D. Stempel AG

D. Stempel AG

Die D. Stempel AG war eine deutsche Schriftgießerei. Neben Unternehmen wie der H. Berthold AG, der Bauerschen Gießerei sowie der Gießerei Gebr. Klingspor gehörte sie zu den bedeutenden Schrifthäusern des 20. Jahrhunderts.

Geschichte

Das Unternehmen wurde am 15. Januar 1895 von David Stempel (1869–1927) in Frankfurt am Main als Offene Handelsgesellschaft (OHG) gegründet. Sie beschäftigte sich vorerst mit dem Guss von Ausschluss und Füllmaterial sowie der Herstellung von Walzenmasse und Walzen für den Buchdruckereibedarf. Schon zwei Jahre später nimmt sie nach Kauf einer Schriftgießerei die Produktion von Schriften auf. Innerhalb der nächsten drei Jahre werden Handstempelschneiderei, Hausdruckerei, Buchbinderei und eine eigene Maschinenfabrik zur Herstellung von Spezialmaschinen und Hilfsapparaten für die eigene Gießerei eingerichtet.

1900 wurde Stempel exklusiver Schriftenlieferant für die von der deutschen Linotype-Gesellschaft vertriebenen Matrizen für die Linotype-Setz- und Gießmaschine. Bis 1974 erscheinen jedoch fast alle Schriften auch für den Handsatz. Im Laufe der Zeit übernahm die Linotype GmbH die Aktienmehrheit an der D. Stempel AG.

Über den Zwischenschritt einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) 1901 wird das Unternehmen 1905 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Mehrere Übernahmen wie 1919 der Bestände der Schriftgießerei W. Drugulin bescheren der Stempel AG zahlreiche kostbare Originalmatrizen voriger Jahrhunderte. Aus diesen Beständen werden in den folgenden Jahren unter gewissenhafter Anpassung immer wieder Klassiker in die Moderne gerettet. Zu einer solchen Neuauflage möglichst nah am Original gehören auch die auf Drucken Claude Garamonds sowie Andreas Weichsels basierenden Schriften der Garamond-Familie, die als Stempel Garamond ab 1925 bei der Stempel AG erscheinen.

1941 wird Linotype über die Mergenthaler Setzmaschinenfabrik Mehrheitseigner.

In den Jahren ab 1950 erscheinen einige der wichtigsten Schriften Hermann Zapfs. So 1950 die Palatino und Gilgengart, 1952 Virtuosa und Melior, 1953 die Schmuckschrift Saphir und 1958 dann der Klassiker Optima. Beispielsweise mit der Diotima-Gruppe ab 1953 veröffentlicht auch Zapfs Frau Gudrun Zapf-von Hesse bei Stempel.

1954 wird die Stempel AG durch Übernahme von der Berthold AG gehörender Anteile Mehrheitseigner der Haas'schen Schriftgießerei AG. Die Verbindung von Stempel und Haas geht bis 1927 zurück, dem Jahr der Beteiligung der D. Stempel AG an der Haas'schen Schriftgießerei.

Angefangen 1917 mit der Vereinbarung einer Interessengemeinschaft mit Gebr. Klingspor erweitert Stempel sein Engagement in den folgenden Jahren bei Klingspor immer mehr. 1956 dann wird der Rest des Unternehmens und ihres Schriftprogramms übernommen.

Mittlerweile ein Klassiker und eine der meistverbreiteten Schriften erscheint 1961 bei der Stempel AG: bei Haas als Neue Haas-Grotesk von Max Miedinger entworfen und nach der Übernahme seither unter dem Namen Helvetica weltweit vertrieben.

1967 wird mit Jan Tschicholds von manchen immer noch als idealtypische Garamond bezeichnete Sabon vorgestellt. Sie ist eine Gemeinschaftsarbeit von Stempel, Linotype und Monotype, da die deutschen Drucker nach einer Schrift verlangten, die ohne Anpassungen auf beiden Typen von Setzmaschinen läuft.

1968 beginnt mit Aufnahme der Schriftträgerfertigung für die Linotype-Fotosatzmaschinen der Umstieg auf die neue Technik. Im gleichen Jahr erscheint auch die Syntax Hans Eduard Meiers, der schon 1955 mit der Arbeit dafür begann.

1974 erscheint mit der Present Stempels letzte Handsatzschrift. 1977 beginnt die Herstellung eigener Fotosatzgeräte wie der Stempel typomatic und digitaler Fonts für beispielsweise die Linotype CRtronic. Dies erfolgt jedoch erst um einiges später als beim Rest der Industrie. Ein Jahr später wird die Schriftgussabteilung von Berthold&Stempel an Haas übergeben. 1983 wird die Fertigung von Linotype-Matrizen eingestellt.

Digitale Schrift und Computersatz ließen den Markt für Bleisatzschriften schrumpfen. 1985 wird die Auflösung durch den Mehrheitseigner Linotype GmbH beschlossen und die Schriftträgerfertigung geht in ihr auf. 1986 ziehen die Maschinen und sonstigen Geräte der Gießerei von Frankfurt nach Darmstadt um. Der Vertrieb von Blei-Schriften wird durch den Schriftenservice D. Stempel GmbH übernommen. Die digitalen Schriften werden heute von der Linotype GmbH in Bad Homburg vor der Höhe vertrieben.

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