Dead can Dance

Dead can Dance
Dead Can Dance, Konzert München 27. März 2005

Dead Can Dance ist eine Musikgruppe australischen Ursprungs, die Einflüsse aus sehr unterschiedlichen, multi-ethnischen Musikstilen zu einem unverwechselbaren Stil verbindet.

Inhaltsverzeichnis

Stil

Die Musik von Dead Can Dance verarbeitet Einflüsse von Alternative Rock, Neoklassik, mittelalterlicher Choralmusik sowie Ethno- und Welt-Musik, bevorzugt aus osteuropäischen und arabischen Kulturen. Die Instrumentierung der Lieder umfasst unter anderem afrikanische Percussions, australische Didgeridoos, asiatische Saiteninstrumente, europäische Gitarren und Synthesizer. Die vokale Besetzung kontrastiert Perrys weiche, tiefe Stimme mit Gerrards hellem, onomatopoetischem Gesang. Gerrard singt meist nicht in einer existierenden Sprache, sondern formt mit ihrer Stimme intuitive, musikuntermalende Laute. Perry singt in Englisch, meist mit geheimnisvollen, poetischen Texten.

Biografie und musikalische Entwicklung

Altstimme Lisa Gerrard und Bariton Brendan Perry, beide anglo-irischer Abstammung, trafen sich 1980 in Melbourne, Australien. Beide traten als Musiker in Pubs auf. Das multi-ethnische Umfeld in dem Viertel East Prahran, in dem beide lebten, begann ihren musikalischen Stil zu beeinflussen. Gemeinsam arbeiteten die beiden Musiker nebenbei in einem Libanesischen Restaurant, um Geld für eine Übersiedlung nach London zu verdienen. 1981 gründeten Brendan Perry, Lisa Gerrard, Paul Erikson und Simon Monroe Dead Can Dance. Treibende Kraft war Perry, der das Konzept eines Künstlerkollektivs mit wechselnden Musikern verfolgte. Da die Musiker aber nicht dauerhaft seinen Ansprüchen genügen konnten, reduzierte sich die Gruppe auf Perry und Gerrard. Gerrard hatte zunächst kein Interesse daran, in einer festen Formation zu arbeiten, unterstützte aber regelmäßig Perry und seine Gruppe, wobei sie Instrumentalbegleitung, vorzugsweise auf dem chinesischen Yang Ch'in, und Background-Gesang beisteuerte. Das erste gemeinsame Stück, bei dem Gerrard die Lead-Stimme sang, war das improvisierte Frontier, das jedoch bereits alle Stilelemente der Gruppe vorwegnahm: den nicht-lyrischen, phonetischen Gesang von Gerrard, atmosphärische elektronische Klangstrukturen in Verbindung mit organischen Instrumenten, hier einer siebensaitigen chinesischen Tisch-Zither.

Dead Can Dance, Konzert Philharmonie München 27. März 2005

1982 zogen beide, frustriert von der australischen Musikszene, nach London. Perry hoffte dort auf einen Plattenvertrag. In den ersten Jahren lebten die Musiker jedoch erst einmal von Arbeitslosenhilfe. In dieser Zeit nahmen sie verschiedene Demobänder auf, um den erwünschten Plattenvertrag zu forcieren. Nach zwei Jahren trafen sie auf Ivo Watts-Russel, der drei Jahre zuvor ein kleines Independent-Label, namens 4AD gegründet hatte. Watts-Russel bekam eines der Demobänder in die Hand, wobei er insbesondere von dem Stück "Frontier" sofort begeistert war. Aus Geldmangel des Labels dauerte es aber noch eine Weile, bis eine Zusammenarbeit zustande kam. Im November 1983 nahm die Gruppe eine der legendären John-Peel-Sessions bei der BBC auf. Im März 1984 erschien dann das erste Album "Dead Can Dance". Der Name soll das Zum-Leben-Erwecken von toten oder vergessenen Gegenständen symbolisieren und ist eine Anspielung auf die Verwendung mittelalterlicher Instrumente. Das Cover schmückte eine rituelle Maske aus Neu Guinea, die den Titel visuell repräsentieren sollte: Die Maske war zunächst Teil eines Baumes, der zu unbelebter Materie wurde. Die Kunstfertigkeit der Hersteller verlieh der Maske jedoch ihre eigene Lebendigkeit für die rituelle Nutzung. Diese Transformation von Belebtheit in Unbelebtheit und Unbelebtheit in Belebtheit sollte den Kern ihrer Musikerfahrung verkörpern. Die Aufnahme des Albums erwies sich als schwierig, da Perry und Gerrard nicht mit den bescheidenen musiktechnischen Aufnahmemöglichkeiten in dem kleinen Achtspur-Studio zufrieden waren. Mit dem Klang ihres ersten Tonträgers konnten sich beide daher nie anfreunden.

