Dekameterwellen

Dekameterwellen

Als Kurzwellen (Abk. KW, engl. SW für short wave oder HF für high frequency), manchmal auch Dekameterwellen, bezeichnet man Radiowellen, die in einem höheren Frequenzbereich als die Lang- und Mittelwellen liegen. Aufgrund ihrer kürzeren Wellenlängen erhielten sie den Namen Kurzwellen.

Inhaltsverzeichnis

Technische Details

Der Frequenzbereich der Kurzwelle erstreckt sich definitionsgemäß von 3 MHz bis 30 MHz. Dies entspricht einer Wellenlänge von 100 m bis 10 m. Der mathematische Zusammenhang ist λ = c/f. Dabei ist c die Konstante der Lichtgeschwindigkeit (m/s), f die Frequenz in Hertz (1/s) und λ die Wellenlänge in Meter (m).

Ausstrahlung von Kurzwellen-Signalen

Abstrahlung einer oberflächennahen Bodenwelle und einer an der Ionosphäre reflektierten Raumwelle (mit Multi-Hop).

Der Kurzwellenbereich nimmt unter den Funkwellen einen besonderen Platz ein. Auf Grund ihrer großen Reichweite können Kurzwellensignale weltweit empfangen werden. Kein anderer Frequenzbereich weist eine solch große Reichweite auf. Wie auch bei Langwellen- und Mittelwellensendern wird von einer Kurzwellen-Sendeantenne sowohl eine Bodenwelle als auch eine Raumwelle ausgestrahlt. Die Bodenwelle breitet sich entlang der Erdoberfläche aus und hat eine beschränkte Reichweite, die je nach Frequenz 30 bis etwa 100 km beträgt. Die Raumwelle verlässt die Erdoberfläche in Richtung Ionosphäre und kann, in Abhängigkeit von unterschiedlichen Faktoren, an ihr reflektiert werden. Im Vergleich zu Radiowellen in anderen Frequenzbereichen, wie beispielsweise Langwelle (LW), Mittelwelle (MW) und Ultra-Kurzwelle (UKW), zeichnet sich die Kurzwelle durch ein sehr gutes Reflexionsverhalten ihrer Raumwellen aus. Sie werden bei der drahtlosen Ausbreitung an verschiedenen Schichten der Ionosphäre reflektiert und wieder zurück zum Erdboden gestreut. Von dort können sie erneut in den Raum reflektiert werden, und so kann das Kurzwellensignal um die ganze Erde wandern. Für den internationalen Nachrichtenaustausch ist die Kurzwelle daher von großer Wichtigkeit.

Im Gegensatz zu Radiosendungen auf Langwelle und Mittelwelle, bei denen die Raumwellen kaum an der Ionosphäre reflektiert werden, können Rundfunksendungen auf Kurzwelle deshalb ohne großen Aufwand weltweit mit einem handelsüblichen Transistorradio, das ein Kurzwellen-Frequenzband enthält (Weltempfänger), empfangen werden. Von Lang- und Mittelwellen-Sendern wird meist nur die Bodenwelle empfangen. Dieses Signal ist bei Mittelwelle während der Tagesstunden bis in eine Entfernung von einigen 100 km und bei Langwelle bis etwa 1.000 km vom Sender zu empfangen.

Reflexion an der Ionosphäre

Das Reflexionsverhalten von Kurzwellen an der Unterseite der Ionosphäre ist von der Tages- und Jahreszeit, das Reflexionsverhalten am Erdboden von der Bodenbeschaffenheit, vom Wassergehalt, vom Grundwasserspiegel und von der geologischen Struktur abhängig. Hauptursache für das Reflexionsverhalten an der Ionosphäre ist dabei die von der Sonne einfallende elektrisch geladene und ungeladene Teilchenstrahlung, welche eine ionisierende Wirkung auf hohe Schichten der Erdatmosphäre hat (solarer Flux).

