Driving Miss Daisy

Driving Miss Daisy
Filmdaten
Deutscher Titel: Miss Daisy und ihr Chauffeur
Originaltitel: Driving Miss Daisy
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1989
Länge: 99 Minuten
Originalsprache: englisch und hebräisch
Altersfreigabe: FSK 6
Stab
Regie: Bruce Beresford
Drehbuch: Alfred Uhry
Produktion: Lili Fini Zanuck und Richard D. Zanuck
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Peter James
Schnitt: Mark Warner
Besetzung

Miss Daisy und ihr Chauffeur (Driving Miss Daisy) ist ein Spielfilm des australischen Regisseurs Bruce Beresford aus dem Jahr 1989. Die Tragikomödie basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Alfred Uhry und wurde von den Filmstudios Majestic Films International und The Zanuck Company produziert. Der Film gewann bei der Oscar-Verleihung im Jahr 1990 vier Academy Awards, u. a. für den besten Film des Jahres und die beste weibliche Hauptrolle.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Atlanta, im Jahr 1948: Als die exzentrische Daisy Werthan, Witwe eines reichen jüdischen Textilfabrikanten, ihren Chrysler in den Vorgarten ihrer Nachbarn setzt, kündigt die Versicherung ihr die Police. Miss Daisys Sohn Boolie stellt daraufhin gegen den Protest seiner Mutter einen Chauffeur ein. Der schwarze Hoke, Anfang sechzig und ebenfalls verwitwet, soll von nun an Miss Daisy zur Synagoge, zur Bücherei und zu ihren wöchentlichen Mah-Jongg-Partien fahren. Die 72-jährige, der der Unfall äußerst peinlich war, wehrt sich zuerst standhaft gegen die Bevormundung ihres Sohnes. Sie weigert sich, auf der Rückbank ihres Wagens Platz zu nehmen, und ignoriert den Chauffeur. Mit Beharrlichkeit gelingt es Hoke eines Tages, Miss Daisy von seiner Nützlichkeit zu überzeugen, als sie sich allein zu Fuß zum nächsten Lebensmittelgeschäft aufmacht und er ihr in dem nagelneuen Hudson folgt und sie zum Mitfahren einlädt. Die Beziehung zwischen der schlagfertigen Miss Daisy und dem ruhigen und weisen Hoke ist anfänglich sehr angespannt. Mit der Zeit entwickelt sich aus der anfänglichen Antipathie eine auf Toleranz und Verständnis basierende tiefe Freundschaft. Die ehemalige Lehrerin bringt Hoke das Lesen bei, während sie durch ihn Einblick in die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung erhält. Beide sehen sich mit Segregation und Antisemitismus konfrontiert. Hoke und Miss Daisy werden Zeugen des Bombenanschlags auf die Synagoge von Atlanta. Hoke macht Miss Daisy, die sich als liberale Jüdin aus dem Süden versteht, auf seine Weise die Verbindungen deutlich, die zwischen den Übergriffen auf die Synagoge seiner Arbeitgeberin und den Überfällen rassistischer Klan-Gruppierungen auf von Farbigen besuchte Kirchen bestehen. Später nutzt Miss Daisy die Gelegenheit einem Vortrag des schwarzen Baptistenpfarrers und Bürgerrechtlers Martin Luther King beizuwohnen.

Der Film endet mit dem Jahr 1973; Miss Daisy, an Demenz erkrankt, lebt in einem Pflegeheim, ihr Sohn Boolie wickelt den Verkauf ihres Hauses ab. Boolie lädt Hoke zu einem Besuch bei seiner Mutter ein. Tatsächlich erkennt Miss Daisy ihren langjährigen Weggefährten Hoke, der sie in der letzten Filmsequenz liebevoll füttert.

Entstehungsgeschichte

Der Film basiert auf dem Bühnenstück Driving Miss Daisy des US-amerikanischen Schriftstellers Alfred Uhry, das 1987 erstmals Off-Broadway inszeniert wurde. Driving Miss Daisy gehört zusammen mit The Last Night of Ballyhoo (1996) und dem Musical Parade (1998) zur so genannten Atlanta Trilogy, die alle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Atlanta, Georgia, spielen. Uhry wurde bei seinem Drama von seiner eigenen Großmutter Lena Fox und ihrem Chauffeur Will Coleman inspiriert. Das Werk wurde u. a. 1988 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und im selben Jahr im Londoner West End Theatre aufgeführt, mit Dame Wendy Hiller in der Rolle der Miss Daisy. Für die Filmversion die 1989 entstand, wurden Morgan Freeman, Jessica Tandy und Dan Aykroyd verpflichtet, Freeman hatte bereits in der Off-Broadway-Inszenierung von Driving Miss Daisy die Rolle des Hoke bekleidet und war dafür zum dritten Mal mit dem US-amerikanischen Theaterpreis Obie ausgezeichnet worden. Für die Schauspielerin Patti LuPone schrieb Uhry den Part der Florine nachträglich ins Filmskript. Für die Regie wurde der Australier Bruce Beresford gewonnen, der sich bereits mit Comeback der Liebe (1983) und Verbrecherische Herzen (1986) Geschichten aus den Südstaaten der USA erfolgreich angenommen hatte.

