Diktynna

Diktynna

Britomartis war eine Figur der griechischen Mythologie. Manchmal wurde sie auch Diktynna oder Aphaia genannt. Ihr Name bedeutet auf Griechisch "gnadenreiche Jungfrau".

Nach der Mythologie war sie eine Nymphe auf der Insel Kreta. Sie war eine Tochter von Zeus und Karme, einer Tochter von Euboulos. Der König Minos stellte ihr nach, aber sie floh vor ihm und warf sich schließlich ins Meer. Artemis half ihr und machte sie zu einer Göttin unter dem Namen Diktynna ("die Gefangene mit dem Netz"). Diktynna diente Artemis und schützte Gebirge, Küsten, Netze und Häfen. Nach einer anderen Überlieferung floh sie auf die Insel Aigina und wurde dort als die Göttin Aphaia angebetet.

In der minoischen Kunst auf Münzen, und auf Siegeln und Ringen im alteren Griechenland wurde Britomartis mit Ungeheuern dargestellt. Sie trug eine Zweihandaxt und wurde von wilden Tieren begleitet.

Die meisten Gelehrten denken, dass Britomartis eigentlich eine minoische Gottheit war, und die Trennung der zwei Figuren Aphaia in Aigina bzw. Diktynna in Westkreta später geschah.

Als Diktynna brachte man sie mit dem Berg Dikte in Zusammenhang, wo dem Mythos nach Zeus geboren worden war. Obwohl ihre Tempel in Athene und Sparta standen, war sie zuerst eine lokale Gottheit, die nur in Westkreta bedeutend war, zum Beispiel in Lisos oder im westlichen Kydonia. Nach der Mythologie wurden ihre Tempel von teuflischen Hunden geschützt, die stärker waren als Bären.

Als Aphaia wurde sie in der mykenischen Zeit auf der Insel Aigina angebetet. In Aigina wurde ein Tempel später der Athena Aphaia gewidmet. Es stand auch ein anderer ihrer Tempel in einem Vorort von Athen.

Literarische Adaption

Als Britomart ist sie eine Figur in Edmund Spensers Versepos The Faerie Queene. Dort ist sie eine jungfräuliche Ritterin, die die Keuschheit symbolisiert. Sie stellt auch militärische Macht als Tugend Englands dar: Ihr Name kann als Wortspiel, als Zusammensetzung von Brit(ain), Britannien, und Mars, dem römischen Kriegsgott, verstanden werden. Spenser widmet ihr in seinem Versepos ein ganzes Buch. Zu der weit gespannten Geschichte, in die er sie verwickelt, gehören auch immer wieder kompromittierende homoerotische Situationen, in die die Heldin gerät.

Einige Kritiker, zum Beispiel Northrop Fry, sehen sie als Symbol für die damalige englische Königin Elisabeth I., insbesondere als Symbol ihres Charakter als mächtige und starke Frau.

Auch die Kunsthistorikerin Camille Paglia teilt diesen Standpunkt. In Ihrem Essay The Faerie Queene - Spenser und Apollon nennt sie Spensers literarisches Geschöpf eine der sexuell komplexesten Frauengestalten in der Literatur ... ein blendender apollinischer Androgyn mit der Figur eines Knaben. Aber sie, die eine männliche Hauptperson nach der anderen verhaut ... entsagt dem Athletischen und Kämpferischen zugunsten der Mutterschaft. Diese Idealisierung von starken, freien Frauengestalten sei typisch für die englische Renaissance, während beispielsweise in der italienischen Renaissance die Frauen in der Kunst eine untergeordnete, ausdrucklose Rolle zu spielen hatten.

Literatur

  • Otto Jessen: Diktynna In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft.
  • Camille Paglia: The Faerie Queene - Spenser und Apollon, in: Die Masken der Sexualität. dtv, München 1995 ISBN 3-423-30454-5

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