Dramburg

Dramburg
Drawsko Pomorskie
Wappen von Drawsko Pomorskie
Drawsko Pomorskie (Polen)
DEC
Drawsko Pomorskie
Drawsko Pomorskie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Drawsko Pomorskie
Fläche: 22 km²
Geographische Lage: 53° 32′ N, 15° 48′ O53.53333333333315.87Koordinaten: 53° 32′ 0″ N, 15° 48′ 0″ O
Einwohner: 11.443 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 78-500
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZDR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK20 Stargard SzczecińskiGdynia
DW 148 Starogard Łobeski ↔ Drawsko Pomorskie
DW 175 Drawsko Pomorskie ↔ Choszczno
Schienenweg: PKP-Linie Nr. 210: Chojnice–Runowo
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 13 Schulzenämter
32 Ortschaften
Fläche: 344 km²
Einwohner: 16.418 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Zbigniew Ptak
Adresse: ul. Gen. Wł. Sikorskiego 41
78-500 Drawsko Pomorskie
Webpräsenz: www.drawsko.pl

Drawsko Pomorskie (deutsch Dramburg) ist eine Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und hat 11.000 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Der Ort liegt im Südosten der Woiwodschaft Westpommern im Gebiet des Pommerschen Höhenrückens in der Pommerschen Schweiz in Hinterpommern. Dramburg wird vom Oberlauf des Flusses Drage berührt, östlich erstreckt sich ein großes Waldgebiet. Stettin ist etwa 100 km westlich entfernt. In der Nähe der Stadt befindet sich ein großer Truppenübungsplatz, der oft von NATO-Truppen benutzt wird.
Lage von Drawsko Pomorskie

Geschichte

Stadtgeschichte

Hauptstraßenansicht

Vom 7. bis in das 13. Jahrhundert hinein befand sich am Oberlauf des Flusses Drage, wenige Kilometer nördlich des Lübbesees eine slawische Befestigungsanlage. Nachdem die brandenburgischen Kurfürsten um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Gebiet von Polen erworben hatten, beauftragten sie im Rahmen ihrer Besiedelungsbestrebungen 1254 Belbucker Mönche mit der Gründung eines Klosters. Die Pläne scheiterten jedoch, da der vorgesehene Ort zu weit vom Stammkloster entfernt lag und den Mönchen das Land wegen seiner Wildnis als ungeeignet erschien. Die Brandenburger hielten jedoch an ihren Expansionsplänen fest, und da sich in der Nähe der Burg eine Siedlung entwickelt hatte, erhielten die Prenzlauer Ritter Arnold, Konrad und Johann von Golz von den Markgrafen den Auftrag, den Ort zu einer Stadt zu entwickeln. Durch Ansiedlung deutscher Einwanderer gelang es ihnen, die Ortschaft so weit auszubauen, dass ihr 1297 die brandenburgischen Markgrafen Otto III. und Konrad I. sowie dessen Söhne das Magdeburger Stadtrecht verleihen konnten.[2] Um die Entwicklung der Stadt weiter zu fördern, erließ ihr Markgraf Ludwig von 1338 bis 1350 alle Abgaben. 1350 wurde die Stadt der Adelsfamilie von Wedell als Lehen überlassen. Am 13. Februar 1368 war Dramburg Schauplatz des Friedensschlusses zwischen dem brandenburgischen Markgrafen Otto dem Finner und dem polnischen König Kasimir. Inzwischen hielt der Zustrom von Siedlern an, sodass sich am Ende des 14. Jahrhunderts am südlichen Drageufer die Dramburger Neustadt entwickelte. 1400 verkaufte Markgraf Sigismund (der spätere Kaiser Sigismund) die Stadt zusammen mit der gesamten Neumark an den Deutschen Orden, der seine Herrschaft jedoch nur bis 1455 ausübte.

Der 1537 konvertierte ehemalige Franziskanermönch Faustinus Schliepe führte im selben Jahr die Reformation in Dramburg ein. Ab 1540 war der Johanniterorden Eigentümer der Stadt und blieb es bis zum Jahre 1808. Ein großer Brand zerstörte 1620 weite Teile der Stadt, nur fünf Häuser blieben unversehrt. Fünf Jahre später vielen zahlreiche Einwohner der Pest zum Opfer. Während des Dreißigjährigen Krieges fiel 1638 der schwedische Oberst Beer mit Plünderungen und Brandschatzungen über die Stadt her. Trotz dieser Katastrophen nahm Dramburgs Wirtschaft keinen größeren Schaden. Die Stadt hatte das Stapelrecht für das Kolberger Salz, das über die Drage transportiert wurde, Wollweber und Schumacher waren die bestimmenden Gewerke ausgangs des Mittelalters.

Als nach dem Ende der Befreiungskriege Preußen seine Territorialverwaltung neu ordnete, wurde Dramburg 1818 zur Kreisstadt des gleichnamigen Kreises im pommerschen Regierungsbezirk Köslin erhoben. Die Pommersche Zentralbahn erreichte 1877 die Stadt, die 1896 auch an das Saatziger Kleinbahnnetz angeschlossen wurde. Dies hatte zur Folge, dass sich mehrere Industriebetriebe des Holz- und Textilgewerbes ansiedelten. Vorteilhaft wirkte sich die Einrichtung der Hauptstation der Pommerschen Saatzucht Gesellschaft aus, die in Dramburg ihre Versuchsfelder betrieb.

