- Das Öchsle
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Stationen und Kunstbauten Kursbuchstrecke (DB): 12752, ex 316g (1944) Streckennummer: 4511 Streckenlänge: 22,481 km Spurweite: 750 mm Maximale Neigung: 25 ‰ Minimaler Radius: 120 m LegendeSüdbahn von Friedrichshafen 0,00 Biberach (Riß) Kreuzung bis 1964 3,24 Warthausen Südbahn nach Ulm 4,49 Herrlishöfen (1902–1954) 6,03 Barabein (1899–1954) 8,25 Äpfingen 9,01 Sulmingen 11,39 Maselheim 13,86 Wennedach 17,71 Reinstetten 20,3_ Goppertshofen (1899–1924) 21,7_ Ochsenhausen Gbf (1920–1982) 22,22 Ochsenhausen Das Öchsle ist eine württembergische Schmalspurbahn mit der Spurweite 750 mm zwischen den oberschwäbischen Städten Biberach an der Riß und Ochsenhausen. Auf dem verbliebenen Streckenabschnitt von Warthausen nach Ochsenhausen verkehrt seit 1985 eine Museumsbahn.
Inhaltsverzeichnis
Streckenverlauf
Die Strecke befindet sich in der Region Oberschwaben und verläuft auf ihrer gesamten Länge im Landkreis Biberach. Mit Warthausen, Maselheim und Ochsenhausen wird das Gebiet von drei Gemeinden durchquert.
→ Für den Öchsle-Radweg siehe: Artikel Öchsle-Radweg
Geschichte
Planung, Bau und Eröffnung
Die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahn (K.W.St.E) befasste sich bereits 1879 mit dem Projekt einer durchgehenden Eisenbahn von Biberach an der Riß über Ochsenhausen nach Memmingen. Nachdem sich diese Pläne u. a. durch den Bau der Verbindung Aulendorf–Memmingen endgültig zerschlagen hatten, konstituierte sich 1889 ein örtliches Eisenbahn-Komitee, das den Stuttgarter Techniker Professor Sapper mit Rentabilitätsrechnungen und Bauvorbereitungen betraute. Auf dieser Grundlage wurde 1893 an den Landtag eine erste Petition für den Bau einer normalspurigen Nebenbahn von Biberach nach Ochsenhausen gerichtet. Das Vorhaben wurde nur als Schmalspurbahn in das Gesetz vom 7. Juni 1897 aufgenommen. Wegen Verzögerungen beim Bau des Abschnitts Biberach–Warthausen wurde am 29. November 1899 zunächst die Teilstrecke Warthausen–Ochsenhausen eröffnet, der Abschnitt nach Biberach folgte am 19. November 1900.
Königlich Württembergische Staatseisenbahnen (1899–1919)
Die Erstausstattung der Bahn bestand aus zwei neuen Mallet-Lokomotiven der Gattung Tssd, acht zweiachsigen Personenwagen und zwei Gepäckwagen. Neben einigen offenen und geschlossenen Güterwagen gab es noch Spezialwagen für den Transport von Langholz sowie drei Rollschemelpaare zur Beförderung von Normalspurwagen. Aufgeschemelte Wagen wurden nur zwischen Warthausen und Ochsenhausen befördert, in Warthausen waren zwei Rollbockgruben vorhanden. Anfangs verkehrten täglich in jeder Richtung zwei Personenzüge, ergänzt um ein gemischtes Zugpaar zur Abwicklung des Güterverkehrs.
In den ersten Jahren wurden trotz der im Vergleich zu Normalspurbahnen hohen Betriebskosten positive Betriebsergebnisse erzielt. Mit der Verlängerung der Bahn bis Biberach gelangte eine dritte Tssd nach Ochsenhausen. 1906 wurde die Südbahn zweigleisig ausgebaut. Im Zuge dieser Arbeiten wurde die niveaugleiche Gleiskreuzung in den Bahnhof Warthausen verlegt und das heute noch bestehende Empfangsgebäude sowie eine Personenunterführung für den Übergang zwischen Normal- und Schmalspurzügen erbaut. Zu Beginn des ersten Weltkrieges waren vier Lokomotiven in Ochsenhausen stationiert.