Aufbau der Ionosphärenschichten in Abhängigkeit von der Jahres- und Tageszeit.
Beziehung von Abstrahlwinkel und Reflexion an der Ionosphäre

Die Ionendichte ist in verschiedenen Höhen über dem Erdboden nicht konstant. Vielmehr gibt es Schichten, in denen die Dichte – und damit die Anzahl freier Elektronen – stärker ansteigt als in den dazwischenliegenden Zonen. Solche Zonen nennt man Ionosphärenschichten. 1902 sagten Arthur Edwin Kennelly und Oliver Heaviside unabhängig voneinander als erste eine solche Schicht voraus. Sie heißt heute E-Schicht oder Kennelly-Heaviside-Schicht. Edward Victor Appleton entdeckte in großer Höhe eine wesentlich stärker ionisierte Schicht, die heute F-Schicht genannt wird und für die Reflexion von Kurzwellensignalen von elementarer Bedeutung ist. Die Höhe der Schichten und die Intensität der Ionisierung hängen sowohl von der Jahreszeit als auch von der Tageszeit ab.

Nachts, wenn keine Sonneneinstrahlung vorhanden ist und damit die Ionisationsquelle entfällt, lösen sich verschiedene Schichten durch Rekombination von Ionen und Elektronen zu ungeladenen Atomen auf. Die D-Schicht rekombiniert nach Sonnenuntergang sehr schnell, da sie am nächsten über der Erdoberfläche liegt und die Luft noch nicht so dünn ist. Die E-Schicht verschwindet einige Stunden nach Sonnenuntergang. Die am Tage gebildeten F1- und F2-Schichten verschmelzen zur F-Schicht, deren Ionisation in den Nachtstunden zwar abnimmt, jedoch nicht vollständig verschwindet.

Kurzwellensignale müssen tagsüber die D- und E-Schicht passieren, bevor sie an der F2-Schicht reflektiert werden können. Sie erfahren dabei eine Streuung und eine Absorption ihrer Energie. Das heißt, sie werden gedämpft, und ihre Signalstärke wird schwächer. Nachts, wenn sich die unteren Ionosphärenschichten aufgelöst haben, tritt diese Dämpfung nicht ein.

Die Reflexion elektromagnetischer Wellen an der F2-Schicht kann mit dem Brechungsgesetz von Snellius erklärt werden. Nach diesem Gesetz wird eine elektromagnetische Welle beim Eintritt in ein optisch dichteres Medium zum Einfallslot hin gebrochen. Das Lot ist dabei die Senkrechte auf die Ionosphärenschicht, die als optisch dichteres Medium fungiert. Die einfallende Strahlung wird in mehreren kleinen Winkeln gebrochen, bis Totalreflexion auftritt. Die Brechzahl der elektromagnetischen Strahlung ist von ihrer Frequenz abhängig. Je niedriger die Frequenz ist, desto stärker ist die Brechung. Für Kurzwellenempfang bedeutet dies, dass niedrigere Frequenzen besser reflektiert werden als hohe Frequenzen. Tagsüber, bei einer stärkeren Ionisation der F2-Schicht, werden auch höhere Frequenzen gut reflektiert. Bei höheren Frequenzen ab ca. 50 MHz ist die Brechung so gering, dass Funkstrahlung nicht mehr zur Erde zurückgebrochen wird. Die Reichweite dieser Frequenzen geht daher nur bis zum Horizont.

In einer Höhe von 90 bis 120 km tritt sporadisch die Es-Schicht (Sporadic-E) auf; in Mitteleuropa geschieht dies meist tagsüber in den Sommermonaten. Es wird vermutet, dass Spuren ionisierender Gase von in der Atmosphäre verbrennenden Meteoriten zur Entstehung dieser Schicht beitragen. Wird die Ionisation der Es-Schicht sehr stark, so können Kurzwellen nicht mehr zur F2-Schicht gelangen und an ihr reflektiert werden. Im UKW-Bereich können dagegen Überreichweiten auftreten, da UKW-Signale an der Es-Schicht reflektiert werden.

Bei starker Sonnenaktivität und damit höchster Ionisierung kann es zum völligen Zusammenbruch des Kurzwellenempfangs kommen. Dieser als Mögel-Dellinger-Effekt bezeichnete Zustand wird auch tote Viertelstunde genannt.

