DBAG-Baureihe 479

DBAG-Baureihe 479

Die Triebwagen der Oberweißbacher Bergbahn wurden seit 1969 von der Deutschen Reichsbahn unter der Baureihenbezeichnung 279.2 geführt. Die Deutsche Bahn AG führt sie seit 1992 unter der Bezeichnung 479.2.

Die Baureihen-Bezeichnung der DR 279.2 umfasst zwei verschiedene Generationen von Elektrotriebwagen der Oberweißbacher Bergbahn: Einerseits der Original-Triebwagen von 1923 und die Umbauwagen vor 1982, andererseits die als Rekonstruktionen bezeichneten Neubauten von 1982/1984.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Da besonders im Winter die auf der Hochfläche liegenden Orte Oberweißbach, Cursdorf, Deesbach und Lichtenhain nur unzureichend erreichbar waren und somit der Personen- und Gütertransport immer wieder unmöglich war, wurde nach Abwägung der Geländeverhältnisse und der Kosten 1919 beschlossen, die Anbindung an die Schwarzatalbahn über die Kombination aus einer 1,4 km langen Standseilbahn mit Güterbühne zum Transport normalspuriger Eisenbahnwagen und einer angeschlossenen 2,6 km langen Reibungsbahn zu gewährleisten. Hierfür gründeten die Gebietsregierung Schwarzburg-Rudolstadt und die Gemeinden Oberweißbach, Cursdorf, Deesbach und Lichtenhain die Oberweißbacher Bergbahn-Aktiengesellschaft. Der Bau wurde als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im September 1919 begonnen, im Februar 1922 wurde der Güterverkehr, am 1. März 1922 auch der Personenverkehr aufgenommen.[1]

Während Personen in Lichtenhain umsteigen mussten, wurden normalspurige Güterwagen mittels Güterbühne auf der Standseilbahn transportiert und dann auf der Flachstrecke an eine Lok oder den Triebwagen angehängt, weshalb alle Fahrzeuge der Reibungsbahn über normale Kupplungen und Puffer verfügen mussten.

1949 wurde die Betriebsführung an die DR übertragen, 1966 der Regelgüterverkehr eingestellt.

Triebwagen erster Generation

279 201-8 ex ET 188 531

ET 188 531 / 279 201-8
Anzahl: 1
Hersteller: Gothaer Waggonfabrik/Bergmann-Borsig
Baujahr(e): 1923
Ausmusterung: 1982
Achsformel: Bo
Gattung: B
Spurweite: 1435 mm
Länge über Puffer: 10.300 mm
Dienstmasse: 14,4 t
Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h
Installierte Leistung: 53 kW
Stromsystem: 500 V =
Stromübertragung: Oberleitung
Sitzplätze: 45

Der einzige speziell für die Flachstrecke gebaute Triebwagen entstand 1922/23 in der Gothaer Waggonfabrik; Bergmann-Borsig in Berlin lieferte die Elektrik. Er erhielt 1949 die Betriebsnummer ET 188 531. Charakteristisch war der außermittig angeordnete Stromabnehmer, der wegen der aus Kostengründen sehr kurzen Ausleger der Strommasten auf der Flachstrecke erforderlich war.

Mit der Einführung der EDV-Nummerierung 1969 erhielt der Triebwagen die Nummer 279 201-8, die er bis zu seinem Ersatz 1982 behielt. 1970 wurde er im Reichsbahnausbesserungswerk Berlin-Schöneweide umfassend modernisiert, das Aussehen ähnelte nun dem der Berliner S-Bahnen.

279 202-6 ex VB 140 538

Unter dieser Nummer wurde ab 1974 der im Raw Berlin-Schöneweide aus dem früheren VB 140 538 entstandene Steuerwagen geführt. Dieser war ursprünglich als Verbrennungs-Triebwagen-Beiwagen gebaut worden und kam von der Niederbarnimer Eisenbahn zur Flachstrecke, wo er bis zum Umbau als Beiwagen eingesetzt wurde. 1984 ging er dann zur Rekonstruktion zum Raw Berlin-Schöneweide.

279 203-4 ex ET 188 701

ET 188 701 / 279 203-4
Anzahl: 1
Hersteller: Waggonfabrik P. Herbrand / AEG
Baujahr(e): 1909 / Umbau 1955
Ausmusterung: 1984
Achsformel: Bo
Gattung: B
Spurweite: 1435 mm
Länge über Puffer: 11.600 mm
Dienstmasse: 14,3 t
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Installierte Leistung: 68 kW
Stromsystem: 500 V =
Stromübertragung: Oberleitung
Sitzplätze: 20

Der spätere Triebwagen 279 203-4 wurde 1909 als Straßenbahn No. 939 der Großen Leipziger Straßenbahn gebaut durch die Waggonfabrik P. Herbrand in Köln gebaut, die elektrische Ausstattung lieferte AEG in Berlin. 1955 wurde er im Raw Gotha zum Einsatz auf der Flachstrecke umgebaut und u.a. mit Pufferbohlen und Puffern sowie einen etwas seitlich angeordneten Stromabnehmer versehen. Anschließend erhielt er die Betriebsnummer ET 188 701. 1963 erfolgte der zweite Umbau, diesmal im Raw Berlin-Schöneweide: Der Aufbau wurde modernisiert, Elektrik und Steuerung an den ET 188 531 angepasst. Mit der Einführung der EDV-Nummerierung 1969 erhielt er die Nummer 279 203-4, die er bis zu seinem Ersatz 1984 behielt.

