De battre mon coeur s'est arrêté

De battre mon coeur s'est arrêté
Filmdaten
Deutscher Titel: Der wilde Schlag meines Herzens
Originaltitel: De battre mon coeur s'est arrêté
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 2005
Länge: ca. 107 Minuten
Originalsprache: Französisch, Englisch, Hochchinesisch und Russisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Tonino Benacquista und James Toback
Produktion: Pascal Caucheteux
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Stéphane Fontaine
Schnitt: Juliette Welfling
Besetzung

Der wilde Schlag meines Herzens ist ein Spielfilm des französischen Regisseurs Jacques Audiard aus dem Jahr 2005. Das Drama ist ein Remake von James Tobacks Film Finger – Zärtlich und brutal (1978) und wurde von dem Filmstudio Why Not Productions in Zusammenarbeit mit u. a. Canal Plus produziert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der musikalisch begabte 28-jährige Thomas Seyr, „Tom“ genannt, hat nach dem Tod seiner Mutter Sonia, einer Konzertpianistin, das Klavierspiel aufgegeben. Zehn Jahre später arbeitet er für seinen Vater Robert als „Häusermakler“ in Paris. Er setzt Ratten in Gebäuden aus, stellt Wasser und Strom ab und setzt gelegentlich mit seinen Freunden illegale Einwanderer, Hausbesetzer oder lästig gewordene Mieter auf die Straße. Als Robert erneut heiraten will, holt dieser sich das Einverständnis bei seinem Sohn. Tom bedrängt ihn dazu die Heirat mit dem Fotomodell Chris einzugehen, hat aber Angst, dass sein Vater enttäuscht werden könnte. Er verhöhnt seine junge Stiefmutter in spe und tituliert sie gegenüber seinem Vater, der ihn nach seiner ehrlichen Meinung fragt, als „Nutte“. Zwischen krummen Geschäften und dem Pariser Nachtleben pendelnd entdeckt Tom eines Abends aus seinem Auto heraus einen alten Bekannten vor einem Konzerthaus. Monsieur Fox, der für seine Mutter Sonia Klavierkonzerte organisiert hatte, erinnert sich noch lebhaft an den begabten Thomas. Er lädt ihn ein, irgendwann einmal vorbeizukommen und vorzuspielen. Angeregt von dem Gedanken hört sich Tom noch am selben Abend die alten Tonbandaufzeichnungen seiner Mutter an und beginnt selbst auf dem verwaisten Flügel in seiner Wohnung zu musizieren. Er beginnt sich für ein Vorspiel am Pariser Konservatorium anzumelden und träumt in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten und Konzertpianist zu werden. Beim Vorspiel erhält Tom jedoch noch bevor er sein Können unter Beweis gestellt hat eine Abfuhr von einem Musikprofessor, der ihn für zu alt und zu unbegabt für ein Studium hält. Auch von seinem Vater erhält Tom für seine neuen Pläne nur wenig Zuspruch. Der egoistische Robert Seyl ist vielmehr daran interessiert, einen lästig gewordenen Tunesier mit Mietrückständen loszuwerden, der ein Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite betreibt. Nur widerwillig lässt sich Tom auf den Auftrag ein und besorgt seinem Vater mit Gewalt das Geld, wobei er sich an seiner Hand verletzt. Der Gefahr seiner Arbeit bewusst geworden, ist es für Thomas das letzte krumme Geschäft, das er für seinen Vater erledigt. Er übergibt Robert das ausstehende Geld des Tunesiers und bittet ihn von nun an in Ruhe gelassen zu werden. Gleich darauf bereut er aber seine Entscheidung.

