Acryllacke

Acryllacke

Acrylfarben, -lacke oder -anstriche basieren auf Kunststoffdispersionen. Sie sind häufig wasserverdünnbar und trocknen zu einem wasserfesten Film aus, es gibt aber auch Lösungsmittel-basierte Acryllacke. Die auf der Basis von polymerisierten Acrylsäureestern hergestellten Acrylharzfarben wurden erstmals Ende der 1940er Jahre in den USA, ab den frühen 1960ern auch in Europa von Künstlerfarbenfabriken für den Gebrauch in der Malerei hergestellt. Sie werden heute auch in Handwerk, Industrie und im Hobbybereich verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Künstlerfarben

Acrylfarbe auf Leinwand.
Fluoreszierende Acrylfarben, mit UV-Licht beleuchtet.

Bereits 1934 entstand bei BASF die erste gebrauchsfertige wässrige Acrylharzdispersion, das Patent darauf hatten Röhm und Haas 1930 unter dem Namen Plextol angemeldet. 1946 brachte die Firma Bocour Artists Colors in New York City ihre Produktreihe Magna Plastic auf dem Markt, deren Herstellung erst in den 1990er Jahren eingestellt wurde. Je nach Polymerisationsgrad waren die Lösungsmittel anfangs Toluol oder Xylol, später war es Testbenzin (das Acryloid dazu hiess F-10).[1] Das Bindemittel im Acryllack ist zunächst milchig weiß und wird erst durch das Trocknen transparent. Daher werden Acrylfarben beim Trocknen dunkler. Da die Farbe mit Wasser vermischt werden kann, wird sie bisweilen anstelle von Wasserfarbe verwendet. Diese trocknet besonders für ungeübte Künstler unvorhersehbar heller. Im verdünnten Zustand können auch Techniken aus der Aquarellmalerei angewendet oder Lasuren erzeugt werden.

Acrylfarbe kann ebenfalls als Alternative oder Ergänzung zu Ölfarbe und mit den meisten hier üblichen Techniken verwendet werden. Die Trockenzeit der reinen Acrylfarbe ist sehr kurz, kann aber mit Malmitteln künstlich verlängert werden. Die Farbe kann in Impastotechnik mit Pinseln oder Malmessern aufgetragen werden und trocknet auch in starken Schichten ohne Risse. Die getrocknete Farbe ist leicht glänzend und bildet einen elastischen Film auf dem Malgrund. Acrylfarbe kann auf jedem fettfreien Malgrund (Leinwand, Holz, Metall und andere) verwendet werden. Bei gleichzeitiger Verwendung von Ölfarben können diese über Acryluntergründe gelegt werden. Für stark pastose Arbeitsweisen und eine Bildgestaltung mit Pasten und Gelen werden jedoch feste Bildträger wie Malplatten benötigt. Für Farbtonveränderungen und Lichteffekte kann in der Acrylmalerei mit Modellierpaste und anderen Strukturmitteln wie Effekt-, Faser- und Metallikgel gearbeitet werden. Dabei kann das Strukturgel bzw. die Strukturpaste mit vielfältigen Arbeitsgeräten wie Malmesser, Kamm oder Spachtel auf den grundierten Malgrund aufgetragen und anschließend koloriert werden.

Arbeitsgeräte lassen sich mit Wasser reinigen, erst bei Trocknung wird die Farbe wasserunlöslich und muss mit speziellen Lösungsmitteln entfernt werden. Im Gegensatz zu Ölfarbe hat wasserbasierte Acrylfarbe beim Vermalen so gut wie keinen Geruch.

Acrylfarben im Handwerk

Im Bau- und Heimwerkerbereich haben sich Acryllacke gegen vergleichbare Produkte wie Nitro- oder Alkydharzlacke weitgehend durchgesetzt. Ein Vorteil besteht darin, dass die eingesetzten gesundheitsschädlichen Lösungsmittel, wie etwa bei Nitrolacken (70-80%), deutlich reduziert sind (7-15%). Die geringere Abriebfestigkeit gegenüber Kunstharzlacken wurde inzwischen durch neue Produktentwicklungen weitgehend ausgeglichen.

Bestandteile

Wie auch andere Malfarben besteht Acrylfarbe aus drei Bestandteilen:

  • Lösemittel, welche die Bindemittel lösen und beim Trocknen der Farben verdunsten. Im Unterschied zur Ölfarbe ist es hier meist Wasser. Durch dessen Verdunstung verliert die Farbmasse geringfügig an Volumen.
  • Bindemittel dienen der Verbindung der Pigmentpartikel untereinander und dieser mit dem Untergrund. Acrylbindemittel bestehen aus Kunstharzteilchen, welche sich in hoher Konzentration im Wasser befinden. Bei der Verdunstung des Wassers lagern sich die Partikel enger zusammen und bilden einen elastischen, wasserunlöslichen Film. Die Art des Bindemittels bestimmt die Eigenschaften der Farbe in z. B. Elastizität, Verdünnbarkeit, Haftung.
  • Pigmente. Es gibt organische und anorganische Pigmente, sowie Effektpigmente. Neben dem Farbton sind wichtigste Eigenschaften Deckvermögen (Abdecken des Untergrundes) und Farbvermögen (Veränderung anderer Farbtöne).

Mal- und Hilfsmittel

  • Grundierweiß (Primacryl, Gesso) - dient als Haftgrund auf allen unbearbeiteten Malgründen.
  • Verdickungsmittel – erhöhen die Konsistenz der Farbe und sind für einen pastosen Auftrag oder für das Arbeiten mit dem Spachtel gut geeignet.
  • Verzögerer − verlängern die Trocknungszeit der Farbe. Gut für ein Arbeiten in der Nass-in-Nass-Technik. Als günstiger Ersatz kann auch Glyzerin genutzt werden. Trocknungsbeschleuniger (Sikkative) kommen bei den ohnehin schnelltrocknenden Acrylfarben nicht zum Einsatz.
  • Modellierpasten - ermöglichen nach mehrstündiger Trocknung, ohne wesentliche Schrumpfung des Volumens, eine plastische Nachbearbeitung mit Schleifmaterialien oder Messern.
  • Glanzmittel-Dispersionen (Medien) – beeinflussen die Glanzeigenschaften stufenweise von seidenmatt bis hochglänzend.
  • Firnisse – erzeugen eine lackartige Schutzschicht auf der Oberfläche. Die Farbbrillianz kann dabei verstärkt(Glanzfirnis), beibehalten (Neutralfirnis) oder herabgesetzt werden (Mattfirnis).
  • Fluortelomer-basierte Produkte – verbessern die Benetzungs- und Oberflächeneigenschaften (Konzentrationen von 300 bis 500 mg/kg).

Einzelnachweise

  1. Thomas Hoppe: Acrylmalerei. Die künstlerischen Techniken, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2000, ISBN 3-473-48408-3 (S. 26-32)

Literatur

  • Thomas Hoppe: Acrylmalerei. Die künstlerischen Techniken, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2000, ISBN 3-363-00810-4
  • Max Doerner: Malmaterial und seine Verwendung im Bilde., Enke Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-432-81048-2
  • Brigitte Waldschmidt: Workshop Acryl. Strukturmittel und ihre Anwendung. Englisch Verlag. Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-8241-1317-0
  • Manfred Hönig: Acrylmalerei. Hilfsmittel und Möglichkeiten. Englisch Verlag. Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-8241-1227-2

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