Nachdem sie zwei Stücke zu dem ersten Album der 4AD-Musiker This Mortal Coil beigesteuert hatten, nahmen Dead Can Dance im selben Jahr die 12"-EP Garden of the Arcane Delights auf. Bereits ein Jahr später folgte mit Spleen and Ideal das zweite Album, das eine Nr.-2-Platzierung in den britischen Independent-Charts erreichte. Das Album, dessen Titel sich an eine symbolistische Vorstellung des 19. Jahrhunderts anlehnte, wurde von John Rivers produziert, der den klanglichen Anforderungen des Duos gerecht werden konnte. Das Album markierte die vollständige Abkehr von elektrischen Gitarren und die Hinwendung zu akustischen Instrumenten, wie Cello, Kesselpauken und Posaunen.

1986 ging Dead Can Dance auf eine ausgedehnte Tournee und veröffentlichten ihr drittes Album Within the Realm of a Dying Sun, bei dem Perry und Gerrard den Gesang gemäß den beiden Seiten des Albums aufteilten. Die Platte wurde wieder von Rivers produziert, wobei Perry nun selbst Produzentenverantwortung mitübernahm. Dieser Einfluss Perrys spiegelt sich deutlich in einem wärmeren, organischeren Ton der Produktion wider. Perry wollte sich endgültig von klassischen Rock-Modellen abkehren. Er beschäftigte sich verstärkt mit klassischer Musik, wobei ihn vor allem der Barock mit seinen kontrapunktischen Strukturen interessierte. Die beiden Musiker beschlossen, in Zukunft nur noch mit klassischen Instrumenten zu arbeiten, die jetzt aber von Samplern und Computern begleitet werden sollten. Die neuen Einflüsse wurden in der ein Jahr später erscheinenden vierten Veröffentlichung The Serpent’s Egg umgesetzt. Die hypnotische Atmosphäre dieser Aufnahme zeigte das filmische Potenzial der Kompositionen. Es war daher kein Zufall, dass sich die Filmindustrie für ihre Arbeit zu interessieren begann. 1988 schrieben Gerrard und Perry den Soundtrack zu Agustín Villarongas Film El Niño De La Luna (Moonchild), in dem Gerrard ihr Schauspiel-Debüt hatte.

1990 folgte die erste Tour durch die USA. Im selben Jahr veröffentlichte Dead Can Dance ihr fünftes Album mit dem an Platons Philosophie angelehnten Titel Aion, das das Interesse an Renaissance-Musik stärker widerspiegelt als alle anderen Einspielungen. Es enthält neben gregorianischen Gesängen und traditionellen Liedern mittelalterliche Instrumente wie Drehleier und Dudelsack. Aion zeugt auch von einer stimmlichen Weiterentwicklung der beiden Vokalisten. 1991 folgte eine erste Retrospektive unter dem Titel A Passage in Time, die auch zwei neue Stücke (Bird und Spirit) enthielt. Die Zusammenstellung lässt nun auch die musikalische Entwicklung deutlich werden, die aufeinander aufbaut, ohne sich stilistisch zu wiederholen.

