- Action 365
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Die action 365 ist eine in den 1950er Jahren in Deutschland gegründete ökumenische Laienbewegung, die im Jahr 2008 ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Sie entstand aus dem Gedanken heraus, dass es nicht genüge, über Probleme in Kirche und Gesellschaft zu diskutieren, Missstände anzuprangern, Lösungsansätze und konkrete Aktionen aber wenigen Experten zu überlassen. Im gemeinsamen Weltauftrag wollen evangelische und katholische Christen in kleinen, aktiven Gruppen (Teams genannt) an allen Tagen des Jahres (365) unter dem einen Wort Gottes zusammenarbeiten (action). Der Name "action 365" ist also Programm.
Inhaltsverzeichnis
"Stiftung Haus" der action 365
Heute arbeitet die action 365 in den Rechtsformen "Stiftung Haus" der action 365 (gegründet 1997) und Verlag der action 365 (gegründet 1983). Die "Stiftung Haus" der action 365 ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird von einem Vorstand und von einem Kuratorium geleitet, dem katholische und evangelische Christen angehören, und durch freiwillige Kostenbeiträge der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Teams sowie durch Spenden von Freunden und Förderern getragen. Der Verlag der action 365 ist eine hundertprozentige Tochter der Stiftung. Beide Rechtsformen arbeiten im gleichen Haus Hand in Hand daran, mit ihren jeweiligen Möglichkeiten die Anliegen der action 365 in der Gegenwart zu verwirklichen und für die Zukunft weiterzuentwickeln:
- den Dialog der Religionen und Kulturen
- Partnerschaft und Bildungsarbeit in einem versöhnten Europa (s.u.)
- moderne Formen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit, unter anderem durch die seit 35 Jahren bestehende Partnerschaft mit dem Genossenschafts-Dachverband FEDECOCAGUA in Guatemala (s.u.)
- Hilfen für die persönliche Lebensgestaltung in Beruf und Familie
- Begegnung und Austausch mit Menschen ohne jegliche religiöse Bindung.
Wesentlich ist außerdem die Herausgabe von Medien für die christliche Öffentlichkeitsarbeit. Hierzu gehören u.a. der Schriftlesungskalender „365mal Gottes Wort“, Poster, Korrespondenzkarten, Bücher und Materialien für die Erwachsenenbildung.
Internationale Aufgaben der "Stiftung Haus"
Die "Stiftung Haus" der action 365 hat zum einen Sommerschulen für junge Menschen aus Polen, Tschechien und Rumänien ins Leben gerufen. Zum anderen initiierte die Stiftung ab 1995 ein zunächst trinationales Europa-Projekt mit regelmäßig stattfindenden wissenschaftlichen Symposien in Polen (Schloss Kamien Slaski/Groß Stein bei Oppeln sowie in Krakau), in der Tschechischen Republik (Olmütz) und in der Bundesrepublik Deutschland (Frankfurt am Main). Die meisten der beteiligten Wissenschaftler kamen von den polnischen Universitäten Opole/Oppeln und Kraków/Krakau, von der tschechischen František-Palackỳ-Universität in Olomouc/Olmütz, der Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main und der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Später schlossen sich Vertreter der Fakultät für Erwachsenenbildung und Kulturwissenschaften der Universität Pécs/Fünfkirchen in Ungarn an. Das letzte Treffen dieser Art wurde vom 24. bis 28. September 2008 von der Universität Pécs in Ungarn ausgerichtet. Im Zentrum der Europa-Symposien stehen unter anderem Fragen
- nach der historischen Verbundenheit von Deutschen, Polen, Tschechen und Ungarn
- nach dem Umgang mit den Fehlern und Wunden der Vergangenheit, gemäß dem Leitwort „Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung“
- nach dem Phänomen der Migration und unserem generellen Umgang mit Fremdem
- nach einer Gemeinsamkeiten stiftenden Europäischen Identität
- sowie nach den politischen, sozialen und pädagogischen Schlussfolgerungen aus den gewonnenen Erkenntnissen.
Das Modell der ökumenischen Basisgruppen
Die Teams der action 365, die sich auch ökumenische Basisgruppen oder Basisgemeinden der action 365 nennen, arbeiten bundesweit. Manche dieser Teams gibt es bereits seit der Gründung der action 365, andere in dieser Konstellation erst seit wenigen Jahren.
