Dieudonné M'bala M'bala

Dieudonné M'bala M'bala
Dieudonné M’bala M’bala (2006)

Dieudonné M’bala M’bala, auch bekannt als „Dieudonné“, (* 11. Februar 1966 in Fontenay-aux-Roses) ist ein französischer Komiker, Schauspieler und politischer Aktivist bretonisch-kamerunischer Abstammung. Ursprünglich Gegner des Rassismus, steht er heute der rechtsextremen Front National nahe.[1] Er wurde mehrfach gerichtlich für judenfeindliche Äußerungen verurteilt. M’bala M’bala tritt seit 1997 regelmäßig an der Spitze von Rand- oder Splitterparteien bei Parlaments- und Europawahlen an, und hat sich 2002 und 2007 zweimal erfolglos als Präsidentschaftswahlkandidat versucht.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Persönliches

M’bala M’bala ist der Sohn einer Soziologin aus der Bretagne, die als Malerin unter dem Namen Josiane Grué ausstellt, und eines Buchhalters aus Kamerun, der bereits seit Jahrzehnten wieder dort lebt. M’bala M’bala ist verheiratet mit Noémie Montagne, die als seine Produzentin arbeitet[2] und hat mit dieser vier Kinder, Bonnie, Merlin, Plume und Noé.[3] Taufpate des dritten Kindes, Plume, ist der Vorsitzende des Front National, Jean-Marie Le Pen.[4]

Tätigkeit als Schauspieler

Unter dem Künstlernamen Dieudonné trat M’bala M’bala in den 1990er Jahren zusammen mit dem jüdischen Komiker und Schauspieler Élie Semoun auf Bühnen und im Fernsehen auf. Ab Mitte der 1990er Jahre war er meistens in Nebenrollen in verschiedenen französischen Filmkomödien zu sehen. Seinen erfolgreichsten Auftritt hatte er 2002 in dem Film Asterix & Obelix: Mission Kleopatra von Alain Chabat; sein bisher letzter Leinwandauftritt erfolgte 2004 in Casablanca Driver von Maurice Barthélémy, der an den Kinokassen floppte. 1997 löste sich das Bühnenduo „Élie et Dieudonné“ auf und jeder widmetet sich einer Solokarriere.

Erfolgreiche One-man-Shows von Dieudonné M’bala M’bala waren unter anderem „Pardon Judas“, (2000) „Le divorce de Patrick“ (2003), und „1905“ (2005). Weitere One-man-Shows waren „Mes Excuses“ (2004), „Dépôt de bilan“ (2006) und „J’ai fait l’con“ (2008), die sich allesamt als Angriffe auf politische und gesellschaftliche Gegner und Verteidigung der eigenen Standpunkte verstanden. Im Rahmen und im Umfeld dieser Inszenierungen getätigte, antizionistisch-antisemitische Äußerungen führten zu heftiger Polemik und zahlreichen gerichtlichen Klagen.[5]

M’bala M’balas Produktionsfirma fungierte zuerst unter dem Namen „Bonnie Productions“ und heute unter dem Namen „Les productions de la Plume“.

Théâtre de la Main d’Or

M’bala M’bala ist der Eigentümer das Théâtre de la Main d’or im Pariser Quartier de la Roquette, auf dessen Bühne er sowohl schauspielerisch als auch politisch auftritt und seine Freunde und Verbündeten wie die militant antisemitischeTribu Ka“ auftreten lässt.[6], [7] Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Präsidentschaftswahlen 2007 wurde das Theater von der Front national zur Kaderschulung benutzt, als Gegenleistung erhielt M’Bala M’Bala 60.000 Euro.[8]

Politische Aktivitäten

Anfänge

M’bala M’bala betätigte sich anfänglich im linken anti-rassistischen Spektrum. Bei den Parlamentswahlen in Frankreich 1997 trat er mit seiner Partei „Les Utopistes“ in Dreux gegen die Kandidatin des Front National, Marie-France Stirbois, an und erhielt 8% der Stimmen.[9] Verbal und in Demonstrationen setzte er sich daneben zunehmend für Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung (die sog. sans papiers) sowie für die Palästinenser ein.

