Druckwassersee

Druckwassersee

Als Druckwasser bezeichnet man zunächst Gewässer, die durch hochsteigendes – nach oben drückendes – Grundwasser entstehen, wobei sich Senken oder tiefer gelegene Geländeteile mit offenliegendem Wasser füllen. Diese Senken werden Druckwassersenken oder Druckwasserseen genannt.

Früher wurde dieses Wasser auch teilweise als Quellwasser bezeichnet.[1]

Kein Druckwasser sind Tümpel, die entstehen, weil bei starken Regenfällen Teile der Wassermengen nicht mehr im Boden versickern können und sich in Senken sammeln.

Außerdem bezeichnet Druckwasser im Bauwesen ein Problem, das ansteht, wenn beim Bau z. B. von Kellern wechselnde in den Baubereich reichende Grundwasserstände nicht beachtet werden oder z. B. beim Tunnelbau oder U-Bahnbau bewusst ins Grundwasser gebaut wird, das dann in die Baugrube bzw. das Bauwerk drückt. Eine durchgehend wasserfeste und damit grundwasserfeste Ausführung von Kellern bzw. sonstigen Bauwerken wird als Weiße Wanne bezeichnet.[2]

Weiterhin wird im Bereich der Technik der Begriff Druckwasser und seine Zusammensetzungen gelegentlich benutzt, um Wasser zu beschreiben, das für technische Zwecke unter Druck gesetzt wird[3][4] oder dessen Druck genutzt werden soll.[5]

Inhaltsverzeichnis

Fluss- und Bachniederungen

Druckwasser ist ein typisches Phänomen in Flussniederungen mit eingedeichten Flüssen. Steigt im Fluss der Wasserstand höher als das ihn umgebende Land, was wegen der Deiche ohne Überflutung der Niederung möglich ist, so übt der hohe Flusswasserstand einen Druck auf das normalerweise in den Fluss langsame einströmende Grundwasser aus.

Diese Druckerhöhung hindert das zuströmende Grundwasser am Abfließen einerseits, es kommt letztlich auch zu einem Gegenfluss aus dem Strom andererseits. Beides führt zu einem Anstieg von Grundwasserseen in der Flussniederung. Soweit der Druck ausreicht das Wasser aus den Kies- und Sandschichten durch Deckschichten aus wasserundurchlässigerem lehmigen und tonigen Boden zu drücken kommt es zur Bildung von Druckwasserstellen oder -seen.

Wird in Stromnähe der Druck so stark, dass Deckschichten aufgebrochen werden, kann es zu sogenannten Grundbrüchen kommen, durch die eine solche Menge Grundwasser strömt, das das eingedeichte Gebiet überschwemmt wird. Es entsteht praktisch ein temporärer Artesischer Brunnen. Näheres vor allem auch zu Deichsenkungen und -brüchen durch strömendes Druckwaser siehe im Abschnitt Grundbruch im Bereich Hochwasser und Deichbau

Druckwassersenken als Lebensraum

Triops, ein typischer Bewohner von Druckwassersenken

An Stellen an denen Druckwasser häufiger auftritt, existieren häufig spezielle Pflanzen und Krebse, die imstande sind als Samen, bzw. als Eier sehr lange Trockenzeiten zu überstehen. Am Rhein z. B. kommen in Druckwassersenken Blattfußkrebse (Branchiopoda) vor, etwa ein Vertreter der Kiemenfußkrebse, Triops cancriformis, und der Linsenkrebs (Limnadia lenticularis).[6]

Verminderung von Druckwasser, Hochwasserschutz, Polder

Um größere Schäden für die Landwirtschaft oder Bebauungen in der Flussniederung zu verhindern, werden in einigen Gebieten betroffene Flächen drainagiert und anstehende Wasser über Pumpwerke in den höher gelegenen Fluss gepumpt. Dies ist im Hinblick auf die Vielzahl baulich bzw. wirtschaftlich genutzter Niederungen nicht unproblematisch für Hochwasserlagen.[7]

Die Angst, dass es vermehrt zu Druckwasserschäden in Kellern kommt, taucht z. B. immer wieder in Klagen von Anwohnern oder Gemeinden gegen Hochwasserschutzpolder auf.[8]

Technik

Druckwasserversorgung als frühe Form einer Energieversorgung

In der frühen Neuzeit wurde in einigen Städten über ein Druckwassernetz Energie an Endverbraucher verteilt. So betrieb man in Genf eine Druckwasserversorgung. Das 1883 bis 1886 erstellte Rhonekraftwerk Coulouvrenière beschickte mit mehreren Pumpen ein Druckwassernetz mit dem zunächst 95 Gewerbetreibende Wassermotoren betrieben. Ende 1889 zählte man mehr als 200 derartige „Hausturbinen“.[9]

Hohe Drücke

Etwa für das Eindrücken von Spülflüssigkeit in Tiefbohrlöcher werden Drücke von bis zu 517 bar erzeugt.[10]

Einzelnachweise

  1. http://www.ak-wasser.de/hochwasser/rhein.htm
  2. Beispiel für die Verwendung des Begriffs im Baubereich: http://www.bauwerk-verlag.de/baulexikon/index.shtml?DRUCKWASSER.HTM oder http://www.buecher-nach-isbn.info/3-8167/3816773443-Weisse-Wannen-hochwertig-genutzt-Wasserundurchlaessige-Betonbauteile-im-Druckwasser-mit-hochwertig-genutzten-Innenraeumen.-Praxisbewaehr.html
  3. z. B. Druckwasser-Drehkran: http://www.maritimer-denkmalschutz.de/kran/index-kran.html
  4. z.B. Druckwasserstrahl: http://www.baufachinformation.de/artikel.jsp?v=207288
  5. z. B. Eintrag in Pierer’s Universallexikon: http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Druckwasser
  6. L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seite 42
  7. Bsp. für einen Rat Gelände in der Rheiniederung bis zur Höhe üblicher Druckwasserstände aufzufüllen: http://www.pleiad.de/businesspark/mikrostandort.html
  8. Bsp. im Vorfeld: http://www.grundwasser-neuhofen.de/wozu_bi.htm und vorm Oberverwaltungsgericht: http://admin.pfaelzischer-merkur.de/region/landespolitik/art27452,2794041
  9. Daniel Vischer: Von der Wasserstraße zur Energieachse. Geschichte und heutiger Stand der Wasserkraftnutzung am Hochrhein. In: Der Bürger im Staat. 50. Jahrgang, Heft 2, 2000, Seite 29, PDF-Datei 3,95 MB
  10. http://www.wirth-erkelenz.de/index.php?id=29&L=1 Erreicht wird dieser Hohe Druck von der Pumpe TPK 7 ½″ x 14″ 2200 von Wirth.

Siehe auch

Weblinks


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