Nach den ursprünglichen Planungen sollten bald nach der Eröffnung von Ochsenhausen aus weitere Schmalspurbahnen über Tannheim nach Memmingen, über Wurzach nach Roßberg sowie über Schwendi nach Laupheim gebaut werden. Nach dem Rücktritt des Verkehrsministers von Mittnacht änderten sich die politischen Rahmenbedingungen und das oberschwäbische Schmalspurnetz kam nicht zustande. Was blieb, waren die später eröffneten normalspurigen Stichbahnen Laupheim West–Schwendi und Roßberg–Wurzach.
Deutsche Reichsbahn (1920–1945)
1920 ging das Öchsle zusammen mit den anderen Strecken der K.W.St.E an die Deutsche Reichsbahn über. Um die Überlastung des Bahnhofs Ochsenhausen zu lindern, gingen im gleichen Jahr der Güterbahnhof Ochsenhausen mit normal- und schmalspurigen Ladegleisen und zwei Rollschemelgruben in Betrieb. 1924 wurde der Haltepunkt Goppertshofen geschlossen. Die Reichsbahn ersetzte und verstärkte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts den kompletten Oberbau, ab 1928 übernahmen Lokomotiven der sächsischen Baureihe VI K die Hauptlast des Verkehrs. Die in Biberach und Ochsenhausen vorhandenen Drehscheiben wurden wenig später entfernt.
Die Ausbaumaßnahmen der Reichsbahn und die Beschaffung weiterer Rollschemel mit höherer Tragfähigkeit führten zu einer Verlagerung des Güterverkehrs hin zu aufgeschemelten Normalspurwagen. Dadurch wurden die schmalspurigen Güterwagen zunehmend entbehrlich. 1940 wurde ein Großteil des Bestandes buchmäßig nach Zell am See, tatsächlich wohl direkt an die im Bau befindlichen Wirtschaftsbahnen in der Ukraine abgegeben. Die verbliebenen geschlossenen Güterwagen waren vorwiegend im Stückgutverkehr eingesetzt, die offenen standen für dienstliche Zwecke zur Verfügung.
Am Morgen des 6. Januar 1944 stieß ein Hauptbahnzug nach Überfahren eines haltzeigenden Signals auf der niveaugleichen Kreuzung im Bahnhof Warthausen mit einem Schmalspurzug des Öchsle zusammen. Die Lokomotive des Zuges P 1521 Friedrichshafen–Ulm der württembergischen C bohrte sich in die hölzernen Wagen des GmP 303 Ochsenhausen–Biberach. Bei diesem Unglück gab es zwölf Tote und eine große Anzahl von Verletzten.
In den letzten Kriegstagen wurde der Bahnhof Ochsenhausen durch Bomben beschädigt, ansonsten überstand die Bahn den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden.
Deutsche Bundesbahn (1945–1983)
1954 begann die Deutsche Bundesbahn, den Betrieb durch Ausdünnen des Fahrplans und Einsatz von Bussen zu rationalisieren. 1959 wurden die Haltepunkte Herrlishöfen und Barabein aufgehoben. Nach weiteren Personaleinsparungen wie durch Umwandlung der Bahnhöfe Äpfingen, Maselheim und Reinstetten in unbesetzte Haltepunkte erfolgte am 31. Mai 1964 die Einstellung des Personenverkehrs auf der Gesamtstrecke, nachdem er durch den zunehmenden Individualverkehr und die Buslinie Memmingen–Ochsenhausen–Biberach der Kraftpost bedeutungslos geworden war. Damit verlor der Abschnitt Biberach–Warthausen seinen Gesamtverkehr und wurde kurze Zeit später abgebaut, wodurch auch die Kreuzung mit der Südbahn wegfiel.
