- Djembe
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Die Djembé (Pl.: Djembés) ist eine kelchförmige, meist mit geschorenem Ziegenfell bespannte Trommel aus Westafrika, deren Korpus aus einem ausgehöhlten Baumstamm besteht.
Eine Djembé ist üblicherweise ca. 60 cm hoch, ihr Fell hat einen Durchmesser von ca. 30 cm. Die Djembé wird nur mit den bloßen Händen angeschlagen und zeichnet sich durch ein umfangreiches Klangspektrum aus. Sie wird sowohl als Solo- als auch als Ensembleinstrument eingesetzt. Die typische Besetzung eines Ensembles besteht aus ein bis zwei Begleit-Djembés, einer Solo-Djembé und ein bis drei Basstrommeln.
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung
Der Name der Trommel und seine Aussprache kann je nach Region variieren. Bekannt sind neben der Form Djembé (sprich: Dschembee) auch Jenbe (Mali), Jembe (englisch), Yembe, Dyembe (Guinea), Djimbi oder Djimbe (Westafrika). Aber auch ganz andere Begriffe wie z.B. Tamtam (Senegal) oder Sanbanyi (Susu) sind gebräuchlich. Auch eine einheitliche Benennung der Rhythmen und der Schlagtechniken des Djembéspiels ist deshalb schwierig, weil Französisch und verschiedene afrikanische Sprachen und Dialekte für die gleichen Dinge benutzt werden.
Das Wort "djembé" ist lediglich der französische Versuch, ein Wort einer afrikanischen Sprache (malinke (dt.), malinké (fr.), maninkakan (mal.)) in der eigenen Sprache wiederzugeben. Das deutsche "Djembe" ist dann die Übernahme eines französischen Begriffs. Die Malinke in Guinea (die mit den Bambara vermutlich am längsten auf diesem Instrument spielen) sagen "dyenbe" (gespr. "dyèmbe" oder "gèmbe"), die Fulbe (fr.: Pheul, engl. Fulani, ful: Pulaar) sagen in Abwandlung des Malinkewortes "dyimbe", die Susu "sanbanyi" (s.o.). Die malische Schreibweise mit "j" statt "dy" hat vermutlich nichts mit der Aussprache, sondern mit der Arbeitsweise englischer Sprachwissenschaftler im Vergleich zu französischen zu tun.
Verbreitungsgeschichte
Die Djembé stammt von den Schmieden (Numuns) der Volksgruppe der Malinke in Westafrika, im heutigen Staatsgebiet von Guinea, Mali, Burkina Faso und der Elfenbeinküste. Mit Hilfe ihrer Metallwerkzeuge konnten sie Baumstämme aushöhlen und daraus Trommelkörper schnitzen. Die Form war dem afrikanischen Mörser nachempfunden, hat sich aber mit der Zeit verfeinert. Die Malinke verwendeten ein in ihrem Siedlungsgebiet wachsendes Hartholz, das sich durch seine besondere Festigkeit für die hohe Zugkraft der Trommelbespannung eignete. Auch heute noch zeichnen sich gute Trommeln durch dieses besondere Holz aus. Die ersten Djembés erreichten die westliche Welt in Paris zwischen 1940-1960 durch Filme und die Tourneen des Les Ballets Africains mit dem jungen Papa Ladji Camara, geleitet von Fodeba Keita aus Guinea. Die darauf folgenden Adaptionen diverser Companien lebten vor allem vom Reiz der westafrikanischen Djembéklänge So wurde die Djembé immer beliebter und findet mittlerweile Verwendung in Ensembles auf der ganzen Welt.
