Dschaipur

Dschaipur
Jaipur (Indien)
DMS
Jaipur
Jaipur
DMS
Jaipur im Bundesstaat Rajasthan

Jaipur (Hindi: जयपुर, Jaypur) ist die schnellwachsende Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthan in Indien mit 3.324.000 Einwohnern (Fortschreibung Stand 2005), 300 Kilometer südwestlich von Delhi und 200 Kilometer westlich von Agra gelegen. Sie ist Industriestadt (Metall-, Textil-, Schmuck-, chemische Industrie), Kulturzentrum mit Universität, Theater, Kinos, Museen, Zoo und Kunstdenkmälern sowie Verkehrsknoten (Straße, Eisenbahn, Flughafen). In der Umgebung wird Bergbau und Landwirtschaft betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zentrale Marktstraße von Jaipur
Jaipur vom Nahargarh-Fort aus gesehen

Die Stadt wurde am 17. November 1727 von Maharaja Jai Singh II. (1686–1743) gegründet und gehört damit zu Rajasthans jüngeren Städten. Jaipur wird Pink City (die „rosarote Stadt“) genannt. Die Bezeichnung bezieht sich auf die rosarote Farbe der Gebäude im Altstadtviertel. Den Anstrich erhielt sie Ende des 19. Jahrhunderts in Vorbereitung auf den Besuch von Prinz Albert von England (1819–1861), dem Ehemann der britischen Königin Victoria (1819–1901). Rosarot ist Rajasthans traditionelle Farbe der Gastlichkeit.

Im Jahre 1700 bestieg Jai Singh II. im Alter von erst 13 Jahren den Thron der Kuchwaha-Rajputen in Ajmer und trat damit das Erbe über ein Fürstentum an, das Shekawati im Norden einschloss und sich im Osten bis an das Reich der Jat in Bayana, südlich bis Aligarh und westlich bis Kishangarh erstreckte, wo seine Grenzen die Einflusssphären der mächtigen Reiche der Mewar in Udaipur und Marwar in Jodhpur berührten.

Obwohl die Kuchwaha-Rajputen sich im Jahre 1561 als Erste mit den Mogul-Herrschern verbündeten und sich deshalb die Verachtung der anderen Rajputen-Sippen zugezogen hatten, waren sie durch den freien Handel und den direkten Austausch von Kunst und Ideen mit den Moguln zur damaligen Zeit bereits zu großem Reichtum gelangt. Der Mogul-Kaiser Aurangzeb (1618–1707) war vom scharfen Verstand Jai Singhs beeindruckt und verlieh ihm den Titel Sawai („ein ganzes und ein Viertel“), um seine Größe zum Ausdruck zu bringen.

Jai Singh wurde der Auszeichnung gerecht, indem er sich in Politik, Wissen und Kriegsführung hervortat, besonderes Interesse an der Astronomie zeigte und außerordentliche Leidenschaft für die Symmetrie bewies. Er fasste den Entschluss, seine Hauptstadt vom beengten Hügelland um Amber nach Süden zu verlegen. In weniger als acht Jahren wurde die Stadt erbaut. Auch die Pläne für den Stadtpalast und Jantar Mantar, das größte steinerne Observatorium der Welt, gehen auf ihn zurück.

Nach 43 äußerst fruchtbaren Regierungsjahren Jai Singhs gab es unvermeidliche Auseinandersetzungen um seine Nachfolge, weil er mit 28 Ehefrauen und vier Konkubinen zahlreiche Kinder gezeugt hatte. Der Fürstenstaat versank im Chaos und verlor weite Teile seines Territoriums an die Staaten Maratha und Jat. Auch Großbritannien nutzte das interne Rajputen-Gerangel zum eigenen Machtgewinn, um Allianzen zu schmieden und unliebsamen Konflikten vorzubeugen.

