Dmowski

Dmowski
Roman Dmowski

Roman Dmowski (* 9. August 1864 in Kamionek bei Warschau; † 2. Januar 1939 in Drozdowo (Kreis Łomża)) war ein polnischer Politiker. Einer der Hauptakteure der National-Demokratischen Partei (endecja), manchmal wird er sogar als Vater des polnischen Nationalismus [1] bezeichnet, obwohl er mit seiner prorussischen Haltung und panslawistischen Idee, mit Polen als einem Teil des von Russen dominierten slawischen Reiches, die Spaltung der endecja verursachte. Er war erbitterter Feind Józef Piłsudskis.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Dmowski entstammte einem alten polnischen Adelsgeschlecht (Familienwappen Pobóg). Schon in seiner Studienzeit wurde er in dem Polnischen Jugendverband „Zet“ (Związek Młodzieży Polskiej "Zet") politisch aktiv. Er organisierte Straßenmanifestationen der Studenten zu Ehren des 100. Jahrestages der ersten polnischen Verfassung (vom 3. Mai 1791) und wurde dafür mit 6 Monaten Gefängnis in der Warschauer Zitadelle und anschließend daran mit Verbannung nach Jelgava bestraft. 1895 konnte er von dort fliehen und ließ sich in Galiziens Hauptstadt Lemberg (damals K.u.K.-Monarchie) nieder, wo er im Juli 1895 die Redaktion der Zeitschrift Przegląd Wszechpolski (Polnische Rundschau) übernahm, die ideologisches Sprachrohr der nationaldemokratischen Bewegung war. Er wurde Leiter der Nationalliga (Liga Narodowa) und gründete 1897 die National-Demokratische Partei (Stronnictwo Narodowo-Demokratyczne) mit. Die Jahre 1898-1900 verbrachte er in Frankreich und England. Ab 1900 sprach er sich für die Annäherung an Russland aus, was auf einen starken Widerstand in der Partei traf und zur Spaltung der National-Demokratische Partei führte. 1901 kehrte er nach Galizien zurück, diesmal nach Krakau, um 1904 nach Japan zu reisen, um dort die Anstrengungen Piłsudskis um japanische Waffenlieferungen für polnische bewaffnete Aktionen an der Westflanke Russlands, während des russisch-japanischen Krieges zu konterkarieren. 1905 siedelte er nach Kongresspolen um, wo seine prorussische Haltung mit einem Sitz in der II. und III. russischen Duma (1907-1909) belohnt wurde, er übernahm die Führung des polnischen Blocks dort. Dmowski bekämpfte revolutionäre Bewegungen (u.a. auch die Pilsudskis polnisch-nationale PPS-„Frakcja Rewolucyjna“) und war Antisemit.[2] 1911 erlangte er traurige Berühmtheit durch die Organisation eines Boykotts jüdischer Unternehmen.[3] 1915 fuhr er erneut ins Ausland (Schweiz und Frankreich) und sorgte für die politische Unterstützung Polens durch die Entente-Staaten. Am 15. August 1917 gründete er in Lausanne das Polnische Nationalkomitee (Komitet Narodowy Polski), und übernahm dessen Führung. Das Komitee wirkte politisch in Paris und arbeitete eng mit dem 1916 in Posen gegründeten Obersten Volksrat zusammen.

Dmowski war polnischer Delegierter während der Friedenskonferenz in Paris sowie Mitunterzeichner des Versailler Vertrages. Nach dem Zerfall des zarischen Russlands, verwarf er die Idee des russendominierten, panslawistischen Reiches und sprach sich für einen national homogenen und einkonfessionellen (katholischen) polnischen Staat aus und war damit weiterhin politischer Gegner von Józef Piłsudski, der nicht nur schon immer einen souveränen, sondern einen multinationalen- und multikonfessionellen Bundesstaat anstrebte.

Dmowski war Abgeordneter der Polnischen Verfassunggebenden Nationalversammlung, Mitglied des Verteidigungsrates und im Herbst 1923 für knapp zwei Monate polnischer Außenminister im Kabinett von Wincenty Witos.

Nach Piłsudskis Maiputsch im Mai 1926 gründete Dmowski den "Block Groß-Polen" (Obóz Wielkiej Polski) und später die Nationalpartei (1928-1947) (Stronnictwo Narodowe). Roman Dmowski verbrachte die letzten Lebensjahre in Drozdowo bei Łomża und verstarb dort am 2. Januar 1939. Er war zeitlebens der unbestrittene Anführer der polnischen Nationaldemokratischen Partei.

Dmowski war aber nicht nur Politiker, sondern auch politischer Publizist, der sehr stark national und katholisch geprägt war. Zeit seines Lebens setzte er auf ein enges Bündnis mit Russland, weil er in Deutschland den Hauptgegner Polens sah. In seinen Büchern beschrieb er seine Staatsvisionen, u.a. die des neuen Patriotismus, der auf den nationalen Interessen und politischen Realismus gründete. Er prangerte dort auch polnische „Sünden“ wie: Undiszipliniertheit, Unfähigkeit zur Gruppenzusammenarbeit sowie die Passivität an und thematisierte den negativen Einfluss der jüdischen Minderheit, die seiner Meinung nach das polnische Wirtschaftsleben dominierte und während der Teilungen Polens eine gleichgültige oder manchmal sogar eine konträre Haltung gegenüber den polnischen Interessen angenommen habe.

Werke (Auswahl)

  • Nasz Patriotyzm (1893)
  • Myśli nowoczesnego Polaka (1903)
  • Walka z anarchią i Demokracja Narodowa (1906)
  • Niemcy, Rosja a sprawa polska (1908)
  • Anarchronizm (1909)
  • Upadek myśli konserwatywnej w Polsce (1914)
  • Nowe czasy i nowe zagadnienia (1924)
  • Polityka polska i odbudowanie państwa (1925)
  • O napaści posła Zdziechowskiego (1926)
  • Kościół, naród i państwo (1927)
  • Dziedzictwo pod pseudonimem Kazimierz Wybranowski (1931)
  • W połowie drogi pod pseudonimem Kazimierz Wybranowski (1931)
  • Świat powojenny i Polska (1931)
  • Przewrót (1934)

deutschsprachig

  • Deutschland, Russland und die polnische Frage (Auszüge). In: Polen und der Osten, Texte zu einem spannungsreichen Verhältnis. Hrg. Andrzej Chwalba Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005

Wikilinks

Literatur

  • Norman Davies: Das Duell: Dmowski gegen Piłsudski. In: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. München: Beck ³2002
  • Kurt Georg Hausmann: Die politischen Ideen Roman Dmowskis: ein Beitrag zur Geschichte des Nationalismus in Ostmitteleuropa vor dem Ersten Weltkrieg. Kiel 1968.
  • Krzysztof Kawalec: Roman Dmowski. Warszawa 1996. (in polnischer Sprache)
  • F. A. Doubek: Volkstumsgrenzen in den Ostgebieten des ehemaligen polnischen Staates. In: Jomsburg. Völker und Staaten im Osten und Norden Europas. Vierteljahresschrift. Sonderdruck. Leipzig: Hirzel o. J. (zitiert u. a. Kartendarstellungen Dmowskis zur polnischen Bevölkerungsausdehnung)

Weblinks

Quellen

  1. vgl. Davies 2002 S. 121
  2. Zit. aus Polen und der Osten ... 2005 S. 506 (Hrg.: Zu den Autoren)
  3. Zit. Davies 2002 S. 122

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