Die Protokolle der Weisen von Zion

Die Protokolle der Weisen von Zion

Die Protokolle der Weisen von Zion sind ein seit Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitetes antisemitisches Pamphlet, das eine jüdische Weltverschwörung belegen soll. Es wurde von unbekannten Redakteuren auf der Grundlage der satirischen Schrift Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu von Maurice Joly und weiteren fiktionalen Texten zusammengestellt. Trotz mehrfach erbrachter Beweise, dass es sich bei den Protokollen um Fälschungen handelt, findet sich der Glaube an ihre Authentizität oder Wahrheit noch heute unter Antisemiten und Anhängern von Verschwörungstheorien in der ganzen Welt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die Protokolle wurden als geheime Dokumente einer jüdischen Weltverschwörung ausgegeben. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Zusammenstellung mehrerer fiktionaler Texte. Der etwa achtzig Seiten lange Text ist in 24 Abschnitte unterteilt, jeder entspricht einer angeblichen Sitzung und enthält eine fiktive Rede, die ein jüdischer Führer vor der Versammlung der „Weisen von Zion“ gehalten haben soll.

Der anonyme Sprecher erläutert, wie das angebliche Weltjudentum plane, die Regierungen in den verschiedenen Staaten und damit die Weltherrschaft zu übernehmen, die er als „Gewaltherrschaft“ und „allumfassenden Terror“ beschreibt. [1] Unter anderem führt er aus:

„Unsere Losung ist: Macht und Hinterlist. Nur die Macht erringt den Sieg in staatsrechtlichen Fragen, namentlich wenn sie sich an solche Persönlichkeiten heranmacht, die etwas im Staate zu sagen haben. Die Gewalt bildet die Grundlage, aber List und Verschlagenheit wirken als Machtmittel für solche Regierungen, die nicht gewillt sind, ihre Krone den Vertretern irgend einer neuen Macht zu Füßen zu legen.[2]

Die Parole der Französischen Revolution, "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", sei von den Juden ausgestreut worden, um durch den Druck des Pöbels die wahre Freiheit und die Wohlfahrt des Staates zu zerstören. In der Gegenwart würden sich die Juden den pauperisierten Arbeitern als Befreier präsentieren. Sozialisten, Anarchisten und Kommunisten seien das von ihnen eigens aufgestellte „Heer der jüdischen Freimaurerlogen“, mit dem sie „der Arbeiterschaft einen allgemeinen Menschheitsdienst im brüderlichen Sinne vortäuschen“ würden. In Wahrheit würden die Juden aber dafür sorgen, dass die Arbeiter weiterhin dauerhaft Hunger litten, was diese nachhaltig schwächen und dem Kapital mehr Macht über sie gäbe, als jemals die gesetzliche Macht der Könige dem Adel verleihen konnte.

„Durch Not, Neid und Hass werden wir die Massen lenken und uns ihrer Hände bedienen, um alles zu zermalmen, was sich unseren Plänen entgegenstellt.[3]

Um ihre Weltherrschaftspläne durchsetzen, lässt der Text die fiktiven Verschwörer auch vor Kriegen nicht zurückschrecken:

„Sobald ein nichtjüdischer Staat es wagt, uns Widerstand zu leisten, müssen wir in der Lage sein, seine Nachbarn zum Krieg gegen ihn zu veranlassen. Wollen aber auch die Nachbarn gemeinsame Sache mit ihm machen und gegen uns vorgehen, so müssen wir den Weltkrieg entfesseln.[4]

Der Antisemitismus sei eine Erfindung der Juden selbst. Er diene dem Zweck, „unsere Brüder aus den unteren Schichten zusammen zu halten“ [5] Die Pressefreiheit sei ebenfalls ihre Erfindung, nicht nur zum Zweck, Reichtum aufzuhäufen, sondern auch um entscheidenden Einfluss auf die Politik der souveränen Nationalstaaten zu ausüben:

Zeitungen und Zeitschriften sind die beiden wichtigsten Mittel zur Beherrschung des Geisteslebens. Aus diesem Grunde wird unsere Regierung das Eigentumsrecht der meisten Zeitungen und Zeitschriften erwerben. Sie wird dadurch vor allem den schädlichen Einfluß der nicht amtlichen Presse ausschalten.[6]

