Depretis

Depretis
Agostino Depretis

Agostino Depretis (* 31. Januar 1813 in Mezzana; † 29. Juli 1887 in Stradella) war ein italienischer Staatsmann. Er war Premierminister in den folgenden Perioden:

  • 25. März 1876–24. März 1878
  • 19. Dezember 1878–14. Juli 1879
  • 29. Mai 1881–29. Juli 1887


Leben

Schon seit seiner Jugend war er Anhänger von Giuseppe Mazzini und schloss sich dem Jungen Italien an. Er nahm aktiv an den von Mazzini initiierten Bewegungen teil, so dass er oft in Gefahr geriet, von den Österreichern gefangen zu werden, etwa als er versuchte, den Mailänder Aufständischen Waffen zu besorgen. Nach seiner Wahl als Abgeordneter im piemontesischen Parlament im Jahre 1848, schloss er sich der Gruppe der Siniestra storica an und gründete die Zeitung Il Diritto. Er übernahm kein offizielles Amt, bis er 1859 zum Gouverneur von Brescia ernannt wurde. 1860 begab er sich auf eine Mission nach Sizilien, um als Mittelsmann zwischen den Ansichten Cavours und Garibaldis zu verhandeln. Der erstere forderte die sofortige Annexion der Insel an das Königreich Italien, während der letztere den Volksentscheid für die Ratifizierung auf einen Zeitpunkt nach der geplanten Befreiung Neapels und Roms verschieben wollte. Obwohl er zum vorläufigen Diktator Siziliens ernannt wurde gelang es ihm nicht, eine Einigung herbeizuführen.

Nachdem er das Amt als Minister der öffentlichen Arbeiten in der Regierung von Urbano Rattazzi im Jahre 1862 angenommen hatte, arbeitete er weiter als Mittelsmann mit Garibaldi bei der Vorbereitung des katastrophalen Zugs in den Aspromonte. Vier Jahre danach, zu Beginn der Feindschaft mit Österreich, trat er in die Regierung von Bettino Ricasoli als Minister der Marine. Seine Entscheidung dafür, den Admiral Carlo Persano als Befehlshaber der Flotte zu halten, trug zur Niederlage in der Schlacht von Lissa 1866 bei. Seine Unterstützer behaupten jedoch nicht grundlos, dass er als Zivilist ohne militärische Erfahrung niemals große Veränderungen in der Kriegsmarine hätte ausführen können und aufgrund der bevorstehenden Feindseligkeiten gezwungen war, den Entscheidungen seiner Vorgänger zu folgen.

Mit dem Tod Urbano Rattazzis 1873 bereitete Depretis, nun Chef der Linken, den Machtanstieg seiner Partei vor, was im Jahre 1876 passieren sollte, als er aufgerufen wurde, die erste linke Regierung des neuen Königreichs Italien zu bilden. Entmachtet von Benedetto Cairoli im März 1878 wegen der Einführung der umstrittenen Steuer auf Getreide, siegte im darauffolgenden Dezember über Cairoli und wurde erneut zum Premierminister, er wurde jedoch am 3. Juli 1879 wieder von Cairoli entmachtet. Im November 1879 trat er als Innenminister wieder in die Regierung Cairolis ein und erlangte im Mai 1881 das Amt des Premierministers, welches er bis zu seinem Tod (29. Juli 1887) behielt.

Während dieser langen Zeitspanne führte er vier Kabinettsumbildungen durch; zunächst schloss er die Spitzenführer der Linken Zanardelli und Alfredo Beccarini aus, um den Rechten entgegenzukommen, darauf ernannte er Ricotti, Robilant und andere konservative Spitzenführer, womit er den später als Trasformismo bezeichneten politischen Prozess zum Ende führte. Wenige Monate vor seinem Tod bereute er diese Umwandlungen und berief Crispi und Zanardelli wieder in seine Regierung.

Weitere bemerkenswerte Vorschläge waren die Abschaffung der Getreide-Steuer, die Ausweitung des Stimmrechts, die Erweiterung des Eisenbahnnetzes, der Beitritt zum Dreibund und die Besetzung Massauas in Eritrea, mit der die Kolonialpolitik Italiens begründet wurde. Andererseits schreibt man ihm eine große Anhebung der indirekten Versteuerung, die Zerstörung der originären, am Ende Risorgimentos entstandenen politischen Partei-Strukturen und auch die schwerwiegende Finanzkrise Italiens, die durch seien umstrittenen Entscheidungen in öffentlichen Arbeiten entstand, zu.


Teile dieses Artikels sind die Übersetzung des nun als Allgemeingut verfügbaren Artikels unter Enciclopedia Britannica 1911


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