Aufbau
Die durchschnittliche Djembé ist ca. 60 cm hoch und hat einen Felldurchmesser von ca. 30 cm. Die Wandstärke des Korpus beträgt an der Öffnung ca. 25 mm, am oberen Rand unterhalb des Fells ca. 20 mm. Ihr Körper wird per Hand nahtlos aus einem Stamm gefertigt, so dass jede Trommel ein Unikat ist. Die spezielle Form der Djembé wirkt als Helmholtz-Resonator, wodurch sie ihre tiefen Bässe erhält. Viele Spieler befestigen an ihrem Instrument Rasselbleche, „Kessing“ genannt, die beim Trommeln einen metallisch klappernden Effekt (snare) erzeugen. Das Fell besteht heute meist aus dünnem geschorenem Ziegenfell, früher wurde statt dessen Antilopenfell benutzt. Dieses Fell wird durch ein Ring- und Schnursystem gespannt. Dieses besteht aus drei mit Stoff umwickelten Metallringen und einer ca. 4-5 mm dicken vorgereckten Polyesterschnur (früher afrikanische Schnur aus Naturmaterialien). Der Abstand zwischen den Knoten beträgt unten ca. 2 cm, oben ca 3-4 cm. Die Spannung des Fells und damit der Klang der Trommel hängt von der Spannung der Schnürung, der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Die Djembé wird mit einem speziellen Spannknoten gestimmt, der nach einem einfachen Muster geknüpft wird und die Djembé spiralförmig umläuft. Dabei werden immer zwei nebeneinanderliegende Längsschnüre mit dem Spannseil zusammengezogen und bilden sich immer wieder überkreuzende Maschen.
Spieltechnik
Es gibt drei Möglichkeiten, das Instrument zu spielen: Auf einem Stuhl sitzend, stehend oder auf der Djembé selbst sitzend. Der Solist spielt meist im Stehen, um den Tänzerinnen und Tänzern folgen und direkt auf den Tanzverlauf einwirken zu können. Dabei hängt er die Trommel mit Hilfe eines Bandes oder Tuches um Hals und Oberkörper. Im Sitzen kippt man die Trommel leicht nach vorn, hält sie zwischen den Beinen oder fixiert sie mit einem Band oder Tuch um die Hüfte. In der dritten Haltung liegt das Instrument auf dem Boden und der Musiker sitzt auf dem Korpus.Die Haltung beim Spielen ist stets aufrecht und entspannt, so dass die Arme genug Kraft und Geschwindigkeit entwickeln können. Gespielt werden die Schläge aus den Armen heraus. Die Schläge werden dabei in der Regel abwechselnd mit Rechts und Links gespielt. Die Schläge werden fließend miteinander verbunden, so dass eine Art Tanz der Arme entsteht. Angeschlagen wird die Djembé mit den bloßen Händen. Handspannung und der Anschlagpunkt entscheiden über den Klang. Dabei sollte das Trommelfell eine parallele Fläche zum Unterarm bilden, wenn man die Hand flach auf die Mitte des Fells legt.
Klang
Der Klang der Djembé wird meist in drei Grundschläge aufgeteilt: den tiefen Bassschlag (bass) in der Mitte der Trommel, den offenen Schlag am Rand des Fells (open/tone) und den peitschenartig geschlagenen Slap. Das Klangspektrum der Djembé ist jedoch sehr viel differenzierter – gute Spieltechnik ermöglicht viele feine Nuancen wie leichtes Tippen (taps) mit den Fingerspitzen, Triller mit Zeige- oder Mittelfingern und Doppelschläge (flaps/flams), bei denen beide Hände unmittelbar nacheinander fast gleichzeitig aufkommen. Ein Begleitmusiker soll mit deutlich voneinander abgegrenzten Klängen eine klare rhythmische Struktur schaffen. Der Solist hingegen bewegt sich fließend von einem Klang zum anderen und benutzt diverse Variationen und Solofiguren, um den Tänzern musikalisch zu folgen oder ihnen neue Wendungen vorzugeben. Eine Djembé kann dann als „Solo-Djembé“ bezeichnet werden, wenn sie sich aufgrund ihrer Klangqualitäten klar hörbar vom Spiel des Ensembles abhebt. Das Fell der Solo-Djembé ist meist sehr hoch gespannt.
