Cucumis sativus

Cucumis sativus
Gurke
Gurke (Cucumis sativus)

Gurke (Cucumis sativus)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Gattung: Gurken (Cucumis)
Art: Gurke
Wissenschaftlicher Name
Cucumis sativus
L.

Die Gurke (Cucumis sativus) ist eine Art aus der Familie der Kürbisgewächse. Ihr Trivialname im Deutschen ist vom Altpolnischen ogurek entlehnt, das vom Altgriechischen ἄωρος aoros (unzeitig, unreif) abstammt, was auf das satte Grün ihrer Frucht hinweist, die als unreif wahrgenommen wurde.[1] Sie gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Gemüsearten. Es werden im wesentlichen zwei Sortengruppen, die mit der unterschiedlichen Nutzung zusammenhängen, unterschieden: die Salatgurke (auch Schlangengurke genannt), die roh verzehrt wird, und die Einlegegurke.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Gurke ist eine einjährige Pflanze, die niederliegend und kletternd wächst, und dabei ein bis vier Meter lang werden kann. Manche Zuchtsorten wachsen wesentlich gedrungener und kompakter. Die ganze Pflanze ist borstig-steif behaart. Die Blätter sind gestielt und ebenfalls rau behaart. Die Blattspreite ist dabei 7 bis 18 Zentimeter lang und gleich breit. Der Blattgrund ist herzförmig, die Spreite fünfeckig mit spitzen Enden, leicht handförmig gelappt mit drei bis fünf Lappen. Der Blattrand ist fein gezähnt. In jeder Blattachsel entspringt eine unverzweigte Ranke.

Unverzweigte Ranke.

Die Art ist ursprünglich getrenntgeschlechtig einhäusig (monözisch), dies gilt für die Wildformen und viele Kultursorten. Es wurden jedoch andromonözische und gynodiözische Sorten gezüchtet. Letztere bilden nur rein weibliche Pflanzen, die die Früchte ohne Bestäubung ansetzen und die dementsprechend hohen Ertrag liefern. Zur Herstellung von Saatgut und zur Züchtung wird die Bildung von männlichen Blüten durch Behandlung mit Silber-Ionen angeregt.

Spross mit Blüten und Früchten.

Die Blütenstiele sind rund und mit etwa zwei Millimeter langen Haaren besetzt. Die Kelchzipfel sind schmal-lanzettlich, gleich lang oder länger als die becherförmige Kelchröhre. Die Krone hat einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimeter und ist goldgelb. Der Fruchtknoten ist dicht mit Stachelborsten besetzt, die auf Knötchen sitzen.

Die männlichen Blüten stehen zu mehreren in den Blattachseln, wobei jeweils immer nur eine in Blüte ist. Die weiblichen Blüten stehen einzeln, meist verstreut an einzelnen Knoten, bei den gynodiözischen Sorten an jedem Knoten. Blütezeit ist in Mitteleuropa Juni bis August. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Bienen, Grabwespen).

Frucht der Salat- oder Schlangengurke, ganze Ansicht und Querschnitt

Die Frucht ist eine Beere. Sie wird 10 bis 60 Zentimeter lang. Die Form ist walzlich bis schmal-eiförmig, unterschiedlich stark gekrümmt, stielrund bis undeutlich drei- bis sechskantig. Die Oberfläche ist höckrig-warzig bis glatt. Die unreifen Früchte sind zur Zeit der Ernte grün, bei einigen wenigen Sorten auch gelb oder weiß. Das Fruchtfleisch ist meist weiß, bei einigen Sorten auch orangefarben. Zur Reife sind die Früchte je nach Sorte grün bis gelb und nicht genetzt oder orange bis braun und genetzt. In der Regel hat die Frucht drei Fruchtfächer, die jeweils zweiteilig sind und viele kleine weiße, flache Samen tragen. Lediglich die Sorte 'Lemon' hat fünf Fruchtfächer. Sie zeichnet sich auch durch ihre gelbe Farbe aus und dadurch, dass sie die einzige andromonözische Gurkensorte ist.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14. Die Gurke ist eine von wenigen Arten, bei der das Gen für die große Untereinheit der RubisCO (rbcL) vom Genom des Plastiden in das mitochondriale Genom übertragen wurde. Letzteres ist ungewöhnlich groß und enthält große Mengen an repetitiver DNA.[2]