Rekonstruktionen von 1982/84

DR 279.2 / DBAG 479.2
DBAG Baureihe 479.2 (zuvor DR-Baureihe 279.2) in Lichtenhain
Nummerierung: 201, 203, 205
Anzahl: 3
Hersteller: Raw Schöneweide
Baujahr(e): 1982-1984
Achsformel: Bo
Gattung: B
Spurweite: 1435 mm
Länge über Puffer: 11.600 mm
Gesamtradstand: 6.500 mm
Dienstmasse: 19,5 t
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Installierte Leistung: 2 x 60 kW
Treibraddurchmesser: 900 mm
Stromsystem: 600 V =
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 2 Gleichstrom- Reihenschlussmotoren
Zugsicherung: Sifa 86
Sitzplätze: 24
Stehplätze: 84

Als die alten Fahrzeuge den Anforderungen nicht mehr genügten und Probleme bei der Ersatzteilversorgung auftraten, entschloss man sich zu einer Neukonstruktion. Da auch für die Buckower Kleinbahn neue Triebwagen benötigt wurden, wurde im Raw Schöneweide ein neuer Fahrzeugtyp unter der Bezeichnung BR 279.2 konstruiert, deren Aussehen sich an das des bisherigen 279 201 anlehnte. Lediglich die äußeren Abmessungen unterscheiden sich für Buckow und Oberweißbach: Die Oberweißbacher Variante musste auf der Güterbühne nach Lichtenhain auf die Flachstrecke der Oberweißbacher Bergbahn transportiert werden können und erhielt deshalb nur 6,5 m Achsstand. Da im Raw Schöneweide auch die Modernisierung der S-Bahn-Züge der Baureihe 275 (Stadtbahner) zur Baureihe 276.1 erfolgte, konnte auf deren Komponenten bei der Gestaltung des Wagenkastens und der Türen zurückgegriffen werden. Fahrschalter, Motoren, Widerstände und Stromabnehmer jedoch stammen wie auch andere Bauteile von Straßenbahnen der Bauart Gotha, die zu dieser Zeit im Raw Schöneweide Hauptinstandsetzungen erhielten.[2] Deshalb musste 1981 die Fahrdrahtspannung von 500 V auf die übliche Straßenbahnfahrdrahtspannung von 600 V heraufgesetzt werden.

Beim ersten Neubau wurde die Umarbeitung alter Seitenwand-Fallfenster getestet, sie wurden mit Klappe versehen und in den 279 201-8 eingebaut. Da sich der Umbau aber als zu aufwendig erwies, erhielten die S-Bahnzüge der Baureihe 276.1 und die weiteren Oberweißbacher Neubauten neue Fenster.

Da im Aufgabenplan des RGW der Bau neuer Triebwagen durch die DDR nicht vorgesehen war, wurden die Neubauten offiziell als Rekonstruktion bezeichnet, die alten Züge wurden nach Schöneweide überführt und dort verschrottet, nur einige Ausrüstungsbauteile der alten Wagen und die Betriebsnummern wurden weiterverwendet.

2008 wurden die Triebwagen 479 201 und 203 aufwändig modernisiert. Die elektrische Anlagen wurden erneuert, ebenso Druckluftanlage und Heizung. Ebenfalls erhielten die Türen eine Schließ- und Sicherungseinrichtung.

Chronologie der Rekonstruktion

201 (hinten), 203 und 205 (rechts)
  • 1982 Neubau 279 201-8 (heutiger 479 201-6) Versuchsträger für Seiten-Fenster der S-Bahn Berlin
  • 1984 Neubau 279 203-4 (heutiger 479 203-2) Serienbauteile S-Bahn
  • 1984 Neubau 279 205-9 (heutiger 479 205-7) baugleich mit 279 203-4, Serienbauteile S-Bahn

Einsatz

Die Triebwagen werden einzeln oder als Zweierverband eingesetzt, wobei dann nur der vordere angetrieben ist.

Einzelbelege

  1. Oberweißbacher Bergbahn: Originaltext aus der Beschreibung der Oberweißbacher Bergbahn von 1924. Abgerufen am 13. November 2007.
  2. Oberweißbacher Bergbahn: Beschreibung der Neukonstruktion der BR 279.2 auf der Oberweißbacher Bergbahn. Abgerufen am 13. November 2007.

Literatur

  • Horst J. Obermayer: Taschenbuch Deutsche Triebwagen: Akku-Triebwagen, Dampf-Triebwagen, Elektro-Triebwagen, Verbrennungs-Triebwagen. 3. Auflage. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1977, ISBN 3-440-04054-2, S. 117-118. 

Weblinks


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