Cuc-Phuong-Nationalpark

Cuc-Phuong-Nationalpark
Lage der Provinz Ninh Binh

Der Cuc-Phuong-Nationalpark liegt rund 100 km südlich von Hanoi in der vietnamesischen Provinz Ninh Bình.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Artenreichtum

Der mit 22 200 ha sechstgrößte Nationalpark des Landes befindet sich 56 km nördlich von der Provinzstadt Ninh Bình, 46 km von der N 1 entfernt in bergigem Gelände, das Teil der „Trockenen Halong-Bucht“ ist. Seine Topographie wird im Wesentlichen durch Kalksteinklippen, deren höchste die Sein May Bac („Silberne Wolke“) mit einer Höhe von 656 m ü. NN ist und das Schwemmland des Roten Flusses (Song Hong) gestaltet. Sie entspricht in ihrer geologischen Entstehung den gleichen Prozessen im tropischen Karst wie bei der Halong-Bucht bei Hanoi und in Khao Sok / Thailand. Tropischer Regenwald ist die dominierende Vegetationsform. Der Park wurde 1962 als erster Nationalpark in Vietnam eröffnet.

Der Cuc-Phuong-Nationalpark besitzt einen großen Artenreichtum. Im Park leben 89 Säugetier-, 110 Reptilien-, 65 Fisch- und 320 Vogelarten. Mit etwa 450 größeren Tierarten sind rund 38 Prozent der nationalen Fauna vertreten. Daneben gibt es eine vielfältige Insektenwelt mit etwa 1800 Arten, von denen im Frühjahr die Millionen Schmetterlinge besonders augenfällig sind. Anfang März beginnt langsam die Schmetterlingssaison, die Anfang Mai ausläuft. In dieser Zeit ist die Luft derartig erfüllt, dass selbst Fahrradfahren ohne Brille unmöglich wird. Auch sind hier schätzungsweise 2000 Pflanzenarten vertreten, wovon 37 auf der Roten Liste Vietnams stehen.

Illegale Rodungen sowie die Wilderei gehören zu den größten Problemen der Parkverwaltung, die diesen Missständen mit gezielten Programmen entgegen zu wirken versucht. Neben dem illegalen Tierhandel - besonders die seltenen, nachtaktiven Loris (Primaten) sind wegen ihres niedlichen Aussehens beliebtes Ziel - ist das größte Problem die Fragmentierung und Zerstörung der Habitate, sowie der inländische sog. Ökotourismus. Die vietnamesische Version hat nichts mit den üblichen westlichen Vorstellungen eines umweltgerechten, sanften Tourismus zu tun. Es wird ein enormer Druck auf die Nationalparks ausgeübt, diese zu Unterhaltungszwecken ("Funpark") zu erschließen. Es gehört zum Rahmen des Nadler-Projektes, die heimischen Muong, noch mit zwei kleinen Dörfern im Park vertreten (z.T. von den Behörden 1989 an den Rand des Parks zwangsweise umgesiedelt), Dörfler und Schulklassen aus der Umgebung, sowie vietnamesische Touristen durch die Gehege zu führen, um Aufklärungsarbeit zum dringend notwendigen Natur- und Umweltschutz zu betreiben. Ein weiteres Problem stellt die traditionelle Medizin, sowohl die lokale als auch die chinesische, dar.

Erhaltungszuchten im Nationalpark

Vor dem Eingang liegt das Endangered Primat Rescue Center, welches vom Biologen Tilo Nadler geführt wird. Zur Zeit werden 126 Tiere aus 15 Arten, darunter 6 Arten, die nur hier gehalten werden, beherbergt. Zudem gibt es eine endemische Art von Cat Ba, deren Population bei 55-60 Exemplaren liegt, von denen nur hier die einzigen zwei Tiere leben, die es weltweit in Gefangenschaft gibt: die seltenste Art, der Goldkopflangur oder umgangssprachlich Cat-Ba-Langur (Trachypitheus poliocephalus) mit seinem typischen punkerähnlichen Haarschopf. Ferner trifft man auf schwarzschenklige, grauschenklige und rotschenklige Kleideraffen (Pygathrix nigripes, P. cinerea, P. nemaeus.) Nach ihrer Beschlagnahmung werden sie zunächst 6 Wochen in einer Quarantänestation gehalten, entwurmt und verschiedenen Tests wie auf Herpes, Hepatitis, TBC usw. unterzogen. Die Haltung der Tiere bedarf genauer Kenntnis über den Speiseplan. Dazu müssen die Tierpfleger bis zu 159 verschiedene Blätter von 53 Pflanzenarten und über 30 Wurzelsorten für die Languren bereit halten.

1991 kam Tilo Nadler, um einen Film über den Nationalpark zu drehen und Informationen über den 1930 entdeckten und bis 1987 für ausgestorben geglaubten, endemischen Delacour-Schwarzlanguren zu sammeln. Seit dieser Zeit engagiert sich der Biologe aus Deutschland für die Haltung und Züchtung heimischer Affenarten und gründete 1993 mit dem ersten gewilderten und beschlagnahmten Delacour-Languren das bisher einzige Haltungs- und Zuchtprojekt für bedrohte Primaten Indochinas.

Langfristiges Ziel des Centers ist die Auswilderung der Primaten und Wiederbesiedlung der ursprünglichen Habitate. Dazu wurde ein 2 ha großes Freigehege mit Elektrozaun geschaffen, auf dem Languren sich in einem ausgedünnten Primärwald bewegen können. Auf dem neuen 4 ha großen Gelände leben 3 verschiedene Arten zusammen.

Ähnlich wie für Primaten werden im Nationalpark auch Erhaltungszuchten für andere Tierarten durchgeführt. Sie werden im Nationalpark beispielsweise die für Vietnam endemischen Annam-Bachschildkröten gezüchtet, die stark bedroht sind.

Sehenswürdigkeiten im Umfeld des Nationalparks

In der weiteren Umgebung des Parks befinden sich noch einige wichtige Sehenswürdigkeiten:

  • Jade-Grotten, Felsentempel und Pagode von Bich Dong
  • Hoa Lu, die Hauptstadt des Landes von 968 bis 1009
  • drei Grotten von Tam Coc
  • Gräber der Le-Dynastie bei Xuan Lam
  • Strände von Sam Son


Literatur

  • Thomas Barkemeier: Der Cuc Phuong-Nationalpark. In: Richtig reisen - Vietnam. 2. aktualisierte Auflage. DuMont, Köln 2000. S. 109. ISBN 3-7701-3885-6
  • Nguyen, Van Sinh: Waldstrukturanalyse in vormals selektiv genutzten Beständen des Nationalparks Cuc Phuong, Vietnam. Magisterarbeit. Uni Göttingen, Göttingen 1995. Keine ISBN
  • Sterling, Eleanor Jane; Hurtley, Martha Maud; Minh, Le Due: Vietnam – A Natural History, Yale University Press, 2006, ISBN 978-0-300-12693-8

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