Nach dem Ersten Weltkrieg, als viele Einwohner der an Polen gefallenen Provinzen zuzogen, erweiterte sich Dramburg durch neue Wohngebiete im Süden der Stadt. Als 1938 die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst wurde, kam Dramburg zum Regierungsbezirk Schneidemühl. Während des Zweiten Weltkrieges betrieb die SS eine große Kradfahrer- und Mechanikerschule. Sowjetische und polnische Truppen eroberten am 4. März 1945 die Stadt, deren Stadtzentrum während der Kämpfe zum großen Teil zerstört wurde.

Am 6. März 1945 wurde die Stadt polnischer Verwaltung unterstellt. Es folgte die Vertreibung der deutschen Bevölkerung, soweit sie nicht schon vorher geflohen war. 1950 erfolgte die Umbenennung in Drawsko Pomorskie. Bis 1975 war die Stadt Verwaltungszentrum eines Powiats. Nach der Verwaltungsreform von 1999 erhielt sie diesen Status zurück.

Einwohnerentwicklung

Die vor 1945 evangelische, heute katholische St. Marienkirche

Einwohnerentwicklung von Drawsko Pomorskie

Politik

Städtepartnerschaften

Es bestehen Partnerschaften mit den Städten

Sehenswürdigkeiten

Marktplatz mit Pfarrkirche

Bedeutendstes Baudenkmal der Stadt ist die spätgotische Auferstehungskirche (kościół p.w. Zmartwychwstania Pańskiego) aus dem 15. Jahrhundert, eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein. Interessant ist die Geschichte des wuchtigen Frontturms, der seit dem Stadtbrand von 1620 auf einem schlichten Zeltdach eine Zwiebelhaube besaß, im 19. Jahrhundert diesen Aufsatz verlor und schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen heutigen spitzen Turmhelm erhielt.

Daneben verdienen die Reste der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, der Marktplatz mit seiner teilweise erhaltenen historischen Bebauung sowie ein Fachwerk-Salzspeicher aus der Zeit um 1700 Beachtung.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Drawsko Pomorskie liegt an der Droga krajowa 20 (ehemalige deutsche Reichsstraße 158) Stargard SzczecińskiGdynia. Des Weiteren führen von der Stadt aus die Woiwodschaftsstraßen (DW) DW 148 nach Starogard, die DW 173 nach Połczyn Zdrój sowie die DW 175 nach Choszczno.

Auch an die Strecke Chojnice–Runowo der Polnischen Staatsbahn (PKP) ist die Stadt angeschlossen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Hanna Stephan (1902–1980), deutsche Schriftstellerin
  • Hans Ulrich Kempski (1922–2007), deutscher Journalist, Chefkorrespondent der Süddeutschen Zeitung
  • Horst Sagert (* 1934), deutscher Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner
  • Sybille Volkholz (* 1944), deutsche Politikerin (Alternative Liste, Grüne)

Gmina Drawsko Pomorskie

Die Stadt- und Landgemeinde Drawsko Pomorskie umfasst eine Fläche von 344 km² und zählt mehr als 16.000 Einwohner.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde teilt sich in 13 Ortsteile („Schulzenämter“) auf:

  • Dalewo (Dalow)
  • Gudowo (Baumgarten)
  • Jankowo (Janikow)
  • Konotop (Köhntöpf)
  • Łabędzie (Labenz)
  • Linowo (Woltersdorf)
  • Mielenko Drawskie (Klein Mellen)
  • Nętno (Nuthagen)
  • Rydzewo (Rützow)
  • Suliszewo (Zülshagen)
  • Zagozd (Neu Schönwalde)
  • Zarańsko (Sarranzig)
  • Żółte (Schilde)

Diesen sind 32 Ortschaften zugeordnet, darunter:

  • Cianowo (Jakobsdorf)
  • Gajewko (Eichforst)
  • Gajewo
  • Golina
  • Karwice (Karwitz)
  • Krzynno
  • Kumki (Kümken)
  • Lasocin (Friedeald)
  • Olchowiec (Aalkist)
  • Oleszno (Welschenburg)
  • Roztoki (Wedellshof)
  • Suchowo (Zuchow)
  • Ustok (Heinrichsfelde)
  • Woliczno (Golz)
  • Zagórki (Hünenberg)
  • Zbrojewo (Hohenheide)
  • Ziemsko (Zamzow)
  • Żołcin (Neu Schilde)
  • Żołędowo (Mittelfelde)

Verweise

Literatur

  • Gustav Kratz; Die Städte der Provinz Pommern - Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Sändig Reprint Verlag, Vaduz 1996 (unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1863), ISBN 3253027341, S. 125-128.

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008 (WebCite)
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gelgner: Regesten und Urkunden der Verfassungs- und Rechtsgeschichte der5 deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 883.

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