankhaus im neoklassizistischen Stil von den Architekten Ernst von Gotthilf Miskolczy, sowie von Gustav und Franz von Neumann errichten lassen, welches auch heute noch erhalten ist. 1911 übernahm Albert Salomon Anselms Sohn, Louis Nathaniel von Rothschild, die Geschäfte.

Erste Republik

Das gesamte Bankenwesen im klein gewordenen Österreich war schon um die Mitte der 1920er-Jahre durch Krisen und Krachs gekennzeichnet. Dabei hatte die unter der Leitung Rudolf Siegharts stehende Bodencreditanstalt und auch die staatliche Österreichische Postsparkasse mehrfach als Retter einspringen müssen. Auch die Creditanstalt hatte bereits 1926 die angeschlagene Anglo-Österreichische Bank übernommen.

Schon vor dem New Yorker Börsenkrach wurde die bislang als Retter fungierende Bodencreditanstalt de facto insolvent, als deren zugehöriger Industriekonzern um die Steyr-Werke in Probleme geriet. Die Creditanstalt wurde daraufhin von der Regierung Schober Anfang Oktober 1929 zur Übernahme der Verpflichtungen der Bodencreditanstalt gezwungen.

Die vom New Yorker Börsenkrach am 25. Oktober 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise versetzte der Bankenlandschaft einen schweren Schlag.

Somit wurde die Creditanstalt durch die schwerwiegende Krise im Bankensektor mehrfach belastet und nun selbst zum Sanierungsfall. 1931 hatte das inzwischen unumstritten größte österreichische Kreditinstitut bereits ein Defizit von 140 Millionen Schilling angehäuft und musste am 11. Mai seine Zahlungsunfähigkeit erklären.

Da die Creditanstalt jedoch den Großteil aller österreichischen Industriebetriebe betreute, war ihre Sanierung für die Regierung unter Bundeskanzler Otto Ender unbedingt notwendig.

Das Erste Creditanstalt-Gesetz wurde erlassen, welches eine Garantie für Auslandsgläubiger und eine Aufnahme von Auslandskrediten vorsah. Zudem wurden die Schulden aufgeteilt. 100 Millionen Schilling übernahm der Staat und je 30 Millionen das Haus Rothschild und die Oesterreichische Nationalbank. Die Sozialdemokraten waren für eine Verstaatlichung der Bank eingetreten, konnten sich aber nicht durchsetzen.

Noch im gleichen Jahr erteilte der Nationalrat mit dem Zweiten Creditanstalt-Gesetz der Bundesregierung die Vollmacht zur Übernahme der Haftung für die Schulden der Creditanstalt. Der Abgang von 150 Millionen Schilling im Budget wurde durch Sparmaßnahmen bei Beamtengehältern, der Einführung der Besoldungssteuer und Erhöhung der Kaffee- und Tabakzölle aufgebracht. Auch die Sozialdemokraten stimmten dieser Maßnahme zu.

1934 wurde die Creditanstalt von der nun autoritär regierenden Bundesregierung unter Engelbert Dollfuß mit dem Wiener Bankverein fusioniert, und hieß von nun an Österreichische Creditanstalt - Wiener Bankverein. Ab 1936 hieß der Generaldirektor der nun verstaatlichten Großbank Josef Joham.

NS-Zeit

Mit dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich wurde die Bank erneut grundlegend umgeformt.

Mit der Verhaftung von Louis Nathaniel von Rothschild 1938 und dessen anschließender erzwungener Auswanderung endete auch die 118-jährige Verbindung der Bank zum Hause Rothschild. Die zahlreichen jüdischen Mitarbeiter der Bank wurden binnen kurzer Zeit eliminiert, die Aktienmehrheit an der Bank ging zuerst in eine Holdinggesellschaft des Deutschen Reiches und anschließend an die Deutsche Bank über. 1939 wurde die Bank in Creditanstalt-Bankverein umbenannt. Führende Kraft im Vorstand blieb Josef Joham, der unter der wohlwollenden Patronanz von Hermann Josef Abs die 1918 verloren gegangene Rolle der CA in den Ländern Südosteuropas wieder herstellen wollte und den Industriekonzern der Bank vor Übernahmegelüsten aus dem „Altreich“ möglichst intakt zu halten versuchte.