2002–2006

Seit 2002 fiel Dieudonné M’bala M’bala durch diverse polemische Äußerungen auf: So bezeichnete er im Januar dieses Jahres in einem Interview für die Zeitschrift Lyon Capitale „die Juden“ als „eine Sekte, ein[en] Betrug, und zwar den schlimmsten von allen, weil es der erste war“ und erklärte, er ziehe „das Charisma Bin Ladens dem von Bush vor“ [10]. Es gelang ihm in der Folge nicht, seine Kandidatur bei der Französischen Präsidentschaftswahl 2002 aufrechtzuerhalten.[11] Am 1. Dezember 2003 trat er in einer Fernsehsendung live als orthodoxer Jude verkleidet auf, der den Hitlergruß macht und „Isra-Heil“ brüllt.[12] Am 16. Februar 2005 erklärte er im Laufe einer Pressekonferenz in Algier, der französische Zentralrat der Juden CRIF (Conseil représentatif des institutions juives de France) sei eine „Mafia“, die eine „totale Kontrolle über die französische Politik“ ausübe, nannte das Gedenken an den Holocaust „Gedächtnispornographie“ (pornographie mémorielle) und behauptete, die „Zionisten vom Centre national de la cinématographie“, hinderten ihn daran, einen Film über den Sklavenhandel zu drehen.[13] M’bala M’bala trat auch als angeblicher Sprecher der französischen Schwarzen auf, traf dabei aber, nach anfänglichen Sympathiebekundungen, unter anderem von der Schriftstellerin Calixthe Beyala, den Journalisten Antoine Garnier und Claudy Siar sowie von den Gründungsmitgliedern des Conseil représentatif des associations noires (CRAN), zunehmend auf deren Zurückweisung.[14] Bei der Europawahl 2004 war Dieudonné Kandidat der linksextremen Partei „Euro-Palestine“, verließ diese jedoch einige Monate nach der Wahl aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit deren jüdischen Leitern.[15]

In den Jahren 2005 und 2006 zeigte sich M’bala M’bala öfter in Gesellschaft der hochrangigen Front-National-Mitglieder Bruno Gollnisch[16] und Frédéric Châtillon[17], des Verschwörungstheoretikers Thierry Meyssan und des ehemaligen Marxisten und gegenwärtigen Rechtsradikalen Alain Soral, einem Vertrauten von Marine und Jean-Marie Le Pen.[18] Unter dem Einfluss von Sorals Schriften und Polemiken übernahm M’bala M’bala mit dem Gedankengut von Charles Maurras und Charles Péguy zunehmend deren militanten Antisemitismus französisch-nationalististischer Inspiration.[19] Im Mai 2006 gab er der rechtsextremistischen Zeitschrift Le Choc du Mois ein langes Interview.[20] Im demonstrativen Schulterschluss mit dem Islamismus marschierte er ferner am 11. Februar 2006 in Paris gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen und reiste Ende August 2006 mit Châtillon, Meyssan und Soral in den Libanon, um Abgeordnete und Kämpfer der Hisbollah zu treffen.[21] Einige Juden reagierte aggressiv auf diese Reihe von als endlos empfundene verbale und politische Angriffe. Am 2. März 2005 wurde M’bala M’bala von vier französischen Juden auf Martinique zusammengeschlagen. Die Angreifer erhielten einen Monat Haft. Im Mai 2006 prügelte er sich in Paris auf offener Straße mit zwei jüdischen Teenagern, von denen er einen mit Tränengas besprühte. M’bala M’bala behauptete, die beiden Jugendlichen hätten ihn zuerst angegriffen; beide Parteien reichten, im Nachhinein folgenlos, Klage ein.[22] In der internationale Presse wurde M’Bala M’Bala zunehmend als Extremist einer in Europa noch neuen Sorte wahrgenommen, die britische Tageszeitung The Independent nannte ihn „einen französischen Louis Farrakhan“.[23]