Tom bereitet sich in der nächsten Zeit auf ein Vorspiel bei Monsieur Fox vor. Durch einen Kontakt mit einem Vietnamesen, den er bei seinem erfolglosen Vorsprechen an der Musikhochschule kennen gelernt hat, gelangt Tom an die schöne Repetitorin Miao-Lin. Die Asiatin spricht zu Toms Leidwesen neben Hochchinesisch und Vietnamesisch nur gebrochen Englisch und widerwillig vereinbart der junge Mann jeden Tag ab 14 Uhr mit Miao-Lin das Klavierspiel zu üben. Bald schon hat Tom die Musik so in sich verinnerlicht, dass er auch in seinen freien Stunden in der Pariser Szene Klavierstücke auf den Tresen einer Bar nachspielt. Zwar deckt er seinen verheirateten Freund Fabrice, der heimlich seine Frau Aline betrügt, doch vernachlässigt Tom die Immobiliengeschäfte zusehends. Er lässt seinen Aggressionen und Enttäuschungen während des Musikunterrichts mit der pedantischen Miao-Lin freien Lauf, erzielt aber trotz des Kommunikationsproblems erste Erfolge. Gleichzeitig beginnt er eine Affäre mit Aline, der Ehefrau von Fabrice, die um die Seitensprünge ihres Mannes Bescheid weiß. Während Tom bald Besitzansprüche an der schönen Aline anmeldet, übt er weiterhin in seinem Heimstudio und bringt Miao-Lin während seiner Klavierlektionen Französisch bei. Roberts Vater, dessen Beziehung zu Chris ein jähes Ende gefunden hat, wird wenig später bei einem Grundstückskauf von dem Russen Minskov um 300.000 Euro betrogen und verprügelt. Tom trifft daraufhin mit Chris ein finanzielles Engagement die zu Robert zurückkehren und die Beziehung wiederaufleben lassen soll. Ebenso versucht Tom das Geld seines Vaters wiederzubeschaffen, erfährt aber durch Minskovs Freundin wie gefährlich der Russe ist. Tom redet daraufhin seinem Vater aus, Gedanken an das verlorene Geld zu verschwenden. In der Nacht vor dem Vorsprechen muss Tom erneut mit seinen Freunden Hausbesetzer von einem Grundstück vertreiben. Am Tag darauf beim Vorspielen vor Monsieur Fox versagen Tom die Nerven und die Karriere als Konzertpianist rückt in weite Ferne. Als Tom kurz danach seinen Vater besucht, findet er diesen erschossen in seiner verwüsteten Wohnung.

Zwei Jahre nach dem Mord an seinem Vater führt Tom eine Beziehung mit Miao-Lin, die eine berühmte Konzertpianistin geworden ist. Er managt ihre Tourneen, als er den Russen Minskov in einer Straße von Paris wiedertrifft. Während Miao-Lin das Konzert abhält, folgt Thomas Minskov mit dem Ziel ihn zu töten. Nach einer blutigen Auseinandersetzung in einem benachbarten Treppenhaus bringt es Tom jedoch nicht fertig, den bewusstlosen Mann zu erschießen. Er kehrt, notdürftig frischgemacht, zum Konzert von Miao-Lin zurück, wo er sie von seinem Platz aus beobachtet und das Stück mit seinen Fingern nachspielt.

Entstehungsgeschichte

Der wilde Schlag meines Herzens ist ein Remake des B-Movies Finger – Zärtlich und brutal von James Toback. In dem Debütfilm des US-amerikanischen Regisseurs aus dem Jahr 1978 spielte Harvey Keitel die Hauptrolle des musikalisch begabten Gelegenheitsgauners. Tobacks Werk avancierte schnell zum Kultfilm und zählte zu den Lieblingsfilmen eines François Truffaut (1932–1984) oder Quentin Tarantino. Der französische Regisseur Jacques Audiard der Finger – Zärtlich und brutal auch zu seinen Lieblingsfilmen zählt, adaptierte das Werk gemeinsam mit dem Schriftsteller und Drehbuchautor Tonino Benacquista. Beide hatten vier Jahre zuvor gemeinsam an Audiards Thriller Sur mes levrès zusammen gearbeitet. Sie übertrugen die Handlung, die ursprünglich in der Umgebung der New Yorker Mafia spielte, auf Paris und nutzten dort als Metier das dortige Immobiliengeschäft. Dabei behielten sie Tobacks Prämissen bei, führten jedoch starke Änderungen im Skript durch. Audiard und Benacquista führten Frauenfiguren ein und strichen die Figur der verstorbenen Mutter, die nur noch in der Vorstellung des Protagonisten existiert. Der Charakter des Vaters wurde hingegen kaum verändert. Als weitere Inspiration für das Drehbuch dienten Audiard und Tonino Benacquista auch Filme von James Foley, darunter Glengarry Glen Ross (1991) mit Al Pacino, der in der New Yorker Immobilienbrache angesiedelt ist.

