- (I Can't Get No) Satisfaction
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„(I Can’t Get No) Satisfaction“ ist ein Lied, das Mick Jagger und Keith Richards für ihre Band The Rolling Stones schrieben. Es wurde im Mai 1965 erstmals als Single veröffentlicht. Die Single wurde der erste Nummer-1-Charterfolg der Rolling Stones in den Vereinigten Staaten und die vierte Nummer 1 in ihrer Heimat Großbritannien. „Satisfaction“ war das erste Lied, welches die Stones komplett in den USA aufnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Die Idee für den unverkennbaren Eingangsriff von „Satisfaction“ kam Keith Richards in der Nacht zum 7. Mai 1965 nach dem fünften Konzert ihrer dritten US-Tournee, in Clearwater, Florida. Die Band war vom US-Publikum beim Gig gut aufgenommen worden; ihr Repertoire bestand zu der Zeit zu einem Großteil aus Coverversionen US-amerikanischer Hits von Künstlern wie Chuck Berry, Willie Dixon, Buddy Holly, Jimmy Reed oder Bo Diddley. Was ihnen fehlte, waren eigene Stücke. Keith konnte in der besagten Nacht im Fort Harrison Hotel nicht schlafen; ihm kam jedoch eine Akkordfolge in den Sinn, die er gleich auf der Gitarre spielte und mit seinem tragbaren Kassettenrekorder aufnahm – die Anfangssequenz von „(I Can’t Get No) Satisfaction“.
Am Morgen darauf spielte Keith die Aufnahme seinem Songwriter-Partner Mick Jagger vor, und schlug ihm dazu die Zeile „I can’t get no satisfaction“ als Text vor. Mick war begeistert und schrieb den Song zu Ende. Er versuchte dabei, einen Text zu schreiben, der die ausufernde Kommerzialisierung verarbeitete, die sie als Briten in den USA zu erleben meinten, eine „Litanei der ‚Abscheu vor Amerika, und seinem Reklame-Syndrom, der permanenten Überflutung‘“ (so der Rolling Stone in seiner Laudatio, nachdem er „Satisfaction“ 2004 zum zweitbesten Song aller Zeiten gewählt hatte). Jagger brachte eloquent die ziellose Unzufriedenheit der Jugendlichen seiner Zeit mit der Liebe und dem Leben in einer materialistischen Gesellschaft zum Ausdruck.
Am 10. Mai bereits wurde „Satisfaction“ mit Produzent (und Stones-Manager) Andrew Loog Oldham in den Chess Studios in Chicago aufgenommen und am 12./13. Mai bei RCA in Hollywood „vollendet“. Richards sang den Chor zu Jaggers Leadgesang und spielte Rhythmusgitarre. Jack Nitzsche, der zu dieser Zeit mit den Stones arbeitete, spielte das Tamburin ein, nachdem Jagger selbst zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kam. Um den endgültigen Effekt der Aufnahme zu erreichen, benutzte Richards für seine Gitarre ein Maestro Fuzz-Tone FZ-1 Fuzz (hergestellt von Gibson). Er selbst war davon zwar nicht begeistert, seine Bandkollegen aber fanden die Verzerrung großartig und überstimmten ihn.
Keith gab später zu, dass der Riff vom Hitsong „Dancing in the Street“ von Martha & the Vandellas beeinflusst wurde. Er wollte ihn eigentlich von Bläsern gespielt hören, aber die anderen überzeugten ihn, dass er so klingen müsse, wie man ihn letztlich aufnahm. Eine gute Wahl, denn der Song wurde nicht nur auf beiden Seiten des Atlantiks ein Nummer-1-Hit, sondern auch über lange Jahre zum Markenzeichen der Band. (Richards muss aber sehr zufrieden gewesen sein, als Otis Redding seine Version mit Bläsern begann…)
Sowohl Jagger als auch Richards behaupteten später, sie hätten nie beabsichtigt, den Song wie aufgenommen zu veröffentlichen. Ihrer Meinung nach war er noch unfertig. Wenn man ihn sich anhört, mag man das nachvollziehen können. So spielt Richards laut einen falschen Ton, als er nach der letzten Strophe wieder mit dem Riff einsetzt. Richards wollte auch nicht, dass „Satisfaction“ als Single veröffentlicht würde, weil er meinte, es klinge wie von „Dancing in the Street“ geklaut.
