DRcM

DRcM

Der Pseudohomophoneffekt besagt, dass die Aussprache von Nichtwörtern durch ihre Ähnlichkeit mit Wörtern (Pseudohomophone) beeinflusst wird und erhärtet damit die Annahme des dual route model, welches eine lexikalische und nichtlexikalische Route der Verarbeitung proklamiert, wobei die beiden Routen nicht streng getrennt sind.

Die Versuche untersuchten die lexikalische Entscheidungsfähigkeit. Im Experiment sollten Probanden entscheiden, ob die ihnen gezeigten Buchstabenfolgen echte Wörter oder Pseudowörter sind. Die Probanden taten sich in der Regel schwerer, Pseudohomophone (also nicht existente Wörter, welche einem real im Wörterbuch nachschlagbaren Wort ähnlich klingen = Homophonie) als falsche Wörter zu erkennen. Nichtwörter ohne einen homophonen Partner konnten die Versuchspersonen mit höherem Erfolg aus der vorgelegten Liste aussortieren.

Laut Coltheart ergibt sich aus dem Pseudohomophoneffekt die Dual-route-Theory (auch: DRM – Dual Route Model): Das mentale Lexikon enthält Informationen zur Aussprache alle Wörter (insbesondere irregulärer Wörter). Während der Verarbeitung geschriebener Sprache stehen dem Leser zwei parallele Zugriffsmöglichkeiten auf das Innere Lexikon zur Verfügung. Zum einen der direkte Weg, welcher auf Graphemen beruht und zum anderen ein indirekter Zugriff, welcher phonologisch rekodierend arbeitet. Den nichtlexikalischen Weg benennt Coltheart als das Lesen über GPC-Regeln (GPC steht für Graphem Phonem Correspondence). Vorgezogen wird dabei diejenige Verbindung, welche am schnellsten auf den gesuchten Eintrag im Mentalen Lexikon Zugriff hat. Nichtwörter und Pseudowörter können nur über die Nichtlexikalische Route verarbeitet werden.

Andere Autoren wie Seidenberg und McClelland, die Anhänger des Konnektionistischen Modells, stellen die Gleichzeitigkeit der beiden Prozesse in Frage und gehen davon aus, dass der Rückgriff auf Ebene des Sprachlautes lediglich im Zweifel aktiviert wird. Nämlich dann, wenn die Worterkennung der geschriebenen Wörter versagt. Die Erstanalyse der geschriebenen Sprach verliefe somit zunächst ohne phonologische Rekodierung. Besner wiederum kritisiert am Konnektionistischen Modell, dass es Nichtwörter schlecht liest, es erkläre somit nur die Lexikalische Route. Laut Coaltheart erklärt das Modell zwar, wie Ausnahmewörter gelesen werden, nicht aber das Verständnis von Pseudowörtern, LEA und Lese- beziehungsweise Rechtschreibschwächen (Dyslexie).

Der Pseudohomophoneffekt erklärt nicht die Tatsache, dass Wortbenennung durch die Regularität der Aussprache beeinflusst wird, wie der Regelmäßigkeitseffekt nachweist. Den Effekt simuliert im Computermodell das Dual- route cascaded model (DRcM).

Literatur

  • M. Coltheart: Lexical Access in Simple Reading Tasks. In: Geoffrey Underwood (Hrsg.): Strategies of Information Processing. Academic Press, London 1978, S. 151-216
  • Clemens Knobloch: Sprache und Sprechtätigkeit. Niemeyer, Tübingen 1994, ISBN 3-484-22052-X
  • H. Rubenstein u. a.: Evidence for Phonemic Recording in Visual Word Recognition. In: Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior 10, 1971, S. 645-657
  • E. Scheerer: Orthography and Lexical Access. In: G. Augst (Hrsg.): New Trends in Graphemics and Orthography. De Gruyter, Berlin 1986, ISBN 3-11-010804-6, S. 262-286
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01519-X
  • John R. Anderson: Kognitive Psychologie. 2. Auflage. Spektrum, Heidelberg 1996, ISBN 3-8274-0085-6
  • Nancy Ewald Jackson, Max Coltheart: Routes to reading success and failure. Toward an integrated cognitivepsychology of atypical reading. Psychology Press, Philadelphia 2001, ISBN 1-8416-9011-2
  • S. Joubert, A. R. Lecours: The role of nasals in reading. A normative study in French. In: Brain and Cognition 46, 2001, S. 175-179
  • M. H. Southwood, A. Chatterjee: The simultaneous activation hypothesis. Explaining recovery from deep to phonological dyslexia. In: Brain and Language 76, 2001, S. 18-34

Weblinks

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • DRCM — Design Requirements Compliance Matrix Contributor: MSFC …   NASA Acronyms

  • Dillon, Read & Co. — Dillon, Read Co. Logo Dillon, Read Co. was a prominent American investment bank from the 1920s into the 1960s. Contents 1 History …   Wikipedia

  • History of rail transport in Great Britain to 1830 — The history of rail transport in Great Britain to 1830 covers the period up to the opening of the Liverpool and Manchester Railway, the world s first intercity passenger railway operated solely by steam locomotives. The earliest form of railways …   Wikipedia

  • Stockton and Darlington Railway — The Stockton and Darlington Railway (S DR), which opened in 1825, was the world s first permanent steam locomotive hauled public railway. OverviewThe line was 26 miles (40 km) long, and was built between Darlington and Stockton on Tees and from… …   Wikipedia

  • Locomotion No 1 — Infobox Locomotive name= Locomotion No. 1 powertype=Steam caption=Image courtesy of Darlington Railway Centre and Museum builder=Robert Stephenson and Company builddate=1825 railroad=Stockton and Darlington firstrun=27 September 1825 whytetype=0… …   Wikipedia

  • LNER electric units — In 1937 the London and North Eastern Railway (LNER) ordered a fleet of articulated electric multiple unit (EMU) passenger trains for use on the Tyneside Electric lines, which linked the English city of Newcastle upon Tyne with the coast at North… …   Wikipedia

  • William and Alfred Kitching — built steam locomotives at Darlington, England, in the 19th century. It is believed that their workshop was on, or near, the site of Hopetown Carriage Works.Preservation* Derwent 0 6 0 at Darlington Railway Centre and Museumee also* List of early …   Wikipedia

  • LNER A2 Class 60532 Blue Peter — LNER Peppercorn A2 Class 4 6 2 No. 60532 Blue Peter was built at Doncaster Works. BR service Blue Peter worked between 1948 and 1966. Blue Peter was among the last three A2 s to be withdrawn. Preservation After preservation, No. 60532 was… …   Wikipedia

  • Dual Route Model — Der Pseudohomophoneffekt besagt, dass die Aussprache von Nichtwörtern durch ihre Ähnlichkeit mit Wörtern (Pseudohomophone) beeinflusst wird und erhärtet damit die Annahme des dual route model, welches eine lexikalische und nichtlexikalische Route …   Deutsch Wikipedia

  • Dual route cascaded model — Der Pseudohomophoneffekt besagt, dass die Aussprache von Nichtwörtern durch ihre Ähnlichkeit mit Wörtern (Pseudohomophone) beeinflusst wird und erhärtet damit die Annahme des dual route model, welches eine lexikalische und nichtlexikalische Route …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”