Für die Hauptrolle des Tom konnte Romain Duris gewonnen werden, der als einer der begabtesten Nachwuchsdarsteller in Frankreich gilt. Audiard hatte Duris Karriere seit seinem Mitwirken in Cédric Klapischs Abschlussklasse: Wilde Jugend – 1975 im Jahr 1994 verfolgt. Als Vorbereitung für die Dreharbeiten erhielt Duris von seiner Schwester, einer Konzertpianistin, Klavierunterricht. Unterstützt wurde Duris durch unter anderem Niels Arestrup, Linh Dan Pham und Emmanuelle Devos. Devos hatte 2001 erfolgreich als Hauptdarstellerin unter der Regie Audiards in Sur mes lèvres mitgewirkt. Linh Dan Pham hatte ihren Durchbruch 1992 mit ihrer ersten Filmrolle in Régis Wargniers Indochine gefeiert. Für die asiatische Schauspielerin war es nach einer dreizehnjährigen Leinwandabstinenz die erste Filmrolle.

Gedreht wurde Der Wilde Schlag meines Herzens an Original-Schauplätzen in Paris, darunter im Café Les Jardins d'Issoire in der Rue de la Tombe Issoire. Für die Dreharbeiten wurde auf den branchenüblichen 35-mm-Film zurückgegriffen. Als Kameramann wurde Stéphane Fontaine verpflichtet, der mit einer Handkamera jedwede Szene aus Sicht des Protagonisten filmte. Für die Filmmusik konnte der französische Filmkomponist Alexandre Desplat gewonnen werden, der an Jacques Audiards vorangegangenem Werk mitgewirkt hatte. Desplat orientierte sich bei der Suche nach dem musikalischen Leitmotiv an Werken von Johann Sebastian Bach. Für den Schnitt war die französische Cutterin Juliette Welfing verantwortlich, die an allen bisherigen Spielfilmen Audiards beteiligt war.

Rezeption

Jacques Audiards fünfte Regiearbeit feierte ihre Premiere am 17. Februar 2005 auf den Filmfestspielen von Berlin. Der offizielle französische Kinostart erfolgte knapp einen Monat später, am 16. März. Der Film, der allgemein in das Genre des Neo-Noir eingeordnet wurde (entgegen der Meinung Toni Benacquistas, der in Audiards Werken keine Genrefilme erkennt), stand in der Gunst der Kritiker und konnte allein in Frankreich fast eine Million Zuschauer in die Kinos locken. Im Fokus standen vor allem die düstere und realistischere, teils klaustrophobische Inszenierung Audiards, im Vergleich zum Original, sowie die wenig vorhersehbare Handlung. Ebenfalls großartige Kritiken erhielt das Schauspielensemble, im Besonderen Hauptdarsteller Romain Duris. Für sein charismatisches Spiel des zwischen der Musik und Kriminalität hin und her gerissenen Tom wurde er vereinzelt mit einem jungen Alain Delon oder Jean-Paul Belmondo bzw. mit Robert De Niros Johnny Boy aus Martin Scorseses Hexenkessel (1972) verglichen. Negative Stimmen attestierten dem von einer nervösen Kameraführung geprägten Werk Schwächen in der Inszenierung und einen Hauptdarsteller, der sich viel zu sehr am Stile Robert De Niros oder Harvey Keitels orientiert hätte. James Toback der das filmische Schaffen Audiards, insbesondere Sur mes levrès kannte, lobte die Neuverfilmung. Er übte aber Kritik an der Entscheidung Toms sich nicht an den mutmaßlichen Mörder seines Vaters zu rächen. In den USA feierte Der wilde Schlag meines Herzens am 1. Juli in fünf Kinos seine Premiere und konnte bis Anfang Dezember 2005 einen Gewinn von über einer Million US-Dollar einspielen. In Deutschland startete der Film am 22. September 2005 und erhielt auch hierzulande überwiegend gute bis sehr gute Kritiken.