Aufbau der Ionosphärenschichten
Schicht Höhe Bemerkung
D ca. 70 - 90 km tagsüber vorhanden, Ionisation entsprechend dem Sonnenstand
E ca. 110 - 130 km tagsüber vorhanden, Ionisation entsprechend dem Sonnenstand
Es ca. 110 km sporadisch, bevorzugt im Sommer auftretend
F1 ca. 200 km tagsüber vorhanden, geht nachts mit F2-Schicht zusammen
F2 ca. 250 - 400 km Tag und Nacht vorhanden
Das Frequenznutzungsfenster für Funkwellen liegt zwischen der LUF und MUF. Schließt sich das Fenster, tritt ein so genannter Short-Wave Fade (out) auf.

Prinzipiell bedeutet eine hohe Energieeinstrahlung ein stärkeres Signal am Empfangsort. Höhere Frequenzen (größer als beispielsweise 10 MHz) durchdringen die dämpfende D- und E-Schicht besser, benötigen allerdings eine höhere Ionosphärendichte, um reflektiert zu werden. Daher stellt sich eine maximale Grenzfrequenz ein, bei der das Signal gerade noch reflektiert werden kann, die kontinuierlich gemessen werden kann (MUF, Maximum Usable Frequency).

Analog gibt es eine minimale Grenzfrequenz, unterhalb derer Kurzwellen zu stark bedämpft werden. Diese wird als LUF (Lowest Usable Frequency) bezeichnet. Zu bestimmten Zeiten kann die LUF einer Weltregion über der MUF einer anderen Weltregion liegen, sodass keine Kurzwellenempfang zwischen diesen Regionen möglich ist. So ist beispielsweise zur Mittagszeit in Mitteleuropa kein Empfang von südamerikanischen Sendern möglich.[1]

Der Ort maximaler Ionisation wandert täglich durch die Erdrotation von Ost nach West über den Globus. Durch die Neigung der Erdachse kommt es dabei zusätzlich zu einer jahreszeitlichen Verschiebung. Bei Dämmerung und in den Nachtstunden klingt die Ionisation langsam wieder ab, wobei die MUF absinkt. Darüber hinaus hat die Sonnenaktivität und die damit verbundene Sonnenfleckenanzahl, die in einem Elfjahreszyklus variiert, einen Einfluss auf die Ionisation. Ähnlich wie in der Meteorologie gibt es für die Ausbreitungsbedingungen der elektromagnetischen Wellen einen Funk-Wetterbericht sowie Ausbreitungsvorhersagen, die nach Frequenz, Tageszeit, Jahreszeit und geografischem Zielgebiet aufgeschlüsselt sind.

Das Reflexionsverhalten ist vom Winkel der eintreffenden Strahlung des Senders abhängig. Sendeantennen werden auch unter Berücksichtigung dieses Aspektes entworfen und gebaut. Der niedrigste Abstrahlwinkel einer Kurzwellenantenne beträgt etwa 5 Grad. Die F2-Schicht wird in einer Entfernung von etwa 1.500 bis 2.000 Kilometern vom Sender getroffen. Nach der Reflexion kann das Signal folglich in einer Entfernung von 3.000 bis 4.000 Kilometern vom Sender am Erdboden empfangen werden. Durch die große Sprungdistanz entsteht ein Bereich, in dem das Signal nicht empfangen werden kann - die so genannte Tote Zone. Ist die Entfernung zwischen Sender und Empfänger größer als die einfache Sprungdistanz, sind mehrere Ionosphären-Reflexionen erforderlich, um diese Distanz zurückzulegen (Multi-Hop).

Geschichte der Kurzwelle

In den frühen Anfängen der Funktechnik wurde der Frequenzbereich der Kurzwelle (und alles, was darüber lag) für kommerziell wertlos gehalten. Erst als durch Funkamateure schon mit geringen Sendeleistungen (wenige Watt) Überseeverbindungen hergestellt wurden, wurde das Potenzial der Kurzwelle erkannt.

In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass die Kurzwelle ursprünglich zu militärischen Zwecken genutzt wurde, da man annahm, dass sie nur lokal begrenzt empfangen werden kann. Das genaue Gegenteil war aber der Fall: Man hatte zuerst nicht mit der Ausbreitung mittels der Raumwelle, die so gut an der F-Schicht reflektiert wird, gerechnet. Tatsächlich war es mit der Kurzwelle erstmals möglich, von jedem Punkt der Erde mit jedem anderen Punkt der Erde direkt in Funkkontakt zu treten. Als Kommunikationsmittel wurde zunächst die Morse-Telegrafie und das Funkfernschreiben (RTTY) verwendet. Mit Beginn des Rundfunkzeitalters bedienten sich auch Radiosender der Kurzwelle zur Ausstrahlung ihrer Programme. Auch noch nach der Einführung von Satellitenfunksystemen werden Kurzwellen weiterhin für den drahtlosen internationalen Informationsaustausch eingesetzt.