Ausbildung
Während für die meisten Europäer das Djembéspiel ein Hobby bleibt, ist ein traditioneller afrikanischer Trommler Berufsmusiker, der eine große Anzahl von Rhythmen und Tänzen kennt und sein Instrument perfekt beherrscht. Trommelschüler durchlaufen eine jahrelange Ausbildung. Da viele Stämme ursprünglich keine Laut- oder Notenschrift haben, werden die Rhythmen und Techniken nicht aufgeschrieben, sondern mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Rhythmen lernt man unter anderem durch Nachahmung oder durch Nachsprechen der Silbenfolgen. So werden zum Beispiel oft Bassschläge mit „u“ (bum/dum), offenen Schläge mit „i“ (bi/di) und Slaps mit „a“ (ba/da) wiedergegeben.
Rhythmen und Stil
Die Djembémusik ist eine komplexe Verbindung mehrerer Einzelstimmen, die erst gemeinsam den eigentlichen Rhythmus ergeben. Jeder Rhythmus erhält seinen Charakter durch die Melodie, welche durch das Zusammenspiel der drei Basstrommeln (Dunduns) entsteht. Diese Basstrommeln heißen Dundun (tief), Sangbang (mittel) und Kenkeni (hoch). Meistens befindet sich auf jeder Basstrommel eine eiserne Glocke namens Kenken. In traditionellen Ensembles kommt es auch vor, dass nur auf der Sangbang eine Glocke befestigt ist. Die Dunduns sind wie die Djembé aus einem Holzstamm gefertigt, werden aber einseitig mit Stöcken gespielt und sind auf beiden Seiten mit dem etwas dickeren Kuhfell bezogen. Auch sie werden durch ein Schnursystem gespannt. Traditionell werden die Dunduns von 3 Musikern gespielt. Oftmals hat die Sangbang eine führende Funktion und gibt beispielsweise Signale für den Wechsel der Tanzfiguren. Die Melodie der Dunduns ist der Herzschlag des Rhythmus, Dundun und Sangbang werden aber teils auch solistisch aktiv. Je nach Anlass werden die Basstrommeln beim Spielen getragen oder auf Holzkreuzen abgestellt. Bei manchen Tänzen symbolisieren die hohe Kenkeni und die mittlere Sangbang die weiblichen und die tiefe Dundun die männlichen Tanzfiguren. Identische, auf der Djembé gespielte Basisrhythmen erhalten oft durch unterschiedliche, auf den Dunduns gespielte Bassfiguren andere Namen und werden dann entsprechend zu anderen Anlässen gespielt. Zu Beginn eines Stückes erklingt meist ein Signal (blocage) des Solisten, dann setzt im so vorgegebenen Tempo die Begleitung ein, zu der gesungen und getanzt wird. Soll zu einer anderen Tanzfigur gewechselt werden, spielt der Solist einen Ruf (roulement), der meist aus eine Reihe von Slap-open-Kombinationen besteht. Danach folgt dann wieder die blocage. Diese Reihenfolge wird mit verschiedenen Solofiguren und Tempi wiederholt, bis der Tanz endet. Die besondere Kunst besteht darin, die einzelnen Rhythmusmuster (pattern) so genau auf die Tänzer abzustimmen, dass das gesamte Ensemble, also Trommler und Tänzer, die blocage als gemeinsamen Wendepunkt (break) nutzen können.
Literatur
- Blanc, Serge (1997) African Percussion: The Djembe.
- Mandiani Drum and Dance: Djembé Performance and Black Aesthetics from Africa to the New World by Mark Sunkett, White Cliffs Media 1995. ISBN 0-941677-76-1 CD/Tape/Video. An in depth treatment of The dance and music of Mandiani people who originated in the Northeastern region of Guinea in West Africa.
