Dudestii Noi

Dudestii Noi
Dudeştii Noi
Neubeschenowa
Újbesenyő
Wappen fehlt
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Dudeştii Noi (Rumänien)
DEC
Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Banat
Kreis: Timiş
Koordinaten: 45° 50′ N, 21° 6′ O45.83777777777821.10055555555690Koordinaten: 45° 50′ 16″ N, 21° 6′ 2″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 90 m
Fläche: 53,96 km²
Einwohner: 2.501 (2008)
Bevölkerungsdichte: 46 Einwohner je km²
Postleitzahl: 307041
Telefonvorwahl: (+40) 02 56
Kfz-Kennzeichen: TM
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Gemeinde
Gliederung: Deta, Opatiţa
Bürgermeister: Alin Adrian Nica (PNL/
Alianţa pentru Timiş)
Postanschrift: Loc. Dudeştii Noi Nr. 139
jud. Timiş, RO-307041
Webpräsenz:
Sonstiges
Stadtfest: Kerweih oder Kirchweih (in der deutschsprachigen Bevölkerung)

Dudeştii Noi (deutsch Neubeschenowa, ungarisch Újbesenyő) ist eine Gemeinde im Kreis Timiş, Banat in Rumänien.

Politik
Mandate im Lokalrat
(Wahl 2008):
PNL (5), PSD (1), PD-L (1),
PRM (1), PNG (1), PC (1),
Gheorghe Nebunu (unabh.) (1)

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Dudeştii Noi liegt auf einer Höhe von 84–99 m über dem Meeresspiegel, am südöstlichen Rande der Banater Heide als Teil der Großen Ungarischen Tiefebene. Das Dorf liegt mit 2.469 Einwohnern und 46 Einwohnern pro km² (beides Stand 2007) an der Staatsstraße 6 Timişoara (deutsch Temeswar, Temeschwar bzw. Temeschburg)–Sânnicolau Mare (deutsch Großsanktnikolaus), 13 km nordwestlich von Timişoara. Es bedeckt eine Fläche von 54 km². Eisenbahnanschluss besteht seit Ende des 19.Jahrhunderts. Wie das ganze Banat hat Neubeschenowa kontinentales Klima, mit kalten Wintern und heißen Sommern, der Frühling ist meistens kurz. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 10,6°C. Die Schwarzerde des Neubeschenowaer Bodens und der relativ niedrige Grundwasserspiegel bestimmen die hohe Fruchtbarkeit der Felder. Der Ort hat die Postleitzahl 307041.

Geschichte

Daker, Römer, Goten, Hunnen, Gepiden, Awaren, Serben, Slowenen, Mongolen und Türken überfielen oder besiedelten das Banat über die Jahrhunderte und verdrängten einander oder rieben sich in gegenseitigen Auseinandersetzungen auf. Der Name des Ortes, Bessenovo, hat seinen Ursprung bei den Petschenegen, die den Ort ursprünglich besiedelten.

1333 wurde der Ort in den päpstlichen Registern dokumentiert. 1551 drangen die Türken in das Banat ein. Die türkische Herrschaft wurde durch Prinz Eugen Franz von Savoyen-Carignan und seine österreichischen Truppen durch die Zurückeroberung Temeswars am 13. Oktober 1756 beendet. Inzwischen war es zu einer völligen Verarmung, Entvölkerung und Versumpfung des Gebietes gekommen.

Im Frieden von Passarowitz wurde das Temescher Banat Österreich-Ungarn angegliedert und der Wiener Hofkammer am 21. Juli 1718 als kaiserliche Krondomäne unterstellt. Feldmarschall Claudius Florimund Graf Mercy wurde 1720 mit der Regierung, Besiedlung und Urbarmachung des Banates betraut. Er zog zunächst Einwanderer vorwiegend aus seinem Geburtsland Lothringen in die ihm anvertraute Provinz. Der Lothringer Johann Oßwald, der bereits seit 20 Jahren im Banat lebte, warb 60 deutsch-lothringische Familien (290 Personen) aus den Gegenden von Mainz und Trier als Ansiedler für Beschenowa. Im Sommer 1748 kam die erste Gruppe freiwilliger Kolonisten an. Die Anreise erfolgte größtenteils auf Ulmer Schachteln über die Donau. Kaiserin Maria Theresia orderte eine militärische Ausbildung für die Siedler an, damit sie im Kriegsfalle als Soldaten dienen konnten. 1750 reihten sich weitere deutsche Ansiedler in die neue Volksgruppe der Banater Schwaben ein. Der Ortsname Neubeschenowa kam auf, um es von dem ebenfalls im Banat liegenden, bulgarisch besiedelten Altbeschenowa (rumänisch Dudeştii Vechi) zu unterscheiden.