Erste Funkverbindungen

Die erste drahtlose Verbindung gelang dem Russen Alexander Stepanowitsch Popow, der im Januar 1896 einen Artikel über ein "Gerät zur Aufspürung und Registrierung elektrischer Schwingungen" veröffentlichte, mit dem er am 24. März 1896 anschaulich die schnurlose Übertragung von Signalen auf eine Entfernung von 250 Metern demonstrierte. Guglielmo Marconi baute das Gerät nach und ließ es im Juni 1896 patentieren. Die Forschungen und Experimente bauten auf den Erkenntnissen von Heinrich Hertz auf, der bereits 1888 die Abstrahlung von elektromagnetischen Wellen im Labor nachgewiesen hatte. Ob elektromagnetische Wellen auch größere Entfernungen zurücklegen können, wurde vorher nicht erforscht. 1899 sendete Marconi von Frankreich über den Ärmelkanal nach England, und am 12. Dezember 1901 gelang es ihm, eine Funkverbindung von Cornwall über 4.000 km nach Neufundland aufzubauen. Es ist nicht bekannt, welche Wellenlänge er benutzte. Wahrscheinlich war es ein großer Frequenzbereich.

Die erste Rundfunksendung wurde von dem Kanadier Reginald Fessenden 1906 gemacht, der schon am 23. Dezember 1900 die erste drahtlose Sprachübertragung durchgeführt hatte.


Aufgrund der Zunahme der Funkübertragungen fand bereits 1906 die erste Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) statt, auf der Grundsätze und Verhaltensregeln im Kommunikationsverkehr festgelegt wurden.

Feste und mobile Kommunikationsdienste

Küstenfunkstationen und Schiffssender bedienten sich – neben Langwelle und Mittelwelle – auch der Kurzwelle zur Nachrichtenübermittlung. Der Seefunk hatte dabei eine zentrale Position, denn erstmals in der Geschichte der Seefahrt war es möglich, ein Schiff auf hoher See jederzeit zu erreichen. Darüber hinaus konnten erstmals präzise (sekundengenaue) Zeitzeichen auf hoher See mit handelsüblichen Rundfunkgeräten empfangen werden, die elementar wichtig für die exakte Positionsbestimmung sind (Funknavigation).

Zu den Funkdiensten, die RTTY nutzen, gehören zum Beispiel Presseagenturen, Seefunk, Wetterfunk, militärische Funkdienste und Botschaftsfunk.

Über sogenannte Zahlensender wurden vor allem während des Kalten Krieges und werden vereinzelt auch heute noch Spionage-Botschaften auf Kurzwellenfrequenzen gesendet, die man mit fast jedem Kofferradio selbst empfangen kann.

Ein weiterer Funkdienst sind die Volmet-Wetterstationen. Dabei handelt es sich um Flugfunkstationen, die auf festen Frequenzen zu bestimmten Zeiten Wetterberichte für den internationalen Flugverkehr aussenden. Flugfunk wird normalerweise auf UKW betrieben, jedoch bedient man sich bei größeren Entfernungen zwischen Flugzeug und Bodenstation der Kurzwelle. Gesendet wird in Einseitenbandmodulation (SSB - USB). Hauptsendesprachen sind Englisch und Russisch. Die Berichte enthalten Informationen über Sicht, Bewölkung, Bodentemperatur und Luftdruck.

Auf Kurzwelle senden Zeitzeichen und Normalfrequenzsender auf den Standardfrequenzen 2.500, 5.000, 10.000 und 15.000 kHz. Sie dienen der genauen Zeitmessung – meist für die Seeschifffahrt – und der Synchronisation von Uhren. Betrieben werden diese Zeitzeichendienste von wissenschaftlichen und technischen Instituten.

Kurzwellenrundfunk und Amateurfunk

Die Sendeanlage von Radio Free Europe bei Biblis (Südhessen)

Am 27. November 1923 gelang zwei Funkamateuren die erste zweiseitige Funkverbindung auf kurzen Wellen. Das war die Geburtsstunde des Kurzwellenfunks/Kurzwellenrundfunks.