100 g Gurke roh enthalten durchschnittlich:[3]
kcal kJ Wasser Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
9,7 41 97 g 141 mg 15 mg 8 mg 8 mg

Verbreitung

Die wahrscheinlichen Wildformen der Gurke, die Varietät hardwickii ist in Indien beheimatet. Die Kulturformen werden heute weltweit angebaut und gelegentlich auch verwildert. Die Gurke ist der kältetoleranteste kultivierte Vertreter der Kürbisgewächse und kann auch noch in Nordeuropa angebaut werden.

Verwilderte Vorkommen sind in Mitteleuropa auf frische, nährstoffreiche Standorte mit lockeren Böden in der collinen Höhenstufe beschränkt. In Österreich ist sie verwildert selten in Burgenland, Kärnten, Salzburg und Vorarlberg zu finden.[4]

Systematik

Die systematische Stellung der Art innerhalb der Gattung Cucumis war lange unklar, da die einzigen Arten, die ebenfalls einen Chromosomensatz von n=7 haben, in Afrika beheimatet sind, die Herkunft der Gurke aber immer schon eher in Indien angesiedelt wurde. DNA-Sequenzanalysen haben gezeigt, dass die nächste Verwandte der Gurke Cucumis hystrix ist, die über 12 Chromosomen verfügt. Bei der Gurke sind die 7 Chromosomen wesentlich größer als bei C. hystrix. Sechs sind metazentrisch, eines submetazentrisch.[2] Die nächsten Verwandten dieser beiden Arten sind die bis vor kurzem in eigenen Gattungen geführten Cucumis ritchiei (syn. Dicaelospermum ritchiei) und Cucumis maderaspatana (syn. Mukia maderaspatana).[5]

Anbau

Im nördlichen Europa, in Asien und dem Mittleren Osten werden Salatgurken vorwiegend in Gewächshäusern gezogen. Gewächshausgurken erzielen aufgrund ihrer Qualität, besonders des makellosen Aussehens, die besten Preise. Sie sind häufig besonders lang und schlank, haben einen verengten Hals, dünne Schale und fast keine Warzen und Stacheln. Gewächshäuser verfügen meist über zusätzliche Beleuchtung, Beschattung, Belüftung, Heizung und CO2-Anreicherung. Die Gurke ist die am häufigste in Gewächshäusern gezogene Art der Kürbisgewächse. Führende Länder sind die Niederlande, Großbritannien, China, Japan, Korea und der Mittlere Osten. Im Gewächshaus können drei bis fünf Ernten pro Jahr erzielt werden. Die Gewächshaussorten sind meist gynodiözisch, dazu zählen die europäische 'Telegraph', 'Petita F1 und 'Superator' und die kleinfrüchtige asiatische 'Hayat'. Während dies neue Züchtungen sind, gibt es auch sehr alte Sorten, so wurde die 'Early Russian' schon von Naudin 1859 beschrieben.

Die Einlegegurken werden überall überwiegend im Freiland gezogen. In den USA lagen die Hektarerträge 1990 bei 11,6 Tonnen pro Jahr.

In China gibt es einige besondere Sortengruppen. Die Varietät xishuangbannesis wird von den Hani im Südwesten China in Seehöhen über 1000 m angebaut. Die Sprosse werden bis sieben Meter lang, die Früchte bis drei kg schwer. Die Rinde ist weiß, gelb oder braun-orange mit deutlichen Warzen. Das Fruchtfleisch ist durch Carotine der Provitamin A-Gruppe gelb bis orange. Die Varietät sikkimensis, auch Sikkim-Gurke genannt, wird in den gebirgigen Regionen Nepals und Indiens angebaut.

2006 wurden weltweit 44 Mio. Tonnen Gurken geerntet, wobei die wichtigsten Anbauländer in sinkender Reihenfolge China, Türkei, Iran, Russland und die USA sind.[6]

Nutzung

Die bei weitem überwiegende Nutzung der Gurke ist die Nutzung der unreifen Früchte frisch oder eingelegt. In China, Indien, Indonesien, Malaysia und anderen Ländern werden die Früchte manchmal auch gekocht. In Indien werden sie auch in Currys und Chutneys verwendet. In Asien werden auch die Samen gegessen, das Öl aus den Samen wird zum Kochen verwendet. In Südostasien werden auch junge Blätter und Sprosse gekocht als Gemüse gegessen.