Doch noch im Mai 1965 brachte London Records in den USA die Single „(I Can’t Get No) Satisfaction“ mit der B-Seite „The Under Assistant West Coast Promotion Man“ heraus. Die Band war zwar immer noch auf Tournee in den USA, wurde aber gar nicht erst gefragt. Die Single stieg ab Juni 1965 in den US-Charts stetig höher und erreichte am 10. Juli die Nummer 1-Position, die sie vier Wochen nicht mehr abgab. Erst am 7. August wurde sie durch Herman’s Hermits und ihr „I’m Henry VIII, I Am“ abgelöst.
In Großbritannien sollte „Satisfaction“ eigentlich auf einer EP erscheinen. Doch der transatlantische Erfolg überzeugte sowohl die Plattenfirma Decca Records als auch die Stones selbst, und so kam „(I Can’t Get No) Satisfaction“ mit der B-Seite „The Spider and the Fly“ im August als Single in die Plattenläden. Am 26. August platzierte sie sich erstmals in den britischen Charts und belegte ab dem 9. September für zwei Wochen die Nummer 1. Hier wurde sie von den Walker Brothers und „Make It Easy on Yourself“ abgelöst.
In den USA wurde der Song dann auch auf das Album Out of Our Heads (September 1965) gepresst; die englische Version enthielt andere Tracks, da es dort gängige Praxis war, eine Hitsingle nicht mehr auf ein Album zu packen. Vielleicht ein Grund, warum das Album zwar in den Staaten ebenfalls Nummer 1 wurde, in Großbritannien jedoch mit Platz 2 als höchste Notierung vorlieb nehmen musste.
Die Veröffentlichungsrechte an dem Song gehörten nicht den Rolling Stones, auch nicht Jagger/Richards. In einem Vertrag mit dem Rechtsanwalt Allen Klein, den die Rolling Stones geschlossen hatten, um den hohen Steuern in Großbritannien zu entgehen, hatten sie die Rechte für alle von ihnen bis 1969 geschriebenen Songs an ihn überschrieben.
Anerkennung als Klassiker
Trotz der Begeisterung der Fans dauerte es einige Jahre, bis das Musik-Establishment dem Song Anerkennung zollte. Newsweek nannte den Eröffnungs-Riff „fünf Noten, die die Welt erschütterten“. 1976 listete der britische New Musical Express „Satisfaction“ auf Platz 7 der 100 Top Singles aller Zeiten. Elf Jahre später fiel der Song auf Platz 82, als die Zeitschrift noch einmal eine Top 150-Liste der besten Singles erstellte. 1991 brachte Vox (Magazin) „Satisfaction“ unter die „100 Platten, die die Welt erschütterten“. 1999 veröffentlichte die BMI, die US-amerikanische Gesellschaft für Verwertungsrechte von Musikstücken, dass „Satisfaction“ Platz 91 unter den meistgespielten Songs des 20. Jahrhunderts einnehme. Im Jahr darauf war er unter den Top 100 Greatest Rock Songs von VH1 die Nummer Eins. Im selben Jahr wurde er Zweiter (hinter Yesterday von den Beatles) in einer Liste, die der Rolling Stone und MTV gemeinsam erstellten. 2003 platzierte das Magazin Q den Song auf Platz 68 der „1001 Besten Songs aller Zeiten“. 2004 wählte eine Jury des Rolling Stone, unter ihnen Art Garfunkel, ehemals von Simon and Garfunkel, und der ehemalige Beach Boy Brian Wilson, „Satisfaction“ zum zweitgrößten Song aller Zeiten, hinter Bob Dylans „Like a Rolling Stone“. Auch der deutsche Ableger der Zeitschrift, bei dem zusätzlich deutsche Redakteure und Künstler (u. a. Heinz-Rudolf Kunze und Judith Holofernes) zu den Juroren zählten, sah die beiden Songs in dieser Reihenfolge auf Platz 1 und 2.
