Double Indemnity

Double Indemnity
Filmdaten
Deutscher Titel: Frau ohne Gewissen
Originaltitel: Double Indemnity
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1944
Länge: 107 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Billy Wilder, Raymond Chandler
Produktion: Joseph Sistrom
Musik: Johnny Mercer, Miklós Rózsa und Victor Schertzinger
Kamera: John F. Seitz
Schnitt: Doane Harrison
Besetzung

Frau ohne Gewissen ist ein Filmthriller des österreichisch-US-amerikanischen Regisseurs Billy Wilder aus dem Jahr 1944. Der herausragende Film noir basiert auf einem Roman von James M. Cain. Das Drehbuch schrieben Billy Wilder und Raymond Chandler.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Versicherungsvertreter Walter Neff schleppt sich in sein Büro, um dort ein Geständnis auf Tonband aufzuzeichnen. Er erzählt die Geschichte eines Versicherungsbetrugs, in den er selbst als Mörder verwickelt war:

Eines Tages besucht Neff das Haus von Mr. Dietrichson, damit dieser eine Autoversicherungspolice verlängert. Doch nur seine Frau, Phyllis Dietrichson, ist anwesend. Neff fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Bei einem zweiten Treffen – ihr Mann ist wieder nicht da – fragt sie ihn, ob sie eine Unfallversicherung für ihren Mann abschließen könne, ohne dass dieser davon erführe. Neff ahnt bereits, dass Mrs. Dietrichson Pläne haben könnte, sich ihren Mann vom Hals zu schaffen, und sagt ihr offen, dass er dafür nicht zu haben sei. Später besucht sie ihn zu Hause und überredet ihn, ihren ganzen Charme ausnutzend, dazu, sie bei ihrem Mordplan zu unterstützen. Neff springt darauf an und hat die Idee einen Zugunfall zu inszenieren, weil die Versicherung in einem solchen Fall die doppelte Summe (engl.: double indemnity), nämlich 100000 Dollar zahlen würde.

Um den Vertrag unbemerkt abschließen zu können, legt Neff Mr. Dietrichson zunächst die Autoversicherungspolice und kurz danach eine Kopie vor, die er beide unterschreibt. Er weiß nicht, dass es sich bei der Kopie tatsächlich um seine Unfallversicherung handelt. Bei dieser Gelegenheit lernt Neff auch die Stieftochter von Phyllis, Lola Dietrichson, kennen und fährt sie ins Kino. Sie erzählt ihm, dass sie sich heimlich mit ihrem Freund Nino trifft.

Die weitere Planung des Mordes machen Neff und Phyllis unter Geheimhaltung – so treffen sie sich ausschließlich im Lebensmittelladen und telefonieren nur über Telefonzellen. Unerwarteterweise bricht sich Mr. Dietrichson das Bein, aber Phyllis hat dennoch einen Zug für ihn gebucht. Am Tag der Abreise sichert Neff zunächst sein Alibi ab und versteckt sich dann im Auto von Phyllis. Die beiden steigen ein, und kurz vor dem Ziel gibt Phyllis ein Hupzeichen, woraufhin Neff ihren Mann von hinten erdrosselt. Er zieht sich dessen Kleidung an, samt Krücken, und steigt unerkannt in den Zug. Auf der hinteren Plattform sitzt ein Mann, der das Gespräch mit Neff sucht, doch Neff wimmelt ihn ab. In einem unbemerkten Moment springt er dort vom Zug, wo Phyllis bereits auf ihn wartet. Sie legen die Leiche von Mr. Dietrichson auf die Schienen.

