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Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz, kurz DANI, beschreibt Regeln zur Dosierung von Arzneimitteln bei Patienten mit reduzierter Nierenfunktion. Der Hintergrund ist, dass bei Niereninsuffizienz einige Arzneistoffe schlechter ausgeschieden werden oder ein anderes Verteilungsmuster im Körper aufweisen. Es kann dann zu einer Ansammlung des Arzneimittels im Körper kommen (Akkumulation) und somit die sichere Dosis des Arzneistoffes überschritten werden, was zu erhöhten Nebenwirkungen bis hin zu Organschäden führen kann. Daher muss bei Patienten mit Niereninsuffizienz bei bestimmten Arzneimitteln die Arzneistoff-Dosis und/oder die Häufigkeit der Einnahme reduziert werden.
Inhaltsverzeichnis
Theoretischer Hintergrund
Die Pharmakokinetik eines Arzneistoffes beschreibt, wie rasch und in welchem Ausmaß nach der Verabreichung eines Arzneistoffes dieser anschließend im Blutplasma und in den verschiedenen Körpergeweben auftritt und wo und in welcher Weise er wieder ausgeschieden (eliminiert) wird. Letzteres kann zum Beispiel über die Leber und die Gallenwege durch den Stuhlgang (hepatisch/fäkal) und/oder die Nieren über den Urin (renal) geschehen. Man spricht hierbei auch von der Clearance eines Arzneistoffes. Bei einer Niereninsuffizienz kann die Elimination verschiedener Arzneistoffe gestört sein. In welchem Ausmaß, das hängt von der sogenannten extrarenalen Dosisfraktion (Qo) und der individuellen Eliminationskapazität des Patienten ab.
Arzneimittel-Clearance und extrarenale Dosisfraktion (Qo)
Die Fähigkeit des Körpers, einen Arzneistoff in einer bestimmten Zeit auszuscheiden, wird durch die totale Arzneimittel-Clearance beschrieben - sie entspricht der Summe der hepatischen und renalen Clearance. Diese hängt wiederum von der Gesamtfunktion der Niere ab, wie man sie zum Beispiel mithilfe der Kreatinin-Clearance messen kann. Verschlechtert sich die Nierenfunktion, so fällt die Elimination des renalen Anteils proportional zur Kreatinin-Clearance ab.
Die extrarenale Dosisfraktion (Qo) ist dabei eine Kennzahl für den nicht durch die Niere ausgeschiedenen Arzneistoffanteil. 1 − Qo beschreibt also den Anteil der Niere an der totalen Arzneimittel-Clearance bei einer normalen Nierenfunktion (='renale Eliminationsfraktion'). Der Qo-Wert ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich.
Als Faustformel gilt: je größer der Qo-Wert eines Arzneimittels, desto geringer muss dessen Dosis bei Niereninsuffizienz angepasst werden.
Individuelle Eliminationskapazität (Q)
Bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann man mithilfe der Dettli-Formel die sogenannte individuelle Eliminationskapazität (Q) berechnet werden. Die Nierenfunktion des Patienten wird dabei durch die geschätzte (engl. estimated) Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) beschrieben[1]:
Berechnung der DANI
Unter Kenntnis der individuellen Eliminationskapazität (Q) bezüglich eines bestimmten Arzneistoffes kann nach den sogenannten Dettli-Regeln[1] die Dosisanpassung vorgenommen werden. Hierbei gilt bei Niereninsuffizienz (NI) gegenüber einer normalen Nierenfunktion (N):
- Dettli-Regel 1: Erniedrigung der Erhaltungsdosis des Arzneimittels um den Faktor der individuellen Ausscheidungskapazität (Q)
- oder
- Dettli-Regel 2: Verlängerung des Dosierungsintervalls um den Faktor
- oder
- eine Kombination von Regel 1 und Regel 2
Literatur
- Frölich JC, Stichtenoth DO: Arzneimitteldosierung bei Niereninsuffizienz (2003), Medizinische Hochschule Hannover. Word-Dokument (1.2MB)
- Keller F, Frankewitsch T, Zellner D, Simon S: "Unifying concept of pharmacokinetics derived from drug distribution and elimination in renal failure". Int J Clin Pharmacol Therap 1995, 33:546 - 549. PMID 8574504.
Quellen
- ↑ a b Dettli L. The kidney in pre-clinical and clinical pharmacokinetics. Jpn J Clin Pharmacol Ther 1984;15:241-54
Weblinks
- DOSING: Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz Universitäts-Klinikum Heidelberg
- Pharmakologie Toxikologie Universitätsspital Basel DoseAdapt
- THG-Lexikon Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
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