Dreifache Zuflucht

Dreifache Zuflucht

Zuflucht ist ein zentraler Begriff im Buddhismus. Trisharana (Sanskrit, n., त्रिशरण, triśaraṇa, wörtl.: "dreifache Zuflucht"; Pali, tisarana). Durch die Zufluchtnahme zu den 3 Juwelen = Buddha, Dharma, Sangha erklärt man sich nach außen zur Buddhistin oder zum Buddhisten. Zufluchtnahme bedeutet, diese Drei Juwelen zu den wesentlichen Pfeilern der persönlichen Glaubens- und Lebenspraxis werden zu lassen, sich also am Buddha, seiner Lehre und der Gemeinschaft zu orientieren. Die Zufluchtnahme kann im Rahmen einer Zeremonie (im Rahmen einer buddhistischen Gemeinschaft) erfolgen und wird in der Regel mit einer Verpflichtung auf die so genannten (Fünf Silas), die sittlichen Übungsregeln, verknüpft.

Nach der Zufluchtnahme zu Buddha, Dharma und Sangha soll man keine weitere Zuflucht zu unerleuchteten Wesen (Gott, Göttern) nehmen, da diese einem letztlich nicht dabei behilflich sind Samsara zu überwinden und Nirvana zu erlangen.

Die Zufluchtnahme geschieht zu dem Buddha als Lehrer, dem Dharma als Richtschnur und der Sangha (nur der Erwachten) als Vorbild.

Inhaltsverzeichnis

Voraussetzung

Zuflucht basiert auf der Erkenntnis und Anerkennung der Möglichkeit, dass jedes Lebewesen das Potential und die Möglichkeit besitzt, sich vollständig vom Leid zu befreien und dass es Wesen gibt, die das erreicht haben und einen selbst auf dem Weg dahin unterstützen. Den Weg geht man aber letztlich selbst. Niemand kann das einem abnehmen. Jeder trägt die volle Verantwortung für seinen Weg.

Vorsätze

Wenn man sich entscheidet, Zuflucht zu nehmen, legt man sich auf den buddhistischen Pfad fest. Dazu gehören die Vorsätze oder Gelöbnisse einzuhalten, insbesondere den Vorsatz keinem Lebewesen zu schaden. Dieser Eine obligatorische Vorsatz ist immer stillschweigend mit der Zufluchtnahme verbunden.

Je nach Tradition und Lehrer können sich die Vorsätze und Formulierungen unterscheiden.

Diese fünf Vorsätze (Fünf Silas) können zusätzlich als Bestandteil der Zuflucht angesehen werden:

1. Nicht zu töten: Bezieht sich sowohl auf Menschen als auch auf Tiere, beides sind fühlende Wesen.
2. Nichts zu nehmen, was nicht gegeben wurde: Nicht stehlen.
3. Kein sexuelles Fehlverhalten: Ausübung von Sex nur zwischen erwachsenen Partnern, die nicht anderweitig gebunden sind.
4. Nicht zu lügen: Kann auf alle Formen der Lüge und der verletzenden Rede bezogen werden.
5. Keine berauschenden Mittel zu nehmen; Bezieht sich traditionell auf Alkohol, aber auch jede andere Substanz, die den Geist trübt, sollte vermieden werden.

Zufluchtsformeln

Die dreifache Zuflucht wird schon im Pali-Kanon, der ältesten Schriftensammlung des Buddhismus, mehrfach erwähnt (siehe "Quellen zur Zuflucht"). Die Zufluchtsformel mit der vorangestellten Verehrung, wie sie im Folgenden wiedergegeben ist, findet sich wörtlich in der Kürzeren Sammlung des Suttapitaka. Sie wird bis in die heutige Zeit in verschiedenen buddhistischen Traditionen rezitiert. Oft wird sie nicht in der Landessprache, sondern in Pali oder Sanskrit rezitiert.

Verehrungsformel (Namaskara), der Zufluchtnahme vorangestellt:

(Pali:)

Namo Tassa Bhagavato Arahato Sammāsambuddhassa. (3x) (dt: Verehrung ihm, dem Erhabenen, dem Heiligen, dem vollkommen Erwachten.)