Nach Bekanntwerden des Falls wird ausgerechnet Neffs Kollege und Freund Barton Keyes mit der Untersuchung der näheren Umstände beauftragt. Er ist zunächst felsenfest davon überzeugt, dass es sich um einen Unfall handelte, während Norton, der Chef der Gesellschaft, Selbstmord vermutet. Neff fühlt sich sicher, bis Keyes auf einmal eine neue Vermutung hat: Mord. Von Lola, die im Büro des Versicherungsunternehmens erscheint, erfährt Neff, dass Phyllis die leibliche Mutter ihrer Stieftochter umgebracht habe, um deren Vater heiraten zu können. Als Keyes an einem anderen Tag Neff in sein Büro bittet, wird dieser mit einem neuen Problem konfrontiert: Der Mann, der ihn auf der Plattform des Zuges gesehen hatte, will aussagen. Er ist sich sicher, dass der Mann jünger war als Mr. Dietrichson, aber er erkennt Neff nicht. In einem geheimen Treffen erklärt Neff Phyllis den Ernst der Lage, außerdem konfrontiert er sie mit den Anschuldigungen ihrer Stieftochter. In der folgenden Zeit trifft sich Neff auch öfter mit Lola, dabei erzählt sie ihm, dass Phyllis sie mit Nino betrüge. Gleichzeitig ist Nino auch der Hauptverdächtige in den Augen der Ermittler, da er Phyllis täglich besucht haben soll. Langsam keimt in Neff der Wunsch, Phyllis loszuwerden.

Bei einem letzten Besuch, den er Phyllis zu Hause abstattet, will er sie umbringen. Doch auch sie hat einen Plan: Sie will zuerst Neff und dann ihre Stieftochter töten um schließlich Alleinerbin ihres toten Ehemanns zu werden. Sie schießt zuerst auf ihn, trifft ihn aber nicht tödlich. Plötzlich wirft sie sich ihm um den Arm, als würde sie ihn doch lieben. Kaltblütig erschießt Neff sie.

Am Ende des Geständnisses tritt Keyes ins Büro. Neff, der sein Schicksal nicht wahrhaben will, versucht die Flucht zu ergreifen, schafft es mit seiner Wunde jedoch gerade einmal bis zur Tür und bricht zusammen.

Rezeption

Eine zu sämtlichen Schandtaten bereite Femme fatale sowie ein zum Mordkomplizen mutierender Durchschnittstyp: Ein derartiges Personal war zum einen im Vergleich zum damaligen Mainstreamkino Hollywoods mehr als ungewöhnlich. Eine besondere Stellung besitzt diese Charakterprägung der Hauptfiguren aber auch im Zusammenhang mit der Stilrichtung der Filmgeschichte, die später als Film noir bezeichnet worden ist. Nämlich deshalb, weil die Protagonisten samt und sonders unmoralisch handeln, das Publikum aber trotzdem eine gewisse Sympathie für sie aufbringen kann. Insofern gilt Frau ohne Gewissen heute als herausragendes Exemplar des Film noir. Wesentlich dazu beigetragen hat Barbara Stanwyck, deren Verkörperung einer mit krimineller Energie und beträchtlichen manipulativen Fähigkeiten ausgerüsteten Verführerin das Rollenschema der Femme fatale entscheidend geprägt hat.

Kritiken

  • Lexikon des Internationalen Films: Ein Versicherungsagent deckt aus Liebe eine gewissenlose Frau, die ihren Mann ermordet hat, um sein Vermögen zu kassieren. Psychologisches Kriminaldrama mit exakter Menschenzeichnung und intensiv gesteigerter Spannung. Typisches Beispiel für den amerikanischen Film Noir.

Hintergrund

Ursprünglich war ein Schluss gedreht worden, in dem Neff zunächst festgenommen und anschließend in der Gaskammer hingerichtet wird. Wilder entschied sich später noch für einen anderen Ausgang der Handlung, der nach seiner Auffassung besser zu den Charakterzeichnungen der Hauptfiguren passt.

Raymond Chandler hat für Frau ohne Gewissen erstmalig an einem Drehbuch mitgearbeitet. Hierfür war er insbesondere wegen seiner Fähigkeit angeheuert worden, Dialogpassagen für hartgesottene Charaktere zu liefern. Zuvor hatte er dies bereits mit seinem Romanerfolg The Big Sleep (als Tote schlafen fest im Jahr 1946 verfilmt) unter Beweis gestellt.

Im Verlauf der Dreharbeiten war Wilder mit der von Barbara Stanwyck getragenen blonden Perücke zunehmend unzufrieden. Da bereits etliche Szenen gedreht waren, war es zu diesem Zeitpunkt aber bereits zu spät für eine Änderung der Haartracht.

