Doppelschlacht bei Wjasma und Briansk

Doppelschlacht bei Wjasma und Briansk
Die Schlacht um Moskau

Die Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk bezeichnet eine Kesselschlacht zwischen der deutschen Wehrmacht und der sowjetischen Roten Armee im Zweiten Weltkrieg. Sie fand vom 2. bis 20. Oktober 1941 im Laufe des Versuchs der Wehrmacht statt, die sowjetische Hauptstadt Moskau zu erobern. Die Kesselschlacht um Wjasma und Brjansk war die letzte für die Deutschen erfolgreiche große Umfassung von feindlichen Truppen.

Inhaltsverzeichnis

Die Kessel

Am 2. Oktober 1941 begann die verstärkte Heeresgruppe Mitte bei sonnigem und klarem Herbstwetter mit ihrem Angriff auf Moskau (Operation Taifun) gegen die Kalininer Front (Konew), Westfront (Timoschenko) und die Brjansker Front (Jerjomenko). Die Rote Armee wurde taktisch und auch operativ überrascht, so dass der deutsche Vormarsch zügig voran ging. Am 3. Oktober konnte die Panzergruppe 2 (Guderian), die einige Tage später in 2. Panzerarmee umbenannt wurde und ihren Angriff bereits am 29. September begann, die Stadt Orjol handstreichartig einnehmen. Die anderen deutschen Armeen durchbrachen beiderseits der Rollbahn Smolensk-Moskau die sowjetischen Stellungen an mehreren Stellen.

Am 3. Oktober hielt Hitler im Berliner Sportpalast eine Rede an die deutsche Bevölkerung, in der er von einer „gigantischen Offensive“ berichtete, die mithelfen sollte, den „Gegner im Osten zu zerschmettern“.

Am folgenden Tag erreichten die Deutschen die Vororte der Stadt Moschaisk, die fast 100 km östlich von Wjasma liegt; am 6. Oktober wurde Brjansk erobert. In der Nacht vom 6./7. Oktober fiel in einigen Bereichen der Heeresgruppe der erste nasse Schnee und es begann stellenweise die gefürchtete Schlammperiode. Am 7. Oktober trafen sich die Spitzen der Panzergruppe 4 (Hoepner) mit den Verbänden der Panzergruppe 3 (Hoth) nach einer Fahrt von fast 250 km durch Feindesland an der Rollbahn nach Moskau bei Wjasma und schlossen damit westlich der Stadt stärkere Teile von fünf sowjetischen Armeen ein. Zur gleichen Zeit schloss die 2. Panzerarmee aus südöstlicher Richtung kommend im Verbund mit der deutschen 2. Armee (Maximilian von Weichs) einen weiteren Kessel östlich von Brjansk.

Am 7. Oktober besuchte Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch die Heeresgruppe Mitte, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Die deutsche Führung unterlag der trügerischen Fehleinschätzung, dass die Heeresgruppe Mitte stark genug sei, beide Kessel zu räumen und gleichzeitig den Vormarsch nach Moskau fortzusetzen. Am gleichen Tage unternahmen die Sowjets stärkere Ausbruchsversuche aus dem Kessel bei Wjasma Richtung Süd-Osten, die durch Teile der Panzergruppe 4 abgeriegelt werden mussten.

Tags darauf erklärte Jodl bei einer Lagebesprechung im Führerhauptquartier, dass mit der Bildung der Kessel der Krieg „endgültig und ohne Übertreibung“ als gewonnen betrachtet werden könne. Am 9. Oktober gab der Reichspressechef Dr. Dietrich der in- und ausländischen Presse bekannt, dass der „Russlandkrieg“ entschieden und die UdSSR geschlagen sei.

Die Rote Armee führte am 11. Oktober weitere Ausbruchsversuche im Raum Wjasma durch, so dass ein Herauslösen deutscher Truppen aus den Umschließungsfronten zur Verstärkung des Angriffes gegen Moskau nicht möglich war. Der Kessel von Brjansk konnte durch die Wehrmacht aufgrund schlechter Straßen- und Wegeverhältnisse sowie mangels Truppen vorerst nicht vollständig geschlossen werden und durch eine Lücke entwichen größere sowjetische Verbände in nord-östlicher Richtung, wo sie in die vor Moskau entstandenen Verteidigungslinien eingereiht wurden.

