Divi-Blasii-Kirche

Divi-Blasii-Kirche
Ansicht der Divi-Blasii-Kirche von Osten
Maßwerkrosette am Nordquerhaus
Detail Südturmsockel

Die Divi-Blasii-Kirche ist eine dreischiffige, kreuzförmige Hallenkirche am Untermarkt von Mühlhausen/Thüringen. Die aufwändig mit Maßwerk, Fialen und einem Radfenster gestaltete Schaufassade an der Nordseite liegt an einem alten Handelsweg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Deutsche Orden begann den Bau dieser gotischen Kirche um 1276. Vorgängerbauten gehen auf das frühe 12. Jahrhundert zurück. Im Nordquerhaus befindet sich eine Maßwerkrose, die etwas kleiner als die von Notre-Dame in Paris ist. Unter der Maßwerkrose befindet sich an der Nordaußenseite ein Wimpergportal. Maßwerkrose, Wimpergportal und Chorpolygon - hier besonders das niedrige Sockelgeschoß, die hohen Fenster und die Dachgiebel - lassen deutlich Einflüsse nordfranzösicher Kathedralbauten erkennen. Das Langhaus und das ca 1276/82 erbaute Chorpolygon bilden ein Kreuzrippengewölbe. Zwei Schlußsteine im Chor zieren Adler und Löwe, beide Zeichen der Tugenden Christi. Die Chorfenster stammen aus der Zeit von 1310/30 und stellen Johannes den Täufer und den heiligen Blasius dar. An den Chorwänden befinden sich Grabplatten von geistlichen Würdenträgern.

Auf der Westseite stehen zwei sechseckige, 42 m hohe Steintürme, die von einem Vorgängerbau aus der Zeit um 1245/65 stammen. Den Turmsockel prägen romanische Stilelemente. Im Südwesturm befindet sich eine Glocke aus dem Jahre 1281. Der Zugang zur Kirche erfolgt heute über den Westeingang. Über dem Westportal befindet sich ein Tympanon, das die Kreuzigung Christi darstellt.

Im Kircheninneren befindet sich ein achteckiger Taufstein aus dem Jahre 1596, ein Lutherstandbild aus dem Jahre 1903 und eine spätgotische Kanzel. Etwa zwischen 1543-48 wurden die Wandelaltäre im Innenraum während des Bildersturms zerstört. Der Hochaltar im Chorpolygon blieb größtenteils erhalten und zeigt das Marienleben und Heiligendarstellungen. Chor und Vierung trennt ein geschmiedetes Gitter aus der Barockzeit von ca 1640. Der Chor beherbergt u.a. auch ein Bildnis des früheren Mühlhäuser Superintendenten und Kirchenlieddichters Ludwig Helmbold.

1556 überließ der Deutsche Orden die Kirche einer evangelisch-lutherischen Gemeinde. Ab ca 1600 wird die lateinische Bezeichnung sanctus Blasius durch divus Blasius ersetzt.

Mit Einführung der preußischen Unionsagende von 1817 wurde sie Teil der preußischen Unionskirchen (EUK). Sie ist seit der Säkularisierung der Marienkirche die zentrale Kirche des evangelischen Kirchspiels Mühlhausen und Veranstaltungsort für Konzerte und Kunstausstellungen.

Chorraum der Blasiikirche

Die gotischen Bogenfenster der Divi-Blasii-Kirche sollen dem aus Mühlhausen stammenden und in die USA ausgewanderten Architekten Johann August Röbling (John August Roebling) bei der Gestaltung der Türme der Brooklyn Bridge zwischen den New Yorker Stadtteilen Manhattan und Brooklyn als Vorbild gedient haben.[1]

Orgel

Auf der westseitigen Empore befindet sich die 1959 eingeweihte Schuke-Orgel, die die Orgeldisposition Bachs umsetzt. Der Arzt und Bach-Kenner Albert Schweitzer wirkte am Konzept dieser Orgel mit. Die Bachorgel hat 3 Manuale und 42 Register.

Johann Sebastian Bach war 1707/08 Organist an der Divi-Blasii-Kirche. Am Tag des hl. Blasius, dem 3. Februar, fand alljährlich die Ratswahl statt. Am Folgetag wurde in einem Festgottesdienst der Segen für den neuen Rat erbeten. Für diesen Anlass entstand Bachs Kantate Gott ist mein König und wurde am 4. Februar 1708 in Divi Blasii uraufgeführt.


Einzelnachweise

  1. Rainer Nolden (2008): Das achte Weltwunder. epoc 3: 12-19

Literatur

  • Bernd Wedemeyer: Die Blasiuskirche in Mühlhausen und die thüringische Sakralbaukunst zwischen 1270 und 1350, 2 Bände, Berlin 1997.

Weblinks

51.20715277777810.4582638888897Koordinaten: 51° 12′ 26″ N, 10° 27′ 30″ O


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