2007–2009

Diese ständig radikalisierten Positionen wollte M’bala M’bala schließlich politisch bei den Präsidentschaftswahlen 2007 vertreten, konnte seine Kandidatur aus logistischen Gründen jedoch nicht aufrechterhalten. Für seine Wahlkampfwebseite schrieben unter anderem der gerichtlich verurteilte Holocaustleugner Serge Thion unter dem Pseudonym „Serge Noith“ sowie die langjährige Sekretärin des Holocaustleugners Roger Garaudy, Maria Poumier. Nach Aufgabe seiner Kandidatur zeigte er sich mehrfach öffentlich in Gesellschaft von Jean-Marie Le Pen, rief jedoch offiziell zur Wahl vom Globalisierungsgegner José Bové auf, was sich dieser allerdings verbat.[24]

Am 26. Dezember 2008 verlieh Dieudonné dem Holocaustleugner Robert Faurisson bei einer Veranstaltung im Pariser Parc de la Villette einen „Preis für Unangepasstheit und Impertinenz“. Den Preis überreichte ein mit einer KZ-Uniform gekleideter Mitarbeiter Dieudonnés. Dies löste einen Skandal aus.[25]

Am 29. Januar 2009 feierte er in seinem Theater inmitten einer repräsentativen Versammlung von Holocaustleugnern, Rechtsradikalen und radikalislamischen Schiiten den 80. Geburtstag von Faurisson.[26]

Am Samstag den 21. März 2009 kündigte M’bala M’bala an, bei der Europawahl 2009 in der Île-de-France an der Spitze einer „antikommunitaristischen und antizionischen Partei“ antreten zu wollen. Mitglieder seiner Partei seien seine Freunde und Unterstützer Alain Soral, Thierry Meyssan und Kémi Séba, Gründer der Tribu Ka[27], sowie die Holocaustleugnerin und ehemalige Grüne Ginette Skandrani.[28] M'bala M'bala's Kandidatur wird durch den einflussreichen islamischen (Sunniten) Intellektuellen Tariq Ramadan unterstützt.[29]

Rechtskräftige Verurteilungen

  • Am 14. Juni 2006 wurde M’bala M’bala zu insgesamt 4500 Euro Strafe wegen Verleumdung verurteilt, nachdem er einen prominenten jüdischen Fernsehmoderator als „heimlichen Geldgeber der kindsmörderischen israelischen Armee“ bezeichnet hatte.[30]
  • Am 15. November 2007 wurde er nach Berufung zu 5000. Euro Strafe wegen Volksverhetzung verurteilt, weil er die Juden mit Sklavenhändlern gleichgestellt hatte.[31]
  • Am 26. Juni 2008 wurde er wegen seiner Bezeichnung des Holocausts als „Gedächtnispornographie“ in letzter Instanz zu 7000 Euro Geldstrafe verurteilt.[32]
  • Am 27. Februar 2009 erhielt er in Montréal eine Geldstrafe von 75.000 Kanadischen Dollar wegen diffamierender Äußerungen mit judenfeindlichen Untertönen gegen den Sänger und Schauspieler Patrick Bruel.[33]
  • Am 26. März 2009 wurde M’bala M’bala zu insgesamt 3000 Euro Strafe wegen Verleumdung verurteilt, nachdem er am 31. Mai 2005 eine jüdische Journalistin beschuldigt hatte, ihn aus „eliminatorischen Gründen“ als „neuen Adolf Hitler“ dargestellt zu haben.[34]

