Diebow

Diebow

Hans Diebow (* 24. Juni 1896 in Oschersleben[1]; † 1975)[2] (Pseudonyme: Hans Pars, Totila) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Diebow nahm wahrscheinlich ab 1914, spätestens aber ab 1915, als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil.[3] Nach dem Krieg studierte er in Erlangen, wo er 1923 oder 1924 mit einer Arbeit über Archäologische Studien über die Nacktheit des Weibes in der griechischen Kunst zum Dr. phil. promovierte.

Nach dem Abschluss seiner Studien schlug Diebow die journalistische Laufbahn ein. Schon damals stand er der antisemitischen völkischen Bewegung nahe und publizierte 1924 das Buch Die Rassenfrage.[4] Bis 1928 arbeitete er als verantwortlicher Redakteur für das in Berlin-Friedenau erschienene Deutsche Witzblatt, eine „völkische“ Sonntagspublikation von Richard Kunze.[5] 1931 wurde er als Redakteur des Illustrierten Beobachters erwähnt. Später stieß er zu einem ungeklärten Zeitpunkt zur Redaktion des Völkischen Beobachters, dessen Chefredaktion er schließlich übernahm. Ferner war Diebow Mitglied des Fachausschusses „Bildberichterstatter“ der RDP und Mitarbeiter der Zeitung Neues Volk.[6]

Seit den 1920er Jahren veröffentlichte Diebow eine Reihe von Sachbüchern. Schwerpunktmäßig verfasste er Biographien zu Persönlichkeiten wie Benito Mussolini, Adolf Hitler und Gregor Strasser einerseits und – insbesondere seit Mitte der 1930er Jahre – antisemitische „Aufklärungsschriften“ über das Judentum andererseits. Charakteristisch für die meisten dieser Werke war eine reiche Bebilderung. In seiner Hitlerbiographie von 1931 begründete Diebow diese Arbeitsweise mit einem Hitler-Wort aus Mein Kampf, demzufolge das Wort dem Bild untertan sein müsse.

1937 steuerte Diebow die Begleitbroschüre für die am 8. November 1937 in München eröffnete antisemitische Ausstellung Der ewige Jude bei. Die Broschüre diente später als Grundlage für den Propagandafilm Der ewige Jude von 1940.[7] 1941 legte Diebow einen ähnlichen Band nach, in dem er den deutschen Leser über die Pläne des „amerikanischen Judentums“ sowie seinen Einfluss auf die amerikanische Politik und Finanzwelt „informierte“.

Beide Schriften waren seinerzeit weit verbreitet. Nicht zuletzt wurden sie auch im Ausland und von jüdischen Kreisen rezipiert. Zu den bekannten Juden die sich mit Diebows Bildband über den „ewigen Juden“ auseinandersetzten, gehörten unter anderem Theodor W. Adorno und Veza Canetti, die das Buch auf ihre Flucht aus Deutschland mitnahm.[8]

Nach 1945 veröffentlichte Diebow noch mindestens zwei Bücher, darunter eines unter einem Pseudonym.

Inhalt und Rezeption von Diebows Schriften

Inhaltlich waren die meisten von Diebows Werken von einer stark tendenziösen Herangehensweise an ihr Thema geprägt: Ausgehend von Diebows nationalistischer Grundeinstellung – die Jahresberichte für deutsche Geschichte nannten ihn schon 1932 einen „völkischen Schriftsteller“[9] – waren die meisten seiner Schriften unter den Vorzeichen eben dieser Anschauung geschrieben. Für seine Biographien kann wohl gelten, dass sie – wie Kratzenberg Diebows Strasser-Biographie attestiert – von einer „apologetischen“,[10] kritische Distanz zu ihrem Objekt vermissen lassenden Einstellung geprägt waren.