- Jan Fuhlendorf, Das Djembé-Handbuch – Tradition, Stil, Spieltechnik, Kauf, Pflege und Reparatur der, Frankfurt 1995
- Sylvia Franke: Djembé-Percussion aus Westafrika - die Instrumente, die Rhythmen und die Musik zum Lernen, zum Lehren und zum Erleben von/mit Ibro Konate, Sylvia Franke. 127 Seiten. Enthält 2 CDs. Selbstverlag, Hamburg März 2001. ISBN 3-9807221-4-7.
- Ursula Branscheid: Die Djembé in verschiedenen Besetzungen. Rock, Pop, Jazz und andere Musikstile, Konzepte für verschiedene Formationen und Besetzungen. Spiel- und Lehrbuch mit CD für Einsteiger und Fortgeschrittene. Leu-Verlag, Bergisch Gladbach 2000. ISBN 3-89775-028-7.
- Ursula Branscheid-Diebaté: Djembé. Freies Spiel auf der Djembé als musikalisches Ausdrucksmittel. Grundlagen, Tips und Übungen für Grooves und Soli. Präzises und freies Spiel auf der Djembé. Lehrbuch mit CD für Anfänger und Fortgeschrittene. Leu-Verlag, Bergisch Gladbach 5. Auflage 2005. ISBN 3-928825-84-4.
- Kalani: Jembe. Everything you need to know to start playing now!. Buch und CD. Hrsg. MMII Alfred Publishing Co., Inc. USA. ISBN 0-7390-2360-8.
- Herausgeber Dr. Rainer Polak: The Jenbe Realbook. Buch mit Vorwort und kompletten Transkriptionen aller Soli und Dundun-Stimmen der korrespondierenden CD „The Art of Jenbe Drumming - The Mali Tradition Vol. 1.“ Hrsg. bibiafrica music edition, Nürnberg. Deutschland 2006.
- Uschi Billmeier: „Mamady Keita-Ein Leben für die Djembe“, Arun Verlag, 5. Auflage 2007, deutsch, englisch, französisch, japanisch
Diskografie
- Aja Addy: The medicine man. WeltWunder Records, Jork. Deutschland 1995.
- Aja Addy: Power and Patience. WeltWunder Records, Jork. Deutschland 1992
- Adama Dramé : 30 years of jembé. San Bissaba Foli. Sunset, France 1996.
- Adama Dramé : Afrique - Africa. Auvidis. France 1996.
- Mamady Keita & Sewa Kan: Afö. fontimusicali, France 1998.
- Ibro Konate & Anta: Wallawalla. Anta Records, Hamburg. Deutschland ca. 1998.
- Silvie & Hand to Hand: ...barfuss durch den Regenwald. Djembepercussion und Gesänge aus Westafrika. Hamburg 1999.
- Yé Lassina Coulibaly: Yé Lassina Coulibaly. d'Asterios Productions, Paris. France 2001.
- Famoudou Konate, Thomas Ott: Rhythms and Songs from Guinea. Rhythmen und Lieder aus Guinea. Lugert Verlag, Oldershausen.
- Madou Djembé : Percussions d'Afrique. African Drums. Sunset France. air Mail Music, Boulogne 2002.
- Silvie & Hand to Hand: Strandgut. Hamburg 2006.
- Jaraba Jakite u.a.: The Art of Jenbe Drumming - The Mali Tradition Vol.1. bibiafrica records, Nürnberg. Deutschland 2006.
- Famoudou Konate : Hamana Namun. tarikumusique - CD Tar 02, Conakry u. Pappenheim. Guinea u. Deutschland 2008.
Links
- Eric Charry, "A Guide to the Jembe," originally published in "Percussive Notes" 34, no. 2 (April 1996).
- Polak, Rainer (1998)"Jenbe Music in Bamako: Microtiming as Formal Model and Performance Practice"
- Rare German Radio Interviews with Famoudou Konaté, Erstveröffentlichung: "Percussive Notes" 39, Nr. 6 (Dezember 2001), übers. Lilian Friedberg; Originalsendung, Berlin (SFB u.A.), September 1996.
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