- Diese schrecklichen Sonntage
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Filmdaten Deutscher Titel: Sunday, Bloody Sunday Originaltitel: Sunday Bloody Sunday Produktionsland: UK Erscheinungsjahr: 1971 Länge: 110 Minuten Originalsprache: englisch Altersfreigabe: FSK 16 Stab Regie: John Schlesinger Drehbuch: Penelope Gilliatt und David Sherwin Produktion: Joseph Janni Musik: Ron Geesin Kamera: Billy Williams Schnitt: Richard Marden Besetzung - Peter Finch: Dr. Daniel Hirsh
- Glenda Jackson: Alex Greville
- Murray Head: Bob Elkin
- Peggy Ashcroft: Mrs. Greville
- Tony Britton: George Harding
- Maurice Denham: Mr. Greville
- Bessie Love: Telefonistin
- Vivian Pickles: Alva Hodson
- Frank Windsor: Bill Hodson
- Thomas Baptiste: Professor Johns
Sunday, Bloody Sunday ist ein Spielfilm des britischen Regisseurs John Schlesinger aus dem Jahr 1971. Das Drama basiert auf einem Original-Drehbuch von Penelope Gilliatt und David Sherwin und wurde von dem Filmstudio Vectia produziert.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Großbritannien, Ende der 1960er Jahre: Im von der Weltwirtschaftskrise arg gebeutelten London lässt sich die geschiedene Arbeitsberaterin Alex Greville darauf ein, die Kinder des Ehepaares Hodson über das Wochenende zu hüten, das mit dem afroeuropäischen Professor Johns einen Vortrag besuchen will. Die fünf Kinder des sozialistischen Ehepaares bedürfen jedoch kaum Alex' Obhut und beginnen sogar am Samstagmorgen während des gemeinsamen Frühstücks Pot zu rauchen, den die Eltern heimlich im Schallplattenregal deponieren. Am Wochenende nimmt auch Alex' Liebhaber, der weitaus jüngere Bob Elkin, ein Installationskünstler teil. Alex hofft den freiheitsliebenden jungen Mann über das Wochenende an sich binden zu können. Sie weiß von Bobs Affäre mit dem älteren Daniel Hirsh, einem erfolgreichen jüdischen Allgemeinmediziner in den Vierzigern, doch schon bald kann Alex den freiheitsliebenden Bob nicht mehr halten und es zieht ihn am Samstag Vormittag zurück zu Daniel. Auch Daniel weiß Bescheid über Alex, die in der Zwischenzeit im Haus der Hodsons von Depressionen geplagt wird. Sie plant den ihr unbeliebten Job zu kündigen, weiß aber nicht wie sie ihre Kündigung formulieren soll. Gleichzeitig wird sie von Lucie, dem ältesten der Kinder, denunziert, der das Fehlen Bobs nicht unbemerkt geblieben ist. Bob kehrt erst am späten Abend nach einem Schäferstündchen mit Daniel zu Alex zurück, nachdem es im Haus zu einem Stromausfall gekommen ist. Während er das Problem behebt, kann Alex ihre Eifersucht gegenüber ihren Nebenbuhler und die Wut auf Bob kaum zügeln, verträgt sich jedoch später wieder mit dem charismatischen Künstler.
Dr. Daniel Hirsh trifft zeitgleich nach einem Besuch in einem Lokal, flüchtig eine alte Liebesbekanntschaft wieder und erwacht am Sonntagmorgen einsam und allein in seinem Bett und auch seine Konversationsversuche mit seinem Nachbarn sind nur von wenig Erfolg gekrönt. Alex macht währenddessen gemeinsam mit Bob und den ihr anvertrauten Kindern einen gemeinsamen Ausflug durch London. Der Tag, der heiter begann, endet in einer Tragödie. Auf dem Nachhauseweg rennt die unvorsichtige Lucie mit dem Familienhund Kenyatta über eine vielbefahrene Straße. Der Rottweiler wird von einem Laster erfasst, während Lucie ohne Blessuren davon kommt. Das Kind ist geschockt von dem traumatischen Ereignis und zeichnet während einem Malspiel mit David ungelenk den Körper ihres toten Hundes. Auch Alex hat der Vorfall sehr mitgenommen, die beim Anblick der Kinderzeichnung Lucies selbst ein traumatisches Ereignis aus ihrer Kindheit Revue passieren lässt. Frühzeitig kommen Alva und Bill Hodson mit dem afroeuropäischen Professor Johns von dem Vortrag zurück und Alex zieht ihre Konsequenzen aus dem Wochenende und beendet die Beziehung mit Bob.
