- DHEA
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Strukturformel Allgemeines Freiname Prasteron Andere Namen 3β-Hydroxy-androst-5-en-17-on
Summenformel C19H28O2 CAS-Nummer 53-43-0 PubChem 5881 ATC-Code Kurzbeschreibung farblose Nadeln oder Blättchen [1] Eigenschaften Molare Masse 288,43 g·mol−1 Schmelzpunkt Löslichkeit löslich in Benzol, Alkohol, Ether, wenig in Trichlormethan, Petrolether [1]
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Xi
ReizendR- und S-Sätze R: 36/37/38 S: 26-36 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 > 10 g/kg (Ratte, oral) [3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Dehydroepiandrosteron (DHEA), Prasteron (INN), ist das am häufigsten vorkommende Steroidhormon im Menschen. In Abhängigkeit vom jeweiligen hormonellen Niveau kann es sich wie ein Estrogen oder wie ein Androgen verhalten.
DHEA ist die Vorstufe sowohl für die männlichen Sexualhormone (Androgene), als auch für weiblichen Sexualhormone (Estrogene).
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Ebenso wie Androsteron ist es eine der metabolischen Zwischenstufen des Testosteron und wird daher auch als Prohormon oder Mutterhormon bezeichnet.
Es ist nach dem Dopingreglement des Internationalen Olympischen Komitees verboten.
DHEA wurde 1934 von Butenandt und Dannenbaum im Urin entdeckt, 1954 gelang erstmals die Isolierung aus Blut. Bekannt wurde DHEA etwa ab 1980 als so genanntes Anti-Aging-Hormon.
Biosynthese
DHEA wird bei Männern zu 100 % in der inneren Schicht (Zona reticularis) der Nebennierenrinde produziert. Bei Frauen entstehen dort nur etwa 70 % die anderen 30 % in den Ovarien.
Bei der Biosynthese entsteht das DHEA aus Cholesterin über die Zwischenstufen Pregnenolon und Hydroxy-Pregnenolon. Danach erfolgt die Umsetzung zu 4-Androstendion, das in einem chemischen Gleichgewicht zu Testosteron steht. In einem nächsten Schritt kann aus Testosteron dann 17β-Estradiol entstehen. Aus 4-Androstendion ist aber auch die Synthese von Estron möglich, das wiederum im Gleichgewicht zu 17β-Estradiol steht.
Norm-Konzentration an DHEA im menschlichen Blut Patient Konzentration Männer 20.–50. LJ 1,5–9 ng/ml Frauen 20.–50. LJ 1,0–8 ng/ml Kinder 1.–5. LJ 0,2–0,7 ng/ml Kinder 10.–12. LJ 0,22–2,54 ng/ml Kinder 14.–16. LJ 0,42–9,31 ng/ml Die vom Körper gebildeten Mengen an DHEA sind vom Alter und vom Geschlecht abhängig, außerdem unterliegt die DHEA-Konzentration im Blut einer Tagesrhythmik.
Die Nebennieren produzieren in den ersten Lebensjahren nur geringe Mengen an DHEA, größere Mengen sind erstmals im Alter von sechs bis sieben Jahren nachzuweisen. Die Produktion an DHEA erreicht ihren Höhepunkt im Alter von etwa 25 Jahren und geht dann ständig zurück.
In allen Altersstufen haben Männer etwas höhere DHEA-Werte als Frauen.
DHEA wird in der Leber zum Sulfat DHEA-S metabolisiert (entdeckt 1994).
Studien lassen darauf schließen, dass die Konzentration an DHEA durch Training der Herzfrequenzvariabilität erhöht[4] werden könne und ein entsprechendes Wirkmuster hervorrufen könne, wie auch bei Medikamenten mit anti-depressiver Wirkung.[5]
Verwendung und therapeutische Wirksamkeit
In Deutschland werden alle Prohormone als Arzneimittel angesehen und zwar als nicht zugelassene Medikamente. DHEA ist hierbei die einzige Ausnahme. Es wird in der evidenzbasierten Medizin derzeit nur als Kombinationspräparat (zusammen mit Estradiolvalerat, beispielsweise in Gynodian® Depot Spritzampullen) zur Behandlung charakteristischer Symptome (Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Depressionen) im Klimakterium der Frau oder nach Ovarektomie oder Strahlenkastration eingesetzt.
Ansonsten ist DHEA nur von geringem medizinischen Interesse, da kein konstanter Blutspiegel an physiologisch wirksamem Testosteron erreicht werden kann.
In den USA werden DHEA-Präparate dagegen seit 1994 wieder als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft und sind somit rezeptfrei erhältlich.
DHEA als Anti-Aging-Hormon
Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel preisen DHEA unter anderem als lebensverlängernd an. Begründet wird dies damit, daß DHEA den Energieverbrauch der Zellen senke, damit deren Lebensdauer erhöhe. Dieses und ebenso alle anderen „Vorzüge“ von DHEA konnten bisher in Deutschland nicht wissenschaftlich fundiert nachgewiesen werden. Der Einsatz von DHEA als Anti-Aging-Medikament ist daher nach heutigem Wissensstand als zumindest unnötig einzuordnen.
Prof. Dr. Wolf hat dazu relativ viele doppelt verblindete, Placebo-kontrollierte Untersuchungen bei älteren Menschen durchgeführt und sie kognitiv geprüft. Die Ergebnisse sprachen jedoch nicht für die lebensverlängernden Effekte. Die Studien wurden dennoch gut publiziert, weil der Fehlglaube an dieses Hormon damit ein Stück weit belegt werden konnte (siehe Buch: „Effects of Dehydroepiandrostone (DHEA) Replacement on CognitivePerformance in Humans: Four Placebo Controlled Double Blind Studies“, Göttingen, 1998).
Eventuelle Nebenwirkungen
Noch nicht bestätigt, doch vermutet wird eine Ovario- (Eierstöcke), Mammo- (Brust) und Prostata-Karzinogenese. Zusätzlich kann es bei der Frau zu einer Art Vermännlichung kommen.
Einzelnachweise
- ↑ a b Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.1. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007.
- ↑ a b Sicherheitsdatenblatt Sigma-Aldrich
- ↑ Dehydroepiandrosteron bei ChemIDplus
- ↑ Baulieu, E. E. et al. (2000): Dehydroepiandrosterone (DHEA), DHEA sulfate, and aging: contribution of the DHEAge Study to a sociobiomedical issue. In: Proc. Natal. Acad. Sci. U.S.A. Bd 97, S. 4279–4284. PMID 10760294
- ↑ Wiebke Arlt, Bruno Allolio: Therapeutisches Potential von DHEA. Stellungnahme für die Hormontoxikologie-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) Medizinische Universitätsklinik Würzburg, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Quelle Originaltext: Endokrinologie
Literatur
- Pope J., Cupp M., Tracy T.: Dietary Supplements - Toxicology and Clinical Pharmacology. 2002, ISBN 1-59259-303-8.
Weblinks
- DHEA Studie bei Mädchen und jungen Frauen mit Hypophyseninsuffizienz
- Therapeutisches Potential von DHEA
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