Dipl.-Geront.

Dipl.-Geront.
Die Effekte des Alterns auf das menschliche Gesicht

Gerontologie (gr. γέρων géron „Greis“, λόγος lógos „Lehre“), in Deutschland auch Alters- und Alternswissenschaft, ist die Wissenschaft vom Altern des Menschen. Sie untersucht die mit dem Älterwerden und Altsein verbundenen Phänomene, Probleme und Ressourcen interdisziplinär und bezieht ihre Quellen aus verschiedenen Natur-, Human-, Sozial- und Geisteswissenschaften.

Die Definition, die Paul B. Baltes und Margret Maria Baltes (1992, S. 8) geben lautet: „Gerontologie beschäftigt sich mit der Beschreibung, Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen, sozialen, historischen und kulturellen Aspekten des Alterns und Alters, einschliesslich der Analyse von alternsrelevanten und alternskonstituierenden Umwelten und sozialen Umwelten.“

Vor allem die aktuellen Probleme alter Menschen und der Sozialpolitik prägten die Forschungsfragen der Gerontologie. Sie wird in der Regel methodisch interdisziplinär verfolgt, da das Altern ein natürlicher Prozess mit vielfältigen Auswirkungen ist. In Österreich ist Gerontologie Bestandteil der Berufsausbildung in einigen Pflegeberufen; in Deutschland z. B. in der Altenpflege-Ausbildung ein dreistündiges Pflichtfach.

Mit dem derzeitigen überproportionalen Zunehmen des Anteils von Menschen über 50, 60 Jahre und älter sowohl in Europa als auch weltweit muss sich Gerontologie nicht mehr nur mit medizinischen oder sozialpolitischen sondern auch mit völlig neuen soziologischen Aspekten beschäftigen [1].

Altes Paar aus Portugal

Inhaltsverzeichnis

Disziplinen

Sie umfasst unter anderem folgende Disziplinen:

  • Ambient Assisted Living - AAL: Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben
  • Altenhilfe – Unterstützung älterer Menschen durch Institutionen
  • Alterssoziologie oder Gerontosoziologie – Erforschung soziologischer Aspekte
  • Biogerontologie – Erforschung der biologischen Ursachen
  • Demographie – Bevölkerungsentwicklung
  • Geriatrie – Forschung, Diagnose, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten im Alter
  • Gerontopsychiatrie – Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen im Alter
  • Gerontopsychologie – Erforschung der psychologischen Aspekte
  • Gerontopsychotherapie – Seelische Unterstützung im Alter, siehe vorerst unter Psychotherapie
  • Seniorenmanagement – Organisation des Alltags älterer Menschen
  • Soziale Gerontologie – Erforschung der sozialen Aspekte
  • Praktische Theologie - Theologische Deutung des Alterns

Trends

Es ist eine verstärkte Zuwendung zu pragmatischen Fragestellungen zu beobachten. Auch Disziplinen der Volkswirtschaftslehre bedienen etwa die Frage nach einer optimalen Ausgestaltung des Rentensystems. Wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse werden aufgrund der steigenden Managementorientierung des Bereiches in Zukunft zunehmen.

Die Deutsche Bundesregierung hat bislang fünf Altenberichte veröffentlicht, welche die Situation alter Menschen untersuchen (1991 – 2005).

Aufgaben der Gerontologie

Studien- und Fortbildungsmöglichkeiten

Im Zuge des Bologna-Prozesses wurden die alten Diplomstudiengänge (Diplom-Gerontologie, Diplom-Psychogerontologie) weitestgehend in Bachelor- und Masterstudiengänge umgewandelt. Aktuell besteht in Deutschland im Bereich der Gerontologie folgendes Studienangebot:

Hochschulen

Fachhochschulen


In der Schweiz bietet unter anderen die SAG-Schule für Angewandte Gerontologie verschiedene Lehrgänge zu gerontologischen Themen an, darunter ein Nachdiplomstudium Gerontologie.

Wissenschaftliche Fachgesellschaften auf dem Gebiet der Gerontologie (D-A-CH)

  • Dachverband der Gerontologischen und Geriatrischen Wissenschaftlichen Gesellschaften Deutschlands e.V. (DVGG; der Dachverband umfasst ca. 3.500 Mitglieder aus)
    • Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
    • Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP)
    • Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGZPW)
    • Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ)
    • Deutsche AlternsWissenschaftliche Gesellschaft Vechta (DAWG)
    • in Kooperation mit
      • Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG)
      • Schweizerische Gesellschaft für Gerontologie (SGG•SSG)
  • Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG)
  • Deutsche Gesellschaft für Alternsforschung (DGfA)
  • Arbeitsgemeinschaft f. Neuropsychopharmakologie u. Pharmakopsychiatrie (AGNP)
  • Arbeitskreis für Gerostomatologie e.V. (AKG)
  • Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für Angewandte Gerontologie e.V. (IAAG)
  • Forschungsgesellschaft für Gerontologie (FFG)
  • Arbeitsgemeinschaft Geriatrie Bayern e.V.
  • Geriatrie-Förderverein Mittelfranken e.V.
  • Ärztliche Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Geriatrie in Bayern e.V. (AFGiB)
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. (DGHO)
  • Arbeitskreis Geriatrische Onkologie der DGHO
  • Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPS)
  • Sektion Alter(n) und Gesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Zentrum Altern und Gesellschaft (ZAG)

Kooperierende Verbände sind:

  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Klinisch-Geriatrischen Einrichtungen (BAG) e.V.
  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) e.V.
  • Deutscher Verband für Physiotherapie - Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten (ZVK) e.V.