Auf diesem Wege würden die Juden die gesamte Gesellschaft mit ihren Spitzeln, Zuträgern und Helfern durchsetzen, die bewusst oder unbewusst ihre Herrschaft sicherten:

„Wie der indische Götze Wischnu mit hundert Händen abgebildet wird, die seine Allgewalt versinnbildlichen sollen, so werden auch wir über unzählige Hilfskräfte verfügen. […] Unsere Helfershelfer werden den verschiedensten Gesellschaftsschichten angehören: Höhere Verwaltungsbeamte, Verleger, Druckereibesitzer, Buchhändler, Kaufleute, Arbeiter, Dienstboten, Kutscher und viele andere Personen werden unter ihnen zu finden sein.[7]

Ein weiteres Mittel, die Staaten zu kontrollieren, sei der Goldstandard, der eine Verknappung der Zahlungsmittel mit sich bringe und die Regierungen dazu verleite, sich über Staatsanleihen bei den Juden zu verschulden:

„Die Anleihen hängen wie ein Damoklesschwert über dem Haupte der nichtjüdischen Herrscher; statt ihren Bedarf im Wege einer einmaligen außerordentlichen Steuer bei ihren Untertanen zu decken, betteln sie mit flehend erhobenen Händen unsere jüdischen Geldgeber an.[8]

Für den Fall, dass die Regierungen der Welt diese gigantische Verschwörung entdecken und sich der Macht der Juden entgegenstellen würden, habe man „ein letztes, fürchterliches Mittel in der Hand, vor dem selbst die tapfersten Herzen erzittern sollen“: Gemeint sind Untergrundbahnen, die zur Zeit der Abfassung der Protokolle gerade in London und Paris gebaut wurden:

„Bald werden alle Hauptstädte von Stollen der Untergrundbahnen durchzogen sein; von diesen Stollen aus werden wir im Falle einer Gefahr für uns die ganzen Städte mit den Staatsleitungen, Ämtern, Urkundensammlungen und den Nichtjuden mit ihrem Hab und Gut in die Luft sprengen.[9]

Vorgeschichte

Vorlage des Texts der Protokolle ist die satirische Schrift Dialogue aux enfers entre Machiavel et Montesquieu (Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu) des Franzosen Maurice Joly, die 1864 anonym in Genf erschien. In dem fiktiven Dialog zwischen Machiavelli und Montesquieu spielen Juden keinerlei Rolle, vielmehr attackiert Joly über die Figur des Machiavelli den französischen Kaiser Napoléon III.. Joly hat, wie Umberto Eco in einer Untersuchung zu den Protokollen zeigte, Anleihen beim französischen Autor Eugène Sue genommen, dessen Kolportageroman Les Mystères du Peuple (1856) eine Quelle für die Dialoge war.

Bei der Ausformung des Textes der Protokolle spielte auch der Sensationsroman Biarritz (1868) des deutschen Postbeamten und Schriftstellers Hermann Goedsche eine Rolle. Im Roman ist von einer Versammlung auf dem Friedhof von Prag die Rede, auf der Vertreter der 12 Stämme Israels die Fortschritte bei dem Plan zur Eroberung der Welt besprechen.

Diese Szene erschien 1876 erneut in einer russischen Schrift, die aber die bei Goedsche noch fiktive Geschichte nun als Tatsachenbericht darstellt. Ein Jahr später tauchten die Reden in Deutschland, Frankreich und Österreich auf. Teilweise wurden die Reden einer einzigen Person zugeschrieben und als „Die Rede des Rabbiners“ wiederveröffentlicht.

1881 druckte die rechtskatholische Zeitung Le Contemporain in Frankreich die Geschichte etwas verändert ab, indem die zwölf Reden zu einer einzigen zusammengefasst wurden. Le Contemporain gab an, den „Bericht“ aus einem bald erscheinenden Buch des englischen Diplomaten „Sir John Readcliff“ übernommen zu haben; dieser Name war aber nur das Pseudonym, unter dem Goedsche seinen Roman veröffentlicht hatte.