Bei einem Abendessen mit ihren vermögenden Eltern, zwei Tage später, versucht Alex Mutter ihre Tochter, die sich symbolisch die Haare hat kürzen lassen, davon zu überzeugen, die Beziehung zu Bob wiederaufleben zu lassen. Während sich dieser wieder Daniel zuwendet, verbringt Alex eine gemeinsame Nacht mit dem fünfzigjährigen George, einem Manager, der von seiner Firma gefeuert wurde. Bob überwirft sich mit Daniel, nachdem es auf einer Party zu einem Streit zwischen einem befreundeten Ehepaar des Arztes kam. Noch am Abend sucht er Alex auf, die sich gerade von George verabschiedet und beide verbringen die Nacht miteinander. Einen Tag später lässt sich Bob gegen die Pocken impfen, um die lang ersehnte Reise nach Amerika anzutreten und dort mit seinen Installationen aus Glas und Wasser Erfolg zu haben, was zum Ärger Daniels die geplante Italien-Reise zunichte macht. Bei einem Besuch einer Bar Mitzwa seines Neffen fühlt sich Daniel selbst an seine eigene Zeremonie als dreizehnjähriger und das Ende seiner Kindheit erinnert. Alex hat inzwischen ihre Arbeitsstelle gekündigt und beschließt vor die Wahl gestellt keinen Neuanfang mit Bob in den USA zu wagen respektive auf seine Heimkehr zu warten. Bob verbringt noch eine gemeinsame Nacht mit Daniel, ehe er sich leise davonmacht und in die USA fliegt.
Alex begegnet, zehn Tage nach dem Wochenende bei den Hodsons, ihrem Nebenbuhler, der Alva und Bill beim sonntäglichen Mittagessen Gesellschaft leistet. Sie wartet vor dem Haus, bis Daniel sich von den Hodsons verabschiedet hat. Beide vergewissern sich in einem kurzen Gespräch auf der Strasse dass Bob, ihr jeweiliges Objekt der Begierde, England verlassen hat. Während sich Daniel allein für einen Italien-Urlaub Sprachkenntnisse aneignet, trifft Alex in ihrer verlassenen Wohnung auf Bobs Tukan, den er ihr zur Pflege überlassen. Der Film endet in einem Monolog, in dem Daniel Hirsh der komplizierten Beziehung hinterhertrauert, obwohl Bob eigentlich ein für ihn völlig uninteressanter Mensch war.
Entstehungsgeschichte
Das Drama basiert auf einem Skript von Penelope Gilliatt, einer englischen Roman- und Kurzgeschichtenautorin und Filmkritikerin der Londoner Wochenzeitung The Observer und des US-amerikanischen Magazins The New Yorker. Ebenfalls an dem Drehbuch beteiligt war der Autor David Sherwin, der seinerzeit jedoch nicht im Abspann erwähnt wurde. Gilliatt arbeitete beim Verfassen des Original-Drehbuchs eng mit dem Regisseur John Schlesinger zusammen, der ein Jahr zuvor für seinen Film Asphalt-Cowboy mit dem Oscar als Bester Regisseur ausgezeichnet worden war und dessen Privatleben als Inspiration für Sunday, Bloody Sunday diente. Schlesinger, 1926 in London als Sohn eines jüdischen Kinderarztes geboren, war selbst homosexuell und hatte wie die Filmcharaktere Erfahrungen in Dreiecksbeziehungen gesammelt. Für die Hauptrollen wurden die beiden renommierten britischen Schauspieler Peter Finch und Glenda Jackson verpflichtet. Finch hatte bereits 1967 in Schlesingers Romantikdrama Die Herrin von Thornhill an der Seite von Julie Christie und Terrence Stamp eine tragende Rolle bekleidet. Glenda Jackson gehörte zum damaligen Zeitpunkt zu den Stars des britischen Kinos und hatte ein Jahr zuvor für Ken Russells romantisches Drama Liebende Frauen den Oscar als Beste Hauptdarstellerin erhalten. Sie bewies ihre Wandelbarkeit im gleichen Jahr mit der Hauptrolle der Königin Elisabeth von England in Charles Jarrotts Historiendrama Maria Stuart, Königin von Schottland. Der 24-jährige Newcomer Murray Head war in seinem vierten Spielfilm zu sehen. Unterstützt wurden die drei Hauptdarsteller u. a. von der britischen Schauspielerin Peggy Ashcroft, die 1967 in einer Episode der britischen Fernsehserie The Wednesday Play bereits unter Schlesinger Regie agiert hatte. Im Vorfeld hatten viele Schauspielerinnen den Part von Glenda Jacksons Mutter abgelehnt, da sie das Projekt mit Pornographie verbanden. In einer Nebenrolle als Telefonistin agiert die US-Amerikanerin Bessie Love, ehemals ein bekannter Stummfilmstar. Seinerzeit nicht auf der Darstellerliste vermerkt war der 13-jährige Daniel Day-Lewis, der in seinem Spielfilmdebüt eine Statistenrolle als kindlicher Vandale bekleidete.