Von den ersten jungen Christengemeinden heißt es in der Apostelgeschichte: „Sie brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude“ (Kapitel 2, Vers 49). Vom Leben dieser kleinen, vitalen Keimzellen der großen Kirchen lassen sich Basisgemeinden in aller Welt, auch die Teams der action 365, inspirieren. Sie verstehen sich als Glaubens-, Aktions-, Gebets- und Familiengemeinschaft. Sie wollen Motor der Veränderung, Freiraum zum Experiment, Anlaufstelle für Menschen auf der Suche und/oder in Not sein. Die Kontakte zwischen den Teams der action 365 und den lokalen Kirchengemeinden sind gut, jedoch ist das Anliegen der action 365 weiter gefasst, was den Dialog mit der anderen Konfessionen, mit Menschen anderen Glaubens und Menschen ohne jegliche kirchliche Herkunft und Bindung angeht.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter jedes Teams sind durch keinerlei Mitgliedschaft an die action 365 gebunden. Sie treffen sich in der Regel einmal im Monat. Anregungen und Materialien für die Gestaltung des Teamabends erhalten sie in Form des so genannten „Programms“, das von der "Stiftung Haus" der action 365 zweimonatlich zusammengestellt und verschickt wird. Schwerpunkte der Arbeit sind, entsprechend den Anliegen der Stiftung:
- Ökumene der Praxis
- Christliche Öffentlichkeitsarbeit durch Poster und Plakate
- Partnerschaft mit den genossenschaftlich organisierten indianischen Kleinbauern in Guatemala
- geistige und materielle Hilfe für Menschen in Osteuropa
- soziale und seelsorgerische Dienste von Hilfen für soziale Randgruppen über die Arbeit mit Senioren, Kranken- und Hospizdienste, Kontakte zu Menschen in Justizvollzugsanstalten, Ferien- und Kurseelsorge, Zusammenarbeit mit Eine-Welt-Gruppen bis hin zur unmittelbaren Nachbarschaftshilfe sind die Arbeitsgebiete sehr vielfältig, entsprechend den Begabungen und Erfahrungen, die in einem Team zusammenkommen.
Die action 365 und der Dachverband FEDECOCAGUA
"Der lange Weg der kleinen Leute" - mit diesen Worten wird die Partnerschaft zwischen der action 365 in Deutschland und den Kaffee produzierenden indianischen Kleinbauern in Guatemala oft beschrieben: Eine kleine ökumenische Gemeinschaft und ein Dachverband engagierter Dorfgenossenschaften ließen sich vor 35 Jahren auf einen Prozess des Voneinander-Lernens sein. 1969 gründen 16 Bauerngenossenschaften in Guatemala den Dachverband FEDECOCAGUA (Federación de Cooperativas Agrícolas de Productores de Café de Guatemala – Dachverband der Kaffeebauerngenossenschaften Guatemalas). Die Idee der Genossenschaft lehnt man an das Modell von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schultze-Delitzsch an. Doch der Gedanke der solidarischen Dorfgemeinschaft ist ebenso tief in der Kultur Guatemalas verwurzelt. Ziel des Dachverbandes war und ist es nicht in erster Linie, den erstklassigen Hochlandkaffee der Bauern auf dem Weltmarkt zu etablieren, sondern mit der Ware Kaffee Informationen über die Lage der indígena in Guatemala zu transportieren. Der Kontakt zur action 365 kam 1973/74 über MISEREOR zustande. Er sollte sich für die FEDECOCAGUA als der langlebigste erweisen. Der Erfolg: Die Idee der Genossenschaft ist mittlerweile in Guatemala ebenso "salonfähig“ geworden wie die Vorstellung, dass jeder Bauer einen angemessenen Lohn für seine Arbeit mit dem Kaffee verdient hat.
Zur Geschichte der action 365
Die ursprünglich von Pater Johannes Leppich SJ (1915-1992) ins Leben gerufene ökumenische Laienbewegung erhielt ihre heutige, vielseitige und internationale Dimension durch drei größere Entwicklungsschritte. Während der ersten zehn Jahre waren die so genannten "Aktivkreise Pater Leppich" vor allem auf Ortsebene aktiv. Ab 1970 kam es zu einer umfassenden Umstrukturierung und Weiterentwicklung durch Pater Wolfgang Tarara SJ (1931-2001), vor allem geprägt durch die Gedanken der Ökumene, der Demokratie und der Selbstverantwortung. In der Folge öffnete und vernetzte die action 365 sich auch international. Die Gründung der STIFTUNG HAUS der action 365 im Jahr 1997, wesentlich initiiert durch Wolfgang Tarara SJ, sicherte die Arbeit der action 365 schließlich für die Zukunft ab, unabhängig von Personen und Zeitabläufen.
Weblinks
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