Der Autor und Fälscher der Protokolle ist nicht genau bekannt. Viele Experten haben ihn bisher in den Kreisen der zaristischen Geheimpolizei Ochrana vermutet. Besonders Pjotr Iwanowitsch Ratschkowski (1853-1910), Leiter der Abteilung für Auslandsfragen in Paris, und sein Assistent Matwei Golowinski (1865-1920) stehen im Verdacht, die Protokolle verfasst zu haben, um damit Zar Nikolaus II. von der Schädlichkeit des Liberalismus zu überzeugen. Forschungen jüngeren Datums verweisen allerdings eher auf mehrere Urheber als auf einen einzelnen Autor. Dies legt die Entstehungsgeschichte der Protokolle nahe, wie die Rekonstruktion des Urtextes auf der Grundlage der verschiedenen frühen russischen Textvarianten durch den italienischen Literaturwissenschaftler Cesare G. De Michelis ergibt.

Geschichte

1869 wurde in Russland unter dem Pseudonym Osman-Bej die Broschüre Kniga Kagala publiziert, auf Deutsch "Das Buch von der Kahal". Der Autor Jakow Aleksandrowitsch Brafman (ca. 1825-1879) war als Konvertit vermutlich der hebräischen Sprache mächtig.

Auf Kniga Kagala soll die frühe Version der eigentlichen Protokolle zurückgehen, die im August und September 1903 in der St. Petersburger Zeitung Znamia publiziert wurden. Diejenige Version, die schließlich weltweit verbreitet wurde, stammt jedoch aus der zweiten Ausgabe des Buchs von Sergei Nilus (1862-1929): Das Große im Kleinen, oder die Ankunft des Antichrist und die herannahende Herrschaft des Teufels auf der Erde, erschienen 1905.

Nach dem vergleichsweise großen Aufsehen, das die Protokolle in Russland erregten (sie wurden in Moskau von Kanzeln verlesen), interessierten sich in den folgenden Jahren nur wenige Menschen für den Text, der zunehmend als Verschwörungstheorie durchschaut wurde. Das änderte sich mit der russischen Oktoberrevolution und dem anschließenden Bürgerkrieg, als die konterrevolutionären „Weißen“ die „Protokolle“ zum Verständnis des ihnen sonst unbegreiflichen Geschehens heranzogen.

Von Emigranten wie dem Baltendeutschen Alfred Rosenberg wurden sie nach West- und Mitteleuropa gebracht, weil man hoffte, mit ihnen Unterstützung gegen die Bolschewiki organisieren zu können. In Deutschland erschienen Übersetzungen von Theodor Fritsch und Ludwig Müller von Hausen (unter dem Pseudonym Gottfried zur Beek), letztere brachte es allein bis 1938 auf 22 Auflagen. Die erste deutsche Ausgabe erschien im Januar 1920. Konstantin von Gebsattel, der geheime Oberleiter des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, dem die Protokolle bereits Anfang März 1919 vorlagen, äußerte sich zu ihnen in einem Brief an Heinrich Claß: „Ob es eine Fälschung ist oder nicht – jedenfalls entspricht es der Wirklichkeit.“[10] Rosenbergs Teil-Veröffentlichung im Völkischen Beobachter sowie eine kommentierte Ausgabe (zuerst 1923[11]) wurden ein publizistischer Erfolg.

Mit der Wirkung der Protokolle werden Morde und Mordanschläge in der Weimarer Republik in Zusammenhang gebracht. So wurde 1922 in Berlin ein Mordanschlag auf den wichtigsten Führer der russischen Emigranten, den Historiker Pawel Nikolajewitsch Miljukow, ausgeübt. Die Mörder Pjotr Nikolajewitsch Schabelski-Bork und Fjodor Wiktorowitsch Winberg verfehlten ihn, töteten aber Wladimir Nabokow, der Miljukow schützte. Spektakulärer war im Juni desselben Jahres der Mord an Walther Rathenau. Seine Mörder handelten unter dem direkten Einfluss der Protokolle. Rathenau war ein Hauptziel der antisemitischen Agitation gewesen und galt als „einer der 300 Weisen von Zion“, die mit ihm an die Macht gelangt seien.[12]

Der Stürmer von Julius Streicher

Hitler behauptete in Mein Kampf, die Protokolle müssten echt sein, da die - von ihm als jüdisch bezeichnete - Frankfurter Zeitung ihre Authentizität anzweifele. Julius Streicher pries sie in seinem Propagandablatt Der Stürmer. Hitler scheute sich nicht, das Protokolle-Zitat „Alles, was dem Volke Juda nützt, ist moralisch und heilig“ umzumünzen in „Recht ist, was dem deutschen Volk nützt“. Die Protokolle der Weisen von Zion wurden zu einem grundlegenden Text des Nationalsozialismus. Treffend nannte der britische Historiker Norman Cohn die Protokolle „Rechtfertigung für den Völkermord“.

