- Dasyprocta
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Agutis Systematik Überordnung: Euarchontoglires Ordnung: Nagetiere (Rodentia) Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha) Teilordnung: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha) Familie: Agutis und Acouchis (Dasyproctidae) Gattung: Agutis Wissenschaftlicher Name Dasyprocta Bonaparte 1838 Die Agutis (Dasyprocta) sind eine Nagetiergattung. Zusammen mit den Acouchis (auch als Zwerg- oder Geschwänzte Agutis bezeichnet) bilden sie die Familie der Agutis und Acouchis (Dasyproctidae). Die Gattung umfasst elf Arten.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Agutis sind in Mittel- und Südamerika beheimatet, ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Mexiko bis ins nördliche Argentinien.
Beschreibung
Agutis haben schlanke Körper, die auf dünnen, langen Beinen ruhen. Die Vorderbeine haben vier Zehen, die Hinterbeine, die deutlich länger sind, enden in drei Zehen. Alle Zehen tragen hufartige Krallen und sind an eine laufende Fortbewegung angepasst. Ihr Fell ist dicht und rau, es ist meistens dunkelorange oder bräunlich gefärbt. Die Unterseite ist weiß oder gelblich. Der wuchtige Kopf sitzt auf einem kurzen Hals und hat kleine, runde Ohren und große Augen. Der Schwanz ist nur ein Stummel mit einem bis vier Zentimetern Länge. Agutis erreichen eine Kopfrumpflänge von 42 bis 62 Zentimetern und ein Gewicht von 1,5 bis 4,0 Kilogramm.
Lebensweise
Agutis bewohnen eine Reihe von Habitaten, darunter Wälder, dichtes Buschland und Savannen, aber auch Felder und Plantagen. Sie sind in erster Linie tagaktiv, nur in stark besiedelten Gebieten kommen sie erst in der Dämmerung aus ihrem Versteck. Als Unterschlupf dienen ihnen selbstgegrabene Baue, aber auch hohle Baumstämme und dichte Vegetation.
Agutis sind Bodenbewohner, deren Körperbau auf schnelles Laufen ausgerichtet ist. Sie sind Zehengänger (digigrad) und galoppieren im Bedrohungsfall rasch davon. Trampelpfade von ihren Unterschlüpfen zu ihren Weidegebieten erleichtern ein schnelles Vorwärtskommen. Bei der Nahrungsaufnahme sitzen sie auf ihren Hinterbeinen und nehmen ihr Fressen in die Vorderpfoten, aus dieser Position können sie ohne großen Zeitverlust fliehen.
Agutis leben einzelgängerisch oder in Paaren. Sie bewohnen ein festes Territorium, das sie aggressiv zumindest gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigen. Zu ihren Kommunikationsformen gehören das Aufstellen der Rückenhaare – eine Drohgebärde – und eine Reihe von Lauten, darunter ein an Hundegebell erinnernder Alarmton.
Nahrung
Agutis sind Pflanzenfresser, die bei der Nahrungssuche nicht wählerisch sind. So verzehren sie Früchte, Nüsse, Blätter, Stängel und auch Wurzeln. Es gibt Berichte, wonach sie Primatengruppen folgen und die Früchte fressen, die diesen hinuntergefallen sind. Beim Fressen stehen Agutis auf den Hinterbeinen und halten die Nahrung zwischen ihren Pfoten. Im Amazonasgebiet sind Agutis fast die einzigen Tiere, die mit ihrem starken Gebiss die harten Kapselfrüchte der Paranuss öffnen können. Da sie die nicht verzehrten Reste nagertypisch vergraben, tragen sie entscheidend zu Verbreitung und Erhalt der Paranussbestände bei.
Fortpflanzung
In den meisten Regionen kann die Paarung das ganze Jahr über erfolgen. Als Teil des Paarungsritual wurde beobachtet, dass das Männchen das Weibchen mit seinem Urin bespritzt, was bei ihr heftige Tanzbewegungen auslöst. Nachdem dieser Vorgang mehrere Male wiederholt wurde, kommt es zur Paarung. Die Tragzeit beträgt rund 100 bis 120 Tage, und die Wurfgröße liegt bei eins oder zwei, selten drei. Neugeborene Agutis sind behaart und Nestflüchter, sie können binnen einer Stunde laufen. Nach rund fünf Monaten werden die Jungtiere entwöhnt, wenn das Weibchen erneut trächtig ist, trennt es sich von den Jungtieren. Das höchste bekannte Lebensalter eines Agutis betrug knapp 18 Jahre.
Agutis und Menschen
Einerseits weil sie des Öfteren in Plantagen einfallen und diese verwüsten, andererseits wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches werden Agutis von Menschen gejagt. Die Zerstörung ihres Lebensraumes trägt das Übrige dazu bei, dass sechs der elf Arten auf der Liste gefährdeter Tiere der IUCN stehen. Von indianischen Völkern wurden Agutis vor der Ankunft der Europäer zur Nahrungsversorgung auf mehreren karibischen Inseln eingeführt, diese Bestände gelten heute alle als erloschen.
Systematik
Insgesamt werden elf Arten der Agutis unterschieden. (Die Acouchis oder Zwergagutis bilden eine eigene Gattung!)
- Das Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) lebt im südlichen Brasilien und dem nördlichen Argentinien. Die IUCN listet es als gefährdet.
- Das Coiba-Aguti (D. coibae) ist auf der Insel Coiba vor der Küste Panamas endemisch. Es gilt als bedroht.
- Das Haubenaguti (D. cristata) ist in Guyana, Suriname und Französisch-Guyana verbreitet.
- Das Mohrenaguti oder Schwarzes Aguti (D. fuliginosa) lebt im nördlichen Südamerika (von Kolumbien bis ins Amazonasgebiet).
- Das Orinoco-Aguti (D. guamara) lebt im Orinokodelta in Venezuela.
- Das Kalinowski-Aguti (D. kalinowskii) ist im südöstlichen Peru beheimatet und hat einen unklaren Bedrohungsstatus.
- Das Goldaguti (D. leporina, die Bezeichnung D. aguti ist veraltet) ist im nördlichen und mittleren Südamerika beheimatet.
- Das Mexikanische Aguti (D. mexicana / Sereque) lebt im südlichen Mexiko. Es wird als gering gefährdet gelistet.
- Das Schwarzbauchaguti (D. prymnolopha) kommt im östlichen Brasilien vor.
- Das Mittelamerikanische Aguti (D. punctata) ist vom südlichen Mexiko bis nach Argentinien verbreitet.
- Das Roatán-Aguti (D. ruatanica) ist auf der zu den Bay Islands gehörenden Insel Roatán vor der Küste Honduras’ endemisch. Es gilt als bedroht.
Agutis bilden zusammen mit den Acouchis in der hier gültigen Systematik eine Familie Agutis und Acouchis (Dasyproctidae). In manchen Systematiken werden auch noch die Pakas (Cuniculus) dazugerechnet, diese dürften jedoch nicht allzu nahe verwandt sein.
Literatur
- Malcolm C. McKenna, Susan K. Bell: Classification of Mammals: Above the Species Level. Columbia University Press, 2000 ISBN 0231110138
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
- D. E. Wilson und D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press 2005 ISBN 0801882214
Weblinks
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