- Dorje Drak
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Datei:Ridzin Gödem.JPG
Die Tradition der Nördlichen Schätze (tib. byang gter) ist eine buddhistische Lehrtradition innerhalb der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus. Sie entstand im 14. Jahrhundert und erhielt ihren Namen sehr wahrscheinlich durch den Fundort dieser Termatradition nördlich des ersten großen Klosters in Tibet Samye. Andere sehr bekannte Termatraditionen Tibets sind die Tradition der Mittleren (oder Zentralen) Schätze (tib.: dbus gter) und die Tradition der Südlichen Schätze (tib.: lho gter; siehe auch Pema Lingpa).
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Rigdzin Gödem (* 1337; † 1409) entdeckte die Termatexte der Nördlichen Schätze, einem Zyklus von tantrischen Belehrungen, der wegen seiner umfassenden Vajrakilaya-Praktiken und Dzogchen-Texte bekannt wurde, nahe dem Gipfel des tibetischen Berges Riwo Trabzang. "Termas" sind verborgene Texte, Ritualgegenstände und Reliquien, die auf Geheiß Guru Rinpoches, von seinen engsten Schülern in Tibet und angrenzenden Ländern verborgen wurden. Dies geschah, um die Lehren des tantrischen Buddhismus (Vajrayana) vor der Zerstörung durch Langdarma, einem dem Buddhismus feindlich gesinnten tibetischen König (Regierungszeit 836-842) zu bewahren.
Die von Rigdzin Gödem ausgehende Übertragungs-Linie der Nördlichen Schätze wird bis auf den heutigen Tag ununterbrochen weitergegeben. Übertragungslinien, wie sie im tibetischen Buddhismus zu finden sind, beinhalten die Weitergabe von tantrischen Belehrungen von einem vollverwirklichten (erleuchteten) Meister an seine Schüler, die durch Praxis der Belehrungen ebenfalls Verwirklichung (Erleuchtung) erlangen und die Lehren wiederum an Schüler weitergeben. Es entstehen so "Linien" der Weitergabe tantrischer Lehren. Auf diese Weise wird die Authentizität tantrischer Lehren bewahrt und Verfälschungen der buddhistischen Lehre vermieden. Ein bedeutender Linienhalter der Nördlichen Schätze war der 5. Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso.
Berühmte Meister der Nördlichen Schätze
- Rigdzin Gödem oder Ngödrub Gyaltsen (1337-1409)
- Ngari Panchen Pema Wangyal (1487-1542)
- Tashi Tobgyal (1550-1602)
- Yolmo Tulku Shakya Zangpo (16. Jahrhundert)
- Thangthön Gyalpo (1385-1510)
- Tennyi Lingpa (1480-1535)
- Changchub Lingpa, Langpopa Palgyi Gyaltsen (14. Jahrhundert)
- Ngagi Wangpo, Dordrak Rigdzen Chenpo III (1580-1639)
- Tenzin Norbu (1589-1668)
- Zurchen Chöying Rangdrol (1604-1669)
- Der fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso (1617-1682)
- Ngari Tertön Padma Garwang (1640-1685)
- Pema Trinley, Dordrak Rigdzin Chenpo IV (1641-1718)
- Kalsang Pema Wangchug, Dordrak Rigdzin Chenpo V (1720-1770?)
- Khamsum Zilnon, Dordrak Rigdzen Chenpo VI (spätes 18.Jahrhundert - frühes 19. Jahrhundert)
- Kalsang Pema Wangyal, Dordrak Rigdzin Chenpo VIII (19. Jahrhundert)
- Taklung Tsetrul Rinpoche (20. Jahrhundert)
Verbreitung
Ursprungskloster Dorjedrak
Tibetische Bezeichnung Tibetische Schrift: རྡོ་རྗེ་བྲག་དགོན་པ།Wylie-Transliteration: rdo rje brag dgon paAussprache in IPA: [toːtɕeʈʂʰak]Offizielle Transkription der VRCh: DorjêchagTHDL-Transkription: DorjedrakAndere Schreibweisen: DorjedragChinesische Bezeichnung Traditionell: 多吉札寺Vereinfacht: 多吉札寺Pinyin: Duōjízhá SìHauptsitz der Übertragung der "Nördlichen Schätze" ist das Nyingma-Kloster Tubten Dorjedrag Ewam Chögar, kurz Dorjedrak im Kreis Zhanang des Regierungsbezirks Shannan im Autonomen Gebiet Tibet der Volksrepublik China. Dorje Drak zählt neben Kathok, Palyul, Dzogchen, Shechen und Mindroling zu den sogenannten „Sechs großen Sitzen“ der Nyingma. Derzeitiger Abt des Klosters ist Taklung Tsetrul Rinpoche. Die Tradition war ursprünglich überwiegend in Tibet verbreitet, nach der Zerstörung der tibetischen Kultur nach dem Aufstand von 1959 und während der Kulturrevolution hat sich diese Tradition auch in Indien, Europa und den USA angesiedelt.
Byangter- und Khordong-Tradition
In Europa wurden die "Nördlichen Schätze" bislang zusammen mit den "Khordong-Termas" übertragen. Diese Terma-Linie wurde von Nudan Dorje Drophan Lingpa (1809-1872) entdeckt. Er war eine Inkarnation von Drogben Kheychung Lotsawa, der ebenfalls einer der 25 Hauptschüler von Guru Rinpoche war. Ein bedeutender Lama dieser Linien, der auch im Westen lehrte, war die 5. Inkarnation von Nudan Dorje Drophan Lingpa, namens Chhimed Rigdzin (1922-2002).
Byangter- und Rechung-Tradition
Die "Nördlichen Schätze" werden im Westen auch von Changling Tulku Rinpoche weitergegeben, der neben dieser Übertragung auch Linienhalter der Linie von Rechungpa ist.
Byangter-, Dudjom Tersar und Nyingthik
Lopon Urgyen Rinpoche, ein noch relativ junger Lama aus der tibetischen Provinz Amdo gibt regelmäßig Belehrungen im Westen, neben dem Dudjom Tersar und dem Nyingthik auch zu den "Nördlichen Schätzen".
Literatur
- Gangteng Tulku Rinpoche: Samantabhadra Dzogchen-Gebet. Khampa Edition, Osterby 2000, ISBN 3980525155
- Guru Padmasambhava: Die Geheimlehre Tibets. Kösel Verlag, Freiamt 1998, ISBN 978-3466204397
- Dudjom Rinpoche: The Nyingma School of Tibetan Buddhism - Its Fundamentals & History. Wisdom Publications, Boston 1991, ISBN 978-0861711994
- James Low: Hier und Jetzt Sein- Ein Kommentar zu "Dong Sal Melong" - "Der Spiegel der klaren Bedeutung" - Ein Dzogchen-Schatztext von Nudan Dorje. Silberschnur, 2005, ISBN 3-85466-063-4
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