Die englische Übersetzung der Protokolle unter dem Titel The Jewish Peril kam Anfang 1920 auf den britischen Markt. Die konservative Morning Post brachte die Textsammlung, bezweifelte aber deren Echtheit. Nachdem die Times das Buch zunächst sehr zustimmend rezensiert hatte, gelangte Philip Graves, langjähriger Korrespondent des Blattes, 1921 in Istanbul an ein Original des Buchs von Joly aus dem Jahre 1864 und deckte die Fälschung auf.

In den USA gab der Industrielle Henry Ford ein Buch mit dem Titel The International Jew: The world's foremost problem (deutsch: Der internationale Jude) heraus und sorgte für weltweite Verbreitung der Protokolle. Die Publikation wurde in 16 Sprachen übertragen. Fortan gingen die Protokolle um die Welt, nach Frankreich, Norwegen, Dänemark, Polen, Bulgarien, Italien, Griechenland und erreichten schließlich auch Japan und China.

Auch juristische Maßnahmen gegen die Herausgeber der Protokolle zwischen 1933 und 1935 in Bern halfen nicht. In ihrem Urteil von Mai 1935 erklärten die Richter die Protokolle zwar als Plagiat und Schundliteratur und verurteilten die Herausgeber zu einer Geldstrafe, das Urteil wurde jedoch im November 1937 aus formaljuristischen Gründen von einer höheren Instanz kassiert. Die Zahlung von Schadenersatz wurde aber den Beklagten verweigert mit der Formulierung: „Wer aber solche Hetzartikel gemeinster Sorte in Verkehr bringt, muss die ihm daraus entstehenden Kosten selber tragen.“ [13]

1938 wurden auf einer Islamischen Parlamentarierkonferenz zugunsten Palästinas der Muslimbrüder arabische Übersetzungen der "Protokolle" und von Hitlers "Mein Kampf" verteilt, womit die Karriere dieser Schriften im islamisch geprägten Raum begann.

Gegenwart

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Protokolle in West- und Mitteleuropa aus dem öffentlichen Blickfeld verschwunden. Nur noch wenige deutsche Antisemiten berufen sich auf die Protokolle, wie etwa Horst Mahler. In Deutschland wird ihre Verbreitung als Volksverhetzung strafrechtlich verfolgt.

In den USA vertrieb Wal-Mart, das umsatzstärkstes Unternehmen der Welt, die Protokolle bis ins Jahr 2004.[14]

Es gibt einen Antisemitismus in esoterischen Kreisen, deren teilweise illegale Publikationen unter dem Ladentisch kursieren, z. B. das Buch Geheimgesellschaften im 20. Jahrhundert von Jan van Helsing (Pseudonym des Deutschen Jan Udo Holey). Holey verbreitet seit 1995 in dem dreibändigen Buch, das sich bis zum Verbot 1996 (aber auch danach noch) gut verkaufte, ebenfalls die Protokolle, diesmal in esoterisch-okkultistischer Interpretation. Daneben listete er nahezu alle vermeintlichen Übeltäter aus rechtsextremistischen Verschwörungstheorien wieder auf: die Illuminaten, Freimaurer, Außerirdischen etc. In dieser revisionistischen Geschichtsauffassung erscheint Hitler als Marionette der „Weisen von Zion“. Juden seien somit am Holocaust selbst schuld.

Ebenso führt der esoterische Autor Stefan Erdmann die Textsammlung als Beleg für eine angestrebte „Neue Weltordnung“ an und behauptet, sie seien „unzweifelhaft“ „bereits zu großen Teilen umgesetzt“. Ähnliches schreibt der Theologe Johannes Rothkranz in seinem Buch „Die Protokolle der Weisen von Zion - erfüllt!“[15]

Gleichzeitig hat sich der Glaube an das jüdische Welteroberungsprogramm in den arabischen und islamischen Ländern verbreitet, wo die Entlarvung der Protokolle bisher nicht bekannt ist.[16] Bis 1970 wurden mindestens neun Ausgaben der Protokolle in der arabischen Welt gedruckt. Heute schätzt man ihre Zahl auf mindestens sechzig. Sie kursieren auch im Internet.