Der Kurzwellenrundfunk ermöglichte es, Rundfunksendungen auch weit entfernter Staaten direkt zu hören. Erste reguläre Radiosendungen wurden in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts von Radio Vatikan (siehe auch: Papstfinger), der BBC und Radio Moskau, der heutigen Stimme Russlands, gesendet.

Im Kalten Krieg wurden seitens der kommunistischen Staaten Sendungen der "Gegenseite" häufig durch Störsender (Jamming) mit Absicht gestört, um den Empfang unliebsamer Sendungen zu unterbinden. Sender, die oft gestört wurden, waren zum Beispiel Radio Free Europe/Radio Liberty, die Deutsche Welle, der BBC World Service und die Voice of America.

Funkamateure sind in der Lage, weltweit – oftmals mit selbstgebauten Geräten – über Kurzwelle zu kommunizieren. Zum Betrieb von Amateurfunk ist eine Lizenz erforderlich. In Katastrophenfällen in abgelegenen Gebieten waren es meist Funkamateure, die der Außenwelt erste Informationen und Kontakte ermöglichten.

Der KW-Frequenzbereich ist in Frequenzbänder eingeteilt, die für verschiedene Sende- und Funkdienste reserviert sind. So gibt es zum Beispiel spezielle KW-Rundfunkbänder und Amateurbänder, in denen keine anderen Funkdienste außer dem Militär senden dürfen. Auch einige Zeitsignale werden auf Kurzwelle gesendet.

Wegen der weltweiten Reflexions- und Ausbreitungsbedingungen wurden in den 1960er Jahren sogenannte Weltempfänger (Allwellenempfänger) entwickelt, deren Schwerpunkt auf den Kurzwellenbändern lag. In Europa weit verbreitet war der Weltempfänger T 1000 von Braun, der allein auf KW 8 Frequenzbereiche hatte. Allwellenempfänger hatten auch für den Empfang der Zeitsignale in der frühen Satelliten- und Astrogeodäsie Bedeutung.

Kurzwellen- und Satellitenkommunikation

Durch die Einführung von Satellitenkommunikation ist die Bedeutung der Kurzwelle für die Seefahrt stark zurückgegangen. Das Internet als Informationsquelle ist eine starke Konkurrenz für viele Rundfunksender auf Kurzwelle. Aus diesem Grunde haben einige große Auslandsdienste ihren Betrieb auf KW mit Zielgebieten nach Europa, Nordamerika und Australien reduziert oder ganz eingestellt. Neue Medienanalysen haben jedoch ergeben, dass nur wenige Radiohörer auf Satellitenempfang und das Internet umgestiegen sind. So sind die damit verbundenen Kosten weitaus höher als der Betrieb eines normalen Transistorradios. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Portabilität eines Radios, das an nahezu jedem beliebigen Ort eingesetzt werden kann.

Weiterhin große Bedeutung hat die Kurzwelle in den infrastrukturell weniger entwickelten Gebieten der Erde auf Grund der mangelnden Verfügbarkeit beziehungsweise sehr hohen Kosten für andere Informationsmittel. Eine wichtige Informationsquelle ist der Kurzwellenrundfunk in "geschlossenen Gesellschaften" mit staatlicher Zensur der Massenmedien.

Ein weiterer Vorteil ist die Unabhängigkeit vom Stromnetz, da Weltempfänger meist mit Batterien betrieben werden können.

Digitalisierung der Kurzwelle

Die Klangqualität des Ultra-Kurzwellen-Rundfunks (UKW) ist wegen der dort verwendeten höheren Bandbreite des NF-Signals und des fast völligen Fehlens von ionosphärischen Einflüssen (abgesehen von sehr seltenen Überreichweiten) deutlich besser als im Kurz-, Mittel- und Langwellenbereich. So nahm die Zahl der Radiostationen, die UKW-Sender auch in abgelegenen Gebieten einsetzten, allmählich zu. Jedoch ist dies keine Alternative, da die weitreichende Kurzwelle durch ein flächendeckendes UKW-Sendernetz aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht zu reproduzieren ist. Um auch im AM-Hörfunk eine bessere Klangqualität einzuführen und die starken Verzerrungen des selektiven Trägerschwundes zu verringern, wurde das Digital Radio Mondiale (DRM) gegründet. Dieses Konsortium verfolgt das Ziel, ein standardisiertes digitales Übertragungssystem zu definieren und einzuführen. Dem DRM-Konsortium gehören mittlerweile 80 Mitglieder an, die sich aus nationalen und internationalen Rundfunksendern, Forschungseinrichtungen und Herstellern von Sendetechnik und Empfangsgeräten zusammensetzen.

