Donatisten

Donatisten

Der Donatismus (nach Donatus von Karthago, 315 bis 355 Primas der Donatisten) war eine nordafrikanische Abspaltung von der westlichen christlichen Kirche im 4. und 5. Jahrhundert, die eine eigene Ekklesiologie entwickelt hatte.

Inhaltsverzeichnis

Gemeinschaft der perfekten Heiligen

Die Donatisten sahen die Kirche als eine Gemeinschaft von perfekten Heiligen, in der kein Raum für Sünder war. Einzig verborgene Sünder konnten in der Kirche bleiben. Öffentlich bekannte Sünder sollten unter allen Umständen aus der Kirche ausgeschlossen werden. Am Anfang der Bewegung betraf dieses Prinzip besonders Christen, die während der Christenverfolgung durch Diokletian zeitweilig abgefallen (lapsi) oder als sog. Traditoren, als Auslieferer heiliger Schriften, in Verruf geraten waren. Als diese Christen nach dem Toleranzedikt von Mailand wieder in die Kirche zurückkehrten, verlangten die Donatisten ihren Ausschluss. Insbesondere erklärten sie alle Sakramente (Taufe, Eucharistie, Priesterweihe) für ungültig, die von einem Priester gespendet wurden, der zeitweilig abgefallen war.

Im Jahr 312 entbrannte deshalb der Streit um den Bischof von Karthago, Caecilianus, der seines Amtes enthoben werden sollte, da unter denen, die ihn zum Bischof gewählt hatten, auch lapsi und traditores gewesen sein sollen. Caecilianus wurde von der Kirche ausgeschlossen und ein neuer Bischof trat an seine Stelle. Der Konflikt dauerte jedoch an, da die Anhänger des Caecilianus diese Entscheidung so nicht hinnehmen wollten. Dreimal wurde in den darauffolgenden Jahren ein Bittgesuch (zuerst von den Anhängern des Caecilianus, danach von seinen Gegnern) an Kaiser Konstantin gestellt, er möge den Streit beilegen. Alle drei Male wurde dabei von einem unabhängigen Kollegium Caecilianus die rechtmäßige Einsetzung als Bischof anerkannt. Der Name Donatistenstreit leitet sich von einem der Beteiligten an den Auseinandersetzungen her, wenn auch dieser im Grunde keine tragende Rolle in dem Konflikt hatte. Jener Donatus war der Nachfolger des ersten Gegenkandidaten des Caecilianus, als dieser anfangs seines Amtes enthoben worden war. Donatus wurde verbannt und letztlich alle Gegner des Caecilianus.

Als die römische Kirche die zeitweilig Abgefallenen dennoch wieder aufnahm, trennten sich die Donatisten von ihr. Sie nannten sich selbst die „Kirche der Märtyrer“ und erklärten, dass alle, die mit einem Sünder in Kontakt blieben, deshalb exkommuniziert seien. Zentrum der Bewegung war vor allem Nordafrika (Karthago), aber ihre Anhänger fanden sich in vielen Teilen des Römischen Reiches. Die Schriften von Tertullian und Cyprian waren ihnen von besonderer Bedeutung. Zu den Donatisten gehörte auch die extreme und gewaltbereite Richtung der Agonistiker.

Augustinus und die Donatisten

Augustinus setzte sich als Bischof von Hippo mit den Donatisten auseinander. Er sieht die Kirche im Gegensatz zu den puristisch bilderstürmerischen Donatisten als eine Gemeinschaft an, die voll von Sündern ist. Er stellt sie als den Acker, auf dem Weizen und Spreu wachsen, als die Traube, die Schale und Saft vereint, als Tenne, auf der Weizen und Spreu noch nicht gesondert sind, als Menschen, der noch des sterblichen Leibes Schwachheit trägt, um nur einige Bilder aus der reichen Fülle herauszugreifen, die hier zu nennen wären. Darüber hinaus meldet er der donatistischen Heiligkeitsforderung gegenüber an, dass auch die Heiligen, solange sie im Leibe leben, der Sünde unterworfen bleiben, auch wenn es sich nur um geringe Verstöße handelte. [1] Im Jahr 411 kam es zu einem „Religionsgespräch“, der sog. collatio. Der Einfluss der Donatisten konnte verringert werden, aber der Donatismus konnte sich auch unter der Herrschaft der Vandalen und ihrer Verfolgung aller Trinitarier bis zur Rückeroberung Nordafrikas unter Justinian I. halten.

Nachwirkungen gibt es laut Gerhard Böhm in der Lehre der Mozabiten und verwandter islamisch-berberischer Gruppierungen.

Literatur

  • Ernst Ludwig Grasmück: Coercitio. Staat und Kirche im Donatistenstreit. Bonn 1976. 
  • Wolf-Dieter Hauschild: Alte Kirche und Mittelalter. In: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. 1, Chr. Kaiser, Gütersloh 2000, ISBN 3-579-00093-4. 
  • Bernharg Kiegbaum: Kirche der Traditoren oder Kirche der Märtyrer? Die Vorgeschichte des Donatismus. Innsbruck 1986, ISBN 978-3-7022-1587-3. 
  • Karl Suso Frank: Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche. 2. verbesserte Auflage. Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-506-72601-3. 
  • Wolfgang Sommer, Detlef Klar: Kirchengeschichtliches Repetitorium. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-03234-X, S. 66f. 
  • Bernd Moeller: Geschichte des Christentums in Grundzügen. 8. neu bearbeitete Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 978-3-525-03280-0. 
  • Adolf Martin Ritter: Alte Kirche. In: Heiko A. Obermann, Adolf Martin Ritter, Hans-Walter Krumwiede (Hrsg.): Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen. 7. überarbeitete Auflage. 1, Neukirchner Verlag, Neukirchen-Vluyn 2002, ISBN 3-7887-1222-8. 
  • R. Bonwetsch: Donatismus. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 788–798.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Benedikt XVI.: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche, München 1954, Neuauflage, EOS Verlag, St. Ottilien, ISBN 3-88096-207-3

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