Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän

Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän

Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän (seit der Rechtschreibreform 1996, und damit erst nach Auflösung des Unternehmens: Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän) war eine inoffizielle Bezeichnung für einen Kapitän der von 1829 bis 1991 existierenden Donaudampfschiffahrtsgesellschaft (DDSG).

Das Wort ist ein beliebtes Beispiel für komplexe Mehrfachkomposita und deren Probleme im Bereich der Linguistik und Computerverarbeitung in Thesauren, Übersetzungsprogrammen und Suchabfragen. In Österreich, wo die Gesellschaft beheimatet war, ist es wahrscheinlich das Paradebeispiel. Es wird gerne als Ausgangspunkt für Wortspielereien wie die Ableitung noch längerer fiktiver zusammengesetzter Hauptwörter wie Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitänsanwärterposten, Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänskajütenschlüsselloch und Ähnlichem genutzt.

Zu seiner Verbreitung trug auch der gleichnamige Tango bei, welcher von den damals schon in Wien lebenden Künstlern Erich Meder[1] (1897-1966, Text) und Karl Loubé[1] (1907-1983, Musik) geschaffen wurde. Veröffentlicht wurde er erstmals im Jahre 1936[2] im traditionsreichen Wiener Musikverlag Ludwig Doblinger[1] im Palais Dietrichstein an der Dorotheergasse. Das Lied erzählt über das verzwickte Liebensleben eines Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitäns. Jeder möchte gerne auf der Donau fahren, weil entlang die Gegend so schön ist, aber vor einem sollte einem das Schicksal bewahren: „Daß man nicht am Ende fährt als Kapitän“. Weil nämlich einem die Uniform zwar sympathisch macht, die Damen hingerissen sind und vor Liebensglück taumeln, aber man fährt von Ort zu Ort und kann nirgendwo bleiben. „Kaum hat man sich geseh’n, heißt es aufwiederseh’n.“ Und wegen des langen Titels will auch kein Mädchen einen Brief schreiben. Der Refrain beginnt mit den Worten: „Kein Lied war je so schön, als das vom Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän…“ Eine unnachahmliche[3] in Deutschland sehr bekannte Interpretation stammt von Peter Igelhoff, der nach der Schlagerchronik von Wolfgang Adler auch der Erstinterpret gewesen sein soll, was sich mit seiner Übersiedelung nach Berlin zeitlich knapp ausgehen kann.[4] Andere berühmte Interpreten waren etwa Peter Alexander, Karel Gott, Heinz Conrads und Ernst Mosch mit den Egerländer Musikanten.

Die in Paris geborene Schriftstellerin Michèle Métail lernte dieses Wort im Jahre 1972 in Wien kennen, wo sie Germanistik studierte. Ihr hat das Wort gefallen und sie fand es lustig. Ins Französische übersetzt heißt es bei ihr „Le capitaine de la compagnie des voyages en bateau à vapeur du Danube“. Inspiriert durch die französische Version begann sie Verse zu basteln, welche jeweils aus sechs Substantiven bestehen, wobei sie bei jedem neuen Vers vorne ein neues Wort hinzufügte und hinten das letzte wegließ. Der ganze deutsche Komplex nennt sich „Donauverse“ und besteht aus 2888 Versen, da die Donau genauso viele Kilometer lang ist und der Text wie ein Fluss fließt. Er ist Teil ihres seit damals entstehenden Mammutprojekts, welches sie „unendliches Gedicht“ nennt, ohne Verben auskommt und dessen anderen Teile in den Sprachen Französisch, Altfranzösisch, Chinesisch und Englisch geschrieben sind. Bis April 2004 waren es insgesamt 25.000 Verse, welche auf einer 20 Meter langen Papierrolle Platz gefunden hatten.[5][6]

Da das Englische im Normalfall ebenfalls keine so langen zusammengesetzten Wörter verwendet, kann es dort mit „Danube steamship company captain“ oder „Captain from the Danube Steamship Company“ übersetzt werden.

Der Schriftsteller Wolfgang Menzel behauptet in seinem Kurztext Das längste Wort der Sprache, dass Oberdonaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän jenes wäre. In diesem Text erklärt er Schritt für Schritt aus welchen Teilen das Wort zusammengesetzt ist.[7] Im alltäglichen Gebrauch dürfte es aber nie verwendet worden sein.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Gema Onlinedatenbank: GEMA-Werk.-Nr: 643747-001, Aufruf: 23. Januar 2008
  2. Mail vom Musikverlag Doblinger am 23. Januar 2008, siehe Diskussionsseite.
  3. Geburtstag von Peter Igelhoff, Sendung des WDR 3 in der Reihe Zeitzeichen am 22. Juli 2004
  4. Wolfgang Adler: Schlagerchronik, 2. Auflage, SFB, Band 3, 1987, Webinformation
  5. Wolfgang Seibel: Michèle Métails Wortballungen, eine Sendung der Reihe Kulturjournal auf Ö1 vom 22. Januar 2007
  6. Veranstaltungshinweis: Michèle Métail - Sprachperformance, Veranstaltung vom 28. April 2004 im Literaturhaus Salzburg durch Verein Literaturhaus und Französisches Kulturinstitut Innsbruck
  7. Immer längere Wörter lesen, Schroedel Verlag, PDF vom 15. Januar 2002

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