Durchkoppelung

Durchkoppelung

Als Durchkoppeln, seltener als Durchkopplung oder Durchkoppelung, bezeichnet man das Zusammensetzen der Bestandteile einer Wortgruppe durch Bindestriche, um ein Kompositum zu bilden, also ein neues Wort. Die Zusammensetzung mit Bindestrich steht dabei im Gegensatz zur Zusammenschreibung. In der heutigen amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung wird der Begriff Durchkoppeln bzw. Durchkopplung nicht mehr verwendet, stattdessen werden Zusammensetzungen durch Bindestriche in den §§ 43 und 44 beschrieben.

Andere Sprachen, auch solche mit Zusammenschreibung bei Wortzusammensetzungen, kennen das Durchkoppeln nicht. So kennt das Niederländische hier keine Bindestriche, aber Zusammenschreibung mit dem Bestimmungswort, also z. B. Vincent van Goghstraat gegenüber Vincent-van-Gogh-Straße im Deutschen.

Inhaltsverzeichnis

Grund

Durchkopplung ist im Deutschen notwendig, da die weitgehenden Freiheiten im Satzbau (z. B. Position des Subjekts) anderenfalls lokale Uneindeutigkeiten bewirken, die den Lesefluss hemmen würden. Es gibt auch viele Wortkombinationen, die abhängig von der Durchkopplung zwei verschiedene Bedeutungen haben. Zum Beispiel ist Volkswagen Halle die Vertretung von Volkswagen in der Stadt Halle, Volkswagen-Halle aber eine Ausstellungs- oder Fabrikhalle von Volkswagen.

Anwendung

Im Deutschen werden Komposita grundsätzlich in einem Wort zusammengeschrieben. So wird aus den Wörtern Rindfleischetikettierung und Verordnung das Kompositum Rindfleischetikettierungsverordnung gebildet – dabei ist Rindfleischetikettierung das Bestimmungswort und Verordnung das Grundwort.

Besteht die Bestimmung jedoch aus einer mehrteiligen Wortgruppe oder aus mehreren Buchstaben, so muss man zur Bildung eines Kompositums die einzelnen Bestandteile durch Bindestriche verbinden (durchkoppeln). Das erste Wort des Kompositums sowie substantivische Bestandteile werden dabei großgeschrieben.

Beispiele: Harry-Potter-Roman, 400-Euro-Job, Conditio-sine-qua-non-Formel, K.-o.-Schlag, Johann-Sebastian-Bach-Straße.

Durchkopplung findet auch bei der Bildung bei substantivisch gebrauchten Infinitiven mit mehr als zwei Bestandteilen Gebrauch.

Beispiele: das Zu-spät-Kommen, das In-Kraft-Treten, das Im-Schnee-Spielen, das Mit-der-Geige-Musizieren.

Viele ursprünglich im Wege der Durchkopplung gebildete Komposita sind inzwischen so etabliert, dass sie zusammengeschrieben werden und die durchgekoppelte Form befremdlich wirkt.

Beispiele: Zuspätkommen statt Zu-spät-Kommen, Inkrafttreten statt In-Kraft-Treten.

Die nicht durchgekoppelte Schreibung – meist mit nur einem Bindestrich vor dem Grundwort – ist im Deutschen einer der häufigsten Rechtschreibfehler.

Englische Wörter

Auch Komposita, deren Bestimmung ein mehrgliedriges Fremdwort aus dem Englischen ist, werden gemäß den deutschen Rechtschreibregeln durchgekoppelt. Es heißt also z. B. Macrohard-Softdot-Installationsprogramm oder Open-Source-Enzyklopädie. Dies gilt sogar dann, wenn sämtliche Zusammensetzungsbestandteile aus dem Englischen stammen, einer der Wortbestandteile aber im Deutschen häufig verwendet wird: Heavy-Metal-Band (nach neuer Rechtschreibung auch: Heavymetal-Band), Come-as-you-are-Party, Key-account-Manager (nach neuer Rechtschreibung: Key-Account-Manager).

Anführungszeichen

Steht die Bestimmung in Anführungszeichen, verzichtet man häufig auf die Durchkopplung (Beispiele: „Auferstanden aus Ruinen“-Hymne, „Harry Potter“-Roman). Diese Schreibweise wird bei Zitaten oder Werktiteln angewendet, ist jedoch nicht durch die Rechtschreibregeln legitimiert, denn die Durchkopplung bildet ein einziges Wort, das daher auch keine Leerzeichen enthalten kann. Orthographisch korrekt ist also „Auferstanden-aus-Ruinen“-Hymne, „Harry-Potter“-Roman usw.

Eigennamen

Im Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung wird darauf hingewiesen, dass Eigennamen nicht an die orthographischen Regeln gebunden sind und daher deren Schreibung davon abweichen kann. In den Vorbemerkungen des Abschnitts C. Schreibung mit Bindestrich heißt es:

Die Schreibung mit Bindestrich bei Eigennamen entspricht nicht immer den folgenden Regeln, so dass nur allgemeine Hinweise gegeben werden können. Zusammensetzungen aus Eigennamen und Substantiv zur Benennung von Schulen, Universitäten, Betrieben, Firmen und ähnlichen Institutionen werden so geschrieben, wie sie amtlich festgelegt sind.[1]

Dennoch wird von manchen auch die Durchkopplung solcher Eigennamen (z. B. Robert Bosch Stiftung, Einstein Forum) gefordert. Viele Redaktionsstandards verlangen, dass auch Eigennamen entsprechend den Rechtschreibregeln geschrieben werden, sodass in Zeitungen und Zeitschriften häufig die durchgekoppelte Variante zu lesen ist, also Einstein-Forum usw.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Rechtschreibung, Regeln und Wörterverzeichnis entsprechend den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung, Überarbeitete Fassung des amtlichen Regelwerks 2004, München und Mannheim, Februar 2006. PDF.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Scholze-Stubenrecht et al.: Duden. Richtiges und gutes Deutsch. Dudenverlag, Mannheim u. a. 1997, ISBN 3411040947, S. 140–141

Weblinks


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