1755 wurden in Folge der Salpetererunruhen aus dem Hauensteiner Land im Süd-Schwarzwald mehrere Familien in das Banat zwangsdeportiert und viele in Neubeschenowa angesiedelt. Entlassene Soldaten siedelten sich 1763 in der Gemeinde an. Die Familie Habsburg-Lothringen überschrieb 1778 das Temescher Banat politisch an Ungarn, im gleichen Jahr belief sich sie Anzahl der gebauten Häuser auf 219. Nach der Zuteilung des Banats zur ungarischen Komitatsverwaltung kam Neubeschenowa 1779 zum Bezirk St. Andreas. 1787 erfolgten grossangelegte Niederlassungen durch das Militär.

Am 9. August 1849 fand eine Entscheidungsschlacht des Ungarischen Revolutionskrieges bei Neubeschenowa statt. 30.000 Kämpfer der österreichischen Hauptarmee mit 108 Kanonen trafen am Nyaradbach unter der Führung des Feldzeugmeisters Baron Julius von Haynau auf 55.000 Mann und 108 Kanonen der ungarischen Armee unter dem Kommando der Generäle Heinrich Dembinski und Józef Bem. Durch den Sieg der Kaiserlichen Truppen wurde die 107-tägige Belagerung Temeswars beendet. Das Banat wurde nach der Revolution wieder österreichisches Kronland.

Nach dem Österreichisch-Ungarischer Ausgleich 1867 kamen Siebenbürgen und das Banat wieder zu Ungarn.

In den Jahren 1906–1908 wanderten 325 Neubeschenowaer nach Nordamerika aus, 65 davon kehrten zurück. Die Ausgewanderten sandten 375.000 Kronen in die Heimat. Im Ersten Weltkrieg fielen 127 Personen oder wurden vermisst.

Nach dem Zerfall der K. u. k. Monarchie erfolgte 1918 die Ausrufung der Autonomen Banater Republik, nach dem Friedensvertrag von Trianon fiel Neubeschenowa 1920 an Rumänien.

Im Sommer 1933 fand das erste nationalsozialistische Arbeitslager der Hitler-Jugend im Banat statt. Im Zweiten Weltkrieg fielen in der rumänischen Armee 37 Männer aus der Gemeinde, in der deutschen Armee ca. 83 Männer. Nach dem Seitenwechsel Rumäniens von den Achsenmächten zu den Alliierten am 23. August 1944 flüchteten 19 Familien in den Westen, zwischen 29. September und 10. Oktober wurden alle Bewohner nach St. Andreas evakuiert.

Im Januar und Februar 1945 wurden 297 Frauen und Männer zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion deportiert. Davon starben 68 Personen in den Kohlengruben der Ukraine. Nach dem Bodenreformgesetz (Agrarrevolution) folgte die Enteignung der verbliebenen deutschen Bevölkerung. Im Juli kamen die ersten rumänischen Kolonisten in die Gemeinde. 1947 wurde fast jedes Haus in Neubeschenowa von Rumänen bewohnt.

1951–1956 erfolgte die Deportation von 62 Familien in die Bărăgan-Steppe im Grenzgebiet zu Bulgarien. Von den deportierten 170 Personen kamen 22 nicht mehr zurück. Nach dem Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien zur Familienzusammenführung begann 1978 die erste große Welle der Auswanderung. 1989 nahm die Bevölkerung des Dorfes aktiv teil an der rumänischen Revolution, welche in Timişoara begann, und der der Sturz des Ceauşescu-Regimes im Dezember folgte. 1989 begann auch die zweite und letzte große Auswanderungswelle.

Seit 2004 stellt die Partidul Naţional Liberal (PNL) mit Alin Adrian Nica den Bürgermeister; Dudeştii Noi ist seit diesem Jahr wieder eine eigenständige Gemeinde und bestrebt, sich eine neue Identität zu schaffen. Bis 2005 wurden 60% der Straßen gepflastert, das Wassernetz mit zwei zusätzlichen Kilometern ausgebaut, ein neues Schulgebäude für die Klassen I-IV gebaut, und die Strassenbeleuchtung verbessert. Zukünftige Projekte zielen auf die Renovierung und Ausstattung des Kulturheims, den Ausbau der Gemeinde, den Bau eines Sportsaales und den Anschluss der Gemeinde an das Erdgasnetz.[1]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Gesamt Deutsche Rumänen Ungarn andere davon Sinti und Roma
1880 2.743 2.662 12 6 63 0
1900 2.857 2.677 78 50 52 0
1910 2.541 2.355 14 37 135 0
1920 2.456 2.291 0 19 146 0
1930 2.400 2.233 14 14 149 141
1941 2.309 2.108 36 20 145 140
1956 2.559 unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt
1966 2.672 1.277 1.360 24 19 2
1977 2.658 1.177 1.359 39 143 133
1992 2.265 93 1.964 32 143 141
2006 2.414 ≥ 10 unbekannt unbekannt unbekannt ≥ 200 Familien
2007 2.469 unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt
2008 2.501 unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt

Bauwerke

Römisch-Katholische Kirche und Pfarrei

1334 erfolgte die Gründung der ersten Pfarrei, welche 1749 restauriert wurde. 1750–1751 erfolgte der Kirchenbau. Schutzpatron der Kirche wurde der Heilige Wendelin. Die Gemeinde hielt seit 1754 die folgenden kirchlichen Feiertage ein: St. Wendelin, St. Rochus, St. Johannes von Nepomuk, St. Quirinus, und Herz-Jesu. 1764 folgte der Kauf einer ersten Orgel für 150 Gulden. 1765 wurde die Erste Glocke zu Ehren des heiligen Georg in Graz gegossen. 1767 kam die erste Kirchturmuhr. 1780 kaufte die Gemeinde drei neue Glocken. 1784 erfolgte eine Renovierung der Kirche und der Pfarrei. 1818 wurden drei neuen Kirchenglocken für 2.800 Gulden gekauft. 1824 wurde der Grundstein zum neuen Pfarrhaus gelegt. 1832 wurde für 5.000 Gulden eine neue Orgel gekauft. 1857 folgte die Aufstellung des Eisenkreuzes vor der Kirche. Diebe erbeuteten im selben Jahre 1.074 Gulden aus der Kirchenkasse. 1997 wurde die Kirche renoviert, aber durch ein Unwetter im Sommer 1998 wieder stark beschädigt. (45° 50′ 23″ N, 21° 6′ 2″ O45.83972222222221.1005555555567)

Rochus-Kapelle und Friedhof

1751 erfolgte die Konsekration des ersten Friedhofs. 1838 wurde ein neuer Friedhof eingeweiht, in dessen Mitte 1844 die Rochus-Kapelle errichtet wurde (45° 50′ 7″ N, 21° 6′ 19″ O45.83527777777821.1052777777787).

Orthodoxe Kirche

1971 wurde die dem Heiligen Dimitrios von Thessaloniki geweihte Kirche erbaut (45° 50′ 3″ N, 21° 6′ 20″ O45.83416666666721.1055555555567).

weitere

  • 1834 erfolgte der Bau eines neuen Schulgebäudes durch Wilhelm Quiring aus Neu-Arad, für 2.439 Gulden.
  • 1915 wurde auf der Hutweide der Gemeinde ein Zeppelin-Hangar erbaut. Nach Abzug der deutschen Truppen wurde der Hangar von Privatpersonen unsachgemäß abgebaut und brach am 15.Mai 1919 zusammen. Dabei gab es viele Verletzte und 5 Tote.
Wappen der HOG Neubeschenowa
Neubeschenowaer Tracht

Traditionen

Die deutschen Traditionen werden in der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Neubeschenowa weiterhin gepflegt.

Die Ziele der HOG sind, die Verbindungen und Beziehungen zwischen den ehemaligen Bewohnern und im Ausland noch wohnenden Landsleuten zu pflegen, sowie die Bewahrung des traditionellen Brauchtums.

Hierzu treffen sich ehemalige Bewohner Neubeschenowas seit 1957 regelmäßig.

Während dieser seit 1981 alle zwei Jahre stattfindenden Treffen (meist in der Gegend um Augsburg) werden Messen und Gottesdienste abgehalten, sowie Kirchweih-Aufmärsche und Tanzvorführungen von Trachtenpaaren zu traditioneller Blasmusik aufgeführt.

Persönlichkeiten

  • Chiquita Mischke, Leiterin Haus Lebensquell
  • Josef Nischbach, Theologieprofessor, Domherr und Päpstlicher Prälat
  • Johann Osswald, Anwerber deutscher und französischer Siedler zur Kolonisation des Banats
  • Johann Heinrich Schwicker, ungarndeutscher Historiker
  • Ede Ignác Tomori, ungarischer Photograph
  • Matthias Wanko, Vorstandsvorsitzender der HOG Neubeschenowa, Landesobmann des Vereins Salzburger Donauschwaben, Chormusiker
  • Franz Waschek, rumäniendeutscher Chorleiter, Kirchenmusiker und Komponist

Literatur

  • Petri, Dr. Anton Peter - Neubeschenowa. Geschichte einer moselfränkischen Gemeinde im rumänischen Banat, Pannonia-Verlag, 1963
  • Petri, Dr. Anton Peter - Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, 1992, 2198 Sp., Marquartstein (Th. Breit).
  • Schwob, Anton - Siedlermischung und Sprachausgleich in jungen südostdeutschen Sprachinseln am Beispiel der Mundart von Neubeschenowa im Banat. Phil. Diss. masch. Innsbruck 1967.
  • Hans Diplich (Hrsg.): Deutsches Bauernleben im Banat. Hausbuch des Mathias Siebold aus Neubeschenowa, Banat; 1842-1878. Verlag des Südostdeutschen Kulturwerks, München 1957.
  • Karin Müller-Franzen (Hrsg.): Chronik Neubeschenowa. Ein Banater Dorf im Wandel der Zeit. Selbstverlag, Puchheim 2006, ISBN 3-00-019598-X (Paralleltitel: „Neubeschenowa, Erinnerungen an eine Heimat“).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] Rede von Bürgermeister Alin Nica beim Neubeschenowaer Treffen 2005 in Königsbrunn

Siehe auch

Bilder


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