König Faisal von Saudi-Arabien verschenkte die Protokolle verschiedentlich an Staatsgäste wie etwa Henry Kissinger, Aldo Moro oder den französischen Außenminister Michel Jobert.[17]

In Ägypten wurde 2002 eine Fernsehserie ausgestrahlt, die auf den Protokollen beruhte; 2004 folgte ein libanesischer, Hisbollah-naher Sender. Aus arabischen Ländern stammende fremdsprachige Ausgaben wurden für das Ausland gedruckt, unter anderem für Schwarzafrika und Länder, in denen israelische Entwicklungshelfer tätig waren. Sie erlebten dabei zahlreiche Bearbeitungen: ein arabischer Publizist beschrieb sie als Protokolle einer zionistischen Geheimversammlung, die 1954 in Budapest stattgefunden habe; ein anderer als Protokolle des ersten zionistischen Weltkongresses 1897 in Basel.[18]

Ebenfalls als Beschlüsse des ersten Zionistenkongresses in Basel wurden die Protokolle in einem 2004 neu von der Palästinensische Autonomiebehörde herausgegebenen Geschichtsbuch für das zehnte Schuljahr dargestellt.[19] Nach internationalen Protesten musste eine Neuauflage ohne den Hinweis auf die Protokolle aufgelegt werden.[20]

Die Hamas beruft sich in Artikel 32 ihrer Charta auf die Protokolle.[21]

Auf der Frankfurter Buchmesse 2005 wurden am Stand des Iran die Protokolle in einer von der staatlichen Islamic Propaganda Organisation herausgegebenen Fassung unter dem Titel „Jewish Conspiracy“ zum Verkauf angeboten, ohne dass Messeleitung oder Polizei einschritten.

Die Protokolle der Weisen von Zion tauchten Mitte der 1990er Jahre auch in Osteuropa wieder auf und wurden zuvor in Afrika und Südamerika, Pakistan, Malaysia und Japan veröffentlicht. Im Jahr 2001 wurden sie in Deutschland durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert. In den USA sorgten in den 1970er Jahren die rechtsextremen Gruppierungen National States' Rights Party und die California Noontide Press für den Vertrieb der Verschwörungstheorie. Von Vertretern der rechtsextremen Militias werden sie heute ebenso propagiert wie von den Anhängern der sektiererischen Nation of Islam.

Der wegen seiner Holocaustleugnung berüchtigte Bischof der Piusbruderschaft, Richard Williamson, beruft sich in seinen Predigten und Rundschreiben seit Jahrzehnten auf die "Protokolle", die er auch schon als "gottgesandt" bezeichnet hat. Auch andere Vertreter der Piusbruderschaft, auch der Gründer, der verstorbene Erzbischof Lefebvre, benutzten gerne das Konzept einer "jüdisch-freimaurerisch-atheistischen" Weltverschwörung.[22]