Hinsichtlich ihrer Nutzung werden die Gurken in Europa eingeteilt in:[7]

  • Salatgurken (Schlangengurken)
  • Einlegegurken
  • Schälgurken

Die Salatgurken werden frisch vorwiegend als Salat verzehrt. Sie stammen überwiegend aus Treibhäusern. Einlege- und Schälgurken sind kleiner als Schlangengurken und kommen überwiegend aus dem Freilandanbau. Ihr Länge-zu-Breite-Verhältnis ist meist etwa 3:1. Sie werden durch Milchsäuregärung als Salzgurken, mit Essigsud eingekocht als Gewürzgurken bezeichnet. Ausgereifte Schälgurken können ebenfalls roh gegessen werden, werden aber auch zu Senfgurken weiterverarbeitet.[7]

Geschichte

Die Heimat der Gurke liegt wahrscheinlich in Indien, wo sie wahrscheinlich um 1500 v.Chr. domestiziert wurde. Die hier heimische Varietät Cucumis sativus var. hardwickii ist mit den Kulturformen frei kreuzbar. Von Indien hat sie sich in alle warmen Gebiete der Alten Welt ausgebreitet. Aus dem Irak sind Beschreibungen der Gurke aus der Zeit um 600 v.Chr. bekannt, aus dem Mittelmeergebiet von 200 v.Chr. Bei den in vielen Bibelübersetzungen Gurke genannten Pflanzen kishuim und mikshah (4. Mose, 11,5; Jesaja 1,8) muss es sich um die Melone handeln.[8] Bei den Römern war die Gurke weit verbreitet und beliebt. Plinius der Ältere nennt sie als das Lieblingsgemüse des Kaisers Tiberius und dass sie bei Schlechtwetter in Glashäusern geschützt wurden. In den europäischen Sprachen ist als Bezeichnung die Variante ogurek, Gurke in Ost-, Zentral- und Nordeuropa vorherrschend. Diese Bezeichnungen gehen auf das Altgriechische aoros (unzeitig, unreif) zurück. Das Französische concombre und das Englische cucumber gehen auf das Lateinische cucumis zurück, auf der Iberischen Halbinsel leitet sich pepino von der Verkleinerungsform von Kürbis ab. Die Herkunft der Bezeichnung castravete u.ä. in einigen Balkansprachen ist ungeklärt.[9]

Belege

  • R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, S. 60. ISBN 0-85199-133-5 (Merkmale, Anbau, Nutzung)
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6 (Merkmale)

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1995, S. 487f
  2. a b Susanne S Renner, Hanno Schaefer, Alexander Kocyan: Phylogenetics of Cucumis (Cucurbitaceae): Cucumber (C. sativus) belongs in an Asian/Australian clade far from melon (C. melo) BMC Evolutionary Biology 2007, Band7, 58. doi:10.1186/1471-2148-7-58
  3. Souci/Fachmann/Kraut. Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, 5. Auflage, 1994.
  4. M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  5. Hanno Schaefer: Cucumis (Cucurbitaceae) must include Cucumella, Dicoelospermum, Mukia, Myrmecosicyos, and Oreosyce: a recircumscription based on nuclear and plastid DNA data. Blumea, Band 52, 2007, S. 165–177
  6. nach: FAOSTAT, Daten für „cucumbers and gherkins“, abgerufen 4. April 2008.
  7. a b Lebensmittel-Lexikon Dr. Oetker, 4. Aufl. 2004, Artikel Gurken
  8. Michael Zohary: Pflanzen der Bibel. Calwer Verlag, Stuttgart 1995, S. 86. ISBN 3-7668-3397-9
  9. Der Abschnitt Geschichte beruht auf: M. Pitrat, M. Chauvet, C. Foury: Diversity, history and production of cultivated cucurbits. In: K. Abak, S. Büyükalaca: Proceedings of the First International Symposium on Cucurbits. Acta Horticultae, Band 492, 1999, S. 21-29. ISSN 0567-7572

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