Miss Daisy und ihr Chauffeur entstand in und um Atlanta, u. a. wurde am Agnes Scott College (141 E. College Avenue, Decatur), Druid Hill, Griff und The Temple gedreht. Für die Dreharbeiten wurde der herkömmliche 35-mm-Film verwendet. Für die Filmmusik wurde der deutsche Komponist Hans Zimmer verpflichtet, der die Musikstücke komplett mit Synthesizern ohne Zuhilfenahme eines Orchesters kreierte.

Rezeption

Die Tragikomödie feierte ihren limitierten US-Kinostart am 13. Dezember 1989 in drei Kinos und konnte am Eröffnungswochenende einen Brutto-Gewinn von 73.745 US-Dollar verzeichnen. Für den Filmverleih in den USA zeigte sich Warner Bros. verantwortlich. Bruce Beresfords siebzehnte Regiearbeit avancierte zum großen Erfolg bei Kritikern und Publikum. Miss Daisy und ihr Chauffeur spielte bei geschätzten Produktionskosten von 7.5 Mio. US-Dollar einen weltweiten Gewinn von über 145 Mio. US-Dollar, wobei allein in den USA ein Brutto-Gewinn von über 106 Mio. US-Dollar erzielt wurde. Kritiker lobten die anrührende Inszenierung des Regisseurs sowie die Darstellerleistungen des Schauspielensembles und im Besonderen von Morgan Freeman und Jessica Tandy. Tandys 26. Kinorolle als reiche jüdische Matriarchin Miss Daisy wurde als beste schauspielerische Darbietung ihrer Karriere bezeichnet, die sie 1932 mit einer Nebenrolle in Cecil Lewis' The Indiscretions of Eve begonnen hatte. Negative Stimmen warfen Bruce Beresford eine politisch naive und an Höhepunkten arme Inszenierung vor, die nur durch die exzellenten Darstellerleistungen getragen werden würde. In Deutschland konnte Miss Daisy und ihr Chauffeur an den Erfolg in den USA anknüpfen. Der Film feierte seine Premiere im Februar 1990 auf der Berlinale und kam knapp einen Monat später, am 15. März in die deutschen Kinos.

Aus dem Videoverleih konnte zudem ein Gewinn von 50,5 Mio. US-Dollar erzielt werden.

Kritiken

  • "Ihres (Tandys) ist eines der lückenlosesten Porträts der Stadien des hohen Alters, dass ich jemals in einem Film gesehen habe." (Roger Ebert, Chicago Sun-Times)
  • "Die hervorragend gespielte, aber auf private Dimensionen reduzierte Geschichte ist sehr gefühlsbetont aufbereitet und sorgt damit eher für Rührung und nostalogische Gefühle, als Einsicht in gesellschaftliche Realitäten zu bieten." (Lexikon des internationalen Films)
  • "Dies ist Tandys feinste zweistündige Bildschirmpräsenz in einer Filmkarriere die bis ins Jahr 1932 zurückreicht." (Rolling Stone)
  • "... anrührende Komödie von dem Australier Bruce Beresford ('Ninas Alibi', 'Verbrecherische Herzen'), der mit heiterer Note und ein wenig Betulichkeit eine durch Rassen- und Religionskonflikte komplizierte Freundschaft schildert. Hervorragende Darsteller wie Jessica Tandy ('Cocoon'), Morgan Freeman ('Der stahlharte Prinzipal') und Dan Aykroyd ('Ghostbusters') umschiffen gekonnt die Klippen aus Kitsch und Rührseligkeit. Regisseur Beresford beweist einmal mehr solides Können." (VideoWoche)
  • "'Driving Miss Daisy' zeigt uns, dass Freundschaft durch kleine Liebenswürdigkeiten geschmiedet wird, eine Scheibe Pastete, ein geteiltes Lachen, einen Seufzer des Trostes." (Washington Post)