(Sanskrit:)

Namo Buddhaya (dt: Verehrung sei dem Buddha)
Namo Dharmaya (dt: Verehrung sei dem Dharma)
Namo Sanghaya (dt: Verehrung sei dem Sangha)

Traditionelle Zufluchtsformel

(Pali:)

Buddham saranam gacchami. (dt: Ich nehme Zuflucht zu/zum Buddha)
Dhammam saranam gacchami. (dt: Ich nehme Zuflucht zum Dharma/Dhamma)
Sangham saranam gacchami. (dt: Ich nehme Zuflucht zur/zum Sangha)
Dutiyampi Buddham saranam gacchami. (dt: Zum zweiten Male nehme ich...)
Dutiyampi Dhammam saranam gacchami.
Dutiyampi Sangham saranam gacchami.
Tatiyampi Buddham saranam gacchami. (dt: Zum dritten Male nehme ich...)
Tatiyampi Dhammam saranam gacchami.
Tatiyampi Sangham saranam gacchami.

Zufluchtsformel aus dem tibetischen Buddhismus:

Zusammen mit allen Lebewesen
nehme ich von heute an,
bis die Essenz der Erleuchtung erlangt ist,
Zuflucht zu Buddha als Lehrer,
Zuflucht zu seiner Lehre, die aus überliefertem und innerlich verwirklichtem Wissen besteht, und
Zuflucht zur Gemeinschaft der erhabenen Wesen.

Grade der Zuflucht

Gemäß Atishas 'Leuchte für den Weg' (11. Jahrhundert) und der in der Folge stehenden Lamrim-Tradition, die von Tsongkhapa begründet wurde, kann man verschiedene Grade der Zufluchtnahme unterscheiden:

Zur Unterscheidung dienen die Absichten des Praktizierenden, wobei das Konzept der 'Bereiche' verwendet wird:

  • Weltlicher Bereich bedeutet Zuflucht zu nehmen, um sein Leben zu verbessern (kein Buddhist)
  • Niedrigster buddhistischer Bereich bedeutet, Zuflucht zu nehmen, um eine höhere Wiedergeburt zu erlangen und dadurch die niedrigen Daseinsbereiche zu vermeiden.
  • Mittlerer buddhistischer Bereich bedeutet, Zuflucht zu nehmen um Nirvana zu erlangen.
  • Hoher buddhistischer Bereich bedeutet, Zuflucht zu nehmen, um ein Buddha zu werden.
  • Höchster buddhistischer Bereich wird manchmal erwähnt, bedeutet Zufluchtnahme, um Buddhaschaft in diesem Leben zu erlangen (durch die Anwendung buddhistischer Tantra-Techniken).

Zuflucht zum Guru

Im Vajrayana-Buddhismus nimmt man auch Zuflucht zu den Gurus, den jeweiligen Lamas. Diese repräsentieren für die Schüler die vollkommenen Qualitäten des Buddha und sind Vermittler des Dharma. In der eigentlichen Zufluchtzeremonie wird aber auch hier meist nur Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha genommen. Man verpflichtet sich dabei weder einem Lama (Lehrer), noch einem Zentrum, noch einer Tradition oder einer Gruppe, sondern ausschließlich Buddha, Dharma und Sangha. Die Zuflucht zum Guru ist eine fortgeschrittene Übung (Guruyoga) im Vajrayana Buddhismus.

Literatur zur Zuflucht

Mahayana:

  • Ringu Tulku: Zuflucht – Sinn und Pfad entdecken. Bodhicharya Verlag, 2003, ISBN 3937457135
  • Arya Maitreya: Buddha Nature: The Mahayana Uttaratantra Shastra with Commentary. Snow Lion Publications, Ithaca 2000, ISBN 1559391286 (Kommentiert von Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche)

Weblinks

Quellen zur Zuflucht (im Palikanon)

Links zur Zuflucht

Mahayana:


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