Der Güterverkehr nahm – vor allem durch das Liebherr-Werk in Ochsenhausen – in dieser Zeit einen Aufschwung. In Ochsenhausen wurde eine Rampe gebaut, mit der die aufgeschemelten Güterwagen direkt beladen werden konnten. In den ehemaligen Bahnhöfen Äpfingen, Maselheim und Reinstetten wurden private Anschlussgleise weiter bedient. Ende 1964 wurden die VI K abgelöst, zunächst eine, ab 1970 zwei neue Dieselloks der Baureihe V 51 übernahmen den Verkehr. 1969 endete der gelegentliche Dampfbetrieb.
In den 1980er Jahren verschlechterte sich der Zustand der Bahnanlagen zusehends. Die Bundesbahn erwog eine Umspurung auf Normalspur, leitete aber 1981 ein Stilllegungsverfahren ein. Am 31. März 1983 wurde der Gesamtverkehr eingestellt.
Museumsbahn (seit 1985)
Öchsle Schmalspurbahn GmbH (1985–1991)
Durch das Engagement des Öchsle Schmalspurbahn e. V. wurde die Strecke nicht abgebaut, sondern von den Anliegergemeinden und dem Landkreis Biberach erworben. Die Gütergleise in Äpfingen, Reinstetten und Ochsenhausen Gbf wurden entfernt und die freien Grundstücke verkauft. Eine der beiden Dieselloks gelangte über einen Zwischenhändler an eine Gleisbaugesellschaft in Spanien, die andere wurde von der Öchsle Schmalspurbahn GmbH erworben. Das restliche Rollmaterial ging an den Öchsle Schmalspurbahn e. V. und an Private.
Da der Verein selbst als Bahnbetreiber nicht in Frage kam, gründeten Vereinsmitglieder die Öchsle Schmalspurbahn GmbH. Geeignetes Fahrzeugmaterial war am Ort nicht mehr vorhanden – die letzten Personenwagen waren bereits 1964 auf andere Strecken umgesetzt oder verschrottet worden, auch geeignete Dampflokomotiven standen kurzfristig nicht zur Verfügung. Die für den touristischen Betrieb erforderlichen Fahrzeuge wurden deshalb von der Betriebsgesellschaft, teilweise auch vom Verein in Polen, in Österreich und in der Schweiz beschafft. Die Öchsle Schmalspurbahn GmbH pachtete die verbliebenen Bahnanlagen von der öffentlichen Hand bzw. in Warthausen von der DB. Ehrenamtliches Werkstatt- und Zugpersonal stellte der Verein. Nach Sanierungsarbeiten an der Strecke nahm die Museumsbahn am 29. Juni 1985 den Betrieb zwischen Warthausen und Ochsenhausen auf. 1991 stellte die Öchsle Schmalspurbahn GmbH den Betrieb ein und zog den größten Teil ihres Fahrzeugparks von der Strecke ab.
Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Ochsenhausen gGmbH (1996–2000)
Um die Bahn weiter zu betreiben, wurden wegen grundlegender Änderungen in der Eisenbahngesetzgebung für Infrastruktur und Betrieb getrennte Gesellschaften errichtet.
Als Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen fungiert die 1995 gegründete Öchsle Bahn AG mit Sitz in Biberach, deren Hauptgesellschafter die Anliegergemeinden, die Kreissparkasse Biberach und der Landkreis Biberach sind. Diese Gesellschaft ist Eigentümer der Gleisanlagen und hat von den Anliegergemeinden das Erbbaurecht an den Bahngrundstücken. Sie ist für den laufenden Unterhalt der Anlagen verantwortlich. Die notwendigen finanziellen Mittel wurden durch die Ausgabe von Aktien beschafft.
Das Eisenbahn-Verkehrsunternehmen wurde in Form der Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Ochsenhausen gGmbH (kurz: EBO) im gleichen Jahr gegründet. Da die Fahrzeuge der Öchsle Schmalspurbahn GmbH nicht mehr zur Verfügung standen, wurde ein neuer Fahrzeugpark mit Fahrzeugen aus Österreich, der Schweiz und Sachsen erworben.