Siehe auch

Literatur

  • Hadassa Ben-Itto: Die "Protokolle der Weisen von Zion" - Anatomie einer Fälschung. Aus dem Englischen von Helmut Ettinger ... [et al.], Aufbau-Verlag Berlin 1998 ISBN 3-351-02470-3
  • Wolfgang Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung. C. H. Beck, München 2007 ISBN 9783406536137 oder ISBN 3406536131
  • Tilman Tarach : Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die »Protokolle der Weisen von Zion« und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt. Freiburg 2009, ISBN 9783000265839.
  • Eric Stephen Bronner : Ein Gerücht über die Juden. Die Protokolle der Weisen von Zion und der alltägliche Antisemitismus. Propyläen Verlag, Berlin 1999, ISBN 3549057806.
  • Norman Cohn: Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Mythos der jüdischen Weltverschwörung Übers. Karl Röhmer (Warrant for genocide) Elster, Baden-Baden 1998 ISBN 3891512619.
  • Umberto Eco: Fiktive Protokolle, in: ders.: Im Wald der Fiktionen. Sechs Streifzüge durch die Literatur, München 1994, S. 155-184. Vorabdruck unter dem Titel: Eine Fiktion, die zum Albtraum wird. Die Protokolle der Weisen von Zion und ihre Entstehung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. Juli 1994.
  • Will Eisner: Das Komplott – Die wahre Geschichte der Protokolle der Weisen von Zion, als Comic („Graphic Novel“), DVA, Sept. 2005, ISBN 3-42105893-8. (Mit einer Einführung von Umberto Eco und einer Gegenüberstellung von Jolys Buch und den Protokollen.)
  • Michael Hagemeister: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ und der Basler Zionistenkongress von 1897, in: Heiko Haumann (Hg.): Der Traum von Israel. Die Ursprünge des modernen Zionismus, Weinheim 1998, S. 250-273
  • Armin Pfahl-Traughber: Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Nachweis der Fälschung und die tatsächliche Entstehungsgeschichte In: Judaica. Beiträge zum Verständnis des jüdischen Schicksals in Vergangenheit und Gegenwart 46. Jg. 1990, H. 1, S. 22-31
  • Jeffrey L. Sammons (Hg): Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus. Eine Fälschung. Text und Kommentar. 2. Aufl. 2001. Wallstein, Göttingen 1998 ISBN 389244191x
  • Michael Tilly: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung In: Sachor. Beiträge zur jüdischen Geschichte 19, 2000, S. 67-75
  • Cesare G. De Michelis: The Non-Existent Manuscript: a Study of the Protocols of the Sages of Zion, University of Nebraska Press, 2004 ISBN 0-8032-1727-7
  • Cesare G. De Michelis: La giudeofobia in Russia, Bollati Boringhieri ed., Torino 2001

Weblinks

Einzelnachweise

  1. auch zum Folgenden Jeffrey L. Sammons (Hg), Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus. Eine Fälschung. Text und Kommentar, Wallstein, Göttingen, 2. Aufl. 2001, S. 27 – 115; die Zitate S. 56
  2. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 34
  3. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 40f
  4. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 53
  5. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 56
  6. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 69
  7. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 91f
  8. Sammons (Hg.), Die Protokolle der Weisen von Zion, a.a.O. S. 102
  9. Wolfgang Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung Beck, München 2007, S. 17
  10. Zitiert nach Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus : Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919 - 1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, S. 394, Anm. 8. ISBN 3-87473-000-X.
  11. Alfred Rosenberg: Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik. Boepple (= Deutscher Volksverlag), München 1923, 160 Seiten. (Deutscher Volksverlag, 1924; Deutscher Volksverlag 1933, 143 Seiten; neu bearbeitet von Alfred Philipp, Hoheneichen-Verlag, 4. Aufl. 1933; Hoheneichen-Verlag, 6. Aufl. 1941)
  12. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe, Verlag Pantheon 2007, S.72.
  13. Norman Cohn: "Die Protokolle der Weisen von Zion" Der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Elster Verlag 1998, ISBN 3-89151-261-9, S. 236
  14. http://wweek.com/editorial/3218/7316/
  15. Johannes Rothkranz: Die "Protokolle der Weisen von Zion" - erfüllt!, Band I (2 Teilbände), Anton Schmid, Durach 2004 ISBN 3-938235-01-2.
  16. Michael J. Friedman in: Les ondes de guinee:[1]
  17. The United States Holocaust Museum: [2]
  18. The United States Holocaust Museum: [3]
  19. Tarikh al-‘Alam al-Hadith wal-Mu’asir (Geschichte der gegenwärtigen modernen Welt, Schulbuch für die 10. Klasse); in: Noa Meridor (C.S.S): Israel still does not appear on maps in Palestinian textbooks,16. April 2006, S. 13, 30, 31
  20. Analysis and Evaluation of the New Palestinian Curriculum; Reviewing Palestinian Textbooks and Tolerance Education Program Grades 5 & 10 by Israel/Palestine Center for Research and Information (IPCRI) Submitted to: The Public Affairs Office US Consulate General Jerusalem, July 2006, S. 17
  21. http://avalon.law.yale.edu/20th_century/hamas.asp
  22. Williamson: [4]


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