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten diente die Bank auch als „KZ-Bank“. Bankbeziehungen zu mindestens 13 KZ wurden nachweislich unterhalten, von denen die Bank regelmäßig Todeslisten – auch vom KZ Auschwitz – erhielt und Wuchergebühren für Geldüberweisungen von Angehörigen an KZ-Häftlinge berechnete, wie aus den Archiven der Deutschen Bank hervorgeht. Auch bei der „Arisierung“ der Sascha-Filmindustrie spielte die Creditanstalt eine tragende Rolle. Sie übernahm das politisch bedrängte Unternehmen zu einem unrealistisch niedrigen Wert von damals 1.000 Schilling und übergab die Anteile in der Folge an die nationalsozialistische Cautio Treuhand.

Andererseits kam es auch in hohen und höchsten Positionen der CA-Gruppe zu Widerstandsaktionen. So musste der Generaldirektor der Semperitwerke, Franz Josef Messner seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst OSS mit dem Leben bezahlen, aber auch Josef Joham berichtete unter dem Decknamen 680 spätestens seit September 1943 an die Amerikaner und blieb unentdeckt.

Zweite Republik

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bank aufgrund des Ersten Verstaatlichungsgesetzes von 1946 verstaatlicht, womit sämtliche Anteilsrechte an die Republik Österreich übertragen wurden. Frühere Eigentümer wurden entschädigt, sofern es sich nicht um ehemaliges „deutsches Eigentum“ handelte. Generaldirektor wurde wieder, wie schon zu Zeiten des „StändestaatsJosef Joham, der auch im Wirtschaftsbund der ÖVP eine einflussreiche Stellung innehatte. Joham, der auch während der NS-Periode Vorstandsmitglied des Instituts geblieben war, blieb an dessen Spitze bis 1959 und pflegte eine eher vorsichtige Unternehmenspolitik.

Die Bank war weiterhin vor allem im Geschäft mit Großkunden aktiv und widmete sich vorrangig der Finanzierung des eigenen Industriekonzerns. Ihre Beteiligungen an wichtigen österreichischen Unternehmen umfassten z.B. Wienerberger Baustoffindustrie, Steyr Daimler Puch AG, Donau Chemie AG, Lenzing AG, Semperit AG und Universale Bau.

Ab 1956 wurde der Staatsanteil an der Bank reduziert. 40 % der Anteilsrechte wurden durch die Ausgabe von so genannten Volksaktien privatisiert, allerdings nur 10 % in Stammaktien mit Stimmrecht und 30 % in stimmrechtslosen Vorzugsaktien. Ab 1964 wandte sich die Bank verstärkt dem Privatkundengeschäft zu. Johams Nachfolger Erich Miksch setzte aber die vorsichtige Linie seines Vorgängers fort. 1970 wurde Heinrich Treichl Generaldirektor der damals immer noch größten Bank Österreichs. Er setzte auf Expansion und die Verstärkung des Auslandsgeschäfts. Mitte der 1970er-Jahre rangierte die Creditanstalt-Bankverein unter den hundert größten Banken der Welt. Mit dem Industriekonzern, speziell mit Steyr-Daimler-Puch und Semperit gab es aber angesichts starker internationaler Konzentrationstendenzen der Fahrzeug- und Reifenindustrie wieder wachsende Probleme.

1981 wurde der langjährige Finanzminister Hannes Androsch zum Nachfolger von Heinrich Treichl an der Spitze der CA bestellt. Der prominente SPÖ-Politiker, der in Konflikt mit seinem ehemaligen Förderer Bruno Kreisky geraten und durch eine Steueraffäre belastet war, galt zunächst als Außenseiter in der eher der „schwarzen Reichshälfte“ zugeordneten CA. Es gelang Androsch jedoch, die Bankbilanz durch ein Sanierungspaket für den Industriekonzern der Bank mit 7,3 Mrd. Schilling (mehr als 500 Mio. Euro) aus Steuermitteln zu entlasten. Die Semperit-Beteiligung wurde 1985 großteils an die deutsche Continental AG abgegeben, der eine Zehnjahresgarantie für die Beschäftigung übernahm. Continental hatte schon während der NS-Periode Interesse gezeigt, Semperit zu übernehmen.