Im September 1993 erschien Into the Labyrinth, das stärker als zuvor elektronische Elemente mit „primitiver“ Weltmusik verband. Im selben Jahr steuerten Perry und Gerrard neue und alte Stücke zu dem US-amerikanischen Film Baraka bei und nahmen zwei Stücke mit dem Ambient-Nestor Hector Zazou auf (Sahara Blue). Das Live-Album Toward the Within, das ein Jahr später erschien und auf der USA-Tour aufgenommen worden war, enthielt überwiegend bislang unveröffentlichte Titel.

1995 begann Perry an einem Solo-Album zu arbeiten, das erst vier Jahre später fertig werden sollte (Eye of the Hunter, 1999). Auch Gerrard nahm die Arbeit an einem Solo-Album auf, das allerdings bereits im selben Jahr bei 4AD veröffentlicht wurde (Mirror Pool). Während Perry sich stärker in Richtung Folk-Musik und akustische Gitarre orientierte, enthielt das Album von Gerrard vor allem orchestrale Stücke, inklusive einer Version von Händels Largo aus Xerxes. Mirror Pool enthielt Stücke, die in der Zeit mit Dead Can Dance entstanden, aber nicht verwendet worden waren.

Auf dem 1996 erschienen Album Spiritchaser bewegten sich Dead Can Dance stärker in Richtung afrokaribischer Musik. Es dominierten rhythmische Strukturen, eingespielt von bis zu zehn Percussion-Spielern. Perry blieb auch bei diesem letzten gemeinsamen Album der musikalische Vordenker. Er entwickelte die musikalischen Visionen und strukturierte die gemeinsame Arbeit.

Am 9. Dezember 1998 trennten sich die beiden aus ungenannten Gründen, die Band wurde aufgelöst.

Gerrard begann daneben mit verschiedenen Kollaborationen (etwa mit Pieter Bourke, Patrick Cassidy, Denez Prigent oder Orbital) und startete eine mit einem Golden Globe und zwei Nominierungen gekrönte Karriere als Filmmusik-Komponistin (beispielsweise Gladiator mit Hans Zimmer, The Insider und Ali mit Pieter Bourke oder Whale Rider). Perry, geboren 1959 in London und zunächst Lead-Sänger und Bassist in der australischen Punkband The Scavengers, lebt heute in Irland (Cavan Eire) ist Leiter einer Samba Schule (Quivvy School of Samba) und gibt gelegentlich Perkussion Workshops im alten Dead Can Dance Studio (Quivvy Church).

2003 wurde mit Wake ein „Best Of“-Album veröffentlicht, das neben Aufnahmen der John-Peel-Session mit The Lotus Eaters auch das letzte gemeinsame Stück von Dead Can Dance enthielt, das eigentlich Teil eines neuen Albums werden sollte.

Im Frühjahr und Herbst 2005 fand überraschend eine gemeinsame Europa- und Nordamerikatournee als Dead Can Dance statt, bei der mit Saffron, Yamyinar, The Love that Cannot Be, Crescent, Minus Sanctus und Hymn for the Fallen auch neue Lieder der beiden Komponisten gespielt wurden. Es kursierten Gerüchte um eine Reunion. Nach dieser sehr erfolgreichen Tournee bestätigte Lisa Gerrard allerdings in mehreren Interviews, dass es sich bei den gemeinsamen Auftritten um eine einmalige Aktion handele und es keine neuen gemeinsamen Veröffentlichungen als Dead Can Dance geben werde. Sie und Brendan Perry hätten sich über die Jahre musikalisch zu sehr voneinander entfernt und die Differenzen seien unüberbrückbar geworden.

Diskografie

  • Dead Can Dance (1984)
  • Spleen And Ideal (1985)
  • Within The Realm Of A Dying Sun (1987)
  • The Serpent's Egg (1988)
  • Aion (1990)
  • A Passage In Time (Best of) (1991)
  • Into The Labyrinth (1993)
  • Toward The Within (Live) (1994)
  • Spiritchaser (1996)
  • 1981 – 1998 (Best of) (2001)
  • Wake (Best of) (2003)
  • Memento: The Very Best of Dead Can Dance (Best of) (2005)
  • Selections From North America 2005 (Live)

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