- Diluvianismus
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Der Neptunismus (oder Diluvianismus) ist eine veraltete geologische Anschauung, wonach alle Gesteine Sedimentgesteine sind, das heißt sich aus Wasser der Ozeane abgelagert haben.
Der Neptunismus steht im Gegensatz zur Lehre des Plutonismus (auch: Vulkanismus) und wurde von Abraham Gottlob Werner (1749–1814) nach Untersuchungen am Scheibenberg (1787/88) entwickelt. Der Theorie liegt eine Einteilung der Gesteinsgruppen in vier Hauptarten zugrunde. Die Klassifikation beinhaltet folgende Grundeinheiten:
- die uranfängliche Gebirgsart, dazu zählen: Granit, Gneis, Glimmerschiefer, Tonschiefer, Porphyr, Quarz (die heutige Bezeichnung ist Quarzit), Serpentinit und bis 1788 der Basalt
- die Flöz-Gebirgsart, (Flözkalk, Sandstein, Grauwacke, Kreide, Steinsalz, Gips und ab 1788 Basalt)
- die vulkanische Gebirgsart (Bimsstein, Tuffstein, vulkanische Asche und Lava)
- und die aufgeschwemmte Gebirgsart (Seife, Raseneisenstein).
Dabei sind fließende Übergänge von der einen zu der anderen Gesteinsgruppe möglich.
Die Bezeichnung „uranfänglich“ besagt, dass diese Gesteine die frühesten und ursprünglichsten Bildungen auf dem Erdkörper darstellen. Aus einem Urozean mit stetig sinkendem Meeresspiegel kristallisieren diese Urgebirge durch chemische Ausfällungen zuerst aus. Seither sind sie der Erosion durch Wind und Oberflächenwasser ausgesetzt, wodurch sich ihre vertikale Mächtigkeit verringert. Die „übrigen 3 Hauptarten" werden nacheinander im Vorland abgelagert und können teilweise fast ganz aus dem aufgearbeiteten Material der ersten Einheit bestehen. Sie sind somit den „uranfänglichen“ zeitlich nachgestellt. Das heißt sie sind geologisch gesehen jünger. Durch die weiter anhaltende Regression des Meeres, sind auch diese Gesteine heute auf dem Festland aufgeschlossen und unterliegen ihrerseits der Erosion. Als Auslöser und Antrieb dieses fortwährenden Meeresspiegelrückgangs werden hauptsächlich Verdunstungsprozesse angesehen. Ein ungelöstes Problem des Neptunismus stellte die Genese der vulkanischen Gebirgsarten dar. So vermutete Werner, der Vulkanismus werde durch unterirdische Kohlebrände hervorgerufen. Diesen Erscheinungen wurde aber nur eine lokale Bedeutung zugemessen.
Diese Hypothese wurde Anfang des 19. Jahrhunderts insbesondere von Alexander von Humboldt zurückgedrängt. Humboldt hatte während seiner Südamerika-Expedition zahlreiche geognostische Daten zusammengetragen, die dem Neptunismus widersprachen. Allerdings hielt er bis ans Ende seiner Reise an der neptunistischen Interpretation seines Lehrers Werner fest. Erst 1826 bekannte sich Humboldt im Vortrag „Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiednen Erdstrichen“ öffentlich zur konkurrierenden Theorie des Plutonismus. Humboldt konnte etwa nachweisen, dass zum Beispiel Porphyr und Basalt vulkanischen Ursprungs und damit Vulkangestein sind.
Die Anhänger des Neptunismus heißen Neptunisten. Dazu gehörten unter anderem Johan Gottschalk Wallerius, Torben Olof Bergman, Novalis oder Johann Wolfgang von Goethe.
Für das 18. Jahrhundert stellten die beiden gegensätzlichen Lehren jeweils Metaphern für die Revolution (Plutonismus) und die konservative Idee (Neptunismus) dar.
Siehe auch
Literatur
- Abraham Gottlieb Werner: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Walther, 28 S., Dresden 1787
Weblinks
- Abraham Gottlieb Werner: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Digitalisierte Ausgabe, TU Bergakademie Freiberg
- Helge Martens: Goethe und der Basaltstreit: C. Die Neptunisten. 11. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 13. Juni 1995
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