Auf der Weltradiokonferenz (WRC) 2003 in Genf ging DRM in den Regelbetrieb. Eine Reihe von Hörfunksendern strahlt nun zusätzliche digitale Signale zu den herkömmlichen AM-Rundfunksendungen aus. Auf der Internationalen Funkausstellung werden seit 2003 immer wieder Prototypen von Standalone-Empfängern für den DRM-Empfang präsentiert, im Handel war jedoch für den Konsumbereich bis Ende 2006 kein solches Gerät erhältlich. Seit Anfang 2007 sind die Geräte Himalaya DRM-2009 und Morphy-Richard DRM Radio 27024 verfügbar.

Empfangsbeeinträchtigungen

Durch verschiedene Einflüsse kann es zur Veränderung der Ausbreitungsbedingungen für Kurzwellen kommen:

1. Natürliche Erscheinungen:

  • Aktivitäten auf der Sonne (Sonnenflecken Minimum, Sonnenfleckenmaximum), hierdurch werden die ionisierenden Schichten (die die Kurzwellenbänder reflektieren) verändert.
  • der Mögel-Dellinger-Effekt
  • Gewitter, deren Entladungen das auf Kurzwelle charakteristische "Knacken" verursachen

2. Störaussendung von technischen Geräten im Kurzwellenbereich:

Seitens der Kurzwellennutzer wird PLC kritisch betrachtet, da hier die Übertragung von Signalen im Kurzwellenbereich über ungeschirmte Stromleitungen genutzt wird: Diese ungeschirmten Leitungen verhalten sich wie Antennen und strahlen Energie im Kurzwellenbereich ab; diese Abstrahlung stört den Kurzwellenempfang im Umfeld von PLC-Anwendungen. Einige PLC-Kritiker sehen durch diese (sogenannte technische Zensur) eine Verletzung des Grundgesetzes, Artikel 5 Absatz 1: (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt., weil durch die Empfangsstörungen, die durch PLC verursacht werden, der Empfang des Rundfunkdienstes auf Kurzwelle nicht mehr möglich ist.

Da sich die Intensität der Abstrahlungen nie genau vorhersagen lässt, liegt den Bedienungsanleitungen der Inhouse-PLC-Geräte meist ein Hinweis auf die Problematik bei: Diese Einrichtung kann im Wohnbereich Funkstörungen verursachen; in diesem Fall kann vom Betreiber verlangt werden, angemessene Maßnahmen durchzuführen.

Kurzwellen in der Medizin

Die Kurzwellentherapie (Diathermie) ist ein Heilverfahren, das in den Bereich der Thermotherapie einzuordnen ist. Im Gegensatz zu den Reizstromtherapieformen, die auf elektrische und elektromagnetische Ströme des Körpers einwirken, erzeugen die Kurzwellen eine Erwärmung des Körpergewebes. Durch diese gezielt eingesetzte Erwärmung wird eine gewünschte Heilwirkung ausgelöst. Vor allem im rheumatischen Formenkreis, aber auch bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Muskeln und der Haut sowie bei bestimmten Formen der Tumorbildung hat die Kurzwellentherapie bisher gute Ergebnisse gezeigt. Patienten mit Muskel- und Weichteilschmerzen, wie zum Beispiel Verspannung, können von der Kurzwellentherapie profitieren. Mit geeigneten Geräten kann auch tiefgelegenes Gewebe erreicht werden, wenn die Leistung hoch genug ist und die Elektroden ein bis zwei Zentimeter entfernt von der Körperstelle, die erwärmt werden soll, positioniert werden können.

Hochfrequenztherapie im Bereich von 3 MHz bis 31 MHz. Die Wirkung besteht in einer selektiven Tiefenerwärmung je nach Applikationstechnik und Dosierung. Auch bei Erkrankungen der Haut, der Augen sowie im HNO-Bereich findet sie Anwendung.

Bedeutung der Kurzwelle heute

Die Kurzwelle bietet auf Grund ihrer besonderen Ausbreitungsbedingungen die Möglichkeit, Radiosendungen aus jedem Land der Erde zu empfangen. So bieten diese Sendungen den Vorteil, Nachrichten direkt aus erster Quelle zu erhalten – nicht zitiert oder referiert, wie es in den heimischen Medien der Fall ist. Dies ist ein besonderer Reiz des Kurzwellenrundfunks.

Heute senden Radiostationen aus über 30 Ländern deutschsprachige Programme. Es handelt sich meist um Informations- und Unterhaltungsprogramme mit einer Dauer von 1/2 bis einer Stunde, die in den Abendstunden nach Europa gesendet werden. Aus über 200 Ländern sind englischsprachige Sendungen zu hören. Im deutschsprachigen Raum betreiben viele Leute den Kurzwellenempfang als Hobby – mehr als 4.000 Hörer sind sogar in Kurzwellen-Hörerklubs organisiert. Den Empfang von weitentfernten Radiosendern nennt man auch DXen. Kurzwellenhörer, wie Funkamateure, lassen sich QSL-Karten zuschicken, die zugleich beliebte Sammlerobjekte sind und einen erfolgreichen Empfang nachweisen.

In abgelegenen Gebieten, wie zum Beispiel in Australien, Afrika, Kanada, Papua-Neuguinea und Südamerika, sind Kurzwellenverbindungen heute noch eine weitverbreitete Art der Kommunikation. Sie dienen der normalen Rundfunkausstrahlung, der Nachrichtenübermittlung bei Notfällen (Notfunk) sowie als Medium zur Übertragung von Schulungsinhalten. Aber auch Kriminelle, Schmuggler und Guerilleros sowie gemeine Urlauber und Exilanten nutzen die leicht verfügbaren und transportablen Sende- und Empfangsgeräte gerne. In den tropischen Regionen der Erde steht ein spezieller Frequenzbereich zur Verfügung, der auch als Tropenband bezeichnet wird. Dieser Bereich wird von Gewittern, wie sie im Tropengürtel häufig vorkommen, weniger gestört und ist daher eigens für diese Sender reserviert.

Der Betrieb von Kurzwellensendern, die eine Leistung von 100 bis 500 Kilowatt haben, ist sehr kostenintensiv. Da bei einer digitalisierten Ausstrahlung deutlich geringere Sendeleistungen (ERP) erforderlich sind, wird derzeit eine Digitalisierung der Kurzwellensender betrieben. Ziel ist es, durch eine gute Übertragungsqualität insbesondere informationsinteressierte Hörer zu halten.

In Katastrophenfällen, in denen die lokale Stromversorgung und die Telefonleitungen zerstört werden, helfen auch in heutiger Zeit immer wieder private Kurzwellenfunker, insbesondere Funkamateure, bei der Nachrichtenübermittlung Notfunk oder gar bei der Hilfestellung bei medizinischen Notfällen (MAR, Medical Assistance Radio).

Kurzwellen-Überhorizontradars stellen auch nach Ende des Kalten Krieges ein probates Mittel dar, mit relativ geringem Aufwand feindliche Flugobjekte über große Entfernungen durch diese Methode zu orten.

Kurzwellen sind auch für RFID von Bedeutung.

Siehe auch

Literatur

  • Lothar Wiesner: Fernschreib- und Datenübertragung über Kurzwelle. Grundlagen und Netze. Siemens AG, Erlangen 1984 ISBN 3-8009-1391-7
  • Martin Gerhard Wegener: Moderne Rundfunk-Empfangstechnik. Franzis-Verlag, München 1985, ISBN 3-7723-7911-7 & Yüce-Group, Istanbul 1989, ISBN 975-411-058-1
  • Gerd Klawitter: Zeitzeichensender. Time Signal Stations. Siebel-Verlag, Meckenheim 1992 ISBN 3-9222-2161-0
  • J. Vastenhoud: Kurzwellen-Empfangspraxis. Hüthing, Heidelberg ISBN 3-7785-0816-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Lüer, DJ7IK: Ausbreitung Kurzwelle, Folie 6

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