Der Charakter der Diebow'schen Schriften über das Judentum als zu Propagandazwecken niedergeschriebene, zutiefst antisemitische Diffamierungswerke, kann als Tatsache angesehen werden. Henschel charakterisiert das Werk über das amerikanische Judentum denn auch als „venomous“ (etwa: in gifttriefender Weise hetzerisch)[11] Methodisch fällt an Diebows Judenbüchern vor allem die Methode der visuellen Verunglimpfung auf: So stellt er in seinem Buch von 1941 eine unvorteilhafte Photographie des jüdischen New Yorker Bürgermeisters Fiorello LaGuardia – dessen Lippen auf dem Bild als besonders wulstig erscheinen – neben die Aufnahme eines grimassierenden Affen, der seine Lippen in ähnlicher Weise nach außen wulstet wie LaGuardia. Aufnahmen von mit Gold, Perlen und Seide behängten amerikanischen Jüdinnen am Speisetisch werden mit einem Kommentar über „das Land wo Milch und Honig fließt“ versehen, um so das im Kopf des Lesers prefigurierte Klischee vom „reichen Juden“ abzurufen. Offe sieht Diebows Bildmontagen dabei, etwa im Vergleich zu John Heartfield, als „unbeholfen“ an.[12] Ferner ist festzustellen, dass Diebow in beiden Büchern – anscheinend gezielt – Fakten verdreht, um die Juden als Gruppe in ein schlechtes Licht zu rücken: Beispiele hierfür sind, dass er prominente nicht-jüdische amerikanische Wirtschaftsführer wie Charles M. Schwab zu Juden erklärt, um so den Umstand der von ihm behaupteten „Verjudung“ der amerikanischen Wirtschaft glaubhaft machen zu können. Ferner legt er Juden falsche Zitate in den Mund, so Nathan Frankfurter, die Forderung nach einer „Ausrottung des deutschen Volkes“.

Schriften

  • Archäologische Studien über die Nacktheit des Weibes in der griechischen Kunst, Erlangen 1923. (Dissertation; 2. Auflage, 1924)
  • Charakterköpfe des deutschen Reichstags, 1924.
  • Die Rassenfrage. Rassenkunde, Vererbungslehre und Rassenhygiene, 1924.
  • Die rosenrote Brille, 1931. (zusammen mit Kurt Goeltzer)
  • Mussolini. Eine Biographie in 110 Bildern, 1931. (zusammen mit Kurt Goeltzer)
  • Hitler. Eine Biographie in 134 Bildern, Berlin 1931. (zusammen mit Kurt Goeltzer; 2. Auflage 1932)
  • Gregor Strasser und der Nationalsozialismus, 1932/1933.
  • Der ewige Jude. 265 Bilddokumente, München 1937. (2. Auflage, 1938).
  • Die Juden in USA- Über hundert Bilddokumente, 1941. (2. Auflage als Der Jude in USA, 1942; 3. Auflage als Die Juden in USA. Über hundert Bilddokumente zusammengestellt, 1943)
  • Göttlich aber war Kreta, .
  • Noch leuchten die Bilder. Schicksale und Abenteuer von Meisterwerken der Kunst, Berlin 1969. (zusammen mit Hans Schwarz van Berk unter dem Pseudonym H. H. Pars)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geburtsdatum und -ort nach Wilhelm Kosch/ Bruno Berger: Deutsches Literaturlexikon. Biographisch-Bibliographisches Handbuch, 1966, S. 162.
  2. Sterbejahr nach dem Eintrag zu Diebow in der hbz-Verbund Datenbank.
  3. Deutscher Verein für Schulgesundheitspflege: Gesundheit und Erziehung, 1915, S. 128.
  4. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 113.
  5. Otto Büsch/ Wilhelm Treue: Geschichte als Aufgabe. Festschrift für Otto Büsch zu seinem 60. Geburtstag, 1988, S. 562.
  6. Otto Thomae: Die Propagandamschinerie, 1978, S. 426.
  7. Deutsches Historisches Museum: Holocaust. Der nationalsozialistische Völkermord und die Motive seiner Täter, 2002, S. 81.
  8. Angelika Schedel: Sozialismus und Psychoanalyse, 2002, S. 162.
  9. Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1932, S. 287. Sie kennzeichnen ihn zu dieser Zeit allerdings noch als einen Nicht-Nationalsozialisten.
  10. Volker Kratzenberg: Arbeiter auf dem Weg zu Hitler?, 1987, S. 294.
  11. Klaus Hentschel: Physics and National Socialism. An Anthology of Primary Sources, 1996, S. lxxii.
  12. Claus Offe: Demokratisierung der Demokratie, 2003, S. 271.

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