Diaphorese

Diaphorese
Schweiß auf einem Gesicht

Schwitzen – medizinisch auch als Diaphorese (v. griech. διαφέρειν „hindurch tragen“) oder Transpiration bezeichnet – ist die Absonderung von Schweiß auf der Haut, um die Körpertemperatur durch Verdunstungskälte, die beim Verdunsten von Schweiß entsteht, zu senken. Schwitzen dient der Thermoregulation und ist praktisch nur bei Primaten anzutreffen. Übermäßiges Schwitzen wird als Hyperhidrose bezeichnet. Perspiratio insensibilis wird jene Form der Wasserabgabe bezeichnet, die mit freiem Auge für gewöhnlich nicht sichtbar ist.

Ein Mensch besitzt 2–4 Millionen Schweißdrüsen, deren Rolle es ist, den Körper abzukühlen, wenn er durch innere oder äußere Einflüsse großer Wärme ausgesetzt ist.

Schwitzen ist ein effektiver Mechanismus, um überschüssige Wärme abzugeben: Die Verdunstungswärme von Wasser beim Übergang zum Wasserdampf beträgt 2400 kJ/Liter. Schweiß kann in einer Menge von 500 ml pro Stunde und m² Körperoberfläche (KOF) produziert werden, das heißt, dass die Verdunstung dieser Schweißmenge eine Wärmeabgabe von 333 W/m² KOF bedingt – abtropfender Schweiß wird bezüglich Wärmeregulation umsonst vergossen.

Schweiß kann allerdings nur verdunsten, wenn der Wasserdampfdruck der Luft geringer ist als der an der Hautoberfläche. Die Differenz der Wasserdampf-Partialdrücke von 1 kPa bewirkt eine Wärmeabgabe von 58 W/m² KOF bei Windstille. Je mehr Wind bläst, umso mehr Wärme kann abgeführt werden. Von der Außentemperatur ist die Wärmeabgabe mittels Schwitzen unabhängig.

Perspiratio insensibilis ist eine Form des Schwitzens, die mit freiem Auge für gewöhnlich nicht sichtbar ist: Die vom Wasserdampf gesättigte Atemluft und die unmerkliche Verdunstung (Diffusion durch die Haut ohne Beteiligung der Schweißdrüsen [Quelle z.B. Pschyrembel]) auf der Haut führen zu einem täglichen Wasserverlust von 400 bis zu 1000 ml Wasser und damit zu einer Wärmeabgabe, die ca. 20 % der täglich produzierten Körperwärme in Ruhe entspricht.

Während der Flüssigkeitsverlust über die Atemluft ein unvermeidbares physikalisches Phänomen darstellt, dient die unsichtbare Schweißproduktion der Hydrierung der Haut und der Produktion des Säureschutzmantels.

Starkes Schwitzen mit kalter Haut, s.g. Kaltschweißigkeit ist häufig schwerkranken Patienten (Herzinfarkt, Lungenödem) anzutreffen. Hier dient das Schwitzen nicht der Temperaturregulation sondern stellt ein Begleitphänomen dar.

Schwitzen führt zu einer Senkung des Hautwiderstands. Dies lässt sich auch für wissenschaftliche Untersuchungen nutzen und wird als psychogalvanische Hautreaktion bezeichnet.

Schwitzen in der Sauna

In der Sauna lassen sich die geschilderten Vorgänge am besten beobachten: Typischerweise wird in der Sauna eine Umgebungstemperatur von etwa 90 °C eingestellt. Dabei ist die relative Luftfeuchtigkeit niedrig und der gebildete Schweiß verdunstet schnell. Wenn mit einem Aufguss die Luftfeuchtigkeit jedoch plötzlich steigt, übersteigt der Wasserdampfdruck der Luft jenen, der durch Schweißbildung auf der Haut eingestellt werden kann. Es bilden sich Tropfen aus Schweiß und auf der Haut kondensierendem Aufgusswasser. Da nun alle Möglichkeiten der Wärmeabgabe unmöglich sind - die Wärmeregulation über Konvektion und Wärmestrahlung war aufgrund der hohen Umgebungstemperatur vorher schon ausgeschlossen und tatsächlich war die Wärmeaufnahme durch Strahlung ohnehin größer als die strahlungsbedingte Wärmeabgabe - steigt die Körpertemperatur rasch auf 39 °C.

Da die Hautdurchblutung unter diesen Bedingungen auf ca. 100 Liter pro Minute ansteigt, verdoppelt sich das Herzzeitvolumen und der Puls steigt dementsprechend. Wird die empfohlene Dauer eines Saunagangs nicht überschritten, hält sich der Flüssigkeitsverlust dennoch in Grenzen, sofern danach eine sofortige Abkühlung erfolgt. Ein intaktes Herz-Kreislauf-System ist dabei eine Voraussetzung.

Dunkelhäutige Menschen schwitzen in der Sauna mehr als hellhäutige. In einer Viertelstunde verlieren Dunkelhäutige 170 ml und Hellhäutige nur 107 ml Schweiß.

Allerdings können regelmäßige Saunabesuche ohne Aufguss und bei 60 °C laut einer Studie (Journal of the American College of Cardiology. 2002;39(5):754-759) die Symptome von Patienten mit Herzinsuffizienz bessern.

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