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Jaroslav Durych (* 2. Dezember 1886 in Königgrätz; † 7. April 1962 in Prag) war ein tschechischer Prosaist, Dichter, Dramatiker, Publizist, römisch-katholischer Theologe und Militärarzt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Durych stammte aus einer traditionell katholischen Familie und sollte selbst Priester werden. Nachdem er früh zum Waisen wurde, studierte er zunächst am kirchlichen Seminar in Příbram, wurde dann aber wegen Lesens verbotener Literatur (Ernest Renan) ausgeschlossen.
Er ging nach Prag und studierte dort auf der medizinischen Fakultät, an der er 1913 promovierte. Im Ersten Weltkrieg war Durych Militärarzt in der österreichisch-ungarischen Armee und wurde an der Front in Galizien und Italien eingesetzt. Nach dem Krieg 1918 errichtete er in Přerov eine eigene Praxis, trat aber bald der neu gegründeten tschechoslowakischen Armee bei, in der er es bis zu seinem Ausscheiden 1938 zum Oberst brachte.
Reisen führten ihn 1925 nach Deutschland, 1928 nach Spanien und 1932 nach Italien. Neben seinem Beruf als Militärarzt und seiner literarischen Tätigkeit redigierte er auch die Zeitschriften Rozmach und Akord. Durych war in der Zwischenkriegszeit ein literarischer Einzelgänger, der seine konservativen Ansichten gerne auch in scharfer Polemik vorbrachte. So stand er damals gegen den herrschenden linken und liberalen Zeitgeist, der von einem Großteil der tschechischen Intellektuellen vertreten wurde, und war ein prononcierter Gegner von Staatspräsident Tomáš Garrigue Masaryk und von Karel Čapek. Durych vertrat extreme katholische Positionen, trat 1937 für den spanischen Diktator Francisco Franco ein und griff noch 1938 Čapek scharf an.
Seine frühere politische Einstellung belastete ihn gleich 1945 und besonders nach der kommunistischen Machtergreifung 1948. Durych war verfemt, seine Werke konnten nicht erscheinen. Erst nach dem Fall des Kommunismus in der Tschechoslowakei wird seine literarische Bedeutung wieder gewürdigt.
Werke
Entgegen der vorherrschenden Sichtweise in der Tschechoslowakei betrachtete er die Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg 1620, als die Reformation zurückgedrängt wurde und der tschechische Staat seine Selbständigkeit verlor, nicht als Katastrophe, sondern als Segen für das Land. Er begrüßte die damalige Herrschaft des Katholizismus und befasste sich bevorzugt in seinen Werken mit jener Zeit des Barock, deren Sinnlichkeit und gleichzeitige Religiosität er meisterhaft wiedergeben konnte. Sein bevorzugtes Thema ist die Frage nach Schuld und Reue. Er ist der bedeutendste Vertreter des Katholizismus in der tschechischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Seine bedeutendsten Werke behandeln geschichtliche Themen, wie der Roman aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges Bloudění (Irrungen) oder die Trilogie Rekviem (Requiem) – drei Erzählungen, die in der Zeit nach dem Tod Wallensteins spielen. Masopust (Fasching) – die Geschichte spielt zur Zeit des Einfalls der Passauer in Prag (1611) und schließlich Služebníci neužiteční (Unnütze Diener), ein vierteiliger Zyklus über den aus Böhmen stammenden Jesuiten Spinola, Missionar in Japan und dort hingerichtet. (Die letzten drei Teile wurden in Rom herausgegeben.)
Ein sehr mutiges und ungewöhnliches Buch entstand während der Zeit seiner Verfemung 1955, der Roman Boží duha (Gottes Regenbogen), in dem es um das Thema der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei geht, ein Thema das damals Tabu war, aus heutiger Sicht aber einen der wesentlichsten Beiträge zu dieser Problematik darstellt.
Neben der Prosa, die den wichtigsten Teil seines Schaffens ausmacht, befasste er sich am Beginn aber auch mit der Lyrik und dem Drama.
Essays
- Gotická růže, 1923
- Pližení Německem, 1926
- Pouť do Španělska, 1929
- Naděje katolictví v zemich českých, 1930
- Pližení a pouti, 1932
- Pláč civilisty, 1937
- Cesta sv. Vojtěcha, 1940
Lyrik
- Cikánčina smrt, 1916
- Panenky, 1923
- Hadi květy, Gedichte und Prosa 1924
- Žebrácké písně, 1925
- Balady, 1925
- Bezkydy, 1926
- Píseň milostná, 1928
- Eva, 1928
- Básně, 1930
Prosa
- Jarmark života, Erzählung 1916
- Cestou domů, Erzählungen 1919
- Tři dukáty, Erzählungen 1919
- Nejvyšší naděje, Erzählungen, 1921
- Tři trojníčky, 1923
- Smích věrnosti, 1924
- Kouzelná lampa, 1926
- Děti, 1934
Romane
- Na horách, 1919
- Sedmikráska, 1925
- Bloudění, 1929 (dt. Friedland. Ein Wallenstein-Roman. München: Piper, 1933)
- Rekviem, 3 Novellen, auch Kleine Wallensteintrilogie genannt, 1930 (dt. Die Karthause von Walditz. Erzählungen. München: Piper, 1934)
- Paní Anežka Berková, 1931
- Píseň o růži, 1934
- Masopust, 1938
- Služebníci neužiteční, Romantrilogie 1940
- Duše a hvězda, 1969
- Boží duha, posthum 1969 (dt. Gottes Regenbogen. Bremen: Verlag K-Presse, 1975)
Dramen
- Svatý Jiří, 1915
- Svatý Vojtěch, 1921
- Štědrý večer, 1926
- Svatý Václav, 1925
Literatur
- Jindra Blanka Triska: Barockelemente bei Jaroslav Durych und Vladislav Vancura. Marburg: Tectum Verlag, 1995
Weblinks
- Literatur von und über Jaroslav Durych im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Verweis auf die Enzyklopädie Who is Who des 20. Jahrhunderts
- Sieben Gedichte
- Eine Reihe abgedruckter Artikel und Essay über sein Leben.
- Ein Artikel eines Mittelschülers
Personendaten NAME Durych, Jaroslav KURZBESCHREIBUNG tschechischer Prosaist, Dichter, Dramatiker, Publizist, römisch-katholischer Theologe und Militärarzt GEBURTSDATUM 2. Dezember 1886 GEBURTSORT Hradec Králové STERBEDATUM 7. April 1962 STERBEORT Prag
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