- Doppelrohrpost
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Mit Doppelrohrpost wird in Sammlerkreisen eine Postsendung bezeichnet, die auf ihrem Weg vom Absender zum Empfänger zwei Rohrpostnetze durchlaufen hat.
Durch die Entwicklung von Rohrpostnetzen in verschiedenen europäischen Metropolen kommt es im Zuge der sich globalisierenden Kommunikation zu dem Phänomen, dass „schnelle“ Sendungen, d.h. Sendungen per Rohrpost, per Luftpost und per Eilboten sowie nachgesandte Sendungen im Inlandsverkehr wie im Verkehr mit dem Ausland in zwei verschiedenen Rohrpostnetzen befördert werden konnten. Diese so genannten Doppelrohrpost-Sendungen illustrieren sehr eindrucksvoll die Beschleunigung der an das schriftliche Medium gebundenen globalen Kommunikation.
Inhaltsverzeichnis
Berlin - Paris
Auslandsbrief per Luftpost und Eilboten sowie vorausbezahlter Gebühr für Rohrpostbeförderung zum Zentralflughafen Berlin im Tarif zu 1,15 RM. Aus den Stempeln lässt sich folgende Transportroute rekonstruieren: Auflieferung des Briefes in Berlin W 9 am 9. Juni 1938 10:40 Uhr mit entsprechendem rückseitigem Rohrpoststempel des Flughafenpostamtes Berlin-Zentralflughafen als Ankunftstempel um 11:10 Uhr. Beförderungszeit innerhalb Berlins: etwa 30 Minuten. Abflug des Briefes ab Berlin-Zentralflughafen am 9. Juni 1938 nach 11:10 Uhr. Ankunft in Brüssel, wahrscheinlich in der Nacht nach Abfahrt der letzten Bahnpostverbindung von Brüssel nach Paris. Weiter per Bahnpostkurs Bruxelles-Paris am 10. Juni 1938. Ankunft in Paris VIII, La Boétie am 10. Juni 1938, zwischen 8:00 und 9:00 Uhr. Weiterbeförderung per Rohrpost nach Paris XVI mit Ankunft dort um 8:40 Uhr. Weiterbeförderung per Rohrpost nach Paris 75, Ankunft dort um 9:30 Uhr. Beförderungszeit innerhalb von Paris: 50 Minuten.
Mailand - Florenz
Neapel - Rom
Wien - Paris
Mit der Entwicklung des Flugverkehrs wurden in zunehmendem Maße Luftpostverbindungen zwischen den großen Städten Europas eingerichtet. Da Luftpostsendungen als bevorzugt zu befördernde Sendungen aufgefasst wurden, kamen ihnen auch eine besondere Behandlung zugute. Daher wurden Luftpostbriefe, auch wenn keine besondere Rohrpostgebühr entrichtet wurde, zur Sicherung des rechtzeitigen Eintreffens vor Abflug des Flugzeuges per Rohrpost zum Luftpostamt weiterbefördert. Verfügten beide Städte über Rohrpostverbindungen, so war es möglich, dass immer dann, wenn die Beförderung einer Sendung per Rohrpost als sinnvoll erschien, auch diese Transportform in den jeweiligen Städten gewählt wurde.
Der abgebildete Luftpost-Brief von Wien nach Paris wurde am 7. Juni 1932 in einem Wiener Postamt aufgegeben. Ein rückseitig abgeschlagener Minutenstempel belegt, dass diese Sendung um 11:00 Uhr vom Postamt Wien 69 weiterbearbeitet wurde und von dort zum Wiener Telegraphenamt befördert. Hier wurde er um 12:30 für den Transport zum Flughafen bearbeitet. Im Zweigpostamt Wien 1 - Luftpost wurde das Postwertzeichen noch in der gleichen Stunde entwertet, da bei der Aufgabe des Briefes die Abstempelung der Briefmarke unterblieben war. Der Brief ist noch am selben Abend in Paris eingetroffen und dort von der Luftpostabteilung des Bahnpostamtes Gare du Nord für die Rohrpost weiterbearbeitet und dem Zustellpostamt zugeleitet worden: Uhrzeit des Stempelabschlages 22:35 Uhr. Die Zustellung fand jedoch erst am kommenden Tag statt, nachdem die Sendung, wie der rückseitige Stempel von Paris VII zeigt, am frühen Morgen um 3:30 Uhr im Postamt Paris VII bearbeitet worden war.
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