In den 1980er Jahren verstärkte die Bank ihre Auslandsaktivitäten und Filialen wurden unter anderem in London, New York und Hongkong eröffnet. Bis 1987 sank zudem der Staatsanteil auf 51 %. Auf Hannes Androsch folgte in diesem Jahr Guido Schmidt-Chiari als Generaldirektor. Seit den 1990er Jahren, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, vergrößerte die Bank auch kontinuierlich ihre Marktpräsenz in den mittel- und osteuropäischen Ländern. Anfang der 1990er Jahre traten allerdings im Auslandsgeschäft und zum Teil auch bei den Inlandskrediten gravierende Probleme auf. Mitte der 1990er Jahre galt die Bank in Insiderkreisen bereits als Übernahmekandidat. 1996 besaß die CA weltweit 81 Auslandsfilialen und 255 österreichische Zweigstellen und mehrere Tochterbanken.

Privatisierung

Logo nach der Fusionierung mit der Bank Austria

Seit Mitte der 1980er-Jahre versuchten mehrere Koalitionsregierungen eine Privatisierung der ÖVP-nahen Bank einzuleiten, was naturgemäß auf heftigen Widerstand eben dieser Partei stieß. 1991 beschloss der Nationalrat eine gesetzliche Ermächtigung des Finanzministers zum Verkauf der Bundesanteile an der Bank. In der Folgezeit wurde vor allem die Art und Weise der Privatisierung heftig debattiert - das SPÖ-geführte Finanzministerium wünschte den Verkauf der Anteile „am Stück“, während das ÖVP-geführte Wirtschaftsministerium einen Verkauf über die Wiener Börse vorschlug.

Die tatsächlichen Privatisierung erfolgte 1997, als ein Verkauf der 69,45 % der Stimmrechte an die SPÖ-nahe Bank Austria zustande kam. Die Bank Austria, zu der Zeit bereits größte Bank Österreichs, ließ sich diese Übernahme 17,2 Milliarden Schilling, umgerechnet rund 1,25 Milliarden Euro, kosten. Dieser Verkauf führte dann auch zu einer Krise in der Koalition zwischen SPÖ und ÖVP.

2002 erfolgte die endgültige Fusion zwischen Bank Austria (BA) und Creditanstalt-Bankverein (CA) zur Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), die seit 2001 als Teilkonzern der deutschen Bayerischen Hypo- und Vereinsbank (HVB) firmiert. 2005 wurde die HVB, und somit auch die BA-CA, von der italienischen Bankengruppe Unicredit übernommen. Am 20. September 2007 wurde schließlich bekanntgegeben, dass der Name Creditanstalt im Zuge einer Markenanpassung an den Unicredit-Konzern aus dem Schriftzug der Bank Austria mit Ende März 2008 entfernt werden soll. Somit endet nach der strukturellen auch die namentliche Existenz der Creditanstalt nach mehr als 152 Jahren.

Literatur

  • Karl Ausch: Als die Banken fielen - zur Soziologie der politischen Korruption. Wien 1968.
  • Gerald D. Feldman, Oliver Rathkolb, Theodor Venus, Ulrike Zimmerl: Österreichs Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Bd 1. Creditanstalt-Bankverein. C.H.Beck, München 2006. ISBN 3-406-55158-0
  • Klaus Grubelnik: Die rote Krake - eine Bank erobert Österreich. Molden, Wien 1998. ISBN 3-85485-005-0
  • Eduard März: Österreichische Industrie- und Bankpolitik in der Zeit Franz Josephs I - am Beispiel der k.k. privilegierten Österreichischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Wien 1963.
  • Eduard März: Österreiche Bankpolitik in der Zeit der großen Wende 1913 -1923. Am Beispiel der Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Wien 1981.
  • Fritz Weber: Vor dem großen Krach - die Krise des österreichischen Bankwesens in den zwanziger Jahren. unveröff. Habilitationsschrift Universität Salzburg 1991.
  • Der Österreichische Volkswirt. Zeitschr. für Industrie u. Finanzwesen. Wien 1.1908ff. (besonders 22.1929-25.1932)

Weblinks


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