Anmerkungen

  • Als Heim von Miss Daisy diente der Filmcrew ein Grundstück in der 822 Lullwater Road in Atlanta.
  • Die drei afroamerikanischen Männer, die im Film eine Bahnstrecke entlanglaufen, sind Nachfahren von Will Coleman, an den die Figur des Hoke angelehnt ist.
  • Die Arie, der Miss Daisy am Radio lauscht während die Jahre vergehen, heißt "Song to the Moon" und stammt aus Antonín Dvořáks Oper Rusalka.
  • Miss Daisy schenkt ihrem Chauffeur ein Buch mit dem Hinweis, dass sie bereits Mayor Hartsfield aus demselben Buch gelehrt habe. Dies ist eine Referenz an William B. Hartsfield (1890 - 1971), der von 1931 bis 1961 das Bürgermeisteramt von Atlanta bekleidete.
  • Am Ende des Films wird die Immobiliengesellschaft Harry Norman Realtors damit beauftragt das Haus von Miss Daisy zu verkaufen. Das Unternehmen existiert tatsächlich seit den 1930er Jahren.
  • Obwohl der Film auch die Geschichte jüdischer Charaktere aufzeigt, ist unter den Hauptdarstellern kein Schauspieler jüdischen Glaubens zu finden.
  • Die Komödie Stay Tuned (1992) von Regisseur Peter Hyams enthält eine kurze Parodie auf Bruce Beresfords Film mit dem Titel Driving Over Miss Daisy (dt.: "Miss Daisy überfahren").

Auszeichnungen

Im Jahr 1990 zählte Miss Daisy und ihr Chauffeur mit neun Nominierungen zum großen Favoriten der Oscar-Verleihung. Nachdem Bruce Beresfords Werk bereits zwei Monate zuvor mit drei Golden Globes in der Kategorie Komödie bzw. Musical ausgezeichnet worden war, setzte sich die Tragikomödie in der Oscar-Nacht am 26. März 1990 u. a. gegen die Dramen Geboren am 4. Juli und Der Club der toten Dichter von Oliver Stone bzw. Peter Weir durch und wurde mit vier Academy Awards prämiert. Neben den Kategorien Bester Film und Bestes adaptiertes Drehbuch schrieb die Britin Jessica Tandy mit ihrem Sieg als beste Hauptdarstellerin Oscar-Geschichte. Mit 80 Jahren und 293 Tagen ist sie bis heute die älteste Schauspielerin, die mit einem regulären Darstellerpreis der Academy of Motion Picture Arts and Sciences ausgezeichnet wurde. Sie stellte mit ihrem Sieg den Rekord des US-Amerikaners George Burns ein, der 1976 im Alter von 80 Jahren und 69 Tagen als bester Nebendarsteller für Die Sunny Boys geehrt worden war. Tandy hatte im Vorfeld mit ihrem Agenten um 100 Dollar gewettet, dass sie nicht den Oscar gewinnen würde, später sagte sie diesem, dass es die beste Wette wäre, die sie jemals verloren hätte. Ein Jahr später wurde die Schauspielerin auch mit dem britischen Filmpreis BAFTA ausgezeichnet. Für den Oscar nominiert waren u. a. Hauptdarsteller Morgan Freeman und Nebendarsteller Dan Aykroyd, die sich Daniel Day-Lewis (Mein linker Fuß) bzw. Denzel Washington (Glory) geschlagen geben mussten. Die Filmmusik von Hans Zimmer wurde u. a. für den Grammy nominiert.

Oscar 1990

  • Bester Film
  • Beste Hauptdarstellerin (Jessica Tandy)
  • Bestes adaptiertes Drehbuch
  • Bestes Make-Up

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Hauptdarsteller (Morgan Freeman)
  • Bester Nebendarsteller (Dan Aykroyd)
  • Beste Ausstattung
  • Beste Kostüme
  • Bester Schnitt

BAFTA-Award 1991

  • Beste Hauptdarstellerin (Jessica Tandy)

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bestes adaptiertes Drehbuch

Golden Globe 1990

  • Bester Film - Komödie/Musical
  • Bester Hauptdarsteller - Komödie/Musical (Morgan Freeman)
  • Beste Hauptdarstellerin - Komödie/Musical (Jessica Tandy)

Weitere

BMI Film & TV Awards 1990

  • Beste Filmmusik

Berlinale 1990

David di Donatello 1990

  • Beste ausländische Darstellerin (Jessica Tandy)

Grammy 1991

  • nominiert in der Kategorie Beste Instrumentalkomposition in einem Film oder Fernsehen - End Title

Image Awards 1992

  • Bester Hauptdarsteller (Morgan Freeman)

Kansas City Film Critics Circle Awards 1990

  • Bester Hauptdarsteller (Morgan Freeman)
  • Beste Hauptdarstellerin (Jessica Tandy)

National Board of Review 1989

  • Bester Film in englischer Sprache
  • Bester Hauptdarsteller (Morgan Freeman)

PGA Golden Laurel Awards 1990

  • Filmproduzenten des Jahres (Richard D. Zanuck und Lili Fini Zanuck)

Writers Guild of America 1990

  • Bestes adaptiertes Drehbuch

Literatur

  • Uhry, Alfred: Driving Miss Daisy. Berlin : Cornelsen, 1998. ISBN 3464063259 (engl. Ausgabe)

Weblinks


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