Die Beute

Am 18. bzw. 20. Oktober konnten beide Kessel durch die Wehrmacht ausgeräumt werden.

Im Raum Wjasma wurden die sowjetische 1. Armee (Generalleutnant Lukin), 20. Armee (Generalleutnant Jerschakow), 24. Armee (Generalmajor Rakutin), 30. Armee (Generalmajor Schomenko), 32. Armee (Generalmajor Wischnewski) und die 43. Armee (Generalleutnant Akimow) aufgerieben, während bei Brjansk die 3. Armee (Generalmajor Kreiser), 13. Armee (Generalmajor Gorodnjanski) und die 50. Armee (Generalmajor Petrow) durch die Deutschen zerschlagen wurden, wobei die Stärke einer sowjetischen Armee etwa der eines deutschen Armeekorps entsprach. Zersplitterten sowjetischen Einheiten gelang es jedoch in den riesigen Wäldern unterzutauchen und später für die Wehrmacht gefährliche Partisanenherde im Rücken der Front zu bilden. Die wichtige Nachschubstraße über Brjansk nach Orjol blieb außerdem wegen Kriegszerstörungen vorerst unpassierbar und deshalb unbrauchbar.

Der Wehrmachtbericht meldete die Vernichtung von 80 sowjetischen Divisionen. Es wurden 663.000 Gefangene gemacht, 1242 Kampfwagen und 5412 Geschütze wurden zerstört oder erbeutet. Außerdem verlor die Rote Armee die drei Armeeoberbefehlshaber Jerschakow, Lukin und Wischnewski.

Einsetzender Schlamm verzögert den Vormarsch


Die Brjansker Front wurde am 11. November aufgelöst; ihre Reste übernahmen die West- und Südwestfront. Eine neue Brjansker Front wurde im Januar 1942 gebildet und beteiligte sich unter Timoschenko an der sowjetischen Winteroffensive.

Folgen

Diese Doppelschlacht war ein Beispiel einer -im militärischen Sinne- erfolgreichen Zangenoperation. Die deutschen Infanteriearmeen haben die feindlichen Truppen gebunden, während die motorisierten und gepanzerten Truppen den Durchbruch und die Einschließung vollendeten.

Der für die Wehrmacht erfolgreiche Ausgang der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk nährte zum letzten Mal die deutschen Hoffnungen auf einen raschen Zusammenbruch der Sowjetunion und eine Eroberung Moskaus vor dem Wintereinbruch. Doch war durch den im August 1941 von Hitler befohlenen Angriff auf die Ukraine, welcher in der Kesselschlacht von Kiew mündete, bereits viel Zeit verloren, so dass der Angriff auf Moskau nicht mehr bei guten Wetterbedingungen stattfinden konnte.

Ab Mitte/Ende Oktober behinderten Schneeregen und schlammiger Boden die deutschen Truppen und fesselten diese de facto an die wenigen vorhandenen Vormarschstraßen, da Nachschub- und Transportbewegungen abseits der Straßen unter diesen Wetterverhältnissen fast unmöglich war. Aber auch die wenigen vorhandenen Straßen verwandelten sich nach Beginn der Schlammperiode in grundlosen Morast. Im Hinterland operierende Partisanengruppen verschärften diese Problematik. Auf diese Weise und durch den hinhaltenden Widerstand der Roten Armee in Wjasma und Brjansk gewannen die Verteidiger wichtige Zeit, um die Verteidigung der Hauptstadt zu organisieren und sibirische Eliteverbände der Fernostarmee heranzuführen. An dem ab Mitte November 1941 extremen Kälteeinbruch, den schlechten Versorgungsstraßen sowie an der sowjetischen Verteidigung scheiterte die deutsche Offensive gegen die Hauptstadt Moskau letztendlich.

Literatur

  • Janusz Piekalkiewicz: Schlacht um Moskau.
  • J. Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg
  • Christian Zentner: Der Zweite Weltkrieg - Ein Lexikon.

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