Der Film entstand in den englischen Bray Studios in Windsor (Berkshire) sowie an Original-Schauplätzen in London´, darunter Hampstead Heath und das Old Royal Naval College in Greenwich. Für die Kameraarbeit war der Engländer Billy Williams zuständig, der seinen internationalen Durchbruch ebenso wie die Hauptdarstellerin von Sunday, Bloody Sunday, ein Jahr zuvor durch Liebende Frauen mit einer Oscar-Nominierung eingeleitet hatte. Als musikalisches Thema im Film taucht immer wieder Wolfgang Amadeus Mozarts Trio aus der Oper Così fan tutte auf, das in der Szene gespielt wird in der Fiordiligi und Dorabella ihren Liebhabern Ferrando und Gugliemo verabschieden, die vermeintlich in den Krieg ziehen. Das Musikstück wurde von Pilar Lorengar, Yvonne Minton und Barry McDaniel interpretiert.
Rezeption
Sunday, Bloody Sunday feierte seine Premiere am 1. Juli 1971 in London. In den USA startete der Film knapp zwei Monate später, am 8. September. Die Produktion mit dem Werbeslogan „It's about three decent people. They will break your heart.“ (dt.: „Er handelt von drei sittsamen Menschen. Sie werden Ihr Herz brechen“) versehen, wurde von der Kritik gefeiert und als herausragende Charakterstudie verstanden. Er galt als bahnbrechend und gewagt hinsichtlich seiner offenen und realistischen Darstellung homosexueller Liebe, u. a. wurde in dem Film einer der ersten Leinwandküsse eines gleichgeschlechtlichen Liebespaares präsentiert. Gelobt wurden die Schauspielleistungen der beiden Hauptdarsteller Peter Finch und Glenda Jackson, die sich als jüdischer Arzt bzw. geschiedene Büroangestellte zivilisiert und taktvoll, ohne große Emotionen, ihren gemeinsamen Liebhaber ziehen lassen müssen. Ebenfalls im Fokus standen die Inszenierung Schlesingers, der an den Erfolg seines vorangegangenen Films Asphalt-Cowboy anknüpfen konnte, sowie das Drehbuch Penelope Gilliatts.
Kritische Stimmen merken heutzutage an, dass der Film in die Jahre gekommen sei, dennoch feierte Sunday, Bloody Sunday über dreißig Jahre nach seinem Kinostart am 17. November 2002 auf dem tschechischen Brno Gay and Lesbian Film Festival bzw. am 8. April 2003 auf dem London Lesbian and Gay Film Festival seine Wiederveröffentlichung in Europa.
Kritiken
- „Die Darstellerleistungen sind makellos ... gerade richtig für Gilliatts Drehbuch und Schlesingers Regie. Sie sind in einem sehr realen und tristen London angesiedelt (meist in kalten Zwielichtern gesehen), und umgeben von Nebendarstellern, die in allen Maßen die Dimensionen der Charaktere ausfüllen. Ich denke 'Sunday Bloody Sunday' ist ein Meisterwerk, aber ich denke nicht, er handelt von dem, das jeder annimmt über ihn zu denken. Dies ist kein Film über den Verlust von Liebe, sondern über ihr Ausbleiben.“ (Roger Ebert, Chicago Sun-Times)
- „'Sunday, Bloody Sunday' ist Schlesingers ('Darling', 'Asphalt-Cowboy') klügster, am wenigsten sentimentaler Film, eine fast vollkommene Realisierung des Original-Drehbuches Penelope Gilliatts, dass, so denke ich, das beste Original-Drehbuch seit Éric Rohmers 'Claires Knie' ist.“ (Vincent Canby, New Work Times)
Anmerkungen
- Ursprünglich war der Schauspieler William Dexter für den Part des Daniel vorgesehen.