Einzelnachweise

  1. Dieudonné à la fête du FN, Libération, 20. November 2006
  2. Interdit de casino, « Dieudonné sera quand même là lundi, accompagné d'un huissier ! », La Voix du Nord, 18. März 2009
  3. http://www.imdb.com/name/nm0226386/bio
  4. Le Pen : "Oui, je suis le parrain de la fille de Dieudonné", Le Point, 17. Juli 2008
  5. Dieudonné : rappel des principaux faits entourant la polémique, Observatoire du communautarisme, 26. Februar 2005
  6. Les provocs de la Tribu KA, Le Nouvel Observateur, 08. Juni 2006
  7. Dieudonné réclame la grâce de Kémi Séba, Prochoix, 26. Februar 2007
  8. Le généreux coup de pouce de Le Pen à Dieudonné, Le Parisien, undatiert (nach 2007)
  9. Dieudonné - Bouffon de cour, voir.ca (nachgedruckt bei Vigile.net), 14. Juni 2007
  10. Dieudonné jugé raciste en cassation, L’Express, 25. Oktober 2007
  11. Et si Dieudonné n'avait jamais existé... desourcesure.com, 24. März 2009
  12. Dieudonné, la promo par le pire, 24 heures, 07 Januar 2009
  13. A Alger, l'humoriste qualifie la commémoration de la Shoah de "pornographie mémorielle", aidh.org, Februar 2005
  14. Stephen Smith, Géraldine Faes: Noir et Français!, Éditions du Panama, April 2006, ISBN 2755701064; Bernhard Schmid: Reise nach Beirut, Trend-online, 2005
  15. Dieudonné sur une pente très glissante, Euro-Palestine, 29. Oktober 2004
  16. Dieudonné et ses fans du FN amnistia.info, 21 December 2006
  17. Châtillon, Le GUD des autres, Bakchich.info, 13. November 2006
  18. Dieudonné, le comique tripier; Alain Soral: Le sous-Marine du Front National, Amnistia.net, 28. Februar 2005 & 4. Dezember 2006
  19. Laugh Riots, The New Yorker, 19. November 2007
  20. Le Choc du mois, Ausgabe von Mai 2006
  21. Châtillon, Le GUD des autres, Bakchich.info, 13. November 2006
  22. Dieudonné agressé en Martinique
  23. Heard the one about the black racist comedian?, The Independent, 22. März 2006
  24. Dieudonné soutient Bové, qui le récuse, L’Express, 16. Januar 2007
  25. Dieudonné/Faurisson : le parquet de Paris ouvre une enquête préliminaire, Le Nouvel Observateur, 31. Dezember 2008
  26. Les étranges amitiés de Dieudonné, Le Monde, 24. Februar 2009
  27. Dieudonné candidat aux élections européennes, Le Figaro, 22. März 2009
  28. Dieudonné, candidat "antisioniste" aux européennes, Le Monde, 23. März 2009
  29. Au Bourget, Tariq Ramadan a apporté sa caution à Soral et à Dieudonné, Rue89, 20. April 2009
  30. Dieudonné renonce à faire appel de sa condamnation pour diffamation envers Arthur, La Dépêche du Midi, 19. September 2007
  31. Dieudonné condamné pour propos antisémites, Le Figaro, undatiert
  32. Dieudonné, star de la semaine judiciaire, Le Figaro, 26. Juni 2008
  33. Dieudonné condamné au Québec à payer 75.000 dollars à Patrick Bruel, Agence France Presse, 28. Februar 2009
  34. Dieudonné condamné pour diffamation, Le Parisien, 26. März 2009

Literatur

Bücher
  • Anne-Sophie Mercier, La vérité sur Dieudonné, Plon, 2005
  • Olivier Mukuna, Dieudonné. Entretien à cœur ouvert, Éditions EPO, 2004
Artikel
  • Jürg Altwegg, Die große Show der Auschwitz-Lügner als Duett eines Komikers mit dem Geschichtsfälscher Robert Faurisson, Frankfurter Allgemeine Zeitung 6. Januar 2009, S. 36
  • Agathe André, Mon réveillon chez les Faurissons. Charlie Hebdo n° 864, S. 2, 7. Januar 2009

Weblinks


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