Einzelnachweise

  1. Frank Schirrmacher: Das Methusalem-Komplott. Heyne 2005, ISBN 3-453-60009-6

Literatur

  • Backes, Gertrud M.; Clemens, Wolfgang: Lebensphase Alter. Juventa, Weinheim 2003
  • Baltes, Paul B.; Baltes, Margret M.: Gerontologie: Begriff, Herausforderung und Brennpunkte, in: Paul B.Baltes, Jürgen Mittelstrass (Hrsg.) Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung, Berlin, Walter de Gruyter, Berlin 1992: 1-34.
  • Vern L. Bengston, K. Warner Schaie (Hrsg.): Handbook of Theories of Aging. New York 1999. (engl.)
  • Christian Carls: Das Neue Altersbild. Münster: Lit-Verlag 1996
  • Birgit Jansen, Fred Karl, Hartmut Radebold, Reinhard Schmitz-Scherzer: Soziale Gerontologie. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1999, ISBN 3-407-55825-2
  • Andreas Kruse, Mike Martin (Hrsg): Enzyklopädie der Gerontologie. Hans Huber,Bern 2004, ISBN 3-456-83108-0
  • Mann, Bernhard: Altern und Gesellschaft - zwischen Handlungskompetenz und "Ageism". In: Soziologische Revue. Heft 2. April 2002. S. 133–149 ISSN 0343-4109
  • Mayer, K. U., & Baltes, P. B. (Hrsg. 1996, 2nd ed. 1999: Die Berliner Altersstudie. Berlin: Akademie Verlag. ISBN 3-05-002574-3
  • Carola Otterstedt (2005): Der verbale Dialog. Für Begleiter von Schwerkranken, Schlaganfall-, Komapatienten und Demenzbetroffenen. Verlag modernes lernen, Dortmund.
  • Carola Otterstedt (2005): Der nonverbale Dialog. Für Begleiter von Schwerkranken, Schlaganfall-, Komapatienten und Demenzbetroffenen. Verlag modernes lernen, Dortmund.
  • Rosenmayr, Leopold: Die späte Freiheit. Das Alter - ein Stück bewußt gelebten Lebens. Severin und Siedler. Berlin 1983, ISBN 3-88680-046-6
  • Rosenmayr, Leopold: Die Kräfte des Alters. Edition Atelier. Wien 1999, ISBN 3-900379-44-0
  • Schmitz-Scherzer, Reinhard: Alter und Freizeit. Wissenschaft+Praxis. Kohlhammer. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1975, ISBN 3-17-002281-4
  • Ursula Staudinger, Heinz Häfner (Hrsg.): Was ist Alter(n)? Springer, Heidelberg, 2008. 248 Seiten. ISBN 3-540-76710-X
  • Hans-Werner Wahl, Vera Heyl: Gerontologie – Einführung und Geschichte. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2004
  • Martina Blasberg-Kuhnke, Andreas Wittrahm (Hrsg.), Altern in Freiheit und Würde, Handbuch christliche Altenarbeit, Kösel, München2007, ISBN 978-3-466-36741-2.
Fachzeitschriften
  • Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie via Springer-Link.
  • Neurologie u. Rehabilitation. Die Zeitschrift für Neurologische Rehabilitation. Hippocampus Verlag.
Hoch- und Höchstaltrigkeit
  • Luczak Hania: Alt werden in Japan. Die Abkehr vom Egoismus. Japan: Die Insel der glücklichen Alten. In: GEO Magazin 12/05.
  • Shino Nemoto, Toren Finkel: Das Wunder der über 120-Jährigen. Spektrum der Wissenschaft, November 2004, S. 70 – 75, ISSN 0170-2971
Antiaging, Versuche der Vorbeugung
  • Christoph M. Bamberger: Besser leben – länger leben, Droemer Knaur 2006. 224 Seiten. ISBN 3-426-64280-8.
Literarische Beiträge
  • Petra Bruns, Werner Bruns, Rainer Böhme: Die Altersrevolution - Wie werden wir in Zukunft alt? Aufbau-Verlag, Berlin 2007,ISBN 3-351-02644-7.
  • Silvia Bovenschen: Älter werden. Notizen. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-10-003512-7. Rezension von Gisa Funck im Deutschlandradio
  • Astrid Nourney: Zu alt? Abgelehnt! Berichte aus Deutschland über das Älterwerden, 220 S., Viola Falkenberg Verlag, 2006, ISBN 3-937822-53-4.
  • Myron Hurna: Das Alter. Philosophie einer Lebensphase. 170 S., Sonnenberg Verlag 2008, ISBN 978-3-933264-48-0.

Weblinks

Deutschland:

Schweiz:

Österreich:


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