- Datenmaut
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Netzneutralität ist eine Bezeichnung für die neutrale Datenübermittlung im Internet. Sie bedeutet, dass Zugangsanbieter (access provider) Datenpakete an ihre Kunden unabhängig davon, woher diese stammen oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben, übertragen.
Inhaltsverzeichnis
Positionen
Einige Netzbetreiber wollen selbst bestimmen, wer ihre Netze benutzt und für die Benutzung ausgewählter Dienste auch zusätzlich Geld verlangen[1], während Serviceanbieter, Konsumentenorganisationen und Künstler[2] für Netzneutralität plädieren. Befürworter der Netzneutralität argumentieren, dass die neue Entwicklung den bislang stürmischen technischen Fortschritt im Bereich der Services (Inhalte und Anwendungen) massiv behindern könne und dass dadurch volkswirtschaftliche Schäden zu befürchten seien.
Verletzung der Netzneutralität
- Netzbetreiber wie T-Online haben angekündigt, von Serviceanbietern wie Google, eBay, Skype oder ähnlichen für den Zugang zu ihrer Kundschaft Geld zu verlangen. Dabei bestünde technisch auch die Möglichkeit, den Zugang exklusiv, also nur noch einem Serviceanbieter zu gewähren. Der Netzbetreiber könnte die Zugangsrechte dabei an den meistbietenden Serviceanbieter versteigern.
- Neue Technologien ermöglichen es den Netzbetreibern, Produkten mit denen sie selbst auf dem Servicemarkt präsent sind, Marktvorteile zu verschaffen. Ein Netzwerkbetreiber, der beispielsweise einen Internettelefonie-Dienst betreiben will, könnte versucht sein, andere Anbieter von Internettelefonie von seiner Kundschaft fernzuhalten oder hinsichtlich Übertragungsqualität zu diskriminieren. So hatte Vodafone etwa erwogen, VoIP-Telefonie über sein UMTS-Netz ab 2007 zu unterbinden.
- Einige Internetprovider gehen dazu über, Filesharing in ihren Netzen zu drosseln oder ganz zu unterbinden. Im einfachsten Fall wird die Kommunikation über einen bestimmten Port eingeschränkt oder gesperrt, fortgeschrittenere Techniken untersuchen den übertragenen Datenstrom und unterbrechen die Verbindung selektiv. Auf diese Weise wird versucht, die per Filesharing üblicherweise großen übertragenen Datenmengen zu reduzieren und so die Kosten zu senken.
- Die Vergabe von getrennten IP-Adressgruppen nach Ländern ermöglicht es Anbietern von Inhalten, einzelne Länder als gesamtes von eigenen Angeboten auszuschließen.
Politische Diskussion
Aktuell wird in den USA und in der Europäischen Union eine heftige Diskussion über Netzneutralität geführt. Mit Gesetzesentwürfen soll die Netzneutralität verankert werden. Bislang wurden indessen alle Gesetzesentwürfe abgelehnt, die die netzneutrale Datenübermittlung hätten gesetzlich verankern sollen.[3]
Die EU-Kommission geht davon aus, dass ausreichender Wettbewerb zwischen den Netzwerkbetreibern die Netzneutralität von allein gewährleisten wird. Sollte dies wider Erwarten nicht der Fall sein, könnten die nationalen Regulierer die Netzbetreiber allenfalls gestützt auf Artikel 5 Absatz 1 der Zugangsrichtlinie zur Netzneutralität verpflichten. Auf diesem Weg wäre aber wohl nur diskriminierungsfreier Zugang in dem Sinne zu erhalten, dass Exklusivzugang unzulässig wäre, nicht aber ein kostenloser Zugang verlangt werden könnte.
Ein dritter Weg wird von den Autoren Robert D. Atkinson und Philip J. Weiser vorgeschlagen: Sie möchten Verbraucherinformation mit steuerlichen Vorteilen für netzneutrale Breitbandanbieter und gestuften Bandbreiten mit einer garantierten Übertragungsqualität auf der untersten Stufe verbinden.
Weblinks
- Einschränkungen bei Telefon-Flatrates immer fraglicher (teltarif.de, 16. November 2008)
- Lawrence Lessigs Stellungnahme zur Netzneutralität gegenüber einem Komitee des US-Senats
- Interview der Tagesschau mit Barbara van Schewick zur Netzneutralität
- Atkinson/Weiser, A "Third Way" in Network Neutrality
- Zugangsrichtlinie der Europäischen Union
- Telepolis: Expresszustellung kostet extra
- Die Welt: „EU schafft die Netzneutralität ab“. Welt Online. 2. Juli 2008
Einzelnachweise
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