Decticus verrucivorus

Decticus verrucivorus
Warzenbeißer
Warzenbeißer (Decticus verrucivorus), ♂

Warzenbeißer (Decticus verrucivorus), ♂

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Langfühlerschrecken (Ensifera)
Familie: Laubheuschrecken (Tettigoniidae)
Unterfamilie: Beißschrecken (Decticinae)
Gattung: Decticus
Art: Warzenbeißer
Wissenschaftlicher Name
Decticus verrucivorus
(Linnaeus, 1758)
Weibchen
Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) im Original-Kupferstich von 1749

Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) ist eine Langfühlerschrecke aus der Familie der Laubheuschrecken (Tettigoniidae). Er trägt einen für Heuschrecken eher seltsamen Namen. Auf Grund seiner ätzenden Verdauungssäfte ließ man früher das Tier in Warzen beißen und erhoffte sich dadurch eine heilende Wirkung.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Männchen werden 24 bis 38 Millimeter, Weibchen 26 bis 44 Millimeter lang. Die Färbung variiert zwischen grün, gelbbraun und schwarzbraun, in der Regel sind die Tiere aus einer Mischung dieser Farben gescheckt. Die Flügel sind kurz und erreichen nicht die Knie der Hinterbeine. Sie haben dunkelbraune Würfelflecken. Die Fühler sind etwa körperlang. Die lange Legeröhre (Ovipositor) der Weibchen ist leicht gebogen und nach oben gerichtet. Die Cerci der Männchen tragen etwas hinter der Mitte Zähnchen.

Vorkommen

Die Tiere sind in Europa und Asien verbreitet. Nach Norden nimmt ihre Verbreitung ab, sie kommen nur bis in den Süden Englands und Skandinaviens vor. Sie leben vor allem auf niedrigwachsenden Bergwiesen, auf Trockenrasen und auch auf Feuchtwiesen. Oft werden sie auch auf Ackerbrachen angetroffen. Die Art reagiert empfindlich auf Umweltveränderungen und ist gebietsweise in Deutschland bereits verschwunden.

Lebensweise

Die tagaktiven Warzenbeißer leben am Boden und ernähren sich hauptsächlich von Insekten, jedoch auch von Pflanzen. Sie singen nur bei Sonnenschein. Man kann dann eine Aneinanderreihung kurzer „zick“-Laute hören. Je länger der Gesang andauert, desto kürzer werden die Pausen zwischen den Lauten, man kann die Trennung aber dennoch immer wahrnehmen. Das Männchen klammert sich bei der Paarung mit den Vorderbeinen, am Kopf stehend, an der Legeröhre des Weibchens an. Das Weibchen steht dabei aufrecht. Die hellen Eier werden einzeln in die Erde gelegt. Bis die Larven ausgewachsen sind vergehen in etwa eineinhalb Jahre.

Gefährdung und Schutz

Historisches

August Johann Rösel von Rosenhof beschrieb die Art in seinem berühmten Werk „Insecten-Belustigungen“. Er zeichnete mehrere Farbvarianten und Entwicklungsstadien der Art in sehr naturgetreuer Weise (siehe Abbildung). Hier nun ein Auszug aus der Originalbeschreibung des Warzenbeißers von Seite 57f. des 2. Bandes der „Insecten-Belustigung“ aus dem Jahre 1749:

„§ 10. Da diese Thiere sehr bösartig sind; so hat man sich in Acht zu nehmen, wenn man sie fangen will: dann sie pflegen wo sie die bloße Haut finden, so scharf zu beissen, daß so gleich das Blut darnach gehet. Zur gleichen Zeit flüsset auch aus ihrem Mund ein brauner Safft, welcher nichts anders ist, als die in dem vordern Schlund in eine flüßige Materie verwandelte Speise. Daß aber ihr Bis mit ziemlicher Gewalt geschehe, erhellet daraus, daß man sie in den Hut beissen lässet und selbigen zur gleichen Zeit wegziehet, der Kopf mit dem Schlund an dem Hut allezeit hangen bleibet, und von dem übrigen Körper los gerissen wird.

Sonsten saussen auch die Heuschrecken gerne, und gleichwie sie durch Hülffe ihrer Spring-Füsse schnell und weit hupfen können; also dienen ihnen auch ihre Flügel, sich durch die Luft von einem Ort zu dem andern zu begeben. Ihre Feinde sind verschiedene Vögel, welche ihnen gerne nachstellen, weil sie so wohl zu ihrer, als auch ihrer Jungen Nahrung dienen. An dem sogenannten Zwirn-Wurm haben sie einen innerlichen Feind: dieser wird zuweilen eine Vierthel-Ellen lang in ihnen angetroffen, hat aber daher nur die Dicke eines Zwirn-Fadens und zehrt sie so aus, daß sie vielmals, vor der ihnen sonst bestimmten Zeit, ihr Leben endigen müssen. Statt dieses Wurms findet man sie auch öfters, sonderlich nicht lange vor ihrem instehenden Tod, mit Maden angefüllet, welche von denen Mücken ihren Ursprung haben.“

Referenzen

  1. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 978-3-896-24110-8

Literatur

  • Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
  • A. J. Rösel von Rosenhof: Insecten-Belustigung, Teil 2. Verlag J. J. Fleischmann, Nürnberg 1749

Weblinks


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