Djupavik

Djupavik
Blick auf den Reykjarfjörður und die M/S Suðurland in Djúpavík

Djúpavík (dt. tiefe Bucht) ist der Name eines Ortes sowie der gleichnamigen Bucht in der Landgemeinde Árnes in der Region Strandir an der Ostküste der Westfjorde (vestfirðir) in Island.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Djúpavík liegt am Fjord Reykjarfjörður. Südlich des Ortes befindet sich eine Gebirgskette mit dem Wasserfall Djúpuvíkurfoss.

Geschichte

Im Jahre 1917 registrierte man in Djúpavík mit Guðjón Jónsson und dessen Frau Kristín Guðmundsdóttir sowie ihren Töchtern die ersten Einwohner. Im gleichen Jahr baute Elías Stefánsson eine Heringssalzstation auf, deren Leiter Guðjón wurde. Im Zuge des Aufbaus der Station wurden Wohnhäuser und Geschäfte sowie eine Schiffsanlegestelle erbaut. Auf Grund der Wirtschaftskrise im Jahre 1919 wurden viele Arbeiter entlassen.

Ab 1934 war Djúpavík wieder in einer wirtschaftlichen Hochphase. So gründete man in Reykjavík die Aktiengesellschaft Djúpavík AG, um mit Hilfe ausländischen Kapitals – in Island fanden sich keine Investoren – eine Heringsfabrik in Djúpavík bauen zu können. Die Solborg Bank in Stockholm gewährte schließlich einen Kredit in Höhe von 4000 schwedischen Kronen, so dass am 7. Juli 1935 der Betrieb anlaufen konnte. Die Djúpavík Ltd. Iceland konnte in der Folge viele erfolgreiche Jahre verbuchen. Die etwa 90 m lange Heringsfabrik war zu ihrer Zeit hinsichtlich ihrer Größe und Technik die größte und modernste ihrer Art in Europa. Die Arbeiter der Fabrik wohnten in Zelten sowie vor allem in der kalten Jahreszeit auf einem 30 Mann fassenden anliegenden Dampfschiff, der M/S Suðurland, die 1919 in Dänemark gekauft wurde und die auch noch heute besichtigt werden kann.

Direktor der Fabrik war ab 1936 Óskar Ottesen, dem der Ingenieur der Fabrik, Guðmundur Guðjónsson, folgte. Guðmundur wurde auch Abgeordneter der Region. Gemeinsam mit seiner Frau Ragnheiður hatte er eine Adoptivtochter, María Guðmundsdóttir, die im Jahre 1961 als 19-Jährige zur Miss Island gewählt wurde.

In der Folge des Baus der Fabrik, die allein etwa 60 Menschen beschäftigte (rund 200 weitere Arbeiter waren als Einsalzer tätig), siedelten sich in der Region Árnes zahlreiche weitere Unternehmen an, wie z. B. die Fabrikskantine. Im Herbst, außerhalb der Fischsaison, wurde das Fabrikgebäude zu einem Schlachthof umfunktioniert.

Im Jahr 1936 wurde in der Region Árnes eine Gewerkschaft gegründet, die durch einen eintägigen Streik eine Lohnerhöhung erstritt.

Nach 1944 wurde der Fischfang merklich geringer, bis er 1950 fast gänzlich versiegte. Ausgleichsmaßnahmen, wie etwa das Fangen anderer Fischarten, konnten aber das Ende der Fabrik im Jahre 1954 nur noch verzögern. Auch der Plan, im Ort eine Gefrierhalle zu eröffnen, wurde auf Grund des ausbleibenden Fischfangs verworfen. Im Jahre 1968 wurde auch die Djúpavík AG liquidiert.

Es folgte ein kontinuierlicher Bewohnerrückgang im Ort, 1982 war der Ort menschenleer.

Schließlich kam Ásbjörn Þorgilsson nach Djúpavík und renovierte gemeinsam mit seiner Frau Eva Sigurbjörnsdottir ein Haus, das ehemals Arbeiterinnen als Unterkunft gedient hatte. Es wurde zum Hotel umgebaut und im Sommer 1985 eröffnet.

2003 wurde in der Heringsfabrik eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Ortes eröffnet.

Verkehr

Djúpavík liegt an der Straße 643, die nach Süden zum nächsten größeren Ort Drangsnes führt. Nach Nordosten führt die Straße nach Gjögur, wo sich der nächste Flughafen befindet, sowie weiter zum Norðurfjörður und zum Bad Krossnes. In Djúpavík gab es auch eine Tankstelle, die allerdings nicht mehr betrieben wird. Die nächsten Tankstellen finden sich in Hólmavík, Drangsnes und Norðurfjörður.

Sonstiges

  • Der Literaturnobelpreisträger Halldór Laxness wählte Djúpavík als Ort seines 1979 erschienen Romans Guðsgjafaþulan (dt. Die Litanei von den Gottesgaben).
  • Am 27. Juli 2006 fand in der alten Fabrikhalle ein Konzert der isländischen Band Sigur Rós statt, welches zusammen mit anderen Konzerten der Band in dem Film heima festgehalten wurde. Der Film wurde im September 2007 im Rahmen des Isländischen Filmfestivals in Reykjavík aufgeführt und ist auch im Handel erhältlich.

Literatur

  • Willhardt, Jens/Sadler, Christine: Island. Erlangen: Michael Müller, 2003. S. 578f.

Weblinks

65.944722222222-21.5569444444447Koordinaten: 65° 57′ N, 21° 33′ W


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