- Peter Finch gab später zu, dass ihm die leidenschaftlichen Liebesszenen mit Murray Head durchaus Schwierigkeiten bereitet hätten. Als Finch, selbst heterosexuell und insgesamt dreimal in seinem Leben verheiratet, von einem Journalisten gefragt wurde, wie er sich bei der berühmten Kußszene gefühlt habe, antwortet dieser: "Ich schloss die Augen und dachte an England."
- Der Hund, der im Film den Tod findet, war nach Jomo Kenyatta (1893-1978) benannt, dem ersten Ministerpräsident des unabhängigen Kenias.
- Murray Head, der für seine Darstellung als freiheitsliebender bisexueller Künstler gelobt wurde, konnte sich nach Sunday, Bloody Sunday nicht als ernstzunehmender Schauspieler etablieren, errang aber auf anderem Gebiet weltweiten Erfolg - 1984 feierte er als Star des Musicals Chess ein erfolgreiches Comeback. Der Song One Night in Bangkok aus dem Musical eroberte die Spitzenpositionen der internationalen Hitparaden
Auszeichnungen
Bei der Oscar-Verleihung im Jahr 1972 (offizielle Zählung 1971) war Sunday, Bloody Sunday für vier Academy Awards nominiert, darunter Regisseur John Schlesinger und die beiden Hauptdarsteller Peter Finch und Glenda Jackson. Während Schlesinger und Finch gegenüber William Friedkin und Gene Hackman (beide French Connection – Brennpunkt Brooklyn) das Nachsehen hatten, musste sich Jackson der US-Amerikanerin Jane Fonda (Klute) geschlagen geben. Im selben Jahr erhielt das Beziehungsdrama den Golden Globe als beste ausländische Produktion in englischer Sprache, sowie fünf BAFTA-Awards, u. a. in den Kategorien Bester Film, Regie, sowie Peter Finch und Glenda Jackson als beste Hauptdarsteller. Finch erhielt außerdem für sein Portrait des homosexuellen jüdischen Arztes den Preis der National Society of Film Critics. Penelope Gilliatts Filmskript wurde von der Writers Guild of America, der New Yorker Filmkritikervereinigung, der National Society of Film Critics, sowie der Writers' Guild of Great Britain prämiert
Oscar 1972
- nominiert in den Kategorien
- Beste Regie
- Bestes adaptiertes Drehbuch
- Bester Hauptdarsteller (Peter Finch)
- Beste Hauptdarstellerin (Glenda Jackson)
BAFTA-Award 1972
- Bester Film
- Beste Regie
- Bester Hauptdarsteller (Peter Finch)
- Beste Hauptdarstellerin (Glenda Jackson)
- Bester Schnitt
- nominiert in den Kategorien
- Bestes Drehbuch
- Beste Kamera
- Bester Soundtrack
- nominiert in den Kategorien
Golden Globe 1972
- Bester ausländischer Film in englischer Sprache
- nominiert in der Kategorie Bester Hauptdarsteller - Drama (Peter Finch)
Weitere
David di Donatello 1972
- Beste Regie für einen ausländischen Film
Directors Guild of America 1972
- nominiert in der Kategorie Beste Regie
Étoile de Cristal 1972
- Bester Darsteller (Peter Finch)
- Beste Darstellerin (Glenda Jackson)
National Society of Film Critics Awards 1972
- Bester Hauptdarsteller (Peter Finch)
- Bestes Drehbuch
New York Film Critics Circle Awards 1971
- Bestes Drehbuch
- Bestes Original-Drehbuch - Drama
Writers' Guild of Great Britain 1972
- Bestes britisches Original-Drehbuch
Literatur
Gilliatt, Penelope: Sunday bloody Sunday. New York : Viking Press, 1972. ISBN 0670683388 (engl. Ausgabe)
Weblinks
- Sunday, Bloody Sunday in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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