Jaipurs Herrscher hielten im Gegensatz zu den Nachbarn in Delhi und Agra den Briten die Treue. Im Jahre 1947 wurde die Universität von Jaipur eröffnet. Nach der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien am 15. August 1947 verschmolz Jaipur 1949 mit den Fürstenstaaten Bikaner, Jodhpur und Jaisalmer und wurde 1956 schließlich Hauptstadt Rajasthans. Heute ist die Stadt als fortschrittlichstes Handels- und Wirtschaftszentrum wohlhabender denn je zuvor. 2008 kamen bei einem schweren Terrorangriff auf das urbane Leben der Stadt ca. sechzig Menschen um.[1]

Sehenswürdigkeiten

Stadtpalast Jai Singh II.

Das berühmteste Wahrzeichen von Jaipur ist der sich nach oben verjüngende Hawa Mahal („Palast der Winde“).

Der Palast der Winde, ein Teil des Stadtpalastes in Jaipur

Diese auffällige Konstruktion diente den zahlreichen Damen des Hofes, die sich nicht unter das einfache Volk begeben durften, als Beobachtungsposten vor allem bei den beliebten Prozessionen. So sah, hörte und roch man alles von der Straße, konnte aber aufgrund der abdunkelnden Bauweise von außen nicht bemerkt werden. Ihren Namen erhielt die Schaufassade wegen der raffinierten Luftzirkulation, die stets eine frische Brise durch die Räume ziehen ließ.

Für die Öffentlichkeit zugänglich ist der im Jahre 1890 gebaute prächtige Stadtpalast als „Sawai Man Singh Museum“ und steht von hohen Mauern umschlossen zwischen schönen Gärten und stolzen Höfen mitten im Stadtzentrum. Noch heute bewohnen Nachfahren der Rajas einen Teil des Palastes, und bei formellen Anlässen durchschreiten Familienangehörige in einer aufwendigen Prozession das große Tripolia-Tor im Zentrum der südlichen Mauer.

Touristen am Jantar Mantar

Die mit gelblichem Gips überzogenen Dreiecke, Kreise und Säulen aus Ziegelstein, die das Observatorium „Jantar Mantar“ des Hobbyastronomen Jai Singh II. bilden, stehen im südlichen Hof des Palastkomplexes. Zwischen 1728 und 1734 wurden insgesamt 18 Instrumente errichtet. Obwohl der Herrscher durch Forschungsarbeiten ausländischer Astronomen und den Rat seiner Lehrer, darunter auch seine Mutter, beeinflusst wurde, hat er etliche dieser Messinstrumente selbst entworfen. Mit ihnen lassen sich die Position und Bewegung von Sternen und Planeten bestimmen, die Zeit ablesen und sogar Voraussagen über die Intensität des Monsuns treffen. Diese populärwissenschaftliche Anlage ist ein beliebter Ausflugsort und vor allem Kinder und Jugendliche werden hier durch ihre Lehrer und angestellte Führer in die angewandte Astronomie eingeführt.

Südlich der rosaroten Stadt erstrecken sich auf über 145.000 m² Fläche die üppig begrünten Anlagen des Ram-Niwas-Parks, benannt nach Ram Singh (1816–1885), der von 1835 bis 1880 in Jaipur herrschte und die Pläne selbst entwarf. Von den Grünflächen abgesehen, locken mehrere Einrichtungen Besucher an. Die sehenswerteste ist die „Albert Hall“ mit dem „Central Museum“, die vom britischen Architekten Sir Samuel Swinton Jacob (1841–1917) entworfen wurde. Der in mehrjähriger Bauzeit ab 1867 errichtete imposante Bau lässt beträchtliche Anleihen bei zeitgenössischen britischen Vorbildern erkennen, doch die Veranden und Kuppeln lassen eindeutig auf den Mogul-Hintergrund der Kunsthandwerker schließen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

Weblinks

  • Jantar Mantar, Darstellung des Observatoriums von Jaipur mit Beschreibung der Geräte, Erklärung der Funktionsweise und umfangreicher Photodokumentation

Quellen

  1. NZZ: Ausgangssperre in Jaipu – Behörden sprechen von Terrorangriff 14. Mai 2008


26.92611111111175.8088888888897Koordinaten: 26° 56′ N, 75° 49′ O


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