In dieser Konstellation konnte am 25. Juni 1996 der Betrieb wieder aufgenommen werden. Ende 2000 wurde die Strecke von der Landeseisenbahnaufsicht wegen Oberbaumängeln gesperrt. Die Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Ochsenhausen stellte daraufhin den Betrieb ein. Ein Teil des Fahrzeugbestandes wurde verkauft, der größte Teil des rollenden Materials wurde von der 2001 gegründeten Öchsle Bahn Betriebs-GmbH übernommen, deren Hauptgesellschafter der Landkreis Biberach und die Stadt Ochsenhausen sind. Die Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Ochsenhausen wurde in den folgenden Jahren liquidiert.
Öchsle Bahn Betriebs GmbH
Wegen der nunmehr erforderlichen sehr umfangreichen Sanierungsmaßnahmen und der Beschaffung einer weiteren Dampflok aus Sachsen wurde eine Kapitalerhöhung der Öchsle Bahn AG erforderlich. Weitere Mittel wurden vom Land Baden-Württemberg im Rahmen der Tourismusförderung bereitgestellt.
Am 1. Mai 2002 wurde der Fahrbetrieb ein drittes Mal aufgenommen. Der Fahrzeugpark wurde in den folgenden Jahren durch Zukäufe, Anmietungen und Leihgaben ergänzt. Seit der Inbetriebnahme eines neuen Lokschuppens in Warthausen im Jahr 2006, der mit Hilfe einer Stiftung der Kreissparkasse Biberach finanziert wurde, beginnen und enden die Züge in Warthausen und es verkehren an Sonn- und Feiertagen nur noch zwei statt bisher drei Zugpaare. Das Werkstatt- und Fahrpersonal wird nach wie vor vom Öchsle Schmalspurbahn e. V. gestellt.
In den letzten Jahren konnten die Passagierzahlen auf über 40.000 Reisende/Jahr gesteigert werden. Trotzdem ist der Betrieb ist in der aktuellen Konstellation stark defizitär; in den vergangenen Jahren war für den laufenden Betrieb jährlich ein Zuschuss von weit über 200.000 € notwendig. Das ursprüngliche Ziel, den Betrieb langfristig wenigstens kostenneutral abwickeln zu können, wurde mittlerweile aufgegeben.
Dampflok 99 716 „Rosa“
Die Öchsle-Bahn AG hat im Sommer 2008 die Dampflok 99 716 „Rosa“ vom DBMuseum Nürnberg erworben.
„Rosa“ wurde 1927 in Chemnitz für 63 000 Reichsmark gebaut, war zuerst in Sachsen und später bei Heilbronn im Einsatz. Nach 25 Jahren im Dampflokmuseum Güglingen wurde diese Lok bereits 1993 von der Öchsle Schmalspurbahn GmbH leihweise übernommen, musste jedoch noch im Dampflokwerk Meiningen überholt werden. Seit 1997 ist sie für die Öchsle-Museumsbahn unterwegs. Baugleiche Loks dieser Baureihe waren bereits früher im Regelbetrieb auf der Öchsle-Strecke gefahren.
Fahrplan
Heute verkehren von Mai bis Oktober samstags, sonntags und feiertags, sowie von Juli bis September jeden Donnerstag je zwei Zugpaare von Warthausen nach Ochsenhausen. Das Angebot wird durch Winter-, Nikolausfahrten und Sonderzüge ergänzt. Im Kursbuch ist die Bahn heute unter der Nummer 12752 zu finden.
Literatur
- Ingrid Stubenrauch: Das Öchsle – Die Geschichte der Schmalspurbahn Biberach–Ochsenhausen. Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg 1983, ISBN 3-88255-792-3.
- Kurt Seidel: Schmalspur in Baden-Württemberg. Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 1977, ISBN 3-921703-19-0, S. 107–119.
Weblinks
- Öchsle-Bahn Betriebsgesellschaft gGmbH
- Öchsle Schmalspurbahn e. V.
- Details, Fotos und Geschichte der Öchslebahn
- Der Fahrplan des Öchsle im Kursbuch von 1944/45
- VR 360°-Panorama Rundgang
48.129199.80158Koordinaten: 48° 7′ 45″ N, 9° 48′ 6″ O
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