- Das literarische Quartett
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Das Literarische Quartett war eine Literatursendung des Zweiten Deutschen Fernsehens. Sie wurde vom 25. März 1988 – zunächst im Rahmen des Kulturmagazins „aspekte“ – bis 14. Dezember 2001 ausgestrahlt. Insgesamt wurden 385 Buchtitel besprochen.
„Wir werden über Bücher sprechen, und zwar, wie wir immer sprechen: liebevoll und etwas gemein, gütig und vielleicht ein bisschen bösartig, aber auf jeden Fall sehr klar und deutlich. Denn die Deutlichkeit ist die Höflichkeit der Kritik der Kritiker.“ (Marcel Reich-Ranicki im Literarischen Quartett am 18. März 1993)
Inhaltsverzeichnis
Besetzung
„Das Literarische Quartett“ bestand zu Anfang aus Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek, Sigrid Löffler und Jürgen Busche. Jürgen Busche wurde nach sechs Folgen zunächst durch Klara Obermüller ersetzt; ab 1990 dann durch wechselnde Gäste.
In der Sendung vom Juni 2000 warf Reich-Ranicki während der Besprechung des Buches Gefährliche Geliebte des Schriftstellers Haruki Murakami seiner Kollegin Löffler vor: „Zweimal jährlich kommt ein Liebesroman und Sie sagen empört, das gehöre gar nicht hier her. Sie halten die Liebe für etwas anstößig Unanständiges“. Noch in der Sendung wies Löffler dies als „persönliche Unterstellung“ zurück: „...das finde ich absolut unfair und das geht auch nicht“. Anschließend gab sie bekannt, die Sendereihe zu verlassen. Ihre Nachfolgerin wurde die ZEIT-Redakteurin Iris Radisch.
Die Sendung lebte hauptsächlich von den Redebeiträgen Reich-Ranickis, der durch seine teilweise cholerische Art und seine oft vernichtenden Kritiken auch für Lacher im Publikum sorgte. Reich-Ranicki beendete die Sendung jeweils mit dem Brecht-Zitat: „Und so sehen wir betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“, eine Abwandlung von „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ (aus Der gute Mensch von Sezuan).
Sigrid Löffler schrieb nach ihrem Ausstieg in ihrer Zeitschrift „Literaturen“:
„Im Falle Reich-Ranickis war das Fernsehen als Eitelkeitsmaschine seines Daseins Glück und Unglück. Es hat den Kritiker Reich-Ranicki zugleich unerhört popularisiert und beschädigt. Er ist heute prominenter als die meisten Autoren und Bücher, über die er sich äußert.“
Weitere Zitate
Gibt es im "Quartett" ordentliche Analysen literarischer Werke? Nein, niemals. Wird hier vereinfacht? Unentwegt. Ist das Ergebnis oberflächlich? Es ist sogar sehr oberflächlich. (Marcel Reich-Ranicki in "Mein Leben", Seite 538)
Sondersendungen
Für einige Jubliläen von Dichtern und Schriftstellern gab es nach dem Ende der Sendereihe Sondersendungen:
- 29. April 2005 200. Todestag von Friedrich Schiller
- 17. August 2005 50. Todestag von Thomas Mann
- 3. Februar 2006 150. Todestag von Heinrich Heine
- 11. August 2006 50. Todestag von Bertolt Brecht
Bibliographie
- Das Literarische Quartett. Mitschrift aller 77 Sendungen. 3 Bände, 1.952 Seiten. Directmedia, Berlin. ISBN 3-89853-301-8.
- Das Literarische Quartett. Volltext mit 16 Stunden .mp3-Aufnahmen. CD-ROM aus der Reihe Digitale Bibliothek, Directmedia, Berlin. ISBN 3-89853-526-6.
Dies und das
- Hape Kerkeling parodiert in seinem Programm „Wieder auf Tour“ bzw. im Mitschnitt in der Essener Lichtburg das Literarische Quartett, aber als Duo (mit „Siegfried Schwäbli“).
- Ranicki sorgte bei der Aufzeichnung der Verleihungsgala des Deutschen Fernsehpreises 2008 für einen Eklat, als er den Ehrenpreis für das Literarische Quartett ablehnte und mit dem Fernsehpreis ausgezeichnete Sendungen wörtlich als „Blödsinn“ bezeichnete.[1]
Weblinks
Einzelnachweise
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