Double Indemnity ist der englischsprachige Begriff für eine bei Unfalltod doppelt ausgezahlte Versicherungssumme.

Auszeichnungen

Frau ohne Gewissen war bei der Oscar-Verleihung im Jahr 1945 in sieben Kategorien nominiert (Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Hauptdarstellerin (Stanwyck), Filmmusik - Drama/Komödie, Beste Kamera/schwarz-weiß sowie Bester Ton). Gewinnen konnte dieser Film in keiner Kategorie. Geschlagen geben musste er sich insbesondere der Komödie Der Weg zum Glück (Film, Regie, Drehbuch). Barbara Stanwyck musste Ingrid Bergman (für Hauptrolle in Das Haus der Lady Alquist) den Vortritt lassen.

1992 wurde Frau ohne Gewissen in das National Film Registry aufgenommen, ein Verzeichnis US-amerikanischer Filme, die als besonders erhaltenswert angesehen werden.

In den vom American Film Institute zusammengestellten Top-Listen ist Frau ohne Gewissen mehrfach vertreten: Auf Platz 38 (Ausgabe 1998) und Platz 29 (Ausgabe 2007) der 100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten, auf Platz 24 der 100 besten amerikanischen Thriller sowie auf Platz 8 der Top 50 der Schurken (Phyllis Dietrichson).

Remakes und Bezüge

Im Jahr 1954 wurde im Rahmen der fünften Staffel des Lux Video Theatres (1950-1959) der Stoff erneut für das Fernsehen verfilmt. In der Episode mit dem Titel Double Indemnity die am 16. Dezember 1954 in den USA ausgestrahlt wurde, agierten Laraine Day und Frank Lovejoy in den Hauptrollen.

Im Jahr 1973 wurde Cains Roman ein zweites Mal von Regisseur Jack Smight für das Fernsehen verfilmt. In Double Indemnity waren Samantha Eggar als Phyllis Dietrichson, Richard Crenna als Walter Neff und Lee J. Cobb als Barton Keyes zu sehen. Der 75-minütige TV-Film, der am 13. Oktober 1973 im US-Fernsehen gezeigt wurde, konnte jedoch nicht an den großen Erfolg von Billy Wilders Original anknüpfen.

Auf Frau ohne Gewissen wird in zahlreichen Filmen Bezug genommen. Unter anderem in Die Hexen von Eastwick (1987), Charlie und die Schokoladenfabrik (1971), Woody Allens Manhattan Murder Mystery (1993) und Brian de Palmas Femme Fatale (2002). Ausschnitte sind außerdem in die Film noir-Hommage Tote tragen keine Karos (1982) eingeflossen. Starke inhaltliche Bezüge weist Lawrence Kasdans Thriller Heißblütig – Kaltblütig (1981) auf.

Literatur

  • Cain, James M.: Doppelte Abfindung. München : Goldmann, 2001. ISBN 3-442-05910-0
  • Cain, James M.: Double Indemnity. New York : Vintage Books, 1992. ISBN 0-679-72322-6 (engl. Ausgabe)
  • Wilder, Billy ; Chandler, Raymond: Double indemnity : [screenplay]. [Los Angeles, Calif. : Script Collectors Service distributor, 1943. (engl. Ausgabe)
  • Wilder, Billy ; Chandler, Raymond ; Meyers, Jeffrey: Double Indemnity. Berkeley : University of California Press, 2000. ISBN 0-520-21848-5 (engl. Ausgabe)
  • Wilder, Billy ; Kirtley, Malcolm: Double Indemnity. London : York Press, 2000. ISBN 0-582-43196-4 (engl. Ausgabe)
  • Hesling, W.: Billy Wilder : tussen Weimar en Hollywood. Leuven : Garant, 1991. ISBN 90-5350-044-8 (holl. Ausgabe)
  • McCullough, David W.: City sleuths and tough guys. Boston : Houghton Mifflin, 1989. ISBN 0-395-51318-9 (eng. Ausgabe)
  • Wilder, Billy ; Horton, Robert: Billy Wilder : interviews. Jackson : University Press of Mississippi, 2001. ISBN 1-57806-443-0 (engl. Ausgabe)

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