Kritiken

  • Chicago Sun-Times: „Der französische Film ist nicht so sehr ein Remake, als dass er eine Variation desselben Materials behandelt, gesehen in einer realistischeren, weniger emotionalen extremen Art ... ‚Der Wilde Schlag meines Herzens‘ ist ein dunkleres und ein mehr pessimistisches Vorhaben, mit einem Helden der genauso konfliktbeladen aber nicht so wahnsinnig ist wie das Original Tobacks.“
  • film-dienst: „Beeindruckend ist vornehmlich der Stil des Films: Stéphane Fontaines Kamera wirkt, darin dem Protagonisten gleich, stets wie auf dem Sprung, und die Lichtgebung evoziert eine Art impressionistischen Film noir. Aufregend anzuschauen ist das durchaus, doch lässt es einen wie so viele Etüden mitunter kalt. Im Inneren des Films steckt weniger ein Herz als ein kunstvoll aus dem Takt gebrachtes Metronom.“
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Der Film ist ein einziges Kraftwerk. Fortwährend verwandelt er eine hohe Energiemenge in andere Aggregatzustände. Die Aggressivität, die Tom vorantreibt, wird ohne Verlust umgewandelt, sobald er am Klavier sitzt.“
  • New York Times: „Teils psychologischer Thriller, teils Love Story (Männer und Frauen, Elten und Kinder) handelt ‚Der wilde Schlag meines Herzens‘ auch darüber was man braucht um unseren eigenen Gefängnissen zu entfliehen. Geschrieben von Mr. Audiard und Tonino Benacquista, mit dem er 'Sur mes levrès' verfasste, nutzt der Film sein trübes Milieu als eine Art Heranschleichen in eine Meditation darüber was uns menschlich macht, einschließlich die Fesseln, die erdrosseln.“
  • Tagesspiegel: „Das seltene Genre des Künstlerthrillers erfährt, vorsichtig gesagt, durch ‚De battre mon cœur s'est arrêté‘ keine wesentlich neuen Impulse. Wie auch die Titelfindung – prosaisch übersetzt: Mein Herz hat aufgehört zu schlagen – sich nicht unmittelbar erschließt.“

Anmerkungen

  • Nach einem Gespräch mit seinem Produzenten Pascal Caucheteux war Jacques Audiard auf den Gedanken gekommen, Finger – Zärtlich und brutal neu zu verfilmen. Caucheteux, der zuvor den Film Das Ende von Jean-François Richet, ein Remake von John Carpenters Assault – Anschlag bei Nacht (1971), produziert hatte, hatte Audiard gefragt, welchen Film er neu verfilmen würde, wenn er könnte.
  • Der Kopfhörer von Thomas, den er während des Films oft trägt, ist das Modell MDR-V300 von Sony.
  • Wären die Rechte an Finger – Zärtlich und brutal nicht frei gewesen, hätte Audiard laut einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt das B-Movie Der Fluch des Dämonen (1957) von Jacques Tourneur verfilmt.
  • Der frz. Originaltitel des Films spielt auf den populären Song La Fille du Père Noël von Jacques Dutronc an.
  • Die Szene, in der Tom mit seinen Freunden Ratten aussetzt, sollte laut dem Regisseur das Elend in der Immobilienbranche verdeutlichen – Immobilienmakler sind nach seiner Ansicht ebenfalls Ratten, die darin aufgehen, sich gegenseitig lebendig aufzufressen.
  • Im Film taucht Johann Sebastian Bachs Fuge in E-Moll auf, die bereits im Original von James Toback Verwendung fand.

Auszeichnungen

Bei der Verleihung des wichtigsten französischen Filmpreises am 25. Februar 2006, dem César, setzte sich Jacques Audiards Film als großer Favorit in acht von zehn nominierten Kategorien durch, darunter als Bester Film und für die Beste Regie. Zuvor hatte Der wilde Schlag meines Herzens bereits bei der Berlinale 2005 einen Silbernen Bären für die Beste Filmmusik erhalten und war 2006 mit dem britischen Filmpreis BAFTA als beste nicht-englischsprachige Produktion ausgezeichnet worden. Im selben Jahr erhielt das Drama ebenfalls den Preis des Französischen Syndikats der Filmkritiker.

César 2006

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bestes adaptiertes Drehbuch
  • Bester Nebendarsteller (Niels Arestrup)
  • Beste Nachwuchsdarstellerin (Linh Dan Pham)
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera
  • Bester Schnitt
    • nominiert in den Kategorien
      • Bester Hauptdarsteller (Romain Duris)
      • Bester Ton

BAFTA-Award 2006

  • Bester nicht-englischsprachiger Film

Weitere

Berlinale 2005

Europäischer Filmpreis 2005

  • nominiert in den Kategorien
    • Bester Hauptdarsteller (Romain Duris)
    • Publikumspreis – Beste Regie

Französisches Syndikat der Filmkritiker 2006

  • Bester Film

Weblinks


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