Text und Melodie
Der Erfolg hängt sicher auch mit dem Text zusammen, der erstens einige sexuelle Anspielungen enthält und sich zweitens gegen das Establishment der Mitt-60er Jahre richtet – Zeugnis der aufkommenden Welle sozialer und politischer Songs und Liedermacher in allen Musikrichtungen. Nur wenig später sagte Mick Jagger über den Hit: „Ich möchte lieber sterben, als noch mit 45 Satisfaction zu singen.“
Der Song eröffnet mit einem sehr einprägsamen Gitarrenriff, der gleich in Jaggers „I can’t get no… satisfaction“ übergeht. Im Takt mit dem Tamburin singt Jagger mit schwer verständlicher Stimme, er pendelt zwischen unterdrückt flüsterndem Kommentar und zynischem Protest. Die Strophe geht er an mit zwingenderen und verzweifelten Wiederholungen des Satzfetzens „and I try“, und springt dann in den Refrain, in dem der Riff vom Anfang wieder auftritt, während Jagger halb singt, halb schreit „I can’t get no“, wobei er auffällig das letzte Wort des Songtitels weglässt. Das Lied wird dann zum Monolog, in dem Jagger seine Irritation über die zunehmende Kommerzialisierung der modernen Welt beschreibt, in der Radiosprecher unnütze Informationen versenden und in der ein Mann im Fernsehen auftritt, der ihm erzählt, wie weiß seine Hemden sein könnten. Jagger beschreibt auch kurz den Stress, den es bedeutet, ein Star zu sein, und die Spannungen, die er durch seine Tourneen mit seiner Freundin hat. Die Anspielung darauf, dass er kein „Girl with action“ kriegen könne, wurde zu seiner Zeit sehr kontrovers diskutiert; einige Zuhörer (und Radio-DJs) interpretierten es als Symbol für ein Mädchen, das zum Sex bereit sei. Der Song schließt mit einem leisen Flüstern des Songtitels, worauf Jagger plötzlich in ein lautes Schreien von „I can’t get no… satisfaction“ verfällt und das letzte Wort wiederholt, bis das Lied ausgeblendet ist.
Über den Text wurde zu seiner Zeit insgesamt sehr kontrovers diskutiert. Jagger sagte einmal, dass „der Text sicher für ein älteres Publikum sehr bedrohlich wirkte. Der Song wurde als Angriff auf den Status quo betrachtet.“ Der Teil, in dem Jagger die Probleme seines Liebeslebens anspricht, wurde als offene sexuelle Anspielung verstanden. Als die Rolling Stones den Song 1966 im US-Fernsehen (in der Ed Sullivan Show) spielten, fiel die Zeile „trying to make some girl“ der Zensur zum Opfer. Viele amerikanische Radiosender schnitten die letzte Strophe („Come back next week, can’t you see I’m on a losing streak“) aus dem Song raus, weil sie glaubten, sie beschäftige sich mit Menstruation.
Coverversionen
Von „Satisfaction“ gibt es viele Coverversionen. Einige der bedeutendsten und erfolgreichsten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Im Jahre 1965 veröffentlichte der Jazz-Organist Jimmy Smith eine Version des Liedes (auf der LP Got My Mojo Workin'). Er wurde dabei nur von Gitarre, Bass und Schlagzeug begleitet und sang rudimentär, aber durchaus wirkungsvoll.
Otis Redding hatte einigen Erfolg mit seiner Soulversion des Songs, die auf dem Album Otis Blue: Otis Redding Sings Soul (1966) und als Single erschien; in Großbritannien kletterte sie bis auf Platz 33. In dieser Version wurde der bekannte Gitarrenriff von Bläsern gespielt, wie Keith Richards es ursprünglich im Sinn gehabt hatte. Reddings Version wurde schon im Juli 1965 aufgenommen, nur zwei Monate nachdem die Stones-Single veröffentlicht worden war. Redding hatte das Original nie gehört, das selbst von R&B-Sängern wie Redding beeinflusst war. Er änderte einige Wörter, unter anderem sang er auch eher „Satisfashion“ als „Satisfaction“.
Im Jahre 1967 veröffentlichte Aretha Franklin auf dem Album "Aretha Arrives" ebenfalls eine Soulversion. Das Arrangement für die Bläsersektion schrieb Ralph Burns.
Devo brachten 1978 eine denkwürdige Version unter dem Titel „Satisfaction (I Can’t Get Me No)“ heraus, die in Großbritannien auf Platz 41 der Charts kletterte. Sie behielten zwar den Text original bei, interpretierten jedoch die Musik radikal neu im ihnen eigenen abgehackten, „mechanischen“ Stil. Diese Version wählte der Telegraph zu einer der 50 größten Coverversionen aller Zeiten. [1].
The Troggs versuchten sich ebenfalls an Satisfaction, und brachten eine etwas weichere Version heraus. Paul Revere & the Raiders machten eine dem Original relativ ähnliche, aber weniger raue Version. Junior Wells coverte „Satisfaction“ auf Paint It Blue. Guitar Wolf machten eine Version in ihrem eigenen, lauten, rauen Stil. Am Ende dieser Version hört man den Anfang des „Star-Spangled Banner“, der US-Nationalhymne, in einem an Jimi Hendrix erinnernden Stil. The Residents schufen ihre eigene radikale und respektlose Neuinterpretation des Songs und hatten damit einigen Erfolg, als sie ihn 1976 als Single herausbrachten. Weird Al Yankovic benutzte den Song am Ende von „The Hot Rocks Polka“, einem Medley von Rolling Stones-Songs, das als Polka arrangiert war, auf dem Soundtrack-Album zu seinem Film UHF.
Bei den Brit Awards 1995 sangen PJ Harvey und Björk gemeinsam „Satisfaction“.
Im Mai 2000 machte Britney Spears ihre Coverversion für das Album Oops!… I Did It Again. Bei der Verleihung des MTV Video Music Awards im Jahre 2000 sang Spears ein Medley von „Oops…“ und „Satisfaction“.
Cat Power machte (ebenfalls 1999) für ihr Album The Covers Record eine ruhige Akustikgitarrenballade aus dem Song, und ließ dabei den ganzen Refrain weg.
Eine der denkwürdigeren Versionen ist für viele sicher auch „I Can’t Get No Cooperation“. Dieser Song wurde mit verändertem Text für eine US-amerikanische Folge der Fernsehsendung Sesame Street (Sesamstraße) aufgenommen.
In Großbritannien wurden – neben dem Original, Otis Reddings und Devos – drei weitere Versionen zu Hits: Aretha Franklin brachte „Satisfaction“ 1968 bis auf Platz 37 in den Charts, und Jonathan King erreichte 1974 (unter dem Pseudonym „Bubblerock“) Platz 29. 1991 kam der Rapper Vanilla Ice mit einer Version auf Platz 22.
1990 veröffentlichte der deutsche DJ und Produzent WestBam sein „Satisfaction“ auf einer EP mit dem bezeichnenden Titel „No More Fucking Rock and Roll“, in dem das Gitarrenriff verwendet wird. Angeblich wurde er daraufhin von Mick Jagger mit einer Schadensersatzforderung in Höhe von 60 Millionen Dollar konfrontiert.
Zitate in der Popkultur
Die Gruppe Millencolin bezieht sich in dem Song „Greener Grass“ aus dem Jahr 2002 mit den Zeilen „I wanna get satisfaction just like The Stones and Manu Chao“ auf dieses Lied.
Der Rapper Method Man bezieht sich in dem Lied „Da Rockwilder“ (feat. Redman) mit folgender Textzeile auf „Satisfaction“: „Still homes I’m never satisfied like the Stones“.
Chartplatzierungen
- USA
- vom 26. Juni 1965 bis 20. August 1965: 8 Wochen
- höchste Platzierung: Platz 1 am 3. Juli 1965 für 3 Wochen
- D
- vom 11. September 1965 bis 10. Dezember 1965: 13 Wochen
- höchste Platzierung: Platz 1 am 23. Oktober 1965 für 6 Wochen
- GB
- vom 28. August 1965 bis 15. Oktober 1965: 7 Wochen
- höchste Platzierung: Platz 1 am 4. September 1965 für 3 Wochen
Literatur
- Tim Rice/Jo Rice/Paul Gambaccini (ed.): The Guinness Book of Number One Hits, 2nd ed., p. 87, Enfield 1988, ISBN 0-85112-893-9
- Frank Bruder (Hsg.): Pop-Splits, 3. Auflage, S. 161f., Berlin 2005, ISBN 3-7466-8112-X
- Fred Bronson (ed.): Billboard Book of Number One Hits, 3rd ed., New York 1992, ISBN 0-8230-8298-9
- David Roberts (ed.): Guinness Book of British Hit Singles, 14th ed., London 2001, ISBN 0-85156-156-X
- Rolling Stone: Das Sammler-Special. Die 500 besten Songs aller Zeiten